„Emerging vs. Missional?“

emergent, emerging church, Gemeinde, Kultur & Glaube

In den letzten Monaten beobachte ich teils besorgt, teils belustigt, dass es eine immer größere Diskussion um die Abgrenzung der Begriffe „emerging“ und „missional“ gibt. So sagte mir ein Bruder, dass er nicht mit mir zusammen „auftreten“ möchte, da ich ja emergent sei und er doch missional und dies passe ja wohl nicht zusammen. Ich sah ihn erstaunt an und stellte fortan fest, dass es diese Aufteilung tatsächlich gibt, was immer sie genau heißt. Nun ist mir klar, dass wir gewisse Kategorien brauchen um sprachfähig zu bleiben, aber bei zwei so neuen Begriffen ist diese Kategorisierung doch mehr als schwierig. Missional sei für ihn, so der Bruder, eher theologisch konservativ, freikirchlich und ein Gemeindegründungsbegriff, wie ihn etwas novavox benutze. Emerging sei hingegen viel liberaler und außerdem werden viel zu viele Fragen gestellt, die keiner braucht. Ich war verwirrt. Für mich war „missional“ bisher ein theologischer Begriff und „emergent“ eher eine Bewegung. Beides passte meiner Meinung ganz gut zusammen, jedenfalls hatte ich kein Problem damit, was ja nichts heißen soll. Jetzt war ich letzte Woche in Südafrika und hatte dort unter anderen einige Gespräche zum Thema „emerging church“ und „missional“. Und sie da, dort gibt es auch ähnliche Diskussionen, nun sind die Begriffe zwar gleich, aber die Inhalte ganz verschieden. So findet die Diskussion um „missional“ eher in der „Dutch Reformed Church“ (eher so was Ev. Kirche) statt und die „emerging“ Bewegung unter ganz unterschiedlichen jungen Leiterinnen und Leitern verschiedene Konfessionen. In anderen Ländern würde es wahrscheinlich wieder anders aussehen. Bei aller Hilfe dieser Begriffe und Kategorien, finde ich sie manchmal eher hinderlich und sind sie mir zu schnell zu dogmatisch. Es geht nicht um Begriffe, weder neue noch alte, sondern wie diese Begriffe gefüllt werden mit gelebter Theologie. Dabei sollten wir nicht auf die Fehler der Geschichte setzen, sondern gemeinsame Wege gehen die nicht die Abgrenzung betonen, sondern die Gemeinsamkeiten, vielleicht wäre dies ein erster Schritt zur tatsächlichen Verändeung…

21 Comments

  1. Anonymous

    Tobi ich stimme dir voll und ganz zu, wir sollten echt nicht auf die Abgrenzungen achten, sondern viel mehr auf die Gemeinsamkeiten und dann gemeinsam den WEg gehen…
    LG Damaris

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  2. Was für ein Unfug. Da machen wir gerade alle Anstrengungen, die alten Gräben zu überwinden und jupps – wird wieder einer aufgemacht. Und da wundern sich die Leute, dass wir so breitbeinig daher kommen.

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  3. Ach ja, die Menschen, bei denen muss es aber auch dauernd menscheln. Abgrenzungen, Ausgrenzungen, Begrenzungen…
    Hier in Berlin geht bislang missional und emergent recht gut Hand in Hand, Seite an Seite. So soll es auch bleiben.

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  4. Mir ist diese Abgrenzung auch schon öfter begegnet. Ich denke dann immer an Dich und was du repräsentierst. Der Studiengang “Gesellschaftstransformation”, den du aus der Traufe gehoben hast, ist emergent genauso wie missional.

    Sicherlich gibt es unterschiedliche Schwerpunkte in der Betonung, aber das Ziel ist das gleiche, und dass es extreme und falsche Tendenzen gibt, das war ja schon immer.
    Ich denke da nur an die Einheit in Vielfalt. Diese Spannung gilt es auszuhalten. Und das ist für Menschen, die Sicherheit suchen bekanntlich schwer. Machen wir uns nicht die Sicherheit zum Gott, sondern lassen wir unseren Herrn Jesus unser Sicherheit sein. Er hat doch alles und auch beide “Strömungen”, wenn es die gibt, in der Hand.
    Dazu würde wahrscheinlich auch dein Kollege Amen sangen. So genug gepredigt. 😉

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  5. Anonymous

    Mark Driscoll – reformist
    Alan Hirsch – missional
    Doug Pagitt – emergent
    unterschiede? JA
    schlimm? NEIN
    Relevanz für Deutschland? gering!
    Warum?
    Weder “emerging” noch “missional” werden in Deutschlang von einer entscheidenden Mehrheit als zentrale Begriffe verwendet. Für Vordenker mag es wichtig sein zu unterscheiden. Für unseren Alltag in den Gemeinden aber nicht.
    LG – Michael

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  6. Lisa Fitz hat mal gesagt: “Wer kein Selbstbewusstsein hat, braucht ein Nationalbewusstsein.”
    Ähnliches gilt auch in diesem Fall. Wer kein Selbstbewußtsein hat, muss sich gegen andere abgrenzen und verpasst dabei die große Chance von ihnen zu lernen…
    Wie würde die Christenheit aussehen, wenn sich alle eimal gegenseitig zuhören würden?

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  7. @extra für dich:Das mit dem Studienprogramm GT ist tatsächlich ein gutes Beispiel, da geht es explizit weder um das eine noch das andere und doch um beides. DIe Zielrichtung und die Identität des Studienprogramms machen dies nötig, vielleicht bräuchten wir diese “übergeordnete Kategorie” auch….

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  8. @michael: ich gebe dir recht, dass die “Bewegungen” noch nicht an der Basis angekommen sind, aber die Begriffe (oft inhaltsleer) sind schon da und werden fleißig verwendet, und genau das macht es so schwer. Und vielleicht ist das auch ein Zeichen der “Postmoderne”, dass jeder den Begriff so füllt wie es ihm oder ihr gerade passt. Und wenn dann Leute sagen, dass ich “emergent” sein, bleibt bei mir oft ein unbehangen….

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  9. Hi Tobi.. danke, dass hast du klasse auf den Punkt gebracht! Ich kämpfe seit 2 Jahren damit, dass diese “Lager” immer deutlicher werden.. und was bleibt, sind inhaltslose und v.a. oft harte Diskussionen (bzw. “verbale Schlägereien”) mit den Oberbegriffen “missional” und “emergent”! Einfach sehr traurig… 🙁
    Und dabei ist die Sehnsucht dahinter doch das, was uns alle verbinden könnte!! 🙂

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  10. Hi Tobi.. danke, dass hast du klasse auf den Punkt gebracht! Ich kämpfe seit 2 Jahren damit, dass diese “Lager” immer deutlicher werden.. und was bleibt, sind inhaltslose und v.a. oft harte Diskussionen (bzw. “verbale Schlägereien”) mit den Oberbegriffen “missional” und “emergent”! Einfach sehr traurig… 🙁
    Und dabei ist die Sehnsucht dahinter doch das, was uns alle verbinden könnte!! 🙂

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  11. meine beobachtung ist die, dass diese abgrenzung meist nur in einer richtung läuft, nämlich der von dir zitierten. anders herum kommt das kaum vor…

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  12. Das ist ja interessant: Über das Thema des Videoclips hab ich am Sonntag gepredigt, allerdings ohne das Wort “missional” oder “emerging” zu benutzen. Überhaupt habe ich keinen der Begriffe “evangelistisch”, “missionarisch”, “Evangelisation” oder “Mission” benutzt. Vielleicht sollten wir endlich aufhören in Vokabeln zu reden, die so und so kein Mensch (außer uns Theologen) versteht. Wie wäre es, wenn wir einfach mal anfangen würden Kirche neu zu denken: Kirche so, dass sie einen Bezug zu den Menschen bekommt, die noch keine Ahnung vom real existierenden Jesus haben. Und wenn wir dann unsere Gedanken in die Tat umsetzten. Dann bräuchten wir uns nicht mehr um irgendwelche theologischen Begrifflichkeiten streiten, sondern würden anfangen, an die Leute zu denken, an die auch Jesus gedacht hat.

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  13. Anonymous

    weiste Tobi. Schon seit ca 4 Jahren verfolge ich das thema. von meinem eindruck her ist es doch so, dass die einen es hochhalten und andere widerum streuben sich total dagegen. Damit ist “emergent” (ich kanns ehrlich gesagt auch nicht mehr hören, dabei hab ich nichts dagegen, kanns einfach nicht mehr hören) doch inzwischen auch nur zu etwas geworden, dass grob gesagt zwei lager geschaffen hat, oder nicht? was soll das bringen. Ich finds echt toll, was du für dinge erkannt hast und was du mitteilst. Bei dir ist es vielleicht etwas lebendiges, aber für andere bleibt es doch nur irgendwie ein gedankliches konstruckt.Ich glaube kirche ist noch nicht bereit für “emergent”. Du bist ein vordenker glaube ich, aber der durchschnittspastor in der gemeinde ist es nicht, kann er auch nicht sein. Und der druchschnittliche gem.besucher ists erst recht nicht. Ohne leben bleiben solche überlegungen intelektuell erfasste probleme, die du siehst, weil du ein heller kopf bist, und andere helle köpfe kennst die das auch sehen, weil ihr euch eben außerhalb von alten strukturen bewegen könnte. Aber wenn gott selbst die nicht einreißt, dann bleibt emergent nur ein wort das das macht, was es bereits macht. nämlich verschiedene lager schaffen und identifikation geben, statt jesus selbst zu ehren. für mich waren diese seminare echt interessant, aber der durchschnittspastor geht dann heim und fühlt sich nur noch schuldiger, dass alles nicht so ist in seiner gemeinde. Klar schafft das nur ratlosigkeit und angst, was soll es denn sonst machen. (und ich will nicht gegen den inhalt wettern, sondern was damit gemacht wird)

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  14. @klaus: Ja, da hast du sicher Recht, aber manchmal braucht es eben neue Ausdrücke um das “Neue” auch kenntlich zu machen, nur wenn sie hinderlich werden, ist es schlecht…

    P.:S Coole neue HP! 🙂

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  15. @anonym: das verstehe ich schon, dass manche Leute Angst haben oder auch bekommen, denn Veränderungen machen bestimmten Persönlichkeiten immer Angst, aber ohne Veränderungen lebt weder der Glaube noch die Kirche. Die berechtigte Frage ist natürlich, wie können die Veränderungen gelebt und umgesetzt werden, da hat mir gestern der Vortrag von Alan Roxburgh sehr gut gefallen. Aber, ich glaube man muss auch ehrlich sein, manchmal wollen Leute auch keine Veränderung und suchen dann die Abgrenzung…

    Noch ein Wort zu der “Theorie – Praxis” Diskussion, ich glaube fest daran, dass dies gar nicht von einander zu trennen ist, beides gehört zusammen und man kann auf beiden Seiten vom “Pferd” fallen, deshalb brauchen wir ja beides, als ich plädiere für ein sowohl als auch! 🙂

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