“Familienpolitik aus der subjektiven Sicht eines Betroffenen”

Familie, Politik

Selten zuvor war die Familienpolitik so im Zentrum der Diskussion wie im jungen Jahr 2007. Die einen schreien, dass die Familien zerstört werden und die Regierung die Eltern entmündigt und sie zu reinen Gebärmaschinen degradiert und die Anderen rufen nicht minder laut, dass der Staat seine Verantwortung gegenüber den Familien wahrnehmen muss und jedem Kind eine externe Versorgung via Krippenplatz bieten sollte. Dazwischen steht eine Familienministerin die unbeirrt ihren eingeschlagenen Weg fortsetzt und letzteres in den kommenden Jahren mit Milliardensubventionen umsetzen will. Die Diskussion um die Familie ist die eine Seite, über die sich trefflich streiten ließe, was vielleicht an anderer Stelle noch kommt. Was mich irritiert ist die konsequente Linie die hinter der momentanen Regierungsstrategie steht. Familien aus dem Mittelstand und aus der so genannten Unterschicht wurden, seit Regierungsantritt von Frau Merkel, systematisch geschwächt in dem Steuerfreibeträge (Haus, Kilometerpauschale, Büro etc.) und Subventionen (Steuerfreibetrag wurde halbiert, die Altersgrenze für Kindergeld von 27 auf 25 Jahre gesenkt) gestrichen wurden, Steuern erhöht (Mehrwertsteuer, Steuererhöhung für Minijobs stieg von 5 auf 30%, Nachtarbeit etc. wurde ab 25€ Steuerpflichtig) und die Nebenkosten (Gas, Öl, Krankenkasse etc.) drastisch gestiegen sind. Das macht für ein Durchschnittseinkommen bis zu 300,00€ im Monat Mindereinnahmen im Vergleich zum Jahre 2006 aus! Das ist viel Geld, das jetzt vielen Familien fehlt. Da das Geld nicht vom Himmel fällt, müssen viele Eltern mehr arbeiten als ihnen vielleicht lieb ist. Aber wohin mit den Kinder? Ja, genau, jetzt kommt unsere Familienministerin wieder ins Spiel mit ihren Krippenplätzen und Zukunftsvisionen von deutschen Familien. Ich habe nichts gegen Krippenplätze und auch nichts gegen eine staatliche Subventionierung. Aber ich Habe etwas dagegen, wenn Familien finanziell ständig geschwächt werden und dann nur ein Lösungsweg angeboten wird. Eltern brauchen Wahlfreiheit, aber genau das torpediert die aktuelle Regierung. Die Bindungsfähigkeit von Kindern entwickelt sich vor allem im ersten Lebensjahr in Verbindung zu Mutter oder Vater: Diese Bindungen entscheiden die Bindungsfähigkeit des Kindes für ein ganzes Leben. Eine entscheidende Phase für Kinder. Kein Wunder, dass Eltern in dieser Phase mitbestimmen wollen und nicht den Staat die Entscheidung überlassen wollen. Dazu brauchen sie aber auch die finanzielle Entscheidungsmöglichkeit und genau das übersieht Ursula von der Leyen. Eine Familie muss selbst entscheiden können wie sie leben und prägen möchte und der Staat sollte dies unterstützen und ihr nicht die Entscheidung abnehmen. Es kann nicht sein, dass nur noch „reiche Eltern“ sich selbst um ihre Kinder kümmern können. Erziehung und Bildung ist die Grundlage einer Demokratie und Familien und Staat sollten nicht in Konkurrenz dazu treten, sonst sind am Ende alle Verlierer. Ich weiß, dies ist eine subjektive und eingeschränkte Sichtweise und es gibt noch vieles dazu zu sagen, was gerne diskutiert und korrigiert werden kann.

14 Comments

  1. ich bin zwar bisher weder verheiratet (das allerdings in nem halben jahr) und auch noch kein familienvater, kann dir toby aber nur vollständig beipflichten. ich halte die vorgehensweise von frau leyen als zu kurz gedacht, besonders dann, wenn viel von wahlmöglichkeiten geredet wird, aber in wirklichkeit gar keine vorhanden sind.
    hinzu kommt,dass ich die ganzen milliardenschweren investitionen für krippenplätze ebenso nutzlos finde, wie manch andere milliardeninvestitionen unserer regierung (elite-uni-diskussion lässt grüßen)

    ich bin gespannt wie die politische lage diesbezüglich aussieht, wenn ich mal vater bin.

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  2. hier auch ein eher zölibatärer… kein Bischof freilich, aber sagen will ich auch was. :o)
    Es gibt einige Familien in meinem (auch unfrommen) Freundeskreis, die ebenfalls einen fahlen Beigeschmack haben, hören sie Superweib von der Leyen planen und empfehlen. Summasummarum kommt doch raus: Die Familie hat sich an ökonomische Staatsinteressen anzupassen und nicht umgekehrt. Dafür jedoch tut der Staat dann soviel er kann. Das höre ich aus der Regierungsecke. Kann es sein, dass Frau von der Leyen sich selbst zu sehr als Maßstab nimmt…?

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  3. …und mich wundert es, wie mitten in dieser diskussion plötzlich eine unicef-umfrage auftaucht, in der 50% der befragten deutschen konder angeben, dass ihre eltern nie wirklich mit ihnen reden. deutschland wird als eines der konderfeindlichsten europas ausgewiesen. trotzdem hat am nächsten tag scheinbar jeder diese kleine zwischenmeldung wieder vergessen und große spd-politiker sprechen von einem modell der 50-er jahre, wenn es tatsächlich noch eltern gibt, die selbst ihre kinder erziehen wollen.
    ich bin nicht der meinung, dass der staat nur die aufgabe hat, wahlfreiheit zwischen den verschiedenen modellen zu schaffen. er hat viel mehr die verantwortung, die richtigen werte und das dazu nötige umfeld zu fördern. laut unicef-umfrage ist m. E. klar, welches das sinvollere modell ist.
    ich zumindest bin froh um die zeit, die meine eltern in mich investiert haben.

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  4. @web-mark: Das ist ja immer schön, wenn der Staat ausgerechnet die Werte und Dinge unterstützt die ich auch gerade richtig und wichtig halte. Aber was ist, wenn das nicht der Fall ist? Deshalb bin ich für eine Wahlfreiheit, dann kann jede Familie entscheiden, ob sie zum Beispiel. Ein erhöhtes Kindergeld nimmt und Vater oder Mutter zuhause bleiben, oder ob man einen Krippenplatz in Anspruch nimmt. Das macht zumindest für mich Sinn.

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  5. ebbelwain

    Als dreifacher Vater und Besserverdiener (darf ich mich so outen?) hoffe ich was zur Diskussion beitragen zu können:
    Zunächst mal ist Frau von der Leyen zwar Ministerin, aber leider sind die Gesetze zuvor durch die Koalitionsmühle gelaufen. Jede Partei wollte sich im Gesetz wiedererkennen, damit es bei “ihrer” Zielgruppe gut ankommt. Wie so oft in der Vergangenheit, sind Kompromisse einer Großen Koalition meist nichts halbes und nichts ganzes.
    Und leider haben sich die Deutschen in der Mehrheit nicht getraut einer linken oder rechten Mehrheit ihr Vertrauen zu schenken. Die Quittung bekommen wir jetzt: Murks.
    Und dieser Murks geht zu Lasten der Wahlfreiheit, wie Toby so schön feststellte.
    Was mich zu der Frage bringt: was tun wir als christliche Gemeinden dagegen/dafür? Wo tun wir das in unserer Macht stehende, damit es Familien und Kindern besser geht. Wo rüsten wir Väter und Mütter zu, die vielleicht beide arbeiten gehen müssen? (Wobei ich viele Mütter kenne, die es nicht müssten aber wollen – was leider auch in Sätzen endet wie “Krippen? Klasse! Da kann ich ja meinen zweijährigen hinschicken und endlich wieder arbeiten gehen! (hat meine Frau wortwörtlich gesagt bekommen!))
    Ich hab in unserer Gemeindeleitung mal vorgeschlagen, man könne ja ein lokales “Bündnis für Familien” initiieren, doch irgendwie habe ich den Eindruck auch wir Christen bekommen leider nicht den Hintern hoch (oder sind zu sehr mit der Gemeindearbeit beschäftigt) und warten lieber auch auf die nächste Regierung…

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  6. Anonymous

    Und dann frage ich mich noch, was mit den Alleinerziehenden Elternteilen ist, die ihre Kinder gerne selbst erzihen würden, aber nicht können, da sie arbeiten gehen müssen. Ich rede nicht von Leuten die zu faul sind zu arbeiten, sondern die ihre Kinder wirklich gerne selbst erziehen wollen (was meines Erachtens auch arbeit ist-nur um das mal so festzuhalten). Ich finde da gibts auch keine wirkliche Lösung. Sie haben keine andere Wahl als ihre Kinder in Krippen oder so zu schicken.

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  7. ich als bisher nichtbetroffener finde ganz so einfach ist es nicht. die familie ist sehr häufig nicht der hort der glückseligkeit und es ist für viele kinder sehr gut, wenn sie die möglichkeit hätten ausserhalb dieser betreut zu werden.
    von daher weiss ich nicht ob die freiwilligkeit ausreicht.
    dass es krippenplätze und tageseinrichtungen braucht steht allerdings ausser frage.

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  8. @ebbelwain: Die Sache mit der Gemeinde finde ich sehr wichtig und stellt meiner Meinung auch ein großes Problem dar. Gemeinden müssen lernen sich in die gesellschaftlichen Dinge einzumischen und überlegen wo und wie sie an bestimmten Stellen Verantwortung übernehmen. Dafür ist bei vielen aber ein Paradigmawechsel ihres Denkens und Frömmigkeitsgefühls notwendig. Es geht nicht mehr nur um das eigene geistliche Leben, sondern um die Verantwortung der Gemeinschaft (und hier meine ich nicht nur die fromme, sondern die Dorf- oder Stadtteilgemeinschaft). Das fällt, und hier schließe ich mich ein, uns ganz schwer, aber hier beginnt Verantwortung, auch gerade für Familien. Ich habe mal drei Predigten über Vatersein in der Familie gehalten, dass gab eine Diskussion, so dass ich sogar beim Einkaufen angesprochen wurde.

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  9. @anonym & martin: Ja, dass sind die wunden Punkte. Sehe ich auch als Problem, was machen wenn die Familie zur “Strafe” wird für das Kind oder keine Wahlmöglichkeiten da sind? Familienberatung als Pflicht? Elternführerschein? Schwierig….

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  10. tja, ich würde sagen, dass der staat nur bestimmt, so wird es sicher nicht. mit den steuern, vor allem erziehungsgeld muss ich dir beipflichten, aber viele sind auf hortplätze angewiesen (wie alleinerziehende mütter) und dass aus den hortkinder verzogene kinder rauskommen ist auch nicht der fall. zudem würde ich sagen, solange in deutschland die väter nicht in die verantwortung gezogen werden, die gerne mindestens 50% kindererziehung zuhause übernehmen könnten und dann arbeitsteilung möglich wäre, solange müssen eben krippenplätze her. und nicht zuletzt wurde ja jesus auch in einer krippe geboren 🙂
    ach ja, und meinem schlauen mann pflichte ich natürlich absolut bei!

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  11. Endlich bringt´s mal einer auf den Punkt! Zu denken sollte uns auch geben, dass die stärkste Regierungspartei sich gleichzeitig “christlich” und “sozial” (zwar nach bayerischer Art) nennt. Leider waren die anderen auch nicht viel besser und sind teilweise ja heute noch dran. Im Grunde genommen gibt es für Familien nur einen Weg: den eigenen! Und der heißt: sich nicht auf den Staat verlassen, sondern auf Gott.

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