“Jesus. Drei Perspektiven – drei Bücher. Teil 2”

Jesus, Postmoderne, Rezension, Theologie

Berger, legt das umfangreichste Buch über Jesus vor und zugleich das Interessanteste. Wenn der Papst versuchte weise und kompromisshaft zu schreiben, so tut Berge genau das Gegenteil. Kaum emeritiert, haut Berger in Jesusbuch so richtig drauf! Und es trifft fast alle, Kollegen, Freunde und Feinde. War er schon zu Lehrzeiten provokant und hat die Gelehrten gespalten, so löst er sich mit diesem Buch gänzlich von der klassischen historisch-kritischen Wissenschaft. Die Zielgruppe sind nicht nur Theologen, sondern das ganz normale interessierte Volk. Und so schreibt Berger, ganz nach Luthers Vorbild, zuweil derb und deutlich, was das lesen sehr amüsant macht. Aber es gibt auch die andere Seite, in der Berger sein Jesusbild skizziert, suchend nach dem Jesus der in kein Schema passt. Das ist oftmals überraschend und unangenehm, so dass ich das Buch für ein paar Minuten aus der Hand legen musste. Manches teile ich mit ihm, manches aber auch nicht. Berger, hier eher ein Prediger als ein Wissenschaftler, wendet sich von der modernen Wissenschaft ab, lästert aber ebenso über bibeltreue Evangelikale, die seiner Meinung nur zum Pharisäertum neigen, nein Berger wählt einen dritten Weg, den Weg der Mystik.

Biographische Anmerkungen: Man merkt Bergers großes Wissen, man ahnt seine politischen Gegner und man spürt seinen persönlichen Zugang zur Mystik. Sein eigenes Erleben der Mystik bei den Zisterzienser seit Mitte der 90er Jahre hat tiefe Spuren in der Theologie Bergers hinterlassen, was sie authentisch und unabhängig werden lässt, aber auch oftmals so subjektiv, dass ich an manchen Stellen nicht mit gehen kann.

Ziel: Jesus zu befreien aus den intellektuellen Zwängen der Wissenschaft und ihn erlebbar und nachvollziehbar zu machen.

In diesem Sinn hat Berger vielleicht das erste „postmoderne“ Jesusbuch geschrieben und wer sich gerne herausfordern lassen mochte im Glauben, Denken und Sein, der ist bei Berger genau richtig.

18 Comments

  1. Wow klingt das gut! Danke für die Review. Will mir mal um den Jahreswechsel die Jesusbücher von Ratzinger und Guardini vornehmen (Brian’s wg. ED demnächst). Dein Review kommt genau richtig – ich werde mir Bergers Buch auch gönnen. Was ich bislang von ihm gelesen habe, hat mir außerordentlich zugesagt.

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  2. danke für die gute rezension. mich haben aber die ersten seiten des buches maßlos aufgeregt. der gute mann macht kaum was anderes, wie du so treffend bezeichnest: er haut drauf. besser gesagt: um sich. in alle möglichen richtungen. ehrlich gesagt, waren seine seminare an der uni gewinnbringender als das buch – meine bescheidene meinung.

    auch wenn es etwas gutes an sich hat (neben der wunderbar polemischen hkm-schelte): die mystik wird so intensiv dargestellt, dass es zur auseinandersetzung mit ihr führen kann – und führen sollte. immerhin das habe ich für mich aus dem buch bzw. den paar seiten, die ich dann insgesamt gelesen habe, gezogen. denn mystik ist in unserer rationalen denkweise doch eher ein buch mit sieben siegeln.
    bin auf teil 3 deiner rezensionen gespannt 😉

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  3. Danke für die gute Charakterisierung des Buches. Ich habs nicht gelesen, aber ich meine, du hast damit auch die Person Klaus Berger ganz gut getroffen.

    Mir ging es in Heidelberg so, dass ich zuerst etwas irritiert von seinem Äußeren war, ihn aber eigentlich total gerne gemocht habe, manchmal fast etwas Angst vor ihm hatte und immer dann, wenn ich dachte, wir verstehen uns (oder ich verstehe ihn), er sich meinem Denken wieder entzogen hat.

    Man sagt ja manchmal, dass man “im anderen Menschen Jesus sehen kann” und meint dann meist, dass die andere Person besonders liebevoll mit anderen umgeht. Vielleicht würde ich sagen, dass ich in anderer Weise in Berger Jesus sehen kann – in seiner irritierenden, prophetischen, furchteinflössenden und doch liebenswerten Gestalt.

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  4. @simon: Da machst du Berger ja ein riesiges Kompliment und mich neidisch, dass ich ihn nie gehört habe! Aber beim Lesen wurde er zumindest ein bisschen “sichtbar”, so lebendig ist das Buch. Danke für den guten Beitrag.

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  5. @tobias: ja, das fordert schon raus. aber das hätte er auch auf weniger seiten schreiben können 😉

    ach du bist das, der für den HSV votet 😉 😉 aber glückwunsch: gestern gegen bayern war das echt sehr cool, was die gespielt haben. und das ohne van der vaart 🙂

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  6. wieso? brauchst du auch mehr worte? 😉

    ich habe ja schon zu beginn der saison geschrieben, dass für mich der HSV eine positive überraschung werden wird…mal sehen. ich habe nicht für den KSC als meister gestimmt. ganz so krass bin ich doch nicht 😉

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  7. Anonymous

    ihr wisst schon, dass Klaus Berger die Auferstehung von Jesus bestreitet und somit den zentralsten Punkt des Christentums leugnet….. daran kann ich nichts Gutes finden, tut mir leid. Reduziert sich die Kirche/Gemeinde = Braut Christi auf eine leere Hülle mit pseudo-mystischen Erfahrungswelten, damit sie etwas attraktiv für die Menschen bleibt und nicht ganz stirbt???? Wie man mit dieser Einstellung eines Tages vor Gott steht, muss jeder für sich selbst entscheiden …… Die Gemeinde braucht Jesus und keine Mysten.

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  8. @Anonym: es ist natürlich jedem selbst überlassen, sich hier anonym oder kenntlich zu äußern. besonders glaubwürdig ist mir deine aussage hinsichtlich der leugnung der auferstehung durch herrn berger nicht. aus zwei gründen:
    a) du nennst keine quelle.
    b) ich habe selbst bei ihm seminare besucht, in dem er genau das gegenteil von deiner behauptung behauptete, nämlich dass jesus auferstanden ist.
    dass die gemeinde (und nicht nur die, sondern alle menschen) jesus braucht – da stimme ich dir voll zu! 🙂

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  9. […] neu herausfordert das was ich bin und habe zu teilen: Geld, Zeit, Gaben… Theologisch hat mich Berger mit „Jesus“ am meisten überrascht, vielleicht das erste postmoderne Jesusbuch.Literarisch bleibt mir Biller […]

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