„Maxim Biller: Der gebrauchte Jude“

Bücher, Literatur, Rezension

Ich gebe zu, dass eine Rezension von Biller etwas Besonderes ist. Seit den guten alten „Tempozeiten“ habe ich die letzten 20 Jahre fast alles von Biller gelesen und seinen Werdegang von der Ferne beobachtet. Biller ist somit ein Teil meiner Biographie, was auch zu seinem neuen Buch passt. Biller legt sein Selbstportait vor: „Der gebrauchte Jude“. Biller hat immer dann am Besten geschrieben, wenn es um ihn selbst (als Narzisst) oder um Juden (und ihre Verfolgung) ging. Jetzt kommt also beides zusammen und ich war doch sehr gespannt. Biller wird entweder geliebt oder gehasst, es gibt kaum etwas dazwischen, kaum ein Schriftsteller in Deutschland polarisiert so und kokettiert damit noch stolz. Jetzt skizziert Biller sein Leben und erweckt die letzten Jahre literarisch zum Leben. Selbstverliebt und arrogant schreitet Biller durch die Redaktionen der Zeit oder der FAZ, begegnet allen möglichen Leuten des Feuilletons, von Broder bis Reich-Ranicki, und lässt seinen „Hass“ auf Thomas Mann freien Lauf. Dies ist mal mehr oder weniger amüsant, dicht und witzig geschrieben und polarisiert wie erwartet. Aber diesmal ist es anders, geht es tiefer und das liegt daran, dass Biller sich selbst als Projektionsfläche nimmt und somit zum Spiegel der „Deutschen“ wird. Sie schauen hinein und wollen den hässlichen, arroganten Juden Biller sehen und sehen doch nur sich selbst. Erschrocken blicken sie weg, aber ist zu spät. Zwischen Deutschen und Juden ist nicht alles in Ordnung, nicht alles aufgearbeitet, nicht alles gesagt. Das ist Billers Botschaft und ich würde mich nicht wundern, wenn er somit in die deutsche Geschichte eingehen würde, als „Deutschbuch“ – nicht mehr und nicht weniger ist es nämlich. Und als solches hat es der Oberlehrer Biller auch geschrieben. Das mag nicht allen gefallen, aber es kann uns helfen uns selbst ein bisschen besser zu begreifen. In diesem Sinne: Danke Herr Lehrer.

2 Comments

  1. mein lieber bruder ich war ähnlich begeistert wie du von diesem buch. seine selbstverliebtheit und seine empfundenen kränkungen auf fast jeder seite und dann diese arroganz – einfach nur genial. ich glaube so ein buch kann in deutschland niemand schreiben.

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