„Neigen wir zur geistlichen Onanie?“

Bibel, Christentum, Gesellschaft, Gesellschaftstransformation

Manchmal bin ich von mir und meinem Christsein aber auch von Gemeinden, Kirchen und Mitgeschwistern enttäuscht und frustriert. Es scheint nur um das eine zu gehen: Frömmer und besser zu werden und dabei auch noch glücklich und zufrieden zu sein. Wir fragen, was uns der Gottesdienst heute gebracht hat und bewerten die Predigt oder Anbetung an den Maßstäben der eigenen Befriedigung. Ist es bibeltreu? Fühlt es sich gut an? Wurde ich dabei angesprochen? Wir arbeiten in der Gemeinde dann mit, wenn wir Zeit übrig haben und uns die Arbeit auch Spaß macht und unsere Gaben gut eingesetzt werden. Das mag ja alles auch gut und richtig sein, hat sicher auch seine Berechtigung, aber darin birgt sich auch eine große Gefahr: Es macht einen Augenblick Freude, aber es bringt keine Frucht. So wie Onan, der sich seiner Verantwortung drückte und keine Nachkommen zeugen wollte (Gen 38). Was wollen wir als Christen erreichen? Die frommen Menschen frömmer machen? Vielleicht moralischer? Sie auf den Himmel vorbereiten? Sie vor der bösen Welt retten? Entschuldigung, aber was ist denn unser Auftrag? Gott hat uns in die Welt gesandt, uns zu Salz und Licht gemacht, aber uns scheint diese Aufgabe zu schwer, zu unangenehm. Da muss ich vielleicht mal meinen sicheren Hauskreis verlassen und vielleicht sogar auf meine Anbetung verzichten und mich mit Leuten beschäftigen die so ganz anders sind als ich. Wir schimpfen über die Medien, weil Christen sie die Christen so schlecht behandeln, aber warum sollten sie gutes berichten? Wir schimpfen über die allgemeine Religiosität und merken nicht, dass unser Christsein schon längst zur Privatsache verkommen ist. Wir wollen alles richtig machen und merken nicht, wie fruchtlos unser westliches Evangelium wird. Der Theologe Jürgen Moltmann schreibt dazu: „Darum greift christliche Verkündigung auch heute kritisch befreiend in die reale, politische Welt ein und darf nicht zur Privatsache verkommen. Die christliche Kirche ist das Ferment der Befreiung des Menschen von den Grenzen und Zwängen der „bürgerlichen Religion“ der modernen Welt“. Die Bewahrung der Schöpfung ist nicht nur der Auftrag von Greenpeace und den Grünen, Millionen von Aidskranken nicht die Strafe Gottes, sondern die Herausforderung für uns Christen. Rollenkonflikte und Genderdiskussionen sind keine feministische Angelegenheiten, sondern fangen bei mir in der Familie und unserer Rollenverteilung an. Gemeinsames Christentum ist nicht nur Aufgabe der Ökumene, sondern fängt bei mir, wie ich über meine Geschwister denke, rede und ihnen begegne.

Vielleicht ist das etwas hart, etwas übertreiben, aber ich merke, wie ich aufwachen will, nicht länger von Veränderung träumen möchte, sondern damit anfangen will. Schritt für Schritt….

38 Comments

  1. Da sprichst du mir (mal wieder..) aus dem Herzen!
    Ich fühle mich (selbst als Christ!) in einigen Gemeinden und christlichen Kreisen nicht wohl aus eben den genannten Gründen. Falls noch nicht gelesen, hätte ich da ne nette Idee zum nachlesen… “GOTT liebt Chaoten” (Mike Yaconelli). Herrlich ehrliches Buch. Lese es gerade zum zweiten mal…

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  2. Nicht nur das, ich fürchte, dazu bekommen wir auch hier und da noch “pornographische” Predigten geliefert:

    So wie dort ideale bzw. völlig übertriebene (weil künstlich aufgeblähte) Körpermaße zum quasi-Standard erhoben werden, wie alle immer können und willig sind und es nichts anderes im Leben zu geben scheint als (über-)ekstatischen Sex, so vermittelt eine bestimmte Art von Predigt Hochglanz-Vorstellungen von Christsein und Gemeinde, die ähnlich realitätsfern sind. Ganz nebenbei braucht es auch zur Erstellung solcher Predigten einen ähnlich reduzierten Denkaufwand wie ihn die Drehbuchautoren von Pornos betreiben. Der Effekt ist dann auch derselbe: Die tatsächliche Erfahrung (mit dem eigenen Partner beziehungsweise mit den jeweiligen Mitchristen) hält dem Vergleich nicht stand und wird als Enttäuschung wahrgenommen.

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  3. Peter: Gute Ergänzung. Aber warum stellen wir den Standard so hoch, dass er eigentlich immer unerreichbar bleibt… Warum lieben wir die Theorie und vernachlässigen den Alltag? Da gibt es noch viel zu diskutieren und zu tun…

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  4. Starke Gedanken. Ein wenig habe ich heute in eine ähnliche Richtung gedacht.

    Ich habe aber darüber nachgedacht, wie wir es schaffen, unsere Ideale einer besseren Welt auch im kleinen Alltag zu verwirklichen. Wir wollen Dafur verhindern und haben Mügeln vor der Haustür oder Liverpool, wo keiner sich traut, den Mund aufzumachen. Dafur beginnt in Mügeln, direkt vor der Haustür. Wenn ich über Dafur rede, ohne Mügeln zu sehen, dann läuft etwas schief.

    Das klingt vielleicht etwas krass und wird vielleicht Protest provozieren. Aber über unsere Alltagsprobleme dürfen wir die großen Probleme nicht verlieren. Und andererseits dürfen wir nicht nur von einer besseren Welt ohne Krieg und Aids träumen, während in unserer Straße 11-Jährige abgeknallt oder Ausländer durch die Stadt gehetzt werden.

    Und dann merke ich wieder, dass ich auch nur ein blogger bin, der vor seinem schicken PC sitzt und frage mich, was ich denn jetzt eigentlich konkret tun kann …

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  5. @kapeka: Da hast du absolut recht, so ging es mir auch? Und ich neige zum Idealismus und will lernen den nicht zu verlieren und ihn im Alltag umzusetzen, genau hinzusehen wie meinen Nächsten geht. Das 1 mal 1 des Christseins….

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  6. danke für den beitrag….hmmm, was ich mich diesbezüglich noch frage: wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, sehe ich mich auch einem gewissen “frommsein-druck” ausgesetzt. klar in der lehre muss es sein, biblisch fundeiert – der rest….ist jedermann seine eigene sache. “OK” bin ich vor den anderen dann, wenn die lehre stimmt. (das meine ich allgemein, nicht nur im bezug auf mich als vikar; jeder christ ist ja auch theologe).
    “privatsache” ist der glaube nämlich nicht nur absolut, sondern auch individuell: nach außen hin kann man sehr schön alles möglich lehren und das tollste fromme gedöns ablassen – aber wie sieht die praktische umsetzung dessen aus? das bekommt kaum einer mit, wenn wir mal ehrlich sind. deswegen muss man mit worten glänzen.

    ist alles etwas “roh und unfertig” geschrieben, aber das kam mir grad so, weil ich glaube, dass das auch noch so ein hinderungsfaktor ist.

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  7. Hey Toby, ich weiß ja nicht, ob alle Kommentatoren an den Enden der Welt wohnen, oder doch zwischen Marburg Neustadt und MBS. Aber diese Übereinstimmung (und dieser Frust/Systemzweifel/… braucht einen konkreten Kanal. Vielleicht kann am Rande des Marburger Studientages von ED ja eine Kaffeerunde zur “Rettung der Welt” 😉 stattfinden. Oder jederzeit sonstwo. Würde mich interessieren ob daraus nicht Saatgut oder gar ein zartes Pflänzchen für etwas Neues entsteht.

    90%, was ich schon heute früh kommentieren wollte (und aufgrund meines amoklaufenden Rechners erst jetzt schaffe), wurde inzwischen von den Anderen erledigt und auch wenn es nicht repräsentativ ist, so ist es doch eine übereinstimmende Wirklichkeitswahrnehmung.

    Eine Zurückweisung muss ich dir allerdings mitgeben: Das “Vielleicht ist das etwas hart, etwas übertreiben…” stimmt nicht. Es ist in Wahrheit härter, schlimmer und eher untertrieben!

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  8. Ja, damit sprichst Du mir ebenfalls aus dem Herzen. Witzigerweise scheint Gott das gewusst zu haben und mir gestern abend mal eine schöne Gelegenheit gegeben, den Worten Taten folgen zu lassen. Vielleicht blogge ich da später nochmal drüber, aber das war schon eine aussergwöhnliche Begegnung. Und zu krass finde ich Dein Posting nicht.

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  9. @christopher: Neben dem Kaffee bist du herzlich eingeladen eine “Marburger Selbsthilfegruppe zur Konkretion ernsthafter Glaubensinhalte im Alltag” zu gründen! 🙂

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  10. @david: Das mit dem “frommen Druck” ist auf alle Fälle ein Thema. Ich finde die Balance zwischen Ehrlichkeit und Offenheit und öffentlicher Zurschaustellung intimer Details manchmal schwierig, eine Gratwanderung…

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  11. Ich finde das Thema wirklich sehr interessant. Persönlich merke ich es immer wieder, wie gut es tut z.B. durch einen Einsatz so richtig rauszukommen, mehrere Stunden und Tage hintereinander mit Menschen zu verbringen, die absolut mit meinem sonstigen Alltag nichts anfangen können.
    Unter der Woche, durch Gemeinde, Bibelzeit, Hauskreis etc. kriege ich soviel Input das ich ehrlich gesagt manchmal überhaupt kein bock mehr auf das alles habe. Der verhältnismäßige Output ist da total wichtig. Input=Output…

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  12. @tobias: ja, es ist eine absolute gratwanderung, aber ich denke, dies ist dann auch das “gewisse etwas” – solange die persönlichen dinge nicht mich selbst in den mittelpunkt rücken sollen, sondern christus. und das mal ohne allen stolz und so ganz ungeheuchelt….das würde schon vieles ändern. 🙂

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  13. @toby: Wenn ich in der Gegend bleiben kann, mache ich das! Der Leidensdruck ist schon völlig ausreichend.

    @schrotty: Es ist sicher unangemessen, da wir uns nicht kennen: Aber “Einsätze” als Kompensation eines [frommen] Alltags, in dem normale Menschen nicht vorkommen bzw. mit dem normale Menschen nichts anfangen können klingt nicht gut! Die “Einsätze” an sich mögen OK sein, aber was bewirken sie, wenn sie nicht Teil meines Alltages sind? Die Gleichung, die du als Ziel formulierst ist nachvollziehbar, aber nicht unproblematisch. Zum einen erzeugt sie dir einen Druck, der negativ sein kann, zum anderen trennt sie mir zu klar die beiden Welten. Lieber einen missionarisch-inspirierenden Hauskreis als einen Hauskreis, eine Inspiration und einen Missionseinsatz.

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  14. wir haben als hauskreis in dresden vor einigen jahren mal überlegt wie wir etwas praktisch werden lassen können. wir haben dann ein konto angelegt und sporatisch, wer mal lust hatte, was eingezahlt und das geld dann, als die hauskreisstruktur sich veränderte, gespendet.

    ich frage mich nun gerade: ist so etwas ein erster schritt? nicht unbedingt wegen des geldes, sondern insgesamt? oder läuft so etwas eher unter “gewissensbefriedigung” während man sonst weiter seinem alltag fröhnt?

    bei käffchen und nachdenken wäre ich ebenfalls dabei…habs ja nicht mehr weit 🙂

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  15. 2 Fragen, falls ihr euch trefft:

    a) wo sind die Frauen?
    b) welche Rolle kommt Hauptamtlichen zu? Befuerchte manchmal, dass ich dem Ottonormalgemeindemitglied davonlaufe…

    matze

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  16. @schrotty: Mit der Verhältnismäßigkeit von Input zu Output finde ich sehr gut. Glaube, aber dass es bei vielen Christen eine deutliche Schieflage zugunsten des Inputs gibt! Die Folge: Input ohne Output = (geistliche) Depression!

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  17. @e-mix: Mit dem Konto ist sicher eine Möglichkeit, aber ich glaube, dass es noch wesentlich tiefer geht als “Aktionen”. Aber mehr bei einem Kaffee, ist eine Einladung! 🙂

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  18. Hallo Toby, dein Post ist irgendwie toll und trifft mich ziemlich.
    Trotzdem empfand ich beim Lesen eine Verwirrung.

    “Manchmal bin ich von mir und meinem Christsein aber auch von Gemeinden, Kirchen und Mitgeschwistern enttäuscht und frustriert.”
    — Jou, habe ich gedacht, exakt so geht’s dir auch gerade…

    “Wir fragen, was uns der Gottesdienst heute gebracht hat und bewerten die Predigt oder Anbetung an den Maßstäben der eigenen Befriedigung.”
    — Nanu? Hab ich gedacht, wider den Individualismus? Das ist nur die halbe Wahrheit!
    Um ehrlich zu sein, ist es gerade mein Problem, (und zufällig erleben das gerade Bekannte von mir in einer anderen Gemeinde auch so), dass wir immer wieder drauf eingenordet werden, dass GoDi ja nicht nur für unsere Befriedigung ist usw. usw.
    Wie soll ich nun damit umgehen, wenn der GoDi mir tatsächlich immer öfter immer weniger bringt?
    Gehe ich zum GoDi damit die Kirche voller wird? Für den anderen?
    Da komme ich nicht mehr vor, da komme ich darum auch nicht mehr weiter.
    Gottesdienst ist bei mir gerade ein heikles Thema

    “Wir arbeiten in der Gemeinde dann mit, wenn wir Zeit übrig haben und uns die Arbeit auch Spaß macht und unsere Gaben gut eingesetzt werden.”
    — Das ist sehr zwiespältig.
    Ich sehe leider zu oft in Gemeinden, wie Mitarbeiter regelrecht verschlissen werden, weil auf ihre Zeit, ihre Motivation und die tatsächlichen Notwendigkeiten zu wenig rücksicht genommen wird.

    “Entschuldigung, aber was ist denn unser Auftrag? Gott hat uns in die Welt gesandt, uns zu Salz und Licht gemacht, aber uns scheint diese Aufgabe zu schwer, zu unangenehm. Da muss ich vielleicht mal meinen sicheren Hauskreis verlassen und vielleicht sogar auf meine Anbetung verzichten und mich mit Leuten beschäftigen die so ganz anders sind als ich.”

    — Rrrrichtiigggg !
    Das trifft voll meine momentane Überlegungen, das, woran ich aktuell leide.

    Aber wenn ich genau diesen letzten Satz aus einem radikalen Glaubensverständnis heraus umsetze, tritt aus Sicht der Gemeinde der andere Punkt ein:
    Ich bin nur noch dort, wenn ich Zeit erübrigen kann.
    Denn entweder ich lebe Gemeinde-Innen-Aktivismus oder ich lebe missional. Beides scheint sich zu widersprechen, es gibt kaum Synergien.

    Und wieder stehe ich bei Traum von Kirche in Simons Blog und meinem uralten Script

    Ein zitiertes Zitat aus diesem Script:

    “Die Gemeinde hat eine Funktion, sie soll den Einzelnen in seiner Existenz als Christ stützen
    und stärken und ein Zuhause für ihn sein. Sie hat nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie diese Funktion erfüllt,
    wenn sie ein über sich selbst hinausweisendes Ziel anstrebt. Gemeinde als Selbstzweck, als ständig vollauf mit sich
    selbst beschäftigter Verein, der nur seinen Terminen und festen Veranstaltungen lebt, hat für mich keine
    Existenzberechtigung […]
    Eine Gemeinde, die in dieser Weise vom Ziel her lebt, kann es sich nicht leisten, zwar den besten Posaunenchor der
    ganzen Region zu besitzen, aber eben deswegen niemanden für direkte evangelistische Arbeit freizuhaben.
    Meines Erachtens gibt es in unseren Gemeinden zu viele Gruppen, die nur nach innen wirksam sind:
    Gemeindechor und Bastelkreis, Gitarrenclub und Flötengruppe und letztlich auch die Gemeindebibelschule haben nur
    dann eine wirkliche christliche Existenzberechtigung, wenn sie dem Ziel der Gemeinde dienen: Licht und Salz zu sein.
    Ich weiß, daß dies sehr provozierend klingt und mache verletzen wird. Was ich meine ist: Niemand sollte traurig sein,
    wenn es etwa in einer Gemeinde keinen Chor mehr gibt, weil angesichts der Not um uns herum alle zur Ansicht
    gekommen sind, daß es jetzt Wichtigeres gäbe, als stundenlang Bach’sche Motetten zu üben. Dies ist keine Verneinung
    solcher Gruppen, sondern lediglich eine Frage der Priorität. [Ulrich Eggers in PUNKT 2/83]”

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  19. wie immer scheint das alles nicht ganz so einfach zu sein. Eigener Input und Output. Beides braucht es wohl. Und damit wären wir wieder bei Balance. Und in der Tendenz sind wir wohl gerade nicht so ganz ausbalanciert. Das zeigen ja die vielen Reaktionen. Die Mehrheit von uns scheint eher ein wenig die Outputseite zu vernachlässigen. Das wäre so ein wenig das postmoderne Wohlfühlevangelium.
    Und dann gibt es natürlich auch den christlichen Aktivismus. Und klar kann der genauso ungesund werden, wie die andere Seite.
    Warum also fällt es uns so schwer, hier einge gesunde Mischung zu finden?
    Vielleicht liegt es daran, dass wir alle diese Dinge zu schematisch betrachten, und sobald man einen Askpekt hervorhebt, fallen wir auf der anderen Seite runter.
    Wir brauchen beides, und irgendwie hat ja auch alles seine Zeit.
    Warten und Ruhen genauso, wie Dienen und Engagieren.
    Aber beides sollte glaube ich aus dem Herzen Gottes geboren werden.
    So war es bei Jesus doch auch. Der hat das getan, was er seinen Vater tun sah. Und mal hieß das: Nix tun, mal feiern, mal beten, mal einer Masse von Menschen dienen. Mal war das ein “Aktivismus” auf der Mikro-Ebene, wo ein kranker geheilt wurde, mal hat er eine ganze Masse von Kranken und gebundenen befreit.

    Ich glaube, wir müssen uns selbst fragen und vor allem zeigen lassen, wo wir gerade stehen, was für uns dran ist, und wie unser ganz eigener Weg zwischen diesen Extremen aussieht. Er wird irgendwo in der Mitte dieser beiden Pole verlaufen. 🙂

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  20. @MentalRover: Danke für den Beitrag. Dein Zitat zeigt, dass es kein neues Problem ist, erschütternd ist dabei nur, dass es in den letzten Jahren nicht besser, sondern schlechter geworden ist….

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  21. @eagleeye: Das Problem mit dem Output ist die Richtung, mir geht es nicht um einen Output in die Richtung Gemeinde (Mitarbeit etc.), sondern in Richtung “Welt”.
    Außerdem glaub eich, dass durch diesen Output wieder Input entsteht. Das ist ein Paradoxum im Reich Gottes: Input durch Output und Input bewirkt Output! Alles klar… 😉

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  22. mir ist doch noch etwas eingefallen zu dem thema und zwar lese ich gerade von Heinz Horst Deichmann das Buch: “Mir gehört nur, was ich verschenke” eine Sammlung von Ansprachen und Pressemitteilungen von und über HH Deichmann. Wahnsinn was dieser Mensch im Auftrag Gottes bewirkt. Er ist Christ und neben seinem Imperium als grötem Schuheinzelhändler Europas setzt er sich Maßgeblich in der Welt für Schwache, Kranke etc. ein. Er lässt den Auftrag Jesu zu den Kranken zu gehen nicht bei Jesus allein, sondern setzt sich ein und investiert eine Menge Geld für jene Menschen. Und dabei gilt immer: Sowohl Glaubensvermittlung als auch praktische hilfe gehen IMMER Hand in Hand. Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, Rehazentren für Leprakranke, das alles überwiegend in Indien. Ein Vorbild.

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  23. @christopher
    es ist nicht schlimm wenn wir uns nicht kennen 😉

    ich stimme dir aber voll zu: “Einsätze” müssen alltäglich und nicht krampfhaft geschehen. D.h. im Kontakt mit Freunden die keine Christen sind geschieht hier der Output…

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  24. FÜr mich ist der Begriff Mission zentral, der soziale Aktion & Wortverkündigung integriert. Dort trifft Input und Output aufeinander….

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  25. Anonymous

    So, jetzt will ich mir hier auch mal zu Wort melden, auch wenn ich kein Blogger bin und auch keinen hier kenne… aber zumindest ergreift dann mal eine Frau das Wort :).

    „Wir fragen, was uns der Gottesdienst heute gebracht hat…“
    Das ist jetzt wahrscheinlich ziemlich egoistisch, aber ein Gottesdienst der mir nichts bringt, ist doch ziemlich sinnlos, oder!? Irgendwo muss ich doch auch auftanken und neue Impulse bekommen, weiterwachsen können. Ich kann doch nicht nur geben und investieren…

    „Wir arbeiten in der Gemeinde dann mit, wenn wir Zeit übrig haben und uns die Arbeit auch Spaß macht und unsere Gaben gut eingesetzt werden.“
    Als Ehrenamtliche kann ich nur dann mitarbeiten, wenn ich Zeit übrig habe! Und da es für mich Freizeit ist, werde ich mir auch die Bereiche aussuchen, die mir Spaß machen. Bei Hauptamtlichen sieht das anders aus, das ist ihr Beruf, nicht ihre Freizeit.
    Als Ehrenamtliche, die sich nach Feierabend einsetzt, werde ich wütend und auch enttäuscht über Hauptamtliche, die „Dienst nach Vorschrift“ machen und nicht auf eine wichtige Sitzung kommen, weil das in ihrer Dienstbeschreibung nicht vorgesehen ist (oder ähnliches), von Ehrenamtlichen aber erwarten, dass sie nebenher für alles Zeit haben!
    Andererseits verstehe ich jeden Hauptamtlichen, der auch mal eine Pause benötigt, da er sonst irgendwann mit Burnout zusammenbricht. So sollte es auch nicht sein.

    Christsein in der Welt/Gesellschaft:
    Das ist ein spannendes Thema. Als Betriebswirtin arbeite ich in der Industrie. Berufsbegleitend habe ich eine theologische Ausbildung gemacht. Ehrenamtlich bin ich im Jugendwerk aktiv.
    Mein Eindruck ist, dass das sehr verschiedene Welten sind, auch wenn Gott Herr beider Welten ist. Aber die Realität erscheint mir anders.
    Christsein hört beim Verlassen der Gemeinderäume oder Kirchengebäude meist auf. Christen sind unter sich, in ihren frommen Kreisen. Und schon andere fromme Eigenarten, die nicht ganz den unseren entsprechen, meiden wir eher. Wollen wir also wirklich Kontakt mit der „Welt“ haben?

    Ich werde gerade sehr oft gefragt, was ich denn jetzt mache mit der Theologie. Wenn ich dann antworte, dass ich in meinem Beruf bleibe, stößt das oft auf Unverständnis. Das geht doch nicht, so war die Ausbildung ja umsonst…. So die Meinung vieler.
    Manchmal denke ich selber, dass das doch nicht geht als Christ in der Wirtschaft, wo alles so anders als fromm ist. Aber Salz hat seinen Nutzen doch erst, wenn es in der Suppe ankommt, mittendrin ist. Nur im Salzstreuer ist es ziemlich nutzlos.

    Aber wie funktioniert Christsein in der Welt überhaupt? Kann es sein, dass wir zu feige oder überfordert sind, uns mit Nicht-Christen auseinander zu setzen? Sich ihren Fragen zu stellen, und manchmal selber keine Antwort zu haben? Oder sind wir einfach nur zu bequem, um aus unserer frommen heilen Welt rauszugehen?

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  26. @anonym: Vielen Dank für deinen Beitrag, sehr spannend. Zur anfänglichen Kritik, du hast natürlich recht, ich wollte etwas polarisieren, um auf die Einseitigkeit die meiner Meinung nach herrscht hinzuweisen. Jeder hat das Recht aufzutanken oder sich mal fallen zu lassen, aber um geistlich zu wachsen brauchen wir den Output, sonst wird es einseitig und krank, führt zur Unzufriedenheit.

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  27. Matthias Helduser

    Spannendes Ding!! Ich denke schon, dass es grundsätzlich stimmt, dass geistliches Wachstum auf Dauer nicht ohne einen gewissen Output weitergeht. Aber ich denke wie die anonyme Kommentatorin, dass der Input eben vorangestellt sein muss!! Im Idealfall sollte es ja so aussehen, dass wir als Christen innerhalb der Gemeinde/Hauskreise etc. so viel Input bekommen, dass wir gar nicht mehr anders können, als davon zu erzählen oder uns so zu verhalten, dass es anderen Leuten auffällt. Und ich merke auch bei mir selbst, dass da, wo mein Output eben von mir kommt und nicht von Gott, wo ich denke “ich will das für Gott tun”, es eben auch viel weniger effektiv ist. Dass ich in Phasen, wo ich selbst besonders viel aufnehme, auch automatisch viel weitergebe.

    Das darf natürlich keinesfalls so weit gehen, dass ich nur noch zum Gottesdienst gehe, weil ich mich da wohl fühle und die Leute nett finde, anstatt gerade da Gott zu suchen und wirklich zu versuchen, etwas mitzunehmen, was über “wohl fühlen” hinausgeht.

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  28. @matthias: Aber genau das ist meine Frage, mein Zweifel, kann man das alles so trennen? Bekomme ich nicht vielleicht gerade Input von Gott, wenn ich Output gebe?

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  29. Anonymous

    So, ich möchte mich auch nochmal zu Wort melden.

    Input & Output

    1. Ich denke nach wie vor, dass es sehr wichtig ist Input zu bekommen. Das man einen Ort zum Auftanken hat, an dem man einfach konsumiert.

    2. Input braucht auch Output.
    Vor ein paar Tagen habe ich ein Mail zu dem Thema bekommen, in dem stand „Wenn man immer nur isst, aber nicht dazwischen arbeiten kann und so von der Arbeit wieder neuen Hunger bekommt, dann schmeckt einem auch das beste Essen nicht mehr“.
    Ich denke, wenn man nur konsumiert, nur Input bekommt, dann ist man irgendwann so voll, dass man genug hat, es ist einem nichts mehr gut genug und man gibt auf. Es sollte ein gesundes Verhältnis von Input und Output da sein.
    In der BWL beschäftigt man sich mit Produktionsfunktionen, die versuchen die Regeln von Gütereinsatz (Input) und Güterausbringung (Output) darzustellen. Und da stellt man fest, dass viel Input nicht unbedingt zu mehr Output führt. Unter bestimmten Umständen nimmt der Output sogar ab.

    3. Durch Output Input?
    Spannende Frage. Grundsätzlich würde ich sagen, wenn nichts reinkommt, kann auch nichts rauskommen. Wenn ich im Garten nichts säe, kann ich auch nichts ernten… vielleicht Unkraut, aber kein Gemüse. Wenn ich einer Maschine keinen Rohstoff gebe, kann sie auch kein fertiges Produkt ausstoßen.
    Ich denke, dass ist in unseren Kirchen, Gemeinden, Werken, bei all unseren Aufgaben ähnlich. Auf Dauer können wir ohne Input nicht wachsen. Klar nimmt man aus coolen Aktionen Kraft und neue Motivation mit und bekommt was zurück, weil es einfach tolle Erlebnisse mit Gott sind. Und von dem was man zurück bekommt, kann man auch neu geben.
    Aber ich denke und weiß aus eigener Erfahrung, dass es (mir) nicht reicht, dass es trotzdem immer wieder auch den Ort zum Auftanken braucht, den Ort der Ruhe, an dem man nicht als Verantwortlicher sondern als „Teilnehmer“ sein kann. Ich brauche einen Ort der Ruhe, an dem ich Input bekomme, aus der Ruhe heraus, nicht aus der Aktion, wo´s nur um Gott und mich geht.

    Vielleicht braucht´s beides: Input und Input durch Output.

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  30. @anonym: Ich glaube, dass ich unterscheiden würde zwischen geistlichen Wachstum und körperlicher/seelischer Kraft. Wenn ich mich für Menschen einsetzen, ihnen helfe in ihrem Leben oder Glauben, wenn geistliche Durchbrüche geschehen, dann ist es für mich output und doch wachse ich im Glauben . Aber es kostet mich auch Kraft und ich bin trotzdem erledigt, brauche Ruhephsen und meine “Stille Zeit” mit Gott – also input.

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  31. Matthias H.

    ich glaube, dass man das wirklich nur teilweise trennen kann und dass Gott auch den Input dem Output anpasst, gerade wenn man zum Output noch das eigene Verhalten und die (christliche) Charakterbildung dazunimmt und dass er einfach viel mehr Input geben kann, wenn Output vorhanden ist, weil ich dann in der Lage bin, viel mehr zu begreifen und zu verstehen, weil ich die Dinge viel mehr in Bezug zu meinem Leben setzen kann und vor allem, weil ich mehr Input von Gott fordere (im positiven Sinne), wenn ich weiß, dass ich das brauche. Und ich denke, dieser Prozess ist ein wesentlicher Teil des gesitlichen Wachstums, je mehr Verantwortung, Reife und Disziplin ich im Output beweise, je mehr ich mich da hingeben kann, desto mehr Input traut mir Gott zu und wird ihn mir dann auch geben.

    Ausserdem finde ich es noch schwierig, Input und Output zu trennen, weil man ganz oft da, wo man Dinge weitergibt auf einer viel praktischeren und direkten Ebene Gott erleben kann und kennenlernen kann als in einer superabgehobenen Predigt und dass ganz oft an diesen Stellen Input und Output nicht wirklich zwei verschiedene Dinge sind.

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  32. Auch wenn der Artikel und die Diskussion schon etwas älter ist: Möcht mich trotzdem noch zu Wort melden. Hab mich in der Beschreibung zu Anfang des Artikels selbst wieder gefunden: “Frömmer und besser werden und dabei auch noch glücklich und zufrieden sein.” Und am besten alles zusammen sofort (als Instant-Mischung zum aufkochen…)
    Allerdings mag ich es auch nicht, wenn andere frommen Druck aufbauen oder wenn wir uns gegenseitig überfordern.
    Aber als Christ leben wir eigentlich in einer ständigen Überforderung. Die Überforderung kommt dabei aber nicht von anderen Christen (z.B. Hauptamtlichen) sondern von Gott selbst. Schaut euch Mose an, schaut euch die alttestamentliche Propheten an, schaut euch Paulus an, schaut euch Petrus an… die waren auch ständig überfordert, weil Gott Dinge wollte, die sie eigentlich nicht konnten…
    Vielleicht ist unabhängig von Input und Output oder Über- und Unterforderung die Perspektive entscheidend: Schau ich bei allem auf mich, oder schau ich auf Gott?

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