“Urlaubslektüre Part 1”

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Der „Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafon ist ein poetisches Buch über die Seele von Büchern im Kontext der düsteren Kulisse des Barcelonas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts während der Franco-Ära. Die Hauptperson des Romans, der junge Daniel Sempere wird von seinem Vater, zu einer verborgenen Bibliothek, dem so genannten „Friedhof der Vergessenen Bücher“ geführt. Er darf sich ein Buch heraussuchen und wählt den Roman Der Schatten des Windes des unbekannten Autors Julián Carax. Im Folgenden macht sich Daniel auf die Suche nach dem mysteriösen Autor und verstrickt sich in eine abenteuerliche Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Zafon entwirft eine wunderbare Geschichte deren Charaktere langsam an Gestalt gewinnen und auf faszinierende Weise alle miteinander verwoben sind. Neben vielen überraschenden Wendungen gefallen vor allem die schöne Sprache und die große Liebe zu Details, die das Lesen zu einem echten Vergnügen macht.

„Der Schatten des Windes“ ist wohl das, was man einen Welterfolg nennt. Seit drei Jahren hält es sich beständig in allen Bestsellerlisten und ist in über 30 Sprachen übersetzt worden. Ich lese gerade die 17. Auflage der deutschen Übersetzung. Dabei ist Carlos Ruiz Zafons „Der Schatten des Windes“ (2003) nicht, wie vielfach behauptet, das Erstlingswerk, sondern sein zweiter Roman. Auch wenn der „Der Fürst des Nebels“ schon 1996 erschien. Dazwischen schrieb er drei Kinderbücher (die allerdings nur auf Spanisch veröffentlicht wurden) und arbeitete zehn Jahre lang als Werbetexter und Journalist in Los Angeles.

Leseprobe:

“Daniel, was du heute sehen wirst, darfst du niemandem erzählen”, sagte mein Vater. “Nicht einmal deinem Freund Tomás. Niemandem.”
“Auch nicht Mama?”, fragte ich mit gedämpfter Stimme.
Mein Vater seufzte hinter seinem traurigen Lächeln, das ihn wie ein Schatten durchs Leben verfolgte.
“Aber natürlich”, antwortete er gedrückt. “Vor ihr haben wir keine Geheimnisse. Ihr darfst du alles erzählen.”
Kurz nach dem Bürgerkrieg hatte eine aufkeimende Cholera meine Mutter dahingerafft. An meinem vierten Geburtstag beerdigten wir sie auf dem Friedhof des Montjuïc. Ich weiß nur noch, dass es den ganzen Tag und die ganze Nacht regnete und dass meinem Vater, als ich ihn fragte, ob der Himmel weine, bei der Antwort die Stimme versagte. Sechs Jahre später war die Abwesenheit meiner Mutter für mich noch immer eine Sinnestäuschung, eine schreiende Stille, die ich noch nicht mit Worten zum Verstummen zu bringen gelernt hatte.

7 Comments

  1. Wir haben das Buch auch gelesen, wirklich mal ein Außergewöhnliches. Atemlose Spannung…
    Nachdem wir festgestellt haben, daß der Fürst des Nebels vergriffen und nicht mal mehr bei Ebay zu bekommen ist, haben wir zum Glück rausgefunden daß es ihn in der städtischen Bibo gibt. Ist jetzt bestellt und wird freudig erwartet. Als Urlaubslektüre. 🙂

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  2. Hab ich mir das Buch gestern (!) gekauft, dachte wenn ich es fertig habe, dann wär das was für euch,
    krass wie sehr ihr mich geprägt habt was das Lesen angeht!

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  3. JA, das absolut beste Buch, das ist seit langem gelesen habe; ich hatte es in ein paar Tagen (leider) durch – kann man nicht mehr aus der Hand legen.

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  4. Als ich letzte Woche mal wieder bei uns in der Buchhandlung stöberte, hab ich dieses Buch gefunden und nachdem ich mich erinnerte, dass ich hier schon mal davon gelesen hab, habe ich es mir einfach gekauft 😉

    Vielen Dank für diesen Tipp, das Buch ist einfach klasse.

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