“Die Ergebnisse der dranStudie 19plus: „Zukunftskompass“ für Gemeinden?”

empirica, Gemeinde


Heute kamen die ersten Ergebnisse der dranStudie 19plus heraus, die wir als Institut empirica durchgeführt haben. Bei der deutschlandweit angelegten Studie gab es viele interessante und überraschende Ergebnisse. Ziel der Studie war es, die Situation von Jungen Erwachsenen im Kontext von Gemeinden zu untersuchen, um zu klären, wo Junge Erwachsene ihre geistliche Heimat verorten. Die Umfrage wurde in zwei Teilen durchgeführt. Im ersten Teil wurden Anfang 2009 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im zweiten Teil im Frühjahr 2009 19- bis 29-jährige Christen befragt. Es haben insgesamt 2.825 Personen aus den unterschiedlichsten zumeist protestantischen Kirchen und Gemeinden teilgenommen. Nach der ersten Einschätzung der rund 300 Jugendmitarbeiter, sei die Gemeinde für die Jungen Erwachsene keine geistliche Heimat mehr. Nur jeder sechste Befragte glaubte, dass sich Junge Erwachsene in der Gemeinde wohlfühlen. Doch die Umfrage unter den Jungen Erwachsenen zeichnet ein anderes Bild.
Denn junge Christen leben laut Studie gerne in der Gemeinde: 93,6 % der Befragten finden es wichtig mit anderen Christen ihren Glauben zu leben. Und 76,5 % geben an, nicht ohne Gemeindeanschluss ihren Glauben ausleben zu können. Diese Begeisterung gilt dabei nicht nur neuen Bewegungen und jungen Gemeindegründungen – laut Studie fühlen sich die Jungen Erwachsene auch in etablierten Kirchen und Freikirchen zu Hause. Und dort engagieren sie sich zudem überdurchschnittlich stark: Fast 80 % arbeiten in der Gemeinde mit.
Trotzdem blicken Junge Erwachsene auch kritisch auf Gemeinde und den dort gelebten Glauben. Gerade die missionarische Ausrichtung sehen die 19- bis 29-Jährigen kaum, obwohl sie sich diese wünschen. Sie wollen selbst ihren Glauben in Alltag authentisch leben, scheitern jedoch oft an ihren hohen Idealen. Hier vermissen Junge Erwachsene die Unterstützung und Begleitung aus der Gemeinde – beispielsweise in Form von Mentoring oder Zweierschaften. Dabei wollen die 19- bis 29-Jährigen nicht nur unter sich bleiben: Junge Erwachsene wünschen sich laut Studie ausdrücklich den Kontakt zu anderen Generationen.

Mehr gibt es in der aktuellen dran und ab Januar in einem dranSpezial

Ein Interview mit mir zur Umfrage

14 Comments

  1. Hey Tobi,

    sehr interessant, was bei Deiner Studie rausgekommen ist. Allerdings müsste jetzt die Studie noch einen Schritt weiter gehen und den Abgleich zwischen den Aussagen der Mitarbeiter und der Jugendlichen machen. Warum klafft die Ansicht der Mitarbeiter und die Selbsteinschätzung der Jugendliche so weit auseinander? Kennen die Mitarbeiter ihr Jugendlichen nicht? Oder haben die Jugendlichen eine völlig falsche Selbsteinschätzung? Oder liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen?
    Eine andere Frage ist natürlich auch die, ob sich Jugendliche zwischen 19 und 29 Jahren, überhaupt eine Gemeindeform vorstellen könnten, die besser zu ihnen und ihren Freunden passt (so dass sie ihre jetzige Situation kritischer bewerten könnten – denn würden Jugendliche ihre Gemeinde, in der sie zu Hause sind, wirklich kritisch hinterfragen, ohne eine alternative Gemeindeform zu kennen, die mehr zu ihnen passen könnte?).
    Gerade in unserer experimentell ausgerichteten neuen Gemeindeform, die wir als Gründung gerade entwickeln, erlebe ich Jugendliche, die erst nach dem sie gesehen haben, was wir machen, einen Ah-Moment haben und merken, dass sie sich unbewusst schon länger nach so eine Gemeindeform gesehnt haben. Und um ehrlich zu sein: Wenn ich – der ich Jahre lang herkömmliche Gemeinde- und Jugendarbeit gemacht habe – heute in einen klassisch evangelikalen oder charismatischen Gottesdienst gehe, merke ich, dass das, was ich Jahre lang getan habe, nicht mehr zu mir passt – und vielleicht noch nie so wirklich zu mir gepasst hat. Aber vor 8 Jahren hätte ich das noch nicht gewusst und in einer Umfrage nicht angeben können.
    Was ich etwas schade an der Studie finde ist, dass sie sich um die Situation der Jugendlichen im Kontext der Gemeinde kümmert. Meiner Ansicht nach wäre die viel spannendere Frage, ob der Gemeindekontext der Jugendlichen (in dem sie sich ja laut deiner Studie wohl fühlen) zu dem Bekanntenkreis der Jugendlichen, die nicht christlich sozialisiert sind, passt – bzw. wie dieses Umfeld der Jugendlichen auf die Gemeindesituation anspricht.
    Dass sich christlich sozialisierte Jugendliche eine missionarische Ausrichtung ihrer Gemeinde wünschen ist ja lobenswert. Die spannende Frage ist nur, ob diese Jugendlichen und ihr Gemeinden überhaupt eine Ahnung davon haben, wie eine missionarische Ausrichtung bezogen auf ihre Zielgruppe (ihre nicht christlich sozialisierten Bekannten und Freunde) aussehen müsste. Reichen hierfür Aktionen wie JesusHouse oder ProChrist oder andere klassische Evangelisationsformate aus? Würden solche missionarischen Bemühungen die Herzen der Zielgruppe erreichen, so dass sie anfangen sich ernsthaft mit dem Glauben an Jesus auseinander zu setzten?
    Bin mal gespannt, wie die detaillierte Auswertung im dranSpezial aussieht. Danke auf jeden Fall, dass ihr Euch mit solchen Fragen beschäftigt.

    Grace & Peace
    Klaus

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  2. @Klaus: Ich gebe dir in allem Recht! 🙂
    Manche Sachen kommen noch in der Gesamtauswertung, wie bspw. sehr kritische Töne was die Gemeindestruktur und das Gemeindeleben angeht, anderen müsste jetzt tatsächlich folgen. Gerade die Frage des Kontextes spielt eine entscheidende Rolle, da müsste man jetzt weiter machen…

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  3. wie repräsentativ ist die erhebung denn? wurden auch junge menschen befragt, die nicht mehr im gemeindeumfeld zuhause sind? ich vermute mal, dass der größte teil der teilnehmer sich einer gemeinde zugehörig fühlt.
    dass die, die in ihren gemeinden geblieben sind, diese nicht so negativ empfinden, ist keine große überraschung, zumal sie, wie klaus schon richtig bemerkte, vielfach nichts anderes kennen.
    ich kenne persönlich einige, die aufgrund der strukturen und auch des versagens seitens der gemeinden, heimat für sie zu schaffen, nicht mehr kommen. diese gruppe fände ich persönlich als untersuchungsobjekt interessanter…
    aber nichtsdestotrotz bin ich schon gespannt auf eure ergebnisse!

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  4. @slebyh: die Umfrage ist von der Stichprobe gesehen sehr aussagekräftig, ich glaube eher, dass wir sie richtig lesen müssen und interpretieren. Die Zahlen geben eine positive Sicht auf die Gemeinde, z.B. 62% sehen die Gemeinde als ihre geistliche Heimat, aber die Zahl kann man auch umdrehen und feststellen, dass 38% ihre Gemeinde nicht als geistliche Heimat sehen, dann wäre es jeder dritte junge Erwachsene. Das klingt dann ganz und gar nicht gut….

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  5. Anonymous

    Hey, wollte mal sagen: Respekt und good Job für eure Arbeit! Bin auch auf die Details gespannt.
    Ist aber klar, dass eine Studie allein nicht alle Aspekte abdecken kann – daher freu ich mich schon auf weitere empirica-Untersuchungen! LG von Julia, die auch seit Wochen Daten für ihre DiplA auswertet..puh.. 🙂

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  6. Hey Tobi,

    ohne die Untersuchung im Detail zu kennen frage ich mich, ob ein paar wenige Einzelinterviews mit “Gemeindeaussteigern” sinnvoll wären. Ein paar meiner Freunde (wenn ich es mir so überlege, dann sind das sogar ein paar viele ;-( ), mit denen ich ab und an über das Thema rede, haben echt interessante Entwicklungen hinter sich und ich bin immer wieder überrascht, dass es so schwer ist/war sie zu “halten”. Viele haben ausserordentliches Potential, viele könnten Brückenbauer zu anderen sein. Vielleicht liegt da sogar der Zusammenhang zu einer “missionarischen” Ausrichtung, die viele Gemeinden nicht hinbekommen…

    War das verständlich?
    Die Nacht war schlimm 😉
    matze

    P.S. die Passwortbestätigung behinhaltet den Nachnamen eines “Wiedereinsteigers”. Auch die könnten interessante Interviewpartner sein 😉

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  7. @Matze: Sehr gute Impulse und wir hatten sogar schon eine Liste für Leute mit denen wir Interviews machen wollten, aber am Ende scheiterte es leider wieder Mal am lieben Geld. Aber vielleicht kann man eine Folgestudie aufbauen….

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  8. Anonymous

    @Toby: nach dem Studium? Möchte gern als Trainerin/Coach arbeiten -v.a. im Bereich “Soziale Kompetenzen”. Mach nebenbei grade ne Trainergrundausbildung bei http://www.leadership-competence-institut.de. Also ne Mischung aus PädagogischerPsy&Arbeits/OrgaPsy…Kann mir div. Zielgruppen (Betriebe, Jugendliche, Schule, Gemeinde,…) vorstellen. Hab ich voll Bock drauf! 🙂 LG, Julia

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  9. Anonymous

    Arbeitsfelder gibt’s zahlreiche – alles was mit Fort-/Weiterbildung zu tun hat und eben im Bereich soft-skills angesiedelt ist. Also Schulungen zu Kommunikation, Motivation, Konflikt-, Stress- oder Zeitmanagement, Burnout-Prävention etc. Der WB-Bereich sieht derzeit natürlich nicht prickelnd aus but we’ll see. Den link kann/musste kopieren, dann geht’s… Gute Woche! LG, Julia

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