“Von der Freiheit des Verzichts”

Bibel, Gemeinschaft, Gesellschaft

In den letzten Wochen beschäftigt mich der Gedanke nach Freiheit, Bibel, Individualismus und Gemeinschaft. Irgendwie quer und unangenehm und doch zu wichtig, um es zu verdrängen. Der gesellschaftliche Individualismus ruft uns immer wieder leise und doch unüberhörbar zu, dass wir uns um uns selber kümmern müssen, sonst kommen wir zu kurz. Wir sind ja frei alles zu tun was wir wollen, so wird uns suggestiert und dieser Chance können wir ruhig nachgehen. Nicht nur an materiellen Dingen und Statussymbolen sind wir interessante Opfer dieser scheinbaren Freiheit, sondern auch im Geistlichen setzten sich solche Gedanken immer mehr durch. So wird immer seltener gefragt, wie ich mich in die Gemeinde einbringen kann, stattdessen lautet die kritische Frage: Was bringt mir die Gemeinde?“ Detailliert: Was bringt mir die Predigt? Was der Worship? Was die Leute? Es geht um mich! Das brauch ich. Das gönn ich mir. Was ist jetzt dran für mich. Ich bin ja frei, kann wählen was ich brauch. Aber es ist eine trügerische Freiheit. Genauer genommen eine egoistische Freiheit, die das Ich vor dem Wir sieht. Die individuelle Freiheit vor der Gemeinschaft. Der Einzelne vor dem Ganzen. Paulus sieht das anders und fordert die Gemeinde in Korinth auf es umgekehrt zu tun. Wahre Freiheit zeigt sich im Verzicht. Erst wenn ich was NICHT tue, was ich tun könnte, zeigt sich die wahre Freiheit. Eine Freiheit die nicht nur mit der Masse schwimmt, eine Freiheit die nicht nur mich selbst und mein Wohlergehen sieht, sondern eine Freiheit die aus Verzicht handelt, das wohl des Nächsten sucht (1. Kor 8). So hat auch die Gemeinschaft der ersten Christen funktioniert (Apg 2), keine zwanghaften Treffen, keine egositsiche Gütergemeinschaft, sondern die Freiheit auf etwas zu verzichten (vor allem Materiell), zum Wohl der Anderen. Das fordert mich immer wieder heraus, egal ob es um Familie, Gemeinde oder Gesellschaft geht.

9 Comments

  1. oh ja, das fordert heraus… vor allem weil es ein System ist, das “nur funktioniert” wenn alle diese Freiheit haben. Ansonsten werden ganz schnell diese Leute, die sich einbringen ausgenutzt…
    die große Frage bleibt also, wie kommen wir wieder zurück? back to the roots?

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  2. Aber das Garstige am heldenhaften Verzicht ist doch auch, dass es am Ende wieder gut für mich ist…

    Die Herausforderung liegt ja vielleicht gerade darin, zu verstehen(!), warum(!) der singuläre Individualismus nicht nachhaltig und keineswegs zielführend (und damit Sünde (=Zielverfehlung)) ist.

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  3. @sandra: Die Frag eist: Ließen sich Jesus und die ersten Christen ausnutzen? Und wann muss ich mich dagegen wehren? Oder wehre ich mich schon, ohne, dass ich mich ausnutzen lasse?

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  4. @christoph: Aber es dauert immer so lange bis zum Ende… und manchmal bis in die Ewigkeit – aber das wäre ja auch wieder gut! 🙂

    Was muss ich denn verstehen?

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  5. ich denke, die meisten wahren sich zu schnell, das ist ja der Grundgedanke, man fühlt sich selbst benachteiligt, kann seine individuelle Art nicht ausleben… man denkt man kommt zu kurz.
    Wenn wir eine Gemeinde hätten in der jeder dem anderen dient, dann wäre es toll, denn dann würde keiner zu kurz kommen. Leider ist es meistens nicht so. Also ist es leider oft so, dass die leute, die dienen ziemlich vielen Leuten dienen… nach dem Motto, wer der kleinen Finger reicht, von dem wird die ganze Hand genommen. Manchmal denke ich, dass die anderen das sehen und sich denken: das will ich mal nicht, so viel kann ich nicht geben – und dann geben sie vorsichtshalber gar nichts.

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  6. @sandra: Ja, glaube, da hast du recht. Aber manchmal ist es auch so, dass Leute einfach nur bedient werden wollen, was für eine Zeit ganz in Ordnung ist, aber als “Lebensmotto” echt aufregen kann…

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  7. aufregen ist untertrieben… denn das problem ist doch, dass sie beim bedienen meistens nicht wachsen… man wächst eben doch meistens mit den herausforderungen … aber in so ein Konsumgesellschaft?!?! Aber so ist es ein Teufelskreis. Sie wollen bedient werden… deswegen wachsen sie nicht im Glauben… so sind sie enttäuscht und wollen erst recht nichts einbringen… und denken da muss doch noch was besseres kommen… ein bessere prediger etc

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  8. aber es würde mich noch mal deine Meinung interessieren wegen Jesus und den Jüngern… also ich habe jetzt ein wenig darüber nachgedacht und hatte den Eindruck irgendwie haben sich die Jünger und Jesus in gewisse weise schon ausnutzen lassen. Sie haben geheilt, gepredigt alles, ohne jegliche Gegenleistung. Paulus hat alles aufgegeben und ist rumgereist. Dennoch würde ich es nicht “ausnutzen” nennen. Mehr Berufung, sie haben gewusst dass es ihre Aufgabe ist und sie es für den Lohn bei Gott machen… aber Gott hat auch immer für sie gesorgt, oder war die leidensbereitschaft nur höher?

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  9. @sandra: Danke. Das ist genau der Punkt. Ich weiß, dass das ein schweiriges Thema ist, aber ich glaube, di emeisten Christen lassen sich eher nicht ausnutzen, die Gefahr besteht also gar nicht. Wie haben soviel Argumente udn Gründe warum wir Menschen nicht helfen können, dass wir gar nicht in die Situationen kommen ausgenutzt zu werden…

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