“Der Papst & der Antichrist”

Jesus
Lese die letzten Tage öfters Mal im Papstbuch und bin positiv überrascht. Nicht, dass es explizit Neues erzählt aber der Papst schreibt eine Art gut lesbaren Kommentar zum Leben Jesu, vorwiegend gegründet im Matthäusevangelium mit Rückgriff auf die Synoptiker und Johannes. Interessant sind vor allem die schönen theologischen Linien die Ratzinger vom AT (besonders Mose) zum NT (Jesus) beschreibt. Er versucht bei seiner Beschreibung den Spagat zwischen theologischer Wissenschaft (historisch-kritische Methode) und der gelebten Glaubenspraxis. Das ist spannend, da er dabei durchaus (selbst-)kritisch vorgeht und immer wieder die Spannung aufrechterhält, dass beides wichtig ist: Theologische Forschung und gelebter Glaube. In seiner Kritik an der Wissenschaftsgläubigkeit greift Benedikt auf eine alte russische Erzählung von Solowjew (Kurze Erzählung vom Antichrist) aus dem Jahr 1900 zurück. Dort erscheint der Antichrist als Theologe (aus Tübingen) und verführt mit seiner wissenschaftlichen Bibelauslegung die Menschen und wird so zum Führer der Europäischen Union. Die Warnung, nicht die Bibel zu missbrauchen für eigene Machtausdrücke ist bis heute aktuell und spricht mich selbst immer wieder an. Es gibt keine vorurteilsfreie Exegese und keine objektive Theologie, aber es gibt immer eigene Interessen, Wünsche und Vorstellungen. Solowjew ist immer noch aktuell und der Antichrist zieht herum und schaut wen er verschlingen kann. Ich habe mich auch deshalb so gefreut über die Aufnahme der Erzählung, da ich sie selbst vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen habe. Damals habe ich etliche Exemplare gekauft und an einige meiner Freunde geschickt, keine Ahnung, ob sie es je gelesen haben. Vielleicht motiviert der Papst ja zu diesem klugen Band zurückzugreifen.

10 Comments

  1. hm, es ist ja schön und gut, wenn der Papst den wissenschaftlichen Glauben sieht, aber was ist denn mit dem traditionellen glauben? ich fand es nämlich sehr hart als der Papst zuletzt in brasilien ausdrücklich vor der Freikirchen dort gewarnt hat… ich aber die Erfahrung gemacht habe, dass die katholische Kirche gerade in Südamerika fast nur noch auf (manchmal sehr “interessanter”) tradition beruht, aber eben kein Leben mehr haben… kein Feuer. Im gegensatz zu den Freikirchen. 🙂

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  2. Das eine und das andere

    Natürlich bleibt der Papst immer Papst. Natürlich ist er das Oberhaupt der Röm. Kaht. Kirche – mit allem was dazu gehört.

    Sein Jesusbuch sehe ich jedoch als persönlich geistliches Testament von Joseph Ratzinger. Er macht schlicht und ergreifend Jesus liebt. Er spricht sich für den Glauben aus und stellt das Kreuz in den Mittelpunkt.

    Ein sehr wertvolles und ehrliches und erbauliches Buch.

    … das eine und das andere eben.

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  3. @Tobias
    Nachdem jetzt schon die wichtigen Freikirchler das Buch für gut befunden haben, muss ich es wohl auch mal lesen. Zumindest die Erzählung von Solowjew ist mir ja bekannt.

    @Sandra
    >Ich aber habe die Erfahrung gemacht habe, dass die katholische Kirche gerade in Südamerika fast nur noch auf […] Tradition beruht

    Deine Erfahrung bedeutet ehrlich gesagt nichts, weil sie subjektiv ist. Ein anderer Punkt sind fehlende Priester und katholische Gemeinden, denen die Gläubigen weglaufen. Ob die Kirche das auffangen kann wird sich sich zeigen. Der Herr hat allerdings zugesichert, seine Kirche nicht aufzugeben, insofern bin ich guter Hoffnung.

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  4. @manfred: Du hast sicher recht, wobei er alle zufriedenstellen will, was vielleicht in seiner Position verständlich ist, aber am Anfang echt etwas nervig ist…

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  5. @sandra &fono: ich kann die Situation in Brasilien nicht einschätzen, da ich sie auch nur von Erzählungen kenne, in D gibt es sich erbeides, eine große Erneuerungsbewegung innerhlab der Kath. Kirche und orthodxe Freikirchen. Und umgekehrt, und das ist gut so…

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  6. @tobias faix
    >eine große Erneuerungsbewegung innerhalb der Kath. Kirche

    Ich hoffe, du meinst nicht nur die charismatische Bewegung 🙂

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  7. @fono: auch die, aber ich glaube, dass auch unter den “traditionellen” Katholiken vieles in Bewegung gekommen ist, was man ja auch an dir sieht! 😉

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  8. hey… Danke für den Post. Ich habe das Buch auch gelesen und bin schon etwas hinundweg. Sehr geile statments zu wirklich entscheidenden theologischen Fragen. Mir gefällt es sehr gut. Ich hoffe, dass gerade dieser Weg, den der Papst einschlägt ein Weg der Einheit ist. Hinweis auf IHN…
    Hey, Segen dir – wir schaffen das noch mit reden… :o)
    Hau rein!

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