“Was ist Gnade?”

empirische Theologie, Gesellschaft

In den letzten Tagen war viel zu hören von Gnade, zu Begnadigten und abzulehnender Gnade. Der Bundespräsident hat dann ein Machtwort gesprochen, denn er ist der einzige Mensch in Deutschland, der begnadigen kann. Sein Worte: keine Begnadigung – und die CDU/CSU hat kollektiv aufgeatmet, allen voran CSU Generalsekretär Söder. Die Meinung: „Der Klar hat die Gnade nicht verdient“. Was Klar verdient hat oder nicht mag ich nicht zu beurteilen, dazu bin ich zu jung und kenne Klar nicht. Was ich aber beurteilen kann ist, dass man Gnade nicht verdienen kann. Das ist nämlich genau der Clou bei Gnade. Unverdiente Gnade – das ist eine Tautologie. Gnade ist immer unverdient. Gnade kann man sich nicht verdienen, sondern Gnade ist immer ein Akt, ein Geschenk. Wenn man begnadigt, dann weil es unverdient ist. Der Gnadenakt Jesu am Kreuz war nicht verdient, war nicht gerecht, sondern ein Gnadenopfer. Kein Mensch hat diese Gnade verdient, weder Klar noch Söder, aber beide haben die Chance sie zu bekommen und zwar umsonst.

17 Comments

  1. Hey,
    bei Horst Köhler hab ich zuerst auch so gedacht; naja als Christ müsste er doch eigentlich, wobei das natürlich nicht ganz so einfach ist. Da gehts ja auch um Verantwortung und ich würde dem Köhler (so wenig ich seine politische Richtung leiden kann) doch einfach mal zugestehen, dass er aus Verantwortungsgefühl und nicht aus Resentiment handelte. Anders beurteile ich so etwas wie bei Günther Beckstein. Zuerst lässt er sich in Adelshofen feiern und geht auf Stimmenfang bei den konservativen Christen, und dann ist es am Ende doch nur Moralismus.

    Antworten
  2. Da gebe ich dir schon recht, aber es geht mir mehr um den Begriff “Gnade” als um Horst Köhler und darum, dass man Gnade eben nicht verdienen kann…

    Antworten
  3. Andreas

    …wobei jetzt aber noch nicht geklärt ist, ob man für Gnade auch Reue zeigen muss. Durch Reue kann man sich zwar keine Gnade verdienen aber vielleicht die notwendige Voraussetzung schaffen, um Gnade überhaupt annehmen zu können.
    Mir scheint, dass sowohl die Gnade Gottes nach christlicher Lehre, als auch die Gnade des Präsidenten in diesem Fall, Reue voraussetzt.

    Oder ist Gnade nur Gnade, wenn das Verhalten oder die Gedanken des zu Begnadigenden völlig unberücksichtigt bleiben?

    Antworten
  4. @andreas: Hier wird es richtig spannend. Setzt Gnade die Reue voraus? Ist Gnade also abhängig vom menschlichen Verhalten? Dann würde sie ja Kraft und Souveränität verlieren? Wie viel Kraft hat die Gnade Gottes? Strab nicht Jesus als wir noch Sünder waren, also noch keine Reue zeigten? Ist nicht gerade das die Qualität der Gnade?

    Antworten
  5. Gnade ist, wenn Schalke in Dortmund verliert, Bremen gegen Frankfurt und Stuttgart nach doppeltem Rueckstand doch auf Platz eins klettert! Das alles muss ich in Joburg erleben – irgendwie bittersuess ;-))
    Matze

    Antworten
  6. Andreas

    @Toby
    …hmm. Aber Gott lässt mir auch in seiner Gnade die Freiheit. Gnade ist kein “Zwangsakt”, den Gott an mir vollzieht. Er will meine freie Zustimmung und das bedeutet für mich als Sünder Reue zu zeigen. Denn nur so erkenne ich an, dass ich überhaupt der Gnade bedarf.

    Antworten
  7. Das ist schon richtig, aber wann stimme ich dieser Gnade zu? Sage ich, ja Gott du drafst mich begnadigen oder nehme ich die vollzogene Gnade an. Und mit der Freiheit ist ja so eine Sache, aber das ist wieder ein anderes Thema… 😉

    Antworten
  8. Anonymous

    Hi Tobi, erinnert mich an meine Zeit in der Sonderschule. Das Wort Gnade war für diese Schüler nur als unverdientes Geschenk zu umschreiben. Aber das zwingt Gott auch niemandem auf. Es muß die Einsicht da sein, dass ich es nötig habe—nicht verdient, nach Gottes Absicht auch ein dankbares Annehmen. Damit ist Reue oder Buße oder wie man es nennen mag doch inbegriffen. Undankbare Leute machen Gott– wie uns auch — keine Freude..

    Antworten
  9. Anonymous

    aber haben wir nicht alle, bewusst oder unbewusst, die gnade schon angenommen?
    “es ist gnade, die mich gerettet hat”
    durch gottes gnade, wurden wir gerettet. ohne diese gnade würden wir jetzt nicht hier sein. ich denke, dass gott jedem seine gnade schenkt, auch wenn wir einmal nich zustimmen. er schenkt sie uns, weil er uns liebt, und weil wir diese gnade brauchen.
    auch wenn wir mal an einem tiefen punkt angelangt sind, wo wir vielleicht sagen , mir ist alles egal auch die gande gottes. so denke ich, dass er sie uns trotzdem schenkt.
    er hat sie uns ja schon geschenkt, als er seinen sohn für uns gab.
    klar, wir haben jetzt immer noch die wahl, ob wir die gnade, dieses großartige geschenk annehmen oder nicht.
    ich denke auch, dass gott uns seine gnade schenkt, wenn wir ihm vielleicht auch mal nicht zustimmen und es nicht wollen. er weiß was gut für uns ist und er weiß, dass wir seine gnade brauchen. wir denken oft, wir kommen ohne sie aus, aber das is nicht so. ohne gnade wären wir wie gesagt noch nicht mal hier.
    gott ist so barmherzig und gnädig, dass er uns seine gnade gibt, er schenkt sie uns.
    und das jeden tag aufs neue. jeden tag schenkt er uns seine gnade und seine liebe.
    es ist seine gnade durch die wir leben dürfen. und ich denke das gott jedem menschen gnade schenkt, auch wenn er dies aus unserer sicht nicht verdient hat. gott schaut weiter und tiefer als wir.
    er schenkte auch adam und eva gnade, obwohl sie für den sündenfall verantwortlich sind.
    gott ist größer, gnädiger, mächtiger, als unser verstand je fassen kann. und gott liebt uns so sehr, dass er uns seine gnade schenkt, auch wenn wir sie nicht verdient haben. gerade das macht es so wertvoll!

    Antworten

Leave a comment to Tobias Faix

Hier klicken, um das Antworten abzubrechen.