“Menschenwürde!?”

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Das Oberlandesgericht Stuttgart hat heute ein ethisch mehr als fragwürdiges Urteil gefällt. Danach dürfen Mieter eines Hauses die Miete mindern, wenn Arbeitslose und/oder Suchtgefährdete im Haus ein und ausgehen. Alleine die Möglichkeit, dass sie die Mieter belästigen könnten (man beachte den Konjunktiv!!) ist Grund genug nicht den vollen Mietpreis zu bezahlen (und wir reden hier von einer Mietminderung von 50%). Das ist für mich echt ein Skandal. Nach was werden Menschen heute beurteilt? Wann ist ein Mensch was wert? Wo dürfen Menschen überhaupt noch zusammen kommen und wer bestimmt, wer vom wem belästigt werden könnte? Und dann wundern wir uns über die Prekariatsdebatte. Heißt arbeitslos immer gleich, ohne Ausnahme asozial, stinkend und ins Treppenhaus kotzend? Hier wurde eine neue Tür geöffnet, die mit Vorurteilen und Verallgemeinerung gefährlich spielt. Aber es passt in die neue „moralische Wertediskussion“ die gerade läuft, ordentlich und fleißig soll ein guter Bürger sein und bitte nur unter seinesgleichen. Keine Belästigung von der Unterschicht. Bitte die Tür zulassen, es gibt genug Elend im Fernsehen.

Entschuldigung, ich muss gleich kotzen…

9 Comments

  1. Anonymous

    Hi Toby!
    Ich stimm dir voll und ganz zu!
    Das sind wieder die typischen Vorurteile,gegen die wirklich viele Arbeitslose kämpfen müssen!
    Mein Bruder ist auch arbeitslos,ist aber auf der Suche.Nur findet er leider nichts!Trotzdem ist er noch lange nicht asozial!
    Ich bekomm,wenn ich so was lese auch voll die Krise!

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  2. Anonymous

    Gilt das denn für ganz Deutschland? In unserem Haus sind mehrere Arbeitslose und Alkoholiker, ich hätte nichts dagegen den Mietpreis zu drücken 🙂

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  3. Ich kenne nicht den Wortlaut des Urteils aber ich habe bis vor kurzem in einer Drogen-Entgiftung gearbeitet. Einige der Patienten wollte ich auch nicht unbedingt in meiner näheren Umgebung, geschweige denn im selben Haus wohnen haben. Insofern kann ich das Urteil was drogensüchtige Menschen angeht nachvollziehen.

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  4. Anonymous

    @fono: Man kann es aber nicht verallgemeinern. Ich finde, es sollte individuell entschieden werden!!!

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  5. Nun, ich denke dass das nicht unbedingt hilfreich ist für die Deutsche Gesellschaft. Gibt es bald eine Mietminderung bei ausländischen Nachbarn? Gott bewahre uns vor so einem Unsinn.

    Denkst du dass das alles Zeichen des Untergangs des Sozialstaats ist?

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  6. Vor einigen Monaten habe ich auf einem Blog einen Beitrag gelesen, in welchem sich der Verfasser über die Christen gegenüber beschwert hat, die zu laut singen – kein Witz.

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  7. Hey Tobi.
    Ich kann deinen Kotzanfall gut verstehen. Das passt leider sehr gut in unsere Gesellschaft.
    Wir schließen alles weg, was uns nicht passt.
    Alte Menschen müssen allein in Heimen sterben, weil wir Leid und Tod nicht sehen wollen. Behinderte Kinder treibt man gleich von vor herein ab – und “unpassende” überhaupt. Asylanten kommen in verfallene Buden im Gewerbegebiet oder in alte Kasernen jwd.
    In Hamburg musste in Kindergarten dicht machen, weil die Kinder den Anwohnern zu laut waren (sie waren leise als die Autobahn, die da auch ist), in Desden die Karftwerksache nicht so n tolles Gelände für Kinder umbauen – gleicher Grund. In Oranienburg muss ein Projekt für Obdachlose und Menschen am Rand aus dem Haus, weil es zu nah am Gelände für die Landesgartenschau liegt.

    Das passt diese Sache leider gut rein. Tjaja… die Welt zu Gast bei Arschlöchern

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  8. ich kotz gleich mit!
    Sich gibt es asoziale, das bestreitet keiner, aber direkt ganze Gruppen als asozial abzustempeln, ist echt unglaublich!!!!!!!!
    Können wir mit unserem Handeln, Denken und Reden da etwas entgegensetzen?!?!

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  9. Hi Tobias,

    das betrifft ein Elite-Bürohaus in Heilbronn. Die Mieter zahlen dort einen hohen Mietzins und das Ganze kam ganz anders als vom Vermieter und von den Mietern geplant.

    Im Geschäftsleben, zählt eben nur das Geld und fast nicht mehr der Mensch.

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