“G8, Gerechtigkeit & Propheten heute”

Gerechtigkeit

Interessant sind die unterschiedlichen Blogeinträge in den letzten Tagen, über Politik wird in der Blogsphäre ja nicht so viel geschrieben, doch im Zuge des G8 outen sich doch einige (unfreiwillig?). Anyway, auch mein Statement soll an dieser Stelle nicht fehlen, denn ich denke, dass der G8 Gipfel eine hohe Bedeutung hat, nicht nur politisch, sondern auch geistlich. Es ist nicht nur ein Straßenkampf, sondern vor allem ein geistlicher Kampf. Dabei lenkt die physische Gewalt, die wir am Wochenende erlebt haben vom Eigentlichen ab. Als Christ lehne ich Gewalt in der dargebotenen Form ab und denke, dass dies niemals eine Lösung von politischen Zielen sein kann, auch nicht, wenn das Ziel (vielleicht) ein Gutes ist. Aber dahinter steckt etwas viel Größeres, die Ungerechtigkeit der politischen Großmächte, sowie ihre neurotische Profilierungssucht auf Kosten von unterdrückten „Zweidrittelstaaten“ sind nicht gut zu heißen. Das ganze Alte Testament ist voll von Verurteilungen soll ungerechter Zustände und Gott schickte immer wieder Propheten (von Mose über Amos bis zu Jeremia), die das in seinem eigenen Volk und in vielen anderen Völkern hart anprangerten. Gottes Gericht war selten nur in die Zukunft gerichtet, sondern hat in erster Linie die soziale Ungerechtigkeit und die fehlende Gottestreue angemahnt. Genau das, was uns heute fehlt. Die soziale Ungerechtigkeit schreit zum Himmel und die wir Menschen schauen nur auf uns. Wo sind die Propheten, die heute aufstehen und nicht nur für das eigene Wohlergehen sprechen, sondern uns ermahnen unser Leben gerechter zu gestalten. Ich brauche diese Ermahnungen für mein eigenes Leben, weil ich nicht in geistlicher Selbstzufriedenheit versinken möchte. G8 fordert mich heraus aktiv zu denken, zu beten und zu handeln. Außerdem gilt es die Geschwister „vor Ort“ zu unterstützen, dass sie in den Wirren der unterschiedlichen Gruppierungen ein prophetisches Licht sind, an dem sich andere orientieren können.

22 Comments

  1. Manfred

    Alles Gerede. Nicht etwa Deine Eintrag – sondern alles.

    Ich habe tatsächlich versucht, mich über G8 zu informieren. Habe nur plakatives und billiges gefunden.

    Dazu noch die Christen…

    BTW: Die Verse im AT handeln von Israel als (Gottes-)Staat und Volk. Inwieweit das global überhaupt möglich ist, sei dahin gestellt. Änder wird man mit einem Volksfest namens Demo nichts.

    Das einzige, was man haben kann ist das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Darauf kann man sich mächtig was einbilden.

    Ändern kann man aber nur das kleine Leben – nicht die Welt. Partizipieren kann man auf den Wegen und mit den Methoden, die existieren. Also rein in Politik und Wirtschaft.

    Mich kotzt das alles an!

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  2. @manfred:
    Ich bin da anderer Meinung.
    1. Auch wenn es im AT meist um Israel und im NT um die Jünger und die ersten Gemeinden geht (wo geht schon direkt um uns heute?), denke ich, dass die Bibel klar macht, dass soziale Ungerechtigkeit nicht im Sinne Gottes ist und wir “gerecht” handeln sollen.
    2. Dass Themen wie Afrika und Klimawandel dieses Jahr große Themen beim G8-Gipfel sind, würde ich auch als Reaktion auf die bzw. Erfolg der vergangenen Proteste ansehen…
    Also ich stimme Toby voll zu (ich oute mich auch nicht wirklich unfreiwillig…).

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  3. manfred, der hier demonstriert

    Klar Hufi.

    Ne Freundin von mir hilft konkret einer begrenzten (Zahl,Ort, etc.) Gruppe Menschen in einem bestimmten Land Afrikas. Das ist ein konkreter Beitrag.

    Sich in Rostock auf die Straße zu stellen bringt nada. Außer vlt. in die Terroristendatei zu kommen und ein bisschen Tränengas zu schmecken. Man wird seinen Enkeln (falls vorhanden) noch davon erzählen.

    Das Gott ganz klar immer und überall für Gerechtigkeit steht ist klar. Aber es geht mir um eine konkrete (also reale) Möglichkeit.

    “Die Industriestaaten”, die “2/3 Welt” (oder welcher Begriff grad in ist). Was heißt das schon?

    Tatsache ist, JETZT verrecken Leute an Hunger und Krieg.

    Wen das wirklich juckt, der startet ne Initiative. Der/die gibt sein Leben und Geld in eine bestimmte Sache.

    G807 ist wie die WM06. Eigentlich haben nur ein paar Ahnung, aber viele stehen auf Autoringelspietzmitanfassen.

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  4. @manfred: Weiß nicht was für ein AT du so liest, aber in meinem geht es um weit aus mehr als um das Volk Israel. Es gibt im At eine klare universalistische Linie die alle Menschen im blick hat, angefangen von der Schöpfung bis über die Bünde (Noah, Abraham)bis zu den endzeitlichen Verheißungen (Jesaja 2 oder Micha 4) Sicherlich spielt Israel als ein erwähltes Teil des Ganzes ein zentrale und auch bedeutende Rolle, aber Gott hat auch andere Völker aus der Gefangenschaft geführt und gerettet (Amos 9, Sachaja 2, Jona oder Joel. Und das ist sicher nur ein Bruchteil dessen, was wir im AT finden. Also, Gottes Handeln für Gerechtigkeit weltweit ist ein zentraler Gedanke, der dann im NT von Jesus und auch Paulus aufgenommen und weitergeführt wird. Allein deshalb ist es theologisch falsch was du sagst. Im zweiten teil über die Umsetzung kann man sicherlich geteilter Meinung sein und ich behaupte nicht, dass der G8 Gipfel die einzige und wahre Möglichkeit ist dies zu leben. Aber es ist zumindest ein möglicher Ausdruck auf die Ungerechtigkeit und Gottesferne hinzuweisen. Außerdem kann man dort ja auch im “Kleinen” anfangen zu verändern, auch dort gibt es die “Nächsten” und wenn sie im Zelt neben einem liegen. Aber es gilt ja nicht nur für diese Woche, sondern es gilt für mein Leben, wie lebe ich Apg 2 als prophetisches Zeichen in meinem Alltag. Es gibt immer mehrere Perspektiven, eine ist sicherlich die Private und das eigene Umfeld, aber Christ sein ist nicht nur Privatsache, sondern auch ein öffentliches Bekenntnis und Handeln.

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  5. Warum verteidigen...

    Danke Tobi..

    Natürlich ist es mir nicht gelungen, einen alttestamentliche Theologie in den Komments zu entwickeln. Ich hoffe Du, als Dr. der Theologie verwirfst mich nicht.

    Gleichzeitig ist “Gerechtigkeit” eines DER Themen der Könige und Propheten. Es ein sehr wichtiges Thema für Israel. Daher ist richtig, was ich sage. Von mir aus auch theologisch. Der Rest ist Hermeneutik.

    Die Propheten lassen es übrigens nicht an Konkretion mangeln, wenn sie Königen was ansagen…
    Auf mehr Theologenbash habe ich keinen Bock – das führt nur vom 100sten ins 1000ste und zu Streit.

    Ko amar Manfred: Von privat habe ich nichts gesagt. Effektiv ist mir wichig. Stell Dir vor, ALLE Leute, die auf der Demo sind, würden einen guten Brief an Frau Merkel schreiben. In diesem Brief würden sie auf Fehler hinweisen und Lösungsvorschläge bieten. Stell Dir vor, es würden Menschen Vereine und NGOs gründen. Stell Dir vor..

    Aber is ok. Geht demonstrieren. Das ist ein demokratisches Recht und Mittel.

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  6. Naja, es lebe der Konjunktiv, was wäre wenn… Ich glaube, dass es viele Möglichkeiten gibt das Thema Gerechtigkeit zu thematisieren, vielleicht macht es auch die Vielfalt und VEränderung fängt ja immer im Denken an und im lernen von anderen, in diesem Sinne: schreib du Frau Merkel und schick mir eine Kopie, damit ich was lerne.

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  7. Also mir fehlt schlicht und ergreifend die “Integrität”.

    Es ist eines, gegen die bösen großen zu demonstrieren, aber wir sitzen alle im selben Boot.

    Der PC, an dem ich gerade sitze, besteht vor allem aus Teilen, die in Billigstlohnländern erstellt worden sind. Da ändert auch das Linux, das darauf läuft, nichts an der Ungerechtigkeit in chinesischen Firmen, wo Menschen wie Vieh gehalten werden.

    Die Sachen, die ich auf der Haut trage sind zu einem großen Teil nicht sehr gerecht erstellt.

    Für mein täglich Brot müssen wahrscheinlich Viecher viel mehr leiden, als nötig.

    WIR wollen jeden Luxus für den kleinsten Preis. Frau Merkel kauft wahrscheinlich nicht im Aldi.

    Meine Krankenkassenbeiträge finanzieren Abtreibungen.

    Es gibt, meines Erachtens, keine Möglickeit, wirklich “gerade” zu leben. Eine Alternative wären vielleicht so ein Puritanerleben. Die Uhr zurückstellen. Alles selber machen. Autark leben.

    Das sind natürlich keine Argumente gegen Demos. Aber ich werde sicher keine Briefe schreiben…

    Ich verursache Unrecht.

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  8. Ja, natürlich verursachst du Unrecht, Manfred. Und ich mindestens so viel. Das zu erkennen ist schon ein erster, sehr wichtiger Schritt. Aber nach diesem Schritt sollten wir überlegen, wie wir für mehr Recht und weniger Unrecht sorgen können, denn das ist es was Gottes Traum und der Nächstenliebe entspricht. Und da gibt es viele Möglichkeiten anzufangen. Briefe und Demos gehören dazu, fair gehandelte Klamotten und “Schoko-Kaffebohnen” (sehr lecker!) auch und Bahn fahren statt Auto und teilweise Verzicht und vieles vieles mehr. Damit schaffe ich mir noch nicht die Möglichkeit wirklich “gerade” zu leben, aber es ist ein Anfang. Jesus hat auch nicht alle Krankheiten und Armut auf einmal abgeschafft, aber er hat im Kleinen angefangen (und damit Großes getan).
    Ich befürchte ich werde mein Leben lang Unrecht verursachen.
    Aber ich hoffe und bete, dass ich in und neben all dem Unrecht ein Licht sein kann, das ein wenig mehr Gerechtigkeit schafft.

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  9. sabine, die noch richtige Worte sucht..

    Ich versuche seit gestern einen Kommentar zu schreiben, jetzt versuch ich es einfach:
    Obwohl es total schwierig ist:

    Natürlich muss man sich eingestehen, dass wir ständig Unrecht verursachen, täglich Kompromisse eingehen und DENNOCH finde ich es wichtig auf Ungerechtigkeit hinzuweisen auch als Christen unsere Verantwortung wahrzunehmen.
    Über soviele Themen wird diskutiert, aber bei Sozialpolitik wird oft geschwiegen unter Christen.
    Klar können wir resignieren und sagen, können eh nix tun, lasst uns auf den Himmel warten, da wird alles besser??
    Aber das kann es doch nicht sein?

    Aber es geht nicht nur ums Reden, sondern Tun.
    Da finde ich den Besuch einer Demo nur kleiner Teil (bin leider auf Hochzeit und wäre aber sonst wohl ehrlich gesagt auch nicht da,hab auch schon negative Erlebnisse mit ner Demo gehabt, wenn plötzlich einer nen Stein wirft aber anderes Thema).
    Der Handeln im Alltag ist schon wichtiger.
    Mir hat ein Vortrag von Tony Camplo echt Mut gemacht, trotz unserer Unzulänglichkeit sich weiter für Gerechtigkeit sich einzusetzen und in dem anderen Jesus zu sehen.
    Das sind Schlagworte ich weiß, ich kann das grad nicht weiter ausführen und natürlich komm ich da auch schnell an meine Grenzen, was für Gerechtigkeit einsetzen heißt,
    aber ich bin froh, dass man in diesem super Blog auch drüber diskutiert und das Thema nicht allen anderen überlässt.

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  10. Sabine

    während ich noch an meinem Kommentar gebastelt habe, sprach Hufi genau das was sagen wollte, danke!

    Wobei ich oft noch ungerechter handel
    (was mein Kaufverhalten angeht 🙁 )

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  11. @manfred: Falls du meinen blog aufmerksam gelesen hast wirst du feststellen, dass ich überhaupt nicht nach Rostock gehen will. Sorry, also keine Bilder. Ich habe dir aktuelle Diskussion nur aufgenommen udn sie versucht auf eine breitere Basis zu stellen. Es geht mir nämlich gerade darum, dass Demonstrationen allein zu kurz greifen. “Gerechtigkeit Gottes” ist ein komplexer Begriff und mein Kaufverhalten etc. ist ein teil des ganzes. Vielleicht kann ich nicht die Probleme der Welt lösen, aber ich kann in meinem Umfeld anfangen zu denken und zu handeln, vielleicht ein kleiner Anfang, aber eine Bewusstmachung und Schärfung des eigenen Gewissens was unrecht und recht ist.

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  12. Suche eine gute christliche Stellungnahme zu G8. Hätte gerne etwas dazu auf meiner Seite veröffentlicht.
    Vielleicht wird im nächsten Jahrbuch für evangelikale Theologie etwas veröffentlichen.

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  13. @peter: Ich glaube, dass jede Stellungnahme einseitig ist und das ist auch gut so! Wie wäre es mit zwei Stellungnahmen, also verschiedenen Betrachtungswinkeln, sowohl theologisch als auch politisch??

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  14. annerl

    wenn man nicht direkt in Heiligendamm vor Ort sein will, kann man sich auch alternativerweise auf dem Kirchentag in Köln zu den Themen umhören und bilden; dort gibt es eine breite und interessante Palette an Angeboten. Besagter Jim Wallis ist auch dabei. Ich werd ihn mir mal anhören.

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  15. annerl

    ja leider,

    dafür gabs eine interessante Diskussion mit unserem Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse, dem EC- Bundespfarrer Rudolf Westerheide und der SPD Bundestagsabgeordneten Karin Kortmann, die sich zugleich beim BDKJ engagiert. Es ging also um Thematik christliche Jugendverbände und gesellschaftliches Engagement.
    Persönlich haben mir die Einstellungen der beiden katholischen Vertreter viel mehr zugesagt.

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  16. ich glaube eher nicht, das war eine eher kleine veranstaltung; ich habe jedenfalls keine größeren technikaufwände gesehen bzw. darauf geachtet.

    Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Veranstaltung von BildungsreferentInnen eines CVJM Landesverbands (??) moderiert.

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