“Männer und die Kinderarbeit”

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Ich denke seit einiger Zeit über die Bedeutung der „Arbeit mit Kinder“ in der Gemeinde nach. Die Gründe dafür liegen zum einen daran, dass ich selbst zwei kleine Kids habe und zum anderen an der Gemeindesituation in der ich mich gerade befinde. Dabei beschäftigen mich einige Fragen, wie zum Beispiel warum so wenige Männer in der „Kinderarbeit“ in den Gemeinden Verantwortung wahrnehmen oder warum manchmal Kindergottesdienste ausfallen oder sehr schnell und kurzfristig vorbereitet werden. Bei Predigten hab ich das noch selten erlebt. In verschiedenen Gemeinden habe ich es schon mitbekommen, dass abgekündigt wurde, dass die Kinder heute „nur“ betreut werden oder der Kindergottesdienst ausfällt, da die leitenden Personen krank sind oder was falsch geplant wurde etc. Bei Predigten noch nie. Hast du schon mal gehört, dass die Predigt ausfällt oder gefragt wurde: „Ist jemand im Raum der sich mit Predigten auskennt? Ja, können sie uns am Wort dienen?“ Ich finde es toll, dass sich sehr viele Menschen (vor allem Mütter) in der Kinderarbeit engagieren und ihnen gelten meine Überlegungen in kleinster Weise, sondern eher Leuten wie mir: Studierten Theologen, die sich gerne in blogs über die neusten theologischen Trends auslassen und vielleicht manchmal die Basis aus den Augen verlieren. Ein erwachsener Christ sollte einen reflektierten Glauben haben und auch über eine schlechte Predigt schadlos hinweg kommen. Bei Kindern ist das ein viel größeres Problem, zum einen ist ihr Gottesbild noch in der Prägung und sie brauchen die bestmögliche und ausgewogenste Theologie (keine mythische und erfundenen Kinderbibelgeschichten!) und zum anderen fühlen sie sehr stark, ob sie gewollt und willkommen sind im Gottesdienst (und ob sie „abgeschoben werden in den Kindergottesdienst). Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Kinder mitbekommen. Ein weiterer Zusammenhang liegt dann ein paar Jahre weiter. Die Kinder sind groß geworden, jetzt junge Erwachsene und haben ein völlig verschobenes Gottesbild (was nicht nur am theologisch schlechten Kindergottesdienst lag, aber auch). Sie sitzen (bei mir oder anderen männlichen Theologen) in der Seelsorge und diese sagen, dass sie keine Zeit haben in der Kinderarbeit mitzumachen, weil sie soviel Seesorge machen müssen. O.K., jetzt übertreibe ich ein bisschen, aber nur ein bisschen! Noch ein letztes. Das Gabenargument. Ich habe nicht die Gabe der Kinderarbeit. Kinder hassen mich und ich übrigens auch Kinder. Wenn es wirklich so krass ist, dann ist das in Ordnung. Aber bei den meisten Männern ist das gar nicht so schlimm, man müsste sich nur mal überwinden. Vorbild sein, Jesus verkörpern, Mann sein repräsentieren. Man(n) sind das Chancen. Ach und für alle Theologen. Einem Fünfjährigen komplexe theologische Dinge wie Gnade so zu erklären, dass er es versteht, gehört zu den wichtigsten Übungen der Theologie, wenn wir die verlieren und das nicht mehr können, haben wir schon verloren.

22 Comments

  1. ich hab einmal erlebt dass der preidger nicht gekommen ist, einer aus der gemeinde zog sich dann für 10min zurück., derweil gabs lobpreis, und nachher hielt er ne tolle predigt.

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  2. Weisst du was ich gut finde? Dass du wirklich ehrlich schreibst und trotz Doktortitel total auf dem Boden bleibst und auch die wichtigen Dinge des Lebens siehst. Super Post, hat mir gut gefallen.

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  3. Amen! Ich selber bin zwar grad nicht in der Arbeit mit Kindern engagiert, aber ich habe auch schon Kinderstunden gehalten und das, obwohl nur wenige mir das zugetraut hätten. Aber es war Ok. Man muss die Kinder nur ernst nehmen und sich selbst auch überwinden können. Natürlich ist das nicht jedermanns Gabe, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass fast _keine_ Männer gibt, die nicht darin begabt sind. Da werde ich doch schon skeptisch.

    Und wer einem fünfjährigem nicht erklären kann, worum es im Glauben ankommt, der wird auch Probleme bei Erwachsenen haben, nur das die Erwachsenen darüber hinwegsehen können.

    Ich finde es auch Schade, dass Sonntagschule etc in vielen Gemeinden zu wenig ernst genommen wird. Da entsteht ein totales Defizit, vor allem auch durch das Fehlen männlicher Bezugspersonen in diesen Veranstaltungen. Wir Männer haben auch hier eine Verantwortung.

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  4. In meiner ehemaligen Gemeinde war ich Mitglied im Team für die Kinderpredigt, die immer vor der normalen Predigt stattfand. Beide Predigten hatten dasselbe Thema, weshalb wir manchmal äußerst ins Schwitzen gekommen sind um es für Kinder verständlich zu machen. Geklappt hat es aber meistens und ein paar gute Lacher konnte man auch einbauen. Ich wette, die Kinder werden nie die Predigt zu Psalm 1 vergessen, in der meine Frau als der Baum vom Förster mit einer echten Kettensäge abgeholzt wurde. Das hat richtig Spaß gemacht!

    Ich denke Kinder müssen nicht unbedingt alle theologischen Facetten kennenlernen; die Grundlagen des Glaubens reichen erstmal. Trotzdem verstehen sie weitaus mehr als manche denken.

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  5. Da bin ich ja froh, dass ich schon heute Nachmittag (bevor ich das hier gelesen habe) endgültig entschieden habe, dass nächste halbe Jahr in einer Jungschar mitzuarbeiten. Ich freu mich drauf. Kinder sind genial.

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  6. bin ebenfalls von dem post sehr beeindruckt.
    kann alles 100% unterschreiben, oder in der christlichen variante Amen dazu sagen.
    in anbetracht dessen, dass ich als lehrer der mittelschule kinder auch in der 5. klasse unterrichten werde, frag ich mich, ob ich dann am sonntag noch den nerv habe kigo zu machen. aber das wird sich im september bzgl. meines teenkreises ebenfalls zeigen. bisher hat der mir jedenfalls riesen spaß gemacht.

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  7. danke für diesen post, es drückt genau unser anliegen aus, was wir versuchen durch unserer kinderarbeit zu machen. hatte ja meine diplomarbeit zu diesem thema geschrieben. sie soll menschen aus der gemeinde herausfordern, die wichtigkeit von der arbeit mit kindern zu überzeugen. und zwar ging es mir auch nicht nur darum, die arbeit mit kindern als einzelner bereich der gemeinde zu sehen, der nicht zu vernachlässigen ist. sonst beginnt innerhalb der gemeinde der “wettkampf”, welcher bereich am wichtigsten ist. obwohl ich sagen würde, dass dieser wettkampf oft stattfindet, und die arbeit mit kindern oft sehr schlecht abschneidet 🙂
    es muss in unsere köpfe kommen, dass die arbeit mit kindern genau diese prägende funktion hat, und das die investition in kindern, eine zukunftsweisende und lohnenswerte sache ist. würde mir wünschen, dass sich da eine änderung in den gemeinden auftut, und zwar nicht nur in den köpfen der leiter (gemeindeleiter), sondern auch in den praktischen konsequenzen (beispielsweise, dass immer mehr männer in der arbeit mit kinder sich engagieren)
    in unserer beratungstätigkeit merken wir oft, dass dies zwar super überlegungen sind, aber die umsetzung in die praxis funktioniert oft nicht. weil der preis (z.b. viele mitarbeiter im feld der kinder einzusetzen, praktische auswirkungen für andere bereiche der gemeinde hat) doch sehr oft zu hoch ist.

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  8. und was oft vergessen wird; wenn man eine thema den kindern erklären kann, dann versteht man diese thema oft auch selbst viel besser. Außerdem ist es eine riesen herausvorderung Kinderarbeit zu machen, denn Kinder merken, wenn man Dinge einfach nur so erzählt und nicht voll hinter dem steht was man sagt. Man ist gezwungen sich mit dem Thema persöhnlich außeinander zu setzen. Das bringt einen dann aber auch wirklich weiter.
    Also auf in den Kindergottesdienst

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  9. Anonymous

    Hallo.

    Ich finde dein Anliegen grundsätzlich gut.

    Wer aber nach neuen Männern in der Kinderarbeit ruft, muss aber leider auch Missbrauch thematisieren.

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  10. Noch eine Klarstellung, mich haben Stimmen erreicht, die meinen Eintrag missverstanden haben. Der Satz “Kinder hassen mich und ich übrigens auch Kinder” ist nicht als Bekenntnis gedacht, sondern das ICH steht als literarisches Stilmittel. Also, ich liebe Kinder, sowohl meine als auch andere und arbeite auch gerne in der Gemeinde mit ihnen. Für anonym: ich bin nicht pädophil!!! Soviel zur Rechtfertigung des T. Faix aus Marburg.

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  11. Anonymous

    Das war gar nicht auf Dich bezogen!
    Das Thema kommt nur in Gemeinde nicht vor, während “die Sache” sehr wohl vorkommt.

    Ich denke, Missbrauch ist nicht genuin männlich aber trotzdem dort stärker vertreten.

    Ich würde Dich niemals in so eine Kiste stecken!

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  12. Anonymous

    Wahrscheinlich war mein Kommentar an dieser Stelle schlecht.
    Ich möchte Deinen Beitrag nicht in dieses Licht rücken. Schließlich drückt er eine sehr gute Frage nach der inneren Einstellung unserer Kindergottesdienste aus.

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  13. @anonymos: Ja, danke. Es gab aber noch mehr Leute die mich missverstanden haben. Aber deshalb gibt es ja Kommentare um das zu klären! 🙂

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  14. ja, leider gibts sehr wenig leute, die sich für kinderarbeit (aber auch jungschar oder teeny) begeistern lassen. ich habe vor 1,5 jahren damit angefangen, mehr notgedrungen da es keine anderen dafür gab. es ist schon eine sehr krasse aufgabe finde ich, die teilweise sauviel zeit beansprucht. aber ich freue mich, dass ich damit angefanfen habe. mir sind die teens total ans herz gewachsen und meine beziehung zu gott ist dadurch viel stärker geworden. ich kann teenyarbeit nur weiterempfehlen…

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  15. Anonymous

    Ich mache Hausaufgabenbetreuung bei Grundschulkids und wenn Männer dabei sind, sind die Kids immer begeistert. Das zeigt mir, dass Männer bei den Kids oft einen besonderen Stellenwert haben. Vielleicht auch deshalb, weil “Väter” fehlen ?!

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  16. Ich muss sagen, dass ich mich sehr über die vielen Reaktionen udn Gedanken gefreut habe und dass sich das sehr hoffnungsvoll anhört. Danke.

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  17. Anonymous

    guter post!

    missbrauch sollte man ausreichend thematisieren. aber nicht weil jetzt plötzlich männer kinderarbeit machen!

    kinderarbeit ist viel schwieriger als predigen (ich weiß, spruch!) bei einem kind hat man 3 sätze zeit etwas zu erklären, in der predigt, je nach gemeinde, ca 30 min

    “verschobene gottesbilder” amen!

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  18. Anonymous

    Neueste Entwicklungen: Regierungskreise erwägen offenbar, ein Aufweichen des Verbots von Kinderarbeit zu prüfen. Um zum Beispiel zu ermöglichen, dass Schulkinder sich in der Schule selbst versorgen (also kochen, im Schulgarten Gemüse anbauen, etc.) und ihre Schule selbst in Stand zu halten und auch selbst zu putzen, etc.

    Siehe
    http://potsdamprotokoll.blogspot.com/

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  19. Bin eben durch den gleichnamigen Artikel in Aufatmen (Frühjahr 2008) hier gelandet. Gute Gedanken! Das braucht es: Männer, die den Stellenwert der Arbeit mit Kindern betonen – und praktisch ausleben! Werde diese Gedanken gerne in der Arbeit mit Kindern weitergeben … zur Motivation.

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