“Jesus. Drei Perspektiven – drei Bücher. Teil 1 Das Papstbuch”

Bücher, Jesus, Rezension

Ich habe in den letzten Wochen drei verschiedene Bücher über Jesus gelesen und vorneweg gesagt, so verschieden sie waren so lesenswert waren sie alle drei. Zuerst war da das Papstbuch „Jesus von Nazareth“, gefolgt von McLaren „Das Geheimnis der Botschaft von Jesus“ und zuletzt vom emeritierten Heidelberger Professor Klaus Berger mit „ Jesus“. Drei Bücher über Jesus von drei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die alle einen gewissen Einfluss haben und die alle unterschiedliche Ziele mit ihren Büchern verfolgen. Am meisten aufsehen und Diskussionen hat sicherlich das Papstbuch erregt, so viel, dass es schon mehrere Antwortbücher gibt und mittlerweile fast 500 000 Stück verkauft wurden. Für ein theologisches Buch, eine wirkliche Sensation. Der Papst schreibt als Josef Ratzinger und somit lehrhaft, fehlerhaft und demütig, wie er selbst immer wieder erwähnt. Und so ist das ganze Buch auch geschrieben: Ein sanftmütiges Buch, ja es hat fast einen zärtlichen Ton, wenn er über Jesus schreibt. Und das möchte Ratzinger auch, ein Jesusbild zwischen Freund und Wissenschaft, zwischen Beziehung und historisch-kritischer Methode. Beides soll salomonisch miteinander vereint werden und das ist zugleich Stärke und Schwäche des Buches. Stärke, da es fast seelsorgerlich aufzeigt, dass man nicht vom Glauben abfallen muss, wenn man wissenschaftlich arbeitet. Uns so schreibt Ratzinger ein schönes, weises, leises und allgemein verständliches Buch über Jesus, das einen guten Einblick in die allgemeine Jesusforschung der letzten Jahre gibt und ab und an sogar die philosophischen Hintergründe beleuchtet. Schwäche, da es manchmal zu sanft, zu salomonisch in den Kompromissen und zu lehrhaft daher kommt. Ich hatte beim Lesen manchmal das Gefühl, als wolle Ratzinger niemand wehtun, ja alle zufrieden stellen.

Biographische Anmerkungen: Das Buch verspricht was der Titel sagt. Da schreiben der gelehrte Professor Ratzinger und der Kirchenführer Papst Benedikt zugleich ein Buch. Nicht unfehlbar, aber beide haben ihren Einfluss, der Papst bremst den scharfsinnigen, konservativen und streitbaren Theologieprofessor Ratzinger aus und der Ratzinger verleiht dem Papst eine Gelehrtheit und theologische Aktualität, wie man sie lange nicht mehr bei einem Papst gesehen hat. Auffällig dabei ist, dass Ratzinger weitgehend auf katholische Kommentare und Weggefährten seiner akademischen Laufbahn zurückgreift.

Ziel des Buches: Jesus zurück in die Kirche holen. Der Papst als Oberhaupt der Kirche möchte Jesus wieder dahin zurückholen wo er seiner Meinung auch hingehört. Raus aus der individuellen und privaten Sphäre der postmodernen Menschen, die Jesus und Religion weitgehend zur Privatsache gemacht haben. Das tut er zum Teil zu Recht und stört mich als Protestanten vor allem dann, wenn es um Sakramente, Petrus (als die ungebrochene Sukzession) und die (katholische) Kirche an sich geht.

Fazit: Insgesamt eine wertvolle Lektüre, die mir nicht so viel Neues offenbarte an Wissen, aber mein persönliches Jesusbild hinterfragte und bereichert hat. Und alleine darum war es gut zu lesen.

6 Comments

  1. Den Ratzinger les ich auch grad. Ich muss da aber wahrscheinlich noch mal anfangen, sobald ich nach meinen Ausarbeitungen etwas mehr Zeit habe. Die Buchstaben habe ich zwar erkannt, aber mich nicht wirklich konzentrieren können.

    McLaren und Berger habe ich auch gelesen. Bin gespannt, was du zu den beiden sagst.

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  2. Das Gefühl kenne ich: Was gelesen, Buch zur Seite gelegt und sich selbst verwundert gefragt: “Was um alles in der Welt habe ich gerade gelesen!” 😉

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  3. Hi Toby!

    Ich habe auch die Bücher gelesen (gut, außer Berger, dafür n.t. wright) und bin echt begeistert gewesen. Habe ich unter freikirchlichen Leitern auch weiterempfohlen. Der Gedanke von Ratziger im Buch, der mir am meisten eingeprägt wurde: “Jesus ist das Evangelium.” Super

    McLaren lese ich jetzt zum zweiten Mal (mir gehts manchmal auch so wie kapeka), finde ich aber nicht so spannend – wahrscheinlich weil ich viel Wright lese. Aber dennoch das beste Buch von McLaren – meiner Meinung nach – besser als sein Katastrophenbuch A Generous Orthodoxy.

    Ciao
    Danny

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  4. Ich würde mit “What Saint Paul Really Said: Was Paul of Tarsus the Real Founder of Christianity?” anfangen und wenn dir dieses gefällt, dann die “Christian Origins and the question of God” Reihe durchackern.

    Du wirst nicht nur begeistert sein, wahrscheinlich wirst du sogar selbst ein Buch darüber schreiben, so wie ich dich kenne 😉

    ciao
    Danny

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