Uwe Timm: „Der Freund und der Fremde“

Gesellschaft, Rezension
An manche Freunde denkt man nach 30 Jahren nicht mehr, manche bleiben einem für immer in Erinnerung. Um letzteres dreht sich das neue Buch von Uwe Timm: „Der Freund und der Fremde“. 30 Jahre nach dem Tod seines Freundes und Studienkollegen Benno Ohnesorg besinnt sich Uwe Timm von neuem und lässt die gemeinsame Zeit Ende der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre Revue passieren. Dies hat einen doppelten Reiz. Zum einen die historische Retrospektive einer spannenden Zeit aus der Sicht eines erwachenden Intellektuellen, der sich mit Sartre, Camus und Beckett auseinander gesetzt hat und die politische Zeit der Wende subjektiv beschreibt und zum anderen die zarte Freundschaft zweier jungen Männer, die in Braunschweig beginnt, wo sie beide ihr Abitur nachholen. Timm schreibt dabei voller Bedacht, Vorsicht und Respekt von der Ikone der 68er Bewegung, dass man meinen könnte er hätte für seine Worte tatsächlich 30 Jahre gebraucht. Dem war nicht so, er, Uwe Timm, brauchte 30 Jahre für sich, um die Erlebnisse ins rechte Licht der eigenen Lebenserfahrung zu rücken. Dies zeigt den hohen Grad an Intensität und Einfluss, den Ohnesorg auf Timm hatte, weit über dessen Tod hinaus. Dabei wird nicht harmonisiert, sondern Timm lässt die Schwierigkeiten und Unnahbarkeiten Ohnesorgs stehen, bis heute. „Der Freund und der Fremde“ ist ein feines Buch über eine der spannendsten Zeiten des letzten Jahrhunderts und ein großes Buch über Freundschaft. Die Zeit vergeht, Freundschaft bleibt. Wohl dem, der einen Freund hat. Ich habe so einen, der mir auch dieses Buch geschenkt hat… Danke.

3 Comments

  1. das bin ich doch am liebsten: der erste.
    eine schöne rezension hast du da geschrieben. ja es ist so wie du geschrieben hast… als hätte er 30 jahre für die worte benötigt.

    für alles andere zwischen den zeilen und direkt, danke.

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  2. Wie kommst du auf “30 Jahre”? Von Benno Ohnesorgs Tod 1967 bis zum Erscheinen des Buchs 2007 sind 40 Jahre vergangen…

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