“Chancen & Gefahren des Aufbruchs”

Gemeinde, Gesellschaft
Es haben sich in der letzten Zeit einige neue Netzwerke gebildet, Gemeinden verändert und Verbände neu formiert. Wir leben in einer spannenden Zeit des Aufbruchs in der (fast) alle merken, dass die gesellschaftlichen Umbrüche folgen haben für gelebtes Christsein, Theologie und Gemeindeaufbau. Das Interessante dabei ist, dass je nach Prägung und theologischen Hintergrund diese gleichen Veränderungen ganz unterschiedlich wahrgenommen werden und mit dem eigenen Glauben/Theologie/Gemeinde korreliert werden. Dabei kommen ganz verschiedene Schwerpunkte heraus, die einen legen den Schwerpunkt eher auf die eigene Spiritualität, andere auf Gemeinde, andere auf sich verändernde Theologie und dazwischen gibt es jede Menge Mischungen. Das ist gut, normal und hat seine Berechtigung. Ja, es ist sogar eine große Chance, da es die Pluralität unserer Gesellschaft widerspiegelt und somit ganz unterschiedliche Menschen angesprochen werden. Die Gefahr dabei ist der Hang zur Separierung und die Zersplitterung, die uns als Christen kraftlos macht, da man sich nur noch um sich selbst dreht. Das größte und zerstörenste Gift dabei ist die „Wahrheitsfalle“. Statt sich als Ergänzung zu sehen, werden die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse als Wahrheit und Maßstab gesehen an denen die anderen bewertet werden. Das würden wahrscheinlich die wenigsten so sagen oder gar zugeben, aber ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, wie schnell ich in diese „Wahrheitsfalle“ tappe. Es geht an dieser Stelle nicht um einen „Einheitsbrei“ oder gar um eine falsche Harmonisierung, sondern durchaus um eine (auch theologische) kritische Auseinandersetzung untereinander, die aber eine gemeinde Basis voraussetzt. Ich bin in den letzten Monaten doch erschrocken, wie schnell Christen sich gegenseitig diese Glaubensbasis absprechen. Und ich glaube, dass dies noch weiter voranschreiten wird und sich oftmals an ethischen fragen zuspitzen wird. Bei allen Diskussionen sollte man meiner Meinung aber nicht vergessen wo man herkommt und was man gemeinsam hat. Es ist oftmals leichter das Trennende zu finden als das Gemeinsame zu suchen. Die nächsten Monate und Jahre werden spannend und ich freue mich darauf Gottes Reich mitten in dieser Welt auf ganz unterschiedliche weise wachsen zu sehen. Dazu gibt es in nächster Zeit einige Konferenzen, Tagungen, Netzwerktreffen. Ich habe Mal angefangen sie zusammeln und bitte um Ergänzung:

Emergent Camp in Bremen: 6. September 2006

Forum emergenter Kommunitäten in Ramsdorf: 19. bis 21. September 2008

Novavox Konferenz in Wuppertal: 06. bis 08.11. 2008

Emergent Forum in Erlangen: 28. bis 30. November 2008

agje Tagung Jugendevanglisation in Berlin: 5. bis 7. Dezember 2008

Origions in Eimeldingen: 8. bis 10. Januar 2009

„Runder Tisch“ Jugendevangelisaton in Wuppertal: 30. bis 31. Januar 2009


Kirche 21 in Berlin: 03.-05.April 2009

19 Comments

  1. Oh, irgendwie ist der Link nicht richtig mitgekommen:
    http://
    tiefebene.wordpress.com/
    2008/06/25/
    emergentcamp-in-bremen/
    bitte wieder zusammenbauen, so kann man ihn nicht anklicken!

    Antworten
  2. uhi, das ist ja ein bunter Blumenstrauß von Konferenzen, Netzwerken, Movements… Du fragst welche Netzwerke wir kennen.

    ICF als Movement dürfte wohl schon bekannt sein. Neu ist, das Gemeindegründung in Europa eine ganz neuen Stellenwert erhalten hat:
    http://www.icf-movement.org/

    Weitere Gemeindegründungsnetzwerke sind z.B. Hoffnung Deutschland mit dem Faggschiff in Berlin:
    http://berlin.hoffnungdeutschland.de

    Das Ziel neue Gemeinden zu gründen hat auch Freiraum-Bonn. ex ICF-Bonn, seit einem halben Jahr nicht mehr im ICF-Movement.
    http://www.freiraumbonn.de/

    Noch verborgen ist das Gemeindegründungspotential der Kirche für Oberberg. Die Leiterschaftsschule hat aber längst begonnen.
    http://www.kirchefueroberberg.de/
    multiplikation/index.php

    Aber sind das Netzwerke, wie du sie meinst? All diese Bewegungen vernetzen nicht in erste Linie bestehendes, sondern suchen Leiter für Neugründungen um neue (eigene) Netzwerke/Movements aufzubauen.

    Das Festivall dieses Jahr, dass sich Gemeindegründung aufs Herz geschrieben hat ist RevoFest bei Aschaffenburg. Man kann gespannt sein wie es ankommt und was in den nächsten Jahren daraus entstehet.
    http://www.revofest.de/

    Toby, ich teile durchaus deine Bedenken, sehe die Chancen aber eindeutig überwiegen, wenn die oldschool “Retterliebe” Movements entstehen lässt.
    Netzwerke NUR zum intellekuellen Austausch… naja, ich weiß nicht!
    _ _
    michael

    Antworten
  3. Danke, da ist ja eine Menge dabei. Ich hatte bisher nur an konkrete Termine gedacht, aber Infos sind natürlich wichtig udn richtig. Danke.Wie kommst du darauf, dass die Netzwerke NUR intellektuellen Austausch haben sollen?

    Antworten
  4. Die Aussage, dass Netzwerke nur den “intellektuellen Austausch” im Fokus haben, ist hypothetisch. Aber auf den Netzwerktreffen / Konferenzen geht es doch eher darum gemeinsame Fragen zu stellen, Antworten zu finden und best-practise-Beispiele zu präsentieren oder z.B. Exerzitien aufzuprobieren. Aber es geht – so schätze ich es ein – weniger darum gemeinsam Kirchen zu gründen, allen fallst um die Strategie und Theologie dessen.
    Natürlich haben theologische Thinktanks ihre Berechtigung. Sie sind sogar sehr wichtig und es ist auch begrüßenswert, das es die verschiedenen “emergent” Treffen gibt, aber nur eine vorsichtige Frage: Wie viel Gesellschaftstrasformation geht davon aus? Ich bin nicht gegen interaktive Konferenzen oder ähnliche treffen – im Gegenteil. Die Vernetzung derer, die die gleichen Fragen stellen ist sehr wichtig. Aber wie viel Nachhaltigkeit kann man davon erwarten?
    Dem gegenüber stehen die Movements, die sich Nachhaltigkeit durch Churchplanting auf die Fahnen geschrieben haben. Dabei kann man aber deinen Aspekt der Separierung nicht ganz von der Hand weisen.

    Das Treffen des ICF-Movement (alle deutschen ICF´s) ist am 3.Oktober in Nürnberg.
    http://www.lifestylechurch.de/
    content/view/411/201/
    _ _
    michael

    Antworten
  5. Ich sehe den Unterschied zwischen “Movements” udn “Netzwerken” gar nicht so groß. In Movements gibt es eine klarere Richtung, alle gehören viel enger zusammen, aber vom Ablauf gibt es doch viele Parallelen: In den gemeinsamen Treffen gibt es Austausch, Input, Ausblick etc., erst danach arbeitet jeder wieder in seiner Praxis weiter und setzt die beklommenen Impulse fort. So hab ich das übrigens auch im “Movement icf” erlebt, jedenfalls war es so vor ein paar Jahren. Ich glaube, auch verschiedene Movements sollten miteinander vernetzt sein. Die “Zersplitterung” von Einzelgruppen wird immer größer und dabei geht viel Kraft verloren. Außerdem muss nicht jedes “Rad” neu erfunden werden, man kann voneinander lernen sich ermutigen und ermahnen.

    Antworten
  6. Aufbruch sehe ich auch an vielen Stellen. War gestern zum Predigen in einer klasse Gemeinde in Mering. Vor zwei Jahren entstanden. Toll.
    Allerdings bin ich auch erschrocken, wie schnell in der christlichen Welt auf Fremde Gedanken mit Feindschaft reagiert wird. Verdächtigungen und Verleumdungen nehmen die Kraft und lähmen diejenigen, die aufbrechen, weil sie sich damit auseinandersetzen müssen.
    Mehr Demut und Offenheit würden das Reich Gottes wirklich weiterbringen!

    Antworten
  7. Ich befinde mich quasi gezwungenermaßen(und doch freiwillig) in einem sehr konservativem Umfeld und stelle fest, dass es vor allem das Problem ist, das die emergente Bewegung viele Begriffe und Inhalte haben, die sämtliche Alarmglocken bei ihnen läuten lassen, weil Begriffe oder Inhalte automatisch mit Schwammigkeit und Religionsmischmasch belegt werden, z.B. Meditation oder eine tolerante Bibelauslegung, die auch andere Auslegungen nicht gleich verteufelt. Das ist denke ich vor allem deswegen schade, da Schwammigkeit und dergleichen gar nicht unbedingt von der EC gewünscht sind, das aber gar nicht ansatzweise angenommen werden kann.

    Antworten
  8. Ja, das sehe ich durchaus auch so. Viele scheinbar klare Begrifflichkeiten sind plötzlich nicht mehr so klar (BSp. Bekehrung), das hat manches Gute, im Sinne von zurück zum Wort Gottes, auch wenn es manche verunsichert. Hat aber auch manches Schwieriges, wenn eine Verunsicherung eintritt, mit der manche nicht umgehen können. Was dabei eher ärgerlich ist, wenn manche Menschen zu dieser Verunsicherung beitragen, weil sie irgendeinen Unsinn erzählen, der mit den Begriffen gar nichts zu tun hat oder einfach behaupten der Begriff sei schwammig, nur weil sie ihn nicht verstehen (wollen).

    Antworten
  9. “Wahrheitsfalle”:
    Ich denke es muss in dialog. Prozessen auch immer um unterschiedl. “Kerndimensionen” gehen; die die von mir im Blog häufiger thematisierte Einheit als Vielfalt=Einfalt erwähnt wurde. Jedoch ist es nötig, unbedingt auch das Wirklichkeitsverständnis (s)eines Movements/Netzwerkes,jegl. sozialen Gebildes (auch im Alltag) zu hinterfragen (u.a. die differenzierten abduktiven, induktiven, etc. Prozesse), denn hier werden z.T. sehr schnell normative und nachhaltig system-immanente Inhalte, Strukturen, etc. platziert und sozialisiert, die ziemlich schnell in die Hose gehen können oder aber gefährlich sind (es gibt einiges psychopatholg. Überblicksstudien über sog. ekklesiogene Psychose, gerade aus bestimmten Flügeln einiger Bewegungen), die zu verstehen geben, dass zum Gemeinde(auf)bau mehr gehört als “Passion und Vision” gepaart mit etwas Hobbytheologie.

    Die von mir geführte Korrespondenz von über 10 Emails und einige Telefonprotokolle m. der Leiterschaft d. ICFs wäre sicherlich für jede Sektenbeauftragten-Stelle und Presse höchst interessant; von daher muss theologisch immer die Frage sein/bleiben, was kennzeichnet eine Ekklesia überhaupt und was möglicherweise eine Gemeinschaft mit frommer Weltanschauung, zu schnell wird eine Freikirche eine unfreie Freikirche und wie sehr sie dann möglicherweise noch auf den Protestantismus berufen vermag, muss hier auch hinterfragt werden dürfen.

    Wenn sich bereits mündig Getaufte 3 x in einem ICF taufen lassen und das Schriftverständnis so aussieht, “die Bibel sage nichts dazu, deshalb sei es ok”, ist dies schon eine sehr selektive Wahrnehmung. Weitere Beispiele könnte ich des weiteren aufzählen. ES gibt nicht das “ICF” aber je mehr Ekklesiokratie seitens CH ausgeht, umso schwieriger wird die Entwicklung für das Movement.

    Ich freue mich in der Tat auch auf die kommenden Jahre, in der wir sicherlich einige Aufbrüche, sehen werden. Die Frage bleibt für mich, was a) zur Nachhaltigkeit und gesunden christl. Lehre (paulin. Terminologie) beiträgt.

    In einer kürzl. Korrespondenz mit einem alten Theologie-Professor-Kollegen (Freikirchler), als Ausschnitt in meinem Blog v. 23.7. nachzulesen, antwortete er mir zutreffend (XY = sic., wurde meinserseits verfremdet):

    “Lieber Giovanni, wie wahr! Unsere Gemeinden (und d. XY Bewegung) sind grundsätzlich nicht an Wahrheitsfragen, sondern primär am Gemeindefrieden interessiert. Das habe ich als Gemeindepastor, auf den (XY)konferenzen und in der (XYMovement)leitung schmerzlich gelernt, als ich unser viel beschworenes “allgemeines Priestertum” und den ganzen Unfug einer angeblichen “Konsensdemokratie” (so hat man es uns im XY beigebracht) noch versuchte ernst zu nehmen. In der Taufdiskussion und im Gemeindealltag habe ich schließlich begriffen, worum es in den Gemeinden und unserem XY Movement wirklich geht. In jedem Fall: um sehr Profanes, das sich von anderen sozialen Gebilden höchstens durch mangelnde Professionalität, aber nicht durch die Präsenz des Heiligen Geistes und seines besten Helfers, des gesunden Menschenverstands, unterscheidet. Freikirchen wie die unsrige sind eine primär soziologische und keine spirituelle Größe (was auch immer wir in theologischen Statements über uns sonst noch schrieben: es stimmt nicht!). Wahrheiten haben bei uns – wie in jedem Verein oder Verband – vor allem eine sozial stabilisierende Funktion. Sie dürfen nur das bestätigen, was die eigene Gruppenideologie stärkt, indem Abgrenzungen zu anderen möglichst deutlich markiert werden und wir uns dessen versichern, was wir ohnehin schon immer geglaubt haben (und was deswegen auch richtig ist). Diese Einstellung hat schon die Propheten im Alten Israel zur Weißglut getrieben! Is leider so – und darum wird aus dem XY Movement auch nie etwas wirklich Wesentliches werden …”

    Eigentl. Profanes (vgl. die terminolog. Bedeutung)in frommes Gewand zu verkleiden, liegt in der Natur des Menschen (es menschelt eben auch in der Kirche), jedoch zu mißbrauchen, die Glaubens- und Gewissensfreiheit systematisch zu demontieren, Menschen mit einer schwarz-weiß Theologie zu entmündigen, hobbyseelsorgerlich und unprofessionell mit div. Themenstellungen umzugehen,ist jedoch gefährlich. Von daher bin ich der Meinung, dass wir zukünftig auch stabile, sozialkompetente und gut ausgebildete kirchl. Mitarbeiter benötigen, die wie in jedem anderen Beruf der Lebenswirklichkeit, auch gewillt sind sich fachlich und professionell fortzubilden, weshalb wir als Ausbilder neuer R.G.-Mitarbeiter, viel Wert auf diesen ganzheitl. Ansatz legen sollten.

    Antworten
  10. Danke für deinen Beitrag. Warst du nicht selbst mal teil des icf movements ins Kiel?
    Ich habe die Konversation mit deinem Prof schon auf deinem Blog verfolgt und finde es sehr spannend. Gerade die Frage nach der Theologie ist in Aufbrüchen oft unterbelichtet bzw. darf gar nicht gestellt werden (siehe Lakeland). Dabei stützt eine gute Theologie eine gesundes Glaubenspraxis und umgekehrt! 🙂

    Antworten
  11. @Toby: ICF-Kiel, Bonn, Braunschweig und London sind sehr zeitnah ausgestiegen … im Fazit aus gleichen Gründen …. deshalb die Vernetzungen. Mit Bonn verbindet uns einiges … a) da unsere besten Freunde dort eine Heimat fanden und b) ich als ehemliger Essener (Jesus Center Essen-Nord) zu der Ecke (“da unten”) noch und gerne Kontakte pflege.

    Wg. Theologie: Sehr gutes Buch welches ich gerade lese: Berger, K.: Hermeneutik des Neuen Testaments. Sehr zu empfehlen.

    Zum “Prof.”: War nicht mein Prof., aber ein alter freundschaftlicher Kontakt aus meinen ehemaligen ZfG-Tagen in Berlin und Mentor, Kontakt besteht noch immer, u.a. auch wg. Gftp-Mitgliedschaft meinerseits. Buona sera und LG G.

    Antworten
  12. mir macht gerade Sorge, dass sio wenig Spannung in der täglichen Nachfolge bleibt, oder zu vermitteln ist. Wenn ich mich “ärgere” gehe ich in einen anderen “Club”-oft ohne zu prüfen, was jesus denkt. das verwirrt mich.Die Mischung aus Lebensfreude, Veränderungswille und positiven Grundhaltungen zu finden erscheint mir schwer. Ich erleb in meiner Generation eher viele als verletzend sarkastisch.

    lese dich immer wieder gern- ohne dich zu kennen…

    Antworten

Leave a comment to Tobias Faix

Hier klicken, um das Antworten abzubrechen.