“Oettinger & die Lehren der Geschichte”

Politik
Es gibt immer wieder Politiker denen jegliches Profil fehlt, sie kommen in ein Amt und eigentlich weiß keiner so genau warum, sie sind da, finden sich selbst gut und machen einen unauffälligen Job, was ja nicht schlecht sein muss. So sehe ich Günther Oettinger, den Ministerpräsidenten Baden-Württembergs. Unauffällig – ist wohl die positive Beschreibung seiner Person, konturlos – das negative Attribut. Nun bekennt Oettinger Farbe, auf der Beerdigung des langjährigen Ministerpräsidenten (1966-1978) und nennt den ehemaligen Marinerichters des Naziregimes einen Gegner der NS Diktatur. Verdrehung der Tatsachen und Beleidigung aller NS Opfer schreien die einen, eine typisch deutsche Grabrede verteidigt sich Oettinger und sagt, dass es dazu mehr auch nicht zu sagen gibt. Kopf in den Sand und aussitzen, wie es der „Dicke“ immer erfolgreich getan hat. Nein, wenn Oettinger mal Farbe bekennt, dann sollte man diesen Mann auch ernst nehmen. Wer versucht, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu beschönigen, sei es auf einer Beerdigung oder am Stammtisch, der muss mit Konsequenzen rechnen und disqualifiziert sich für ein Regierungsamt. Oettinger taugt nicht mehr zum Vorbild. Nicht nur wegen seiner katastrophalen Grabrede, sondern vor allem wegen seiner Uneinsichtigkeit danach. Eine einfache Entschuldigung und Richtigstellung seiner verdrehten Tatsachen, hätten ihn retten können und einen gewissen Charakter erahnen lassen. Doch dafür ist es nun zu spät, zwar wird sich Oettinger dem öffentlichen Druck beugen und sich die nächsten Tage entschuldigen, doch die Motivation dafür ist der reine Machterhaltungstrieb. Er wird an der Macht bleiben und hat an Kontur gewonnen, nur unauffällig ist er nicht mehr.

6 Comments

  1. war sehr interessant deinen eintrag vor der meldung der ›halbherzigen‹ entschuldigung in den nachrichten zu lesen.

    was mir in diesem zusammenhang auch irgendwie schwer fällt ist die gleichsetzung von ›konservativ‹ und ›chrsitlich‹…

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  2. @depone: Ja, fühle mich schon ein bisschen “prophetisch”… 🙂

    Was meinst du mit “konservativ und christlich” in dem Zusammenhang?

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  3. Anonymous

    Bin über ihren blog zur Oettinger-Rede gestolpert und einigermaßen erstaunt über die Wertung. Das könnte so links-undifferenziert auch im Spiegel stehen. Als Historiker und Landeskind von Oettinger bin ich kein großer Fan unseres MP und seine Darstellung von Filbinger als ‘Gegner des NS’ ist – vorsichtig ausgedrückt – gewagt. Aber mit der Schilderung seines Lebenslaufs und seiner Einschätzung Filbingers als “christlich-freiheitlich” hat er durchaus Recht. Zentral für mich ist aber die Passage, die die meisten wohl überlesen haben werden, obwohl sie gerade den notorischen Moral-Aposteln und stets gerechten Guten Menschen gilt: “Wenn wir als Nachgeborene über Soldaten von damals
    urteilen, dann dürfen wir nie vergessen: Die Menschen lebten damals unter einer brutalen und schlimmen Diktatur!” Wir machen es uns viel zu einfach mit unserem moralischen Hochmut gegenüber der Zeit 1933-45 und werden damit den Menschen, die in ihr lebten, nicht gerecht.
    Das gerade auch Christen in die gleiche Kerbe schlagen, ist traurig. Oder wurde die Rede gar nicht zu Ende gelesen, sondern nur das Urteil der Medien nachgebetet …?

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  4. Lieber Herr Anonym, danke für Ihren Kommentar. Sie haben in zwei Dingen sicherlich recht, ich habe die Nazidiktatur nicht persönlich miterlebt und ich bin auch kein Historiker. Trotz dieser zwei Defizite nehme ich mir heraus über das Thema “Oettinger” zu bloggen, subjektiv und selektiv. Ich habe die Rede gelesen und behaupte nicht, dass alles schlecht war und doch hat sich Herr Oettinger in seiner Wortwahl vergriffen, nicht nur in der Rede, sondern auch danach. Die Frage nach der Kollektiv- und Individualschuld wurde in den letzten Jahren ausführlich diskutiert, sie scheinen ein Anhänger ersteren zu sein. Ich bin mir da nicht so sicher, aber ich war ja auch nicht dabei. Was ihr “links-undifferenziert” angeht, nun ja, das würde ich auch unter “anonym” schreiben. Und eines ist für mich als Christ noch tröstlich: Es gibt Vergebung.

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