“Zwischen Alltagsmüdigkeit und Fundamentalismusangst”

Christentum, Politik, privat, Zeit

Gestern hat das Lernmethodikseminar in Frankfurt, das Christine & ich gehalten haben, eine intensive Woche abgerundet. Es hat Spaß gemacht mit Christine einen Tag zu gestalten und ich muss, bei alle Bescheidenheit sagen, wir sind ein tolles Team. Das hat allerdings keine Auswirkungen darauf, dass wir abends völlig fertig waren, nach dem die Kinder im Bett waren haben wir uns mit einer Schüssel Käsefondue vor den Fernseh gesetzt und uns eine französische Komödie anzuschauen und danach todmüde ins Bett zu sinken.

Diese Woche beginnt in der Zeit eine neue Reihe über die Religionen der Welt und beginnen tut dies mit dem Christentum. Die Artikel dazu sind gemischt, aber einige sind wirklich gut und machten mich nachdenklich, besonders von Robert Leicht, der über Gewalt und Politik bei Jesus schreibt und mein geliebter Harald Martenstein, der uns Christen zu mehr Selbstbewusstsein und Unangepasstheit aufruft (Warum muss das eigentlich Martenstein machen?). Dazu gibt es auch ein Streitgespräch zwischen Walter Kardinal Kasper und meinem ehemaligen Lieblingsphilosoph Peter Sloterdijk. Zum Thema Glauben, Politik & (un)selbstständigen Denken ein schönes Zitat:

„Fundamentalisten glauben, sie hätten ein einzigartiges Verhältnis zu Gott. Ihre Ideen wären Gottes Ideen. Und weil sie für Gott sprechen, muss jeder, der ihre Meinung nicht teilt, im Unrecht sein… Fundamentalisten können es nicht über sich, mit Leuten zu verhandeln, die nicht ihrer Meinung sind, denn schon die Verhandlungen würden ja Gleichheit implizieren. Im Übrigen halten es Fundamentalisten für unmöglich, selbst Fehler zu machen.“
Jimmy Carter, Ex-Präsident der USA

Das erklärt vieles….

13 Comments

  1. Anonymous

    Hey Toby,
    Interessant dein Blog. Fundamentalismus und geistlicher Mißbrauch, Terrorismus und soziale Milieus…
    jaja, wirklich alles sehr interessant!
    Ob es da wohl Zusammenhänge gibt? Ich lache.
    LG Michi

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  2. Hallo Toby,
    alle Welt schimpft auf die ach so bösen Fundamentalisten. Irgend jemand hat gesagt “Fundamentalisten sind immer die anderen”.Nur 3sat und Arte würden auch in Dir einen sehen.
    Als im Fernseh einige Leute aus meiner Gemeinde (FeG) gezeigt wurden blieb mir die Spucke weg.
    Gruß
    Peter

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  3. Ja, da ist schon was dran, man hält sich immer für die Mitte, egal wie weit rechts oder links man steht. Trotzdem glaube ich, dass Carter eine gute Beschreibung des Denkens mancher Christen geliefert hat, mit dem ich mich zumindest nicht identifizieren kann. Und mit Arte und 3Sat, da bin ich selbst mal gespannt, was die zu mir sagen würden. Sie hätten es zumindest nicht so leicht…. 🙂

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  4. lernmethodikseminar? oha…kann ich mir da ein paar tips für das erlernen des stoffes meiner examensprüfungen abstauben?
    aber bitte sag nicht so was wie….rechtzeitig anfangen…glaub dafür ist es schon viel zu spät 🙂

    grüße von dem, um den es angeblich ruhig geworden sei

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  5. Na, jetzt wirds spannend. Ich les die “Zeit” ja nicht – Bayern tun so was nicht… :o)
    Hab mich aber gestern für ne Zugreise angesichts des Titels hinreißen lassen die Zeitung zu kaufen und zwischen Nürnberg und Frankfurt zu lesen. Ich geb dir Recht – einiges ist gut! Aber was der Leicht vom Stapel lässt, ist nur noch Panne. Der sollte einfach den Mund halten. Ich kann dadrüber nicht nachdenken, ich ärger mich über solch platte Darstellung hochkomplexer theologischer Fragen immer nur. Wär mal spannend, das mit dir durchzukaun…
    Servus aus Frankfurt

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  6. @bernhard: Vielleicht ist es eine Sache der Erwartung und nicht der Wahrheit, die den Artikel zu unterschiedlichen Bewertung kommen lassen. Mir hat nicht der dogmatische Inhalt und die grobe Skizzierung des Protestantismus und der Gestalt Jesu gefallen, sondern kleine Feststellungen in einer großen Zeitung wie, dass das Christentum eine Religion des Verlierers ist, nicht der Sieger. Anders gesagt: eine Theologie des Kreuzes! Dieser vielleicht unbedeutende Satz, strahlt über die Oberflächlichkeit des Protestantismus in unserer Zeit und hat mich für einen kleinen Augenblick “glücklich” gemacht, weil er sehr viel Aussagt, über die Geschichte des religiösen Triumphats und den daraus entstehenden Fundamentalismusgedanken.

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  7. mh… das kann gut sein. Aber als Dogmatiker frag ich eben immer nach der Wahrheit. Was die Erwartung angeht bin ich wirklich gespannt, was auf uns als Christen im Einzelnen und uns als Kirche gesamt zukommt, wenn schon die “Zeit” in nahezu überschwänglichen Hymnen den Wert der Religion preist. Da steht mir einfach zuviel zwischen den Zeilen – es wird nicht mit offenen Karten gespielt. Wenn der Leicht von einer theologia crucis spricht, meint er nicht das, was du oder ich darunter verstehen würden. Erlösung durchs Kreuz ist für ihn nur eine Chiffre für Ablösung vom Kreuz. So mein (sicherlich eingeschränkter) Eindruck.

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  8. Ja, dass glaube ich auch, dass wir (Leicht & ich) verschiedene Inhalte gleicher Aussagen vertreten und trotzdem freue ich mich manchmal über die Sprache, die jeder wieder frei interpretieren kann. Außerdem glaube ich, dass die Thematik “Religion” in der Diskussion verstärkt wahrgenommen wird und das hat auch wiederum Auswirkungen, da wir ja kräftig mitdiskutieren. 🙂

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