„Sieben Schritte zum perfekten Christsein!“

Christen, Gemeinde, Kultur & Glaube

Letztes Jahr auf dem Vorbereitungsmeeting zu einem Jugendtreffen. Wir sitzen in trauter Runde und diskutieren über Themen, die die Generation zwischen 20 und 30 Jahren interessiert. Es geht hin und her und dann sage ich: „Sieben Schritte zum perfekten Christsein!“ Jede Wette, biete das Seminar an und es kommen mehr als zu allen anderen! Es kommt Unruhe auf, niemals und die Wette ist nach kurzen Diskussionen angenommen. Das Jugendtreffen kommt, es sind über 400 junge Erwachsene da und es gibt über 20 Seminare. Ich bin gespannt und es kam wie es kommen musste: Mit ca. 90 Teilnehmern war es das am best besuchteste Seminar. Manche haben die Ironie geahnt, für manche war es ein echter Schocker. Zuerst gab es die sieben Punkte, dann ein Zeugnis eines jungen Paares, die erzählten, dass sie die sieben Punkte seit einem halben Jahr anwenden und dass seit dem alles besser ist: ihre Beziehung zu Gott, ihre Freundschaft etc. Danach kam der Cut, die Geschichte des Seminars und die Wahrheit über die sieben Schritte, die Sehnsucht von uns Christen nach Perfektion und dass es bei Gott um was ganz anderes geht. Es war eine sehr interessante Zeit mit Gesprächen die bis spät in den Abend gingen. Ich selbst habe viel gelernt über Christsein, Ehrlichkeit und über die Sehnsucht nah bei Gott zu sein. Diese Sehnsucht steckt in uns Christen tief drin und das ist auch gut so. Da uns aber die Schwerkraft des Alltags immer wieder nach unten zieht, stehen wir in einer ständigen Herausforderung. Wir suchen Möglichkeiten in diese Nähe Gottes zu kommen und machen geistliche Übungen in unterschiedlichen christlichen Traditionen, aber wir kämpfen dabei mir unerreichbaren Vorstellungen: Jede Predigt eine Erweckung, jedes Jugendtreffen eine LEbenswende, jeden Tag ein Wunder. Wenn das dann nicht geschieht, sind wir enttäuscht, von uns, von unserem Glauben und von Gott. Die Frustration wächst und mir ist klar geworden wie leicht wir dann ansprechbar sind vor Organisationen oder Gemeinden wie „Wort & Geist“, die suggestieren genau diese Erwartungen zu erfüllen.

27 Comments

  1. Muss sehr eindrücklich gewesen sein für die Teilnehmer!
    Ist schon verrückt: Jeder weiß, dass diese Sieben-Schritte-Pläne und Fünf-Punkte-Programme nicht funktionieren (oder dass sie zumindest mehr versprechen als sie halten) – und doch fallen wir immer wieder darauf rein… 🙁
    Ach, übrigens: Wie lauten denn jetzt die sieben Schritte? Vielleicht funktionierts ja doch… 😉 😉 😉

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  2. Ich habe die beeindruckende Erfahrung gemacht, dass Christen, die ganz normal sind, keine Überflieger, keine 7-Punkte-Erfüller, keine In-Christus-haben-wir-den-Sieg-Freaks einen sehr starken Eindruck auf Noch-Nicht-Christen machen. Mein Fazit: Der normale, ernsthaft lebende Christ ist “besser” als seine eigene Einschätzung. Kein Grund zur Laschness, aber v.a. kein Grund, sich ständig schlecht zu fühlen, weil man noch immer kein Heiliger ist.

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  3. @windhauch: Das “Rezept” ist ganz einfach und total bibeltreu und du lebst damit garaniert im Willen des Herrn:
    1. 7 min beten
    2. 7 min Bibellesen
    3. 7 min dienen
    4. 7 min dankbar sein
    5. 7 min Buße tun
    6. 7 min ein Segen sein
    7. 7 min Stille üben
    Bonus: 7 mal vergeben

    Das ist ja wirklich nicht zu viel verlangt, oder?

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  4. @tobi: Da wäre ich auch gerne dabei gewesen. Tolle Aktion & danke dass du darüber geschrieben hast. Wenn du den Titel deines Artikels jetzt noch statt “sieben” in “7 Schritte zum perfekten Christ” umbenennst, bekommst du garantiert mehr Klicks über Suchanfragen bei Google. So bescheuert das auch ist – aber wenn ne Zahl im Titel ist klicken einfach mehr….
    Das Rezept inkl. Bonus *grins* hat´s natürlich in sich 😉

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  5. Anonymous

    Ist ja gang schön und gut die wohl “nicht ganz ernst ” gemeinten 7 Schritte zum perfekten Christsein. Aber schon allein die zwei Punkte wie “7 min dienen” “7 min ein Segen” sein, zeigen die Grenze dieses Programms. Mancher dient den halben Tag. Dann ich kann doch selbst nicht beurteilen, wann ich ein Segen bin.Solche Selbstbespiegelung kann Leute auch ganz schön krank machen.Das wollt Ihr doch hoffentlich nicht.

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  6. Mmmhh, das ist ein “großes Fass”, “W&G” sind Geschwister, die Gemeindegründung in Deutschland betreiben (von Bayern ausgehend) und theologisch m.M. sehr einseitig sind. Heißt sie vertreten ein “Wohlstandsevangelium”, wie wir es aus den 80/90er Jahren aus Amerika kennen. Schmerzen, Krankheit, Armut etc. gibt es für Christen nicht mehr, da Christus das alles am Kreuz getragen hat. Das geht bis hin zu Geburtsschmerzen beim Kinderkriegen. Das nährt natürlich Hoffnungen und Sehnsüchte, die biblisch nicht vertretbar sind und setzt Menschen, bei nicht eintreten, wahnsinnig unter Druck. Dazu kommen noch viele strukturelle Probleme, so dass ich einige kritisch sehe.

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  7. @Tobias: Ja, bin ich.

    Wir hatten uns ja mal vor Jahren getroffen und unterhalten. (Du hattest gepredigt und ich davor Musik gemacht) Ist aber schon ewig her. Trotzdem finde ich es witzig, das mir jetzt dein Blog über den Weg gelaufen ist 🙂

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  8. W&G sind nicht die einzigen, das haben viele Gemeinden drauf. Oft ist die Erklärung, wenn es nicht funktioniert hat: Zu wenig Glauben gehabt…

    Ich frage dann gerne, warum eigentlich Timotheus dauernd Bauchweh hatte, die Gemeinde in Jerusalem so arm war, dass die anderen für sie sammeln mussten. Die hatten vermutlich zu wenig Glaube?

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  9. Sieben Schritte zum perfekten Christsein! – Ich wette, dass das auch der Titel eines Bestseller Buches sein kann.

    Ich finde du solltest dich in 5 Sprachen der Liebe – 10 gute Gründe – etc. einreihen 😀

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  10. Anonymous

    Das hätte noch gefehlt! Ein Bestseller über die “7 Schritte zum perfekten Christsein”
    nochmals der Anonymus

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  11. Und bitte den Peter Maffay als Co-Autor!

    Ein technokratisches Christentum hat nix mit Heil zu tun. Mein ich…

    Hey, alles klar in Hässen?
    Grüße aus der Schneewehe. Muc is dicht. :o)
    n

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  12. Peter Maffay? O.k., die Schneewehe muss ziemlich hoch und die Verzweiflung groß sein! 😉 Aber Bitte, Peter ist dabei, ich ruf ihn nachher an…

    Sonst ist in Hässe alles klar, der Schnee ist weg! hehe

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  13. …du weißt schon, die ‘sieben Brücken’ und so…
    komm schon, so schlecht war der Witz nicht. ! :o)
    Jetzt rinnt der Schnee auch der Donau zu. Es taut.
    Gruß

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  14. Liebe ist zu stark, nennen wir es Erbarmen…mh?
    Meine Eltern sind auf den voll abgefahrn. Da bleibt im biographischen Gedächtnis was hängen – unvermeidlich. Du kennst sicher auch jeden ABBA Song rauf und runter…
    Ähm, du mein Artikel wird länger als 6 Seiten… schlimm?

    🙂

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