“Lernen von Südkorea!”

Deutschland, Gesellschaftstransformation, mbs akademie

Heute den ganzen Tag für unsere mbs-akademie gearbeitet und zwei neue Studiengänge für 2008 vorbereitet, zum einen als Mediator und zum anderen als Beratender Seelsorger. Am Nachmittag hatte ich ein Treffen mit einem Südkoreaner. Er ist in Deutschland und möchte Diakoniewissenschaft studieren und schaut sich verschiedene Studiengänge an. Er hat sich für uns als mbs interessiert, da bei uns Sozialpädagogik und Theologie zusammen kommen. Wir hatten ein gutes Gespräch und dann überraschte er mich mit der Frage: „Wie habt ihr deutschen Christen euch auf die Wiedervereinigung vorbereitet?“ Ich war etwas verblüfft und überlegte und gab zur Antwort, dass wir uns eigentlich kaum darauf vorbereitet haben, da wir es nicht erwartet haben. Zumindest für mich kam das alles sehr überraschend und ging so schnell, dass ich nie daran dachte, was für eine Verantwortung wir Christen für Ostdeutschland haben. Er erzählte mir dann, dass sie als Christen in Südkorea die Wiedervereinigung in zehn bis 15 Jahren erwarten und sich jetzt darauf vorbereiten wollen. Deshalb möchte er auch Diakoniewissenschaft studieren, da man in Nordkorea ein diakonisches Christsein bräuchte. Das Gespräch hat mich ziemlich nachdenklich gemacht und mich in den Gedanken nach einer Gesellschaftstransformation bestärkt. Verantwortung und Gerechtigkeit gehen über das reine Seelenheil des Menschen weit hinaus…

12 Comments

  1. Ich als Ossi muss da jetzt mal nen Kommentar geben. Ich war bei der Wende zwar erst 5, aber nach den Erzählungen meinder Eltern und Großeltern kam die Wende zwar echt völlig unerwartet, trotzdem wurde sich auf die Zeit nach der DDR vorbereitet. Es wurden z.B. so gut wie es ging Kontakte zu westdeutschen Christen gehalten, um dann so schnell wie möglich mit ihnen zusammen zu arbeiten.

    Anyway, wünsche dir nen schönen Abend

    Ruben

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  2. hilfe, was ist das für ein satz:
    “was für eine Verantwortung wir Christen für Ostdeutschland haben” ???

    lieber toby, ich schätze deine kolumne in dennoch und viele gedanken hier sehr, aber mit dem satz gerade, haut’s bei mir alles raus! ich komm mir vor wie ein be-bete-objekt, ein jämmerliches etwas, was fürsorge bedarf.

    sollte dein satz nicht heißen “christen für deutschland”?

    und um ehrlich zu sein: viele regionen im jetzigen osten sind nur modellregionen für das, was im westen auch bevorsteht – halt zeitlich nur etwas später. christen können sich so eine kategorisierung schlicht nicht (mehr) leisten. bestenfalls kann man regional denken, besser landes- und europa-, ja weltweit.

    verantwortung ja, aber bitte für unser ganzes land. deutsches volk, besinne dich auf gott.

    liebe grüße aus dem erzgebirge, dave 🙂

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  3. Vielen Dank für die Rückmeldungen. Aber ich glaube da gibt es ein Missverständnis. Bei meinem Eintrag ging es ersten um Südkorea und zweiten um die Wiedervereinigung 1989/90. Darauf bezieht sich der Satz, der im ganzen folgendermaßen lautete: “Zumindest für mich kam das alles sehr überraschend und ging so schnell, dass ich nie daran dachte, was für eine Verantwortung wir Christen für Ostdeutschland haben.”
    Seit dem ist viel Zeit vergangen und da gebe ich dir recht, wir sind jetzt ein Volk, ein Land und denken udn glauben zusammen. Und noch ein Gedanke: Wenn ich für jemand bete heißt das nicht, dass ich ihn für “jämmerlich” halte. Du darfst gerne für mich beten! 🙂

    Dann noch eine Frage: Wie ist dein folgender Satz zu verstehen?
    “und um ehrlich zu sein: viele regionen im jetzigen osten sind nur modellregionen für das, was im westen auch bevorsteht – halt zeitlich nur etwas später.”

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  4. @toby: Ich finde den Gedanken auch spannend. Sich auf Dinge und Situationen die man sich als Ziel auf die Fahnen schreibt, auch vorzubereiten, als wären sie greifbar und schon im Werden. In der Coaching- und Beratungsszene ist das ja auch gängiges Handwerkszeug: Vom Ziel her denken und nicht an deren Unerreichbarkeit leiden…

    @dave: Ich würde deine Aufregung verstehen, hätte Toby sich auf die Gegenwart bezogen. Heute sind wir hoffentlich in der Tat nicht mehr im Ost/West-Denken gefangen. Aber der “aufregende” Satz bezog sich ja auf die Haltung VOR der Wende. Und da war die Wiedervereinigung in der BRD zwar Staatsziel, aber niemand hat ernsthaft damit gerechnet, an den Zuständen kurzfristig oder auch nur auf absehbare Zeit etwas zu ändern. Das mag nicht für alle Menschen zutreffen, aber für die große Mehrheit der damaligen Wessis.

    By the way: Deine Prognose kann ich nachempfinden, würde sie im Sinne des Artikels aber gerade infrage stellen bzw. als Herausforderung verstehen wollen, daran was zu drehen. Sicher nicht im Sinne einer Restauration, wohl aber im Bewusstsein der Relevanz des Evangeliums in einer säkularisierten Welt.

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  5. hallo!
    @tobias:
    danke für deine antwort! gut, aus der perspektive 1989 ist das sicher richtig, kam für mich jetzt nicht so stark raus. — natürlich können wir füreinander beten. hab das überspitzt, ich denke manche fassen das aber vielleicht so auf, fühlen sich irgendwie “klein” dabei… — was ich noch angefügt habe in dem satz sollte unterstreichen, daß wir GEGENSEITIG verantwortung brauchen. im osten gibt es regionen, wie etwa die lausitz, die starken bevölkerungsrückgang haben, das greift ins gesamte gesellschaftliche leben ein, städte wie weißwasser werden “rückgebaut”. die demographieforscher (z.b. serie in der faz 2005…) verweisen darauf, daß solche entwicklungen auch im westen stattfinden werden, nur mit einigen jahren verzögerung. — um diese herausforderungen zu lösen, sind insbesondere christen gefragt, und welche die zusammenstehen. diese art von verantwortung, die du angesprochen hast, war “damals” – ich hatte einfach schon weiter in die zukunft gedacht. leider fällt es manchmal schwer, die ost-west-schere im kopf zu überwinden. aber christen sollten immer zu ihrem land stehen und verantwortung übernehmen, dieser gedanke in deinem beitrag ist mir ebenfalls sehr sehr wichtig. ich will da auch von den koreanern lernen!

    ~grüßle, dave 🙂

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  6. dähanminguk manse! (das heißt: “vorwärts, Südkorea!” 😉 Hab grad Besuch aus Korea und kann aus eigener Anschauung sagen, dass wir von den Christen dort sicherlich einiges lernen können.
    Vielleicht gibt´s ja dann bald eine Zusammenarbeit des MBS mit südkoreanischen Gemeinden, Toby?
    😉

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  7. Ja, klar, warum nicht. Ich werde “meinen Südkoreaner” auf alle Fälle wieder trefen. Hast du deinen schon das mbs vorgestellt???

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  8. Meine koreanische Freundin hatte mich sogar schon mal am MBS besucht 😀 Wer weiß, vielleicht gibt´s bald eine koreanische Invasion am MBS…

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