“Fastfaith oder Das Ende der „McDonalds-Theologie?”

Kontextualisierung, Kultur & Glaube, Theologie

Spätestens mit dem „Fall der Mauer“ war der Fastfood Riese mit dem gelben M nicht mehr aufzuhalten und baute sein enormes Imperium weiter global aus. Egal wo man hinkam, auf eines konnte man sich verlasen, Mc Donald war schon da und wenn man den traditionellen Essgewohnheiten der fremden Kultur nicht freundlich gesinnt war, konnte man auf sich auf den bekannten „BigMäc“ oder was auch immer geschmacklich verlassen. So wie bei der doch sehr monokulturell ausgerichteten Esskultur erging es in den letzten Jahrzehnten vielen Christen, wenn sie sich um „Theologie“ gekümmert haben. Westliche Theologie war ein globaler Kassenschlager und wurde, nach Besten Wissen und Gewissen in die verschiedensten Länder exportiert. Egal wo man hinkam, man besuchte Gottesdienste und fand einen ähnlichen theologischen Inhalt in Predigt und Liedern wieder. Natürlich gab und gibt es nicht nur McDonalds, sondern auch Burger King oder andere Ketten, die ihre Theologie erfolgreich verbreitet haben. Und eigentlich möchte jeder nur das Beste, das gute Essen für alle zugänglich machen. Jeder soll, egal wo er ist, die ursprüngliche Qualität des Burgers genießen können. Das Problem dabei ist, dass aus einer theologischen Wahrheit ein theologisches Dogma, manchmal sogar ganze Konfessionen oder Theologien wurde. Und aus einer Burgerbude wurde eine globale Glaubensideologie, die sich auch über die Abgrenzung zu anderen Ketten definiert und den kulturellen, kulinarischen Traditionen der einzelnen Länder den Rücken komplett zugewandt hat. Der eigentliche Sinn, Menschen genüsslich und schnell satt zu machen, wird zwar nach wie vor erfüllt, macht aber immer mehr Menschen krank. Die einen, weil sie sich zu einseitig ernähren und man mittlerweile weiß, dass zu viele Burger ungesund sind und die anderen weil sie ihre ursprüngliche Küche vergessen haben und sich eben nur noch schnell ernähren und die heimischen Rezepte und das Kommunikative beim Essen verloren haben.
Theologie lebt immer aus zwei Quellen, der Offenbarung und der menschlichen Kultur. Eines ist ohne das andere nicht denkbar, ja beides ist so eng miteinander verwoben, dass wir es oft nur mühsam trennen können. Aber darin liegt auch genau das Besondere: Theologie lebt. Sie lebt vom offenbarten Wort Gottes mitten in unserem vielfältigen und bunten Leben und zeigt sich auf ganz unterschiedliche Weise. Dabei gibt es tatsächlich Wahrheiten die sich in vielen Kulturen und Ländern gleichermaßen erkennen und leben lassen, aber daraus muss man noch keine Fastfaithkette machen….

17 Comments

  1. Gabriel

    Treffend skizziert! Es ist höchste Zeit um zum theologischen “slow food” und zur regionalen Küche zurückzukehren. Du schreibst passend die Einleitungssätze zu dem nächsten Transformationsband. Das spornt mich an, mit dem Teil zu Kontextualisierung durchzustarten.

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  2. Trupedo_Glastic

    Das Problem ist eher, dass Rstaurants nicht das Kochen lehren, sondern nur das konsumieren. Wäre man gezwungen, sich selber mit den Zutaten zu beschäftigen, würde es einige Probleme gar nicht erst geben.

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  3. ja, aber genau darin sehe ich ja die Parallele zur Theologie bzw. unter uns Christen das Problem: Es wird viel konsumiert, aber kaum selbstständig (theologisch) gedacht. Man geht in den Gottesdienst, hört sich alles an, nimmt mit was man so braucht und das war es dann oftmals…

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  4. Anonymous

    mir fällt auf, dass die leute ein problem damit haben, wenn es theologisch anderes essen als mcdonalds gibt. ganz schnell fühlen sie sich in ihrer “geistlichen identität” bedroht und reagieren wütend und verwirrt.
    ist etwas anders, als man es kennt, wird es als “nicht biblisch” bezeichnet und der, der es verkündet, wird abgelehnt.
    judith

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  5. ZU McDonalds, hier in Kambodscha gibt es den noch nicht, dafür aber das theologische Pendant westlicher Tradition. “Was soll die einheimische Küche mit ihren animistisch-buddhistischen Zutaten denn schon hergeben”, wird von Missionaren gefragt. Ich vermute, so einiges, dafür müsste man sie erst mal kennen und schmecken.

    Danke für das hilfreiche Bild, habe es einfach auf meine Situation bezogen.

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  6. so war es gedacht! 😉

    Und meinen größten Respekt für euren Dienst. Ich suche gerade ein paar Kontextualisierungsbeispiele, falls ihr da was schönes habt, wäre ich dankbar….

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  7. Anonymous

    Das ist ja alles ganz nett, nur die Aussage, “Theologie lebt immer aus zwei Quellen, der Offenbarung und der menschlichen Kultur.”, besagt doch schon, dass Ihr Blick auf die Sache aus dem Fenster eines einschlägigen Lokals/Restaurants geworfen wird. Sorry, aber für mich zeugt dieser Post nicht von Weitsicht, sondern von einseitigkeit … Viele Grüsse!

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  8. @anonym: Das ist zum einen Teil sicherlich richtig, es gibt keinen “vorurteilsfreien und neutralen Blick”, sondern jede und jeder kommt aus seiner Prägung. Aber dies macht es nicht automatisch alles zunichte, dies erscheint mir zu einseitig. Wenn es nicht so und so läuft, dann ist es nichts. Im Vergleich zu was? Wer gibt den (einzigen) Maßstab hier vor?
    Oder verstehe ich Sie falsch? Was wäre den weise?

    Und zum anderen Teil, den “zwei Quellen”. Der Satz geht ja noch weiter, beide vermischen sich und lassen sich oftmals nicht mehr trennen und nur von der Perspektive der “Kultur” erkennen….

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  9. Anonymous

    “Wer gibt den (einzigen) Maßstab hier vor?” – Das ist eine gute und wohl die entscheidende Frage! Was meinen Sie? Was könnte die Antwort sein?

    Zum anderen: “beide vermischen sich und lassen sich oftmals nicht mehr trennen” Woher wissen Sie das?

    Verstehen Sie meine Fragen bitte nicht als Angriff, sondern als Anfrage! Viele Grüsse!

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  10. Verstehe ich genau so, weil ich von mir weiß, dass ich (leider) nicht im Besitz der absoluten Wahrheit bin. 🙂

    Zum “vermischen”, all meine Erkenntnisfähigkeit ist immer geprägt von dem Land aus dem ich komme, von der Filiale, die mich mit ihrem Essen geprägt hat, von den Grundvoraussetzungen meiner Persönlichkeit etc. Also, alles was ich glaube ist subjektiv und damit auch die Offenbarung Gottes die sich, kontextualisiert, in der Natur, Bibel, Geschichte, Erfahrungen etc. erkennen lässt. Dies ist sicher eine Grundannahme die man “glauben muss”, was ich auch tue.

    Noch eine Frage zur Einseitigkeit, beantworten Sie meine Fragen auch oder stellen Sie nur anonyme Fragen?

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  11. Anonymous

    Nun, ich denke, dass es in einem Blog, der die Möglichkeit bietet, anonym etwas zu sagen, auch okay ist, diese Möglichkeit zu nutzen!?

    Mich hat Ihre Ansicht interessiert. Mal abgesehen, dass Sie mir weder beantwortet haben, wo sie den angesprochenen Maßstab sehen (oder habe ich das nur nicht verstanden), noch worauf Sie Ihre Erkenntnisse (alles ist subjektiv, Gott offenbart sich in der Kultur) gründen bzw. woher sie das wissen, weiß ich nicht recht, was ich Ihnen beantworten soll? Vielleicht reden wir da auch aneinander vorbei?

    Mein Anliegen ging dahin, dass Sie mit ihrem Post – zumindest für mich – den Eindruck erwecken, dass die “alte” Theologie mit ihren absoluten Wahrheiten heute nicht mehr brauchbar ist und ich lediglich darauf hinweisen wollte, dass es mich verwundert, wie sie aus “ihrem Restaurant” heraus solch eine Aussage machen können …

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  12. @anonym: Natürlich ist es Ihr Recht anonym zu bleiben und auch meine Fragen nicht zu beantworten. ich fand es nur etwas einseitig, dass Sie mich zurecht daran erinnern Ihre fragen zu beantworten, aber selbst sich nicht die Mühe machen, sich meinen zu stellen. Sie haben immerhin davon gesprochen, dass es der Post einseitig ist und nicht sehr weitsichtig und als lernbereiter Mensch möchte ich natürlich lernen, deshalb die Erinnerung.

    Aber o.k., noch Mal zum Anfang, ich glaube, dass ein blog und seine Kommentarfunktionen manchmal wenig hilfreich sind, wenn es an komplexere Themen geht. Aber ich versuche es noch mal. Es geht mir nicht um “alte” oder “neue” Theologie, da ich glaube, dass Theologie immer von den von mir zuvor beschriebenen Dingen abhängt. Der hermeneutische Zirkel verbindet sozusagen Offenbarung Gottes durch die Kultur, so dass wir sie überhaupt verstehen können. Dabei können die verschiedenen “Restaurants” sogar helfen, da sich die verschiedenen Erkenntnisse (und Theologien) ergänzen und auch korrigieren. Wenn aber ein Restaurant die absolute Wahrheit vertritt, müssen zwangsläufig alle anderen falsch sein, was eine Menge Konflikte mit sich bringt.

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  13. Anonymous

    Okay. Vielen Dank! Jetzt habe ich Sie gut verstanden! Gestatten Sie mir noch eine Frage? Wo ist das Problem bei einem Konflikt? Sicher, es gibt schöneres, aber Jesus selbst macht ja deutlich, dass er Konflikte mit sich bringt (z.B. in Mt 10,34).

    Ich kann diesen Blog erst am Montag wieder lesen und danke Ihnen für den Austausch bis hier hin! Ein schönes Wochenende und viele Grüße!

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  14. Es kommt darauf an was ein Konflikt ist und wer und wie man ihn austrägt. Wie ich schon sagte, unterschiedliche Restaurants sind gut und notwendig und die dadurch entstehenden Auseinandersetzen sogar hilfreich. Aber wir sehen, zumindest im Rückblick, was passieren kann, wenn Konflikte ungleich ausgetragen werden (Kolonialisierung & Mission).

    Ein anderer Gedanke zur Konfliktfähigkeit. Ich würde mir mehr Konflikte sprich Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinden wünschen. Das Bild des “Fastfaith” greift ja auch die Dimension der “Unmündigkeit” der Gemeinde auf. Man kommt, nimmt sich die leicht verdaulichen Burger, is(s)t zufrieden und geht wieder nach HAuse….

    Zu Mt 10,34, das Wort steht ja im Kontext des “Gerichts und der letzten Dinge” und es war eine bekannte Annahme im Judentum, dass kurz vor dem Kommen des Messias, die Spaltung durch die Familie und Verwandtschaft geht. Von diesem Verständnis würde ich die Stelle verstehen.

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  15. Anonymous

    Danke für Ihre Antwort! Der Austausch hat mir geholfen, Ihre Ansicht besser einzuschätzen! Ihnen eine gute Woche und viele Grüsse!

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