“Gesellschaftstransformation Part 5”

Christsein, Gesellschaft, Gesellschaftstransformation, Kultur & Glaube, Theologie

Nach den letzten Diskussionen versuche ich es mal mit einer Art Definition, wie ich GT verstehe:
Gesellschaftstransformation beschreibt Veränderungsprozesse, die aus einer Integration von Mission und sozialem Wandel erwachsen. Diese ganzheitlichen Prozesse zeigen sich im Wachstum von Gerechtigkeit und zielen auf ein ganzheitliches Heil (Schalom) ab. Gesellschaftstransformation bewirkt somit eine missionale Gestaltung von Christsein und christlichen Gemeinden, in der sich verändernden Wirklichkeit dieser Welt. Theologisch beschreibt Gesellschaftstransformation die inkarnatorische Dimension von Liebe und Tat im ganzheitlichen Prozess der Transformation im jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext. Diese Veränderungen umfassen sowohl die physisch-materielle, die spirituelle als auch die psychische und soziale Dimension des menschlichen Lebens.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde vor allem die evangelikale Seite von einem einseitigen Bekehrungsevangelium dominiert, das auf einem modern-individualistischen Menschenbild aufbaut. Christen und Gemeinden haben sich in Folge dessen immer mehr aus der gesellschaftlichen Verantwortung gezogen, ein kulturell und gesellschaftlich nicht relevantes Christsein gelebt und somit sowohl passiv als auch aktiv ungerechte und soziales Leiden erzeugende gesellschaftliche Strukturen in Deutschland und weit darüber hinaus gefördert. Dies kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen geschehen (ethische, politische, geistliche, gesellschaftliche etc.). GT möchte weder einen Gottesstaat errichten, noch ein Wohlstandsevangelium fördern, sondern die Verantwortung von Christen, Gemeinden und Projekten fördern.

12 Comments

  1. hallo toby!
    sehr guter beitrag, der so ziemlich genau das trifft, was seit einiger zeit durch meine grauen zellen flattert.
    find ich gut, daß du dabei nichts “extremes” predigst, sondern dein letzter satz ist einfach ganz wichtig dabei!!!
    wir müssen glaube ich weg von dem reinen “seelen-evangelium”. jesus hat das reich gottes gepredigt, ganzheitlich – und: zum “anfassen”. wenn die leute nix sehen bei mir, hab ich den mund zu halten. wenn gottes kraft in jesus christus in mir wirkt, dann kann das ganze gestalt gewinnen (vgl. 2. kor. 4,7). und dann werden menschen auch fragen haben, dann kann auch geredet werden…

    noch eine erfahrung von mir zur “verantwortung”: viele christen bzw. gemeinden tun sich ganz ganz schwer mit unserem land, mit der politik, mit der regierung, mit parteien mit einzelnen leuten, seien es welche im land, im bund oder wo auch immer. — ich bin selber ehrenamtlich tätig und was ich mir schon alles anhören mußte deswegen, das ist echt krass. da ist nix von verantwortung spürbar nur verachtung, dummheit, ignoranz usw. und dann will man diese leute noch bekehren, die man ständig verdammt. so kann das nix werden.

    viele grüße, dave 🙂

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  2. Haste ne Meinung zu der Sentinel Group und diesen ganzen “Transformation” Videos? Die mit dem: wir haben strategisch geistlich gekriegführt und dann hat sich alles geändert.
    Irgendwo hab ich es schonmal gepostet; Europäer haben Angst wenn sie von Christen in Bezug auf Gesellscahftstransformation hören. Viele denken da nicht
    an fair gehandelten Kafee und Gerechtigkeit, sondern an schwerverdaulichen Hang zur Gesetzlichkeit (um mal n bisschen free zu stylen ;-D) man muss- und ich glaube das wirst du ähnlich sehen- den Weg des Kreuzes betonen: Veränderung nicht durch Dominanz, sondern durch aufopferungsvolles Dienen (immermal wieder aufgepeppt durch ‘prophetische Kritik’).
    *Nicht als Kritik sondern als Ergänzung gemeint*

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  3. Danke für die Ergänzung und den Hinweis auf die TV Video. Klar kenne ich die, aber sie haben nur recht wenig mit dem zu tun, was ich unter GT verstehe, vor allem, weil sie nur einen kleinen Part von dem zeigen, was in den Städten wirklich passiert ist und die Betonung dann sehr selektiv auf klassisch geistliche Dinge gelegt wird. Aber es wird zum Beispiel nicht erwähnt, dass sich Christen sowaohl in sozialen Arbeiten als auch in politischen Ämtern jahrzehntelang engagiert haben, um eine strukturelle Vorarbeit für eine so genannte geistliche Erweckung zu schaffen. Interessanter sind sowieso oftmals die unbekannten Transformationen wie z.B. in Malawi, wo der Weg von einer Diktatur hin zu einer Demokratie maßgeblich von Christen mitgestaltet wurde….

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  4. Ja das hab ich mir natürlich auch so gedacht. Man muss sich nur darauf einstellen, dass Anfragen dieser Art “von außen” kommen könnte.
    Nicht zu Unrecht: bestimmte Ideen von Gesellschaftstransformation (die nur vom Namen her mit deinen Ideen zu tun haben), hatten zum Beispiel einen sehr unrühmlichen Einfluß auf Mittelamerika. Ich mein jetzt nicht unbedingt Befreiungstheologie; auch Äußerungen von Pat Robertson, man solle doch bitteschön Hugo Chavez vom CIA umbringen lassen- mein Gott das ist so absurd, dass man glauben möchte, dass wäre nur Parodie gewesen…

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  5. Danke für den Hinweis. Leute wie Pat Robertson lehne ich mit Sicherheit ab, so wie alle anderen Verschwörungstheoretiker! Gewisse Tendenzen zur Befreiungstheologie bei Boff oder Moltmann, kann ich hingegen nicht leugnen! 🙂

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  6. Hallo Tobi,
    danke für die schöne Definition. Das ist echt hilfreich. Jetzt reizt es mich doch, auch mal ein wenig zu senfen, auch wenn ich jetzt kein Theologe bin 🙂

    Ich glaube, dass es echt wichtig ist, dass die Gemeinde Gottes diese Dimension des Evangeliums wieder in den Blick bekommt. War das Evangelium nicht dafür bestimmt an die Hecken und Zäune dieser Welt zu kommen. Wäre schade, wenn es in unseren Kirchen und Gemeinden versumpft, und weder wir noch diese Welt die Fülle dessen erlebt, was das Evangelium und der Leib Crhisti eigentlich sein könnte.
    Aber dieses ich nenn es jetzt mal transformatorische Evangelium sollte für mich sehr ganzheitlich sein. Da gehören diakonische Dinge genauso dazu wie evangelistische, und da gehören für mich auch die “urgeistlichen” Dinge wie Gebet hinein, und daraus folgend der ganze übernatürliche Teil des Evangeliums, den wir immer noch sehr kritisch betrachten, weil er oft nicht in unsere Theologien hinein passt. Natürlich muss all das zusammenkommen, und natürlich müssen wir um eine Balance ringen. Aber ich finde es kann nicht ein entweder oder sein. Und ich glaube, wenn wir ein solches ganzheitliches Evangelium leben, dann werden wir auch erleben, dass sich Gesellschaft transformiert. Ganz automatisch, ohne dass wir das bewusst betreiben müssen. So wie das bei Jesus war. Ich glaube, dass könnte man dann auch Erweckung nennen.
    Soweit mal meine vorläufigen, etwas untheologischen Gedanken.

    LG
    Samuel

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  7. Danke, sehr guter Post. Mich würde von dir vor allem interessieren, wie man die geistliche und die politische Ebene zusammen bringen kann…

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  8. Ist ja klar das du rumluegen musst um deine Opfer bei dir zu behalten. Sehr wohl foerderst du einen “Gottesstaar”, das ist alles nur schoen umschrieben. “Schriftgelehrte” wie du werden am Ende dafuer sorgen, dass viele in die Haende des Antichristen laufen. Mit deinen Titeln geilst du dich an dir selber auf und natuerlich soll es auf andere ehrfuerchtig wirken. Du hast dich selbst erhoben und wurdest laengst erniedrigt. So wie dein Guru und oekumeniker Reimer.

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