Maxim Biller: „Liebe heute“

Rezension
Er gehört zweifelsohne zu den besten Kurzgeschichtenschreibern Deutschlands: Maxim Biller, eigenwilliger Charakter jüdischer Herkunft, der mit zehn Jahren aus dem schönen Prag nach Deutschland immigrierte. Erste Erfolge feierte er im Zeitgeistmagazin „Tempo“ Mitte der 80er Jahre mit seinen „bösen“ Kolumnen, heute schreibt er sie immer noch, aber inzwischen für die FAZ am Sonntag. Dazwischen liegen einige Bände mit Kurzgeschichten, Theaterstücken und Romanen, wo besonders „Esra“ auf sich aufmerksam machte, der bis heute verboten ist. Früher haben böse Zungen gesagt, dass Biller immer nur dann gut schreibt, wenn er über sich und seine Geschichte schreibt und zwar seine jüdische. Egal über was Biller geschrieben hat, es ging immer um Juden und Nationalsozialismus. Die Folge: Alles war gut. Aber manchmal auch nervig, da selbst die langweiligsten Fußballstorys über den FC Bayern zu Nazistorys wurden. Aber Biller hat sein Repertoire erweitert und schreibt jetzt über die Liebe. Liebe heute. Short Storys, wie Kurzgeschichten heute heißen und er tut es mit Bravour. Die Geschichten sind traurig, zärtlich und enden meist in der Tragödie. Natürlich schreibt Biller wieder über sich, über Juden heute und die Deutschen. Sein ambivalentes Verhältnis, welches er spannungsgeladen in die Geschichten einwebt. Die Figuren entfalten auf den wenigen Seiten gekonnt ihren eigenwilligen Charakter und Billers Aufbau sorgt für eine dramaturgische Dichte, so dass man jedes Mal etwas traurig ist, wenn die Geschichte schon zu Ende ist. Das gibt den Geschichten eine Leichtigkeit und Tiefe und Biller endlich die Anerkennung die er schon lange verdient hat. Also: Kaufen und jeden Tag eine Geschichte lesen, lernen über die Liebe, das Leben und glücklich sein darüber, dass es im wirklichen Leben vielleicht doch ein Happy End gibt.

Eine Kostprobe: Maxim Biller liest “Die Jahre mit Maserati”

5 Comments

  1. deine einträge zu deinen literarischen vorlieben bleiben häufig jungfräulich … aber du hast ja mich. über deinen post habe ich mich gefreut. ja wie du recht du hast.
    ich war immer der meinung esra ist sein bestes buch und wie auch du finde ich wenn er biograpisch wird ihn genial. ich erinnere gerne an seinen wahren und so ernsten essay “ein deutscher wider willen” aus dem deutschbuch.
    eines hat der text und die short stories gemeinsam. sie sind erzählungen mit einem schuss melancholie der dem leben genau die schwere gibt, die gegenwart erleben lässt.
    für mich ist liebe heute zum mir liebsten buch von biller geworden. und ich bin fast davon überzeugt nie war er besser.
    ein muss -und für deine viele postmodernen leserInnen – das ist liebe in der postmoderne. der ganzen schmerz und die unfähigkeit und fähigkeit zu lieben- nirgends wurde es besser beschrieben

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  2. ich habe noch etwas vergessen
    danke- das war ein geschenk von dir
    und bei der lesung sagte er, jahre mit masarati und noch eine geschichte wurde vom new yorker gekauft. man sah ihm an, darüber war er sehr stolz.
    aber zu recht- nochmals das buch ist ein muss für alle die in einer beziehnung leben, um zu wissen was sie an ihren partner u. innen haben
    für alle die getrennt leben um zu wissen mit dem schmerz des gewesensein sind die nicht alleine und für alle singles um zu wissen warum es sich lohnt als single zu leben oder warum die annäherung an einen partner oder partnerin ein gewinn ist aber auch meistens den verlust der resp. desselben inkludiert.

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  3. ach lieber Martin, danke für dein verständnis. Ja, Biller ist zu höchstform aufgelaufen, was die übersetzungen zeigen, obwaohl es ja fast grotest ist, dass der, der über seine deutschen schreibt die meiste anerkennung im ausland bekommt…

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  4. Sabine

    Also ich werde das Buch wohl kaufen, denn eure Tipps sind
    gut!!
    Liebe Grüße aus Köln!

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