„Das Kreuz – Das Ende der Gewalt!?“

Christentum, Kultur & Glaube

Obama möchte eine Welt ohne Atomwaffen und es ist ein guter Wunsch, doch bisher leider nur ein Wunsch. Aber er passt zum heutigen Tag. Karfreitag. Wir Gedenken den Kreuzestod Jesu, der vielerlei Bedeutungen hat und ein zentraler Tag der Christenheit weltweit ist. Der französische Religionsphilosoph René Girard weist zurecht darauf hin, dass eine Bedeutung des Kreuzestod Jesu im Christentum nicht die Beachtung findet, die ihr eigentlich gehört: Das Kreuz als Ausweg der immerwährenden Gewalt der Menschheit. Girard beschreibt dies in der „mimetische Theorie“ und beschreibt in seinen Büchern die zentrale menschliche (Sehn)Sucht: Das Begehren (10. Gebot). Hier, so Girard, liegt der Ursprung aller Gewalt, aller Volker. Diese Gewaltspirale des Begehrens muss gestoppt werden, was aber das große Problem ist. Der Kreuzestod Jesu ist hier die Lösung. Der gewaltsame Tod Jesu macht ihm zum „unschuldigen Sündenbock“ und stoppt die Spirale. Die Kraft des Begehrens kann nun umgewandelt werden in die Kraft der Nachfolge, des Nachahmens. Die Konsequenz ist ebenso einfach wie herausfordernd: Die Nachfolger Christi durchbrechen durch die Anerkennung des letztes Opfers die Spirale und sind Botschafter des Friedens. Sie haben den Auftrag die Gewalt zu überwinden, da die soziale Gerechtigkeit keine Erfindung der Aufklärung, sondern der jüdisch-christlichen Offenbarung. So kommt Girard zum Schluss seiner Studien auf den Punkt, dass die gewaltlose Gesellschaft auf die Verkündigung Jesu zurückgeht und sich im Reich Gottes zeigt. Das fordert mich zutiefst heraus und ich merke, dass ich viele meiner „Alibisündenböcke“ ans Kreuz bringen muss, damit ich nachfolgen kann…

5 Comments

  1. Gabriel

    Ich sehe, dass du dazugekommen bist, „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz“ zu Ende zu lesen. Seit meiner Entdeckung von Rene Girard vor gut sieben Jahren habe ich duzende Bücher und Aufsätze zur mimetischen Theorie gelesen. Sie ist in der Tat bestechend. An was wir in der Zukunft arbeiten müssen, ist wie die Ergebnisse dieser Theorie (die Grundlagenforschung sozusagen) in die Praxis umgesetzt werden kann. In meinem Umfeld Schule kann ich jeden Tag Sündenbockprozesse beobachten. Die Bibel entlarvt wie kein anderes Buch der Weltgeschichte die Sündenbockprozesse als solche. Nur: Eine bloße Bewusstmachung dieser Prozesse führt noch nicht zu deren Überwindung. Wir müssen viel tiefer in die Fragen eintauchen wie wir die Nachahmung positiv umsetzen können (und da wären wir beim Thema Nachfolge), wie wir aktiv Friedenstifter sein können (da wären wir bei der Sendung Jesu und der Kirche) und schließlich, wie das Reich Gottes Gestalt gewinnen kann (das wäre die Frage nach der Kirche als eine in die Welt gestellte Gemeinschaft). Alle drei Aspekte greifen wie Zahnräder ganz eng ineinander. Ich glaube zutiefst, dass die von Jürgen Moltmann vor Jahren aufgeworfenen Fragen nach der Relevanz- und Identitätskrise der Kirche gelöst werden kann, wenn wir diesen Fragekomplex durcharbeiten, Antworten finden und dies auch leben.

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  2. @Gabriel: In der Tat, das war meine “Mittagslektüre”, sehr inspirierend. Aber das Herausfordernde kommt jetzt erst, da hast du völlig recht, die Umsetzung des Nachfolgeprozesses. Gut, dass wir gemeinsam unterwegs sind…

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