„Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet“

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Er war befreundet mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Professor für Soziologie an der Universität Genf und UN Sonderberichterstatter für Menschenrechte und dies ist nur ein kurzer Auszug aus seiner bunten Vita. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt und beschäftigen sich vor allem mit dem Zusammenhang von Globalisierung, Kapitalismus und Armut in der Welt. Seine Name ist Jean Ziegler. Jetzt war er eingeladen auf den Salzburger Festspielen vor den Schönen und Reichen die Festrede zu halten, aber dazu kam es nicht, er wurde ausgeladen. Offiziell, weil er Kontakte zu Gadhafi hat, was Ziegler vehement bestreitet, inoffiziell, was Ziegler vermutet, dass die Sponsoren des Festivals ihn und seine Botschaft nicht hören wollen, da sie die Hauptadressaten sind. Wie auch immer. Die Rede ist geschrieben und kann jetzt in der „Süddeutschen“ nachgelesen werden. Die Rede ist provokativ, so wie man Ziegler kennt, geizt weder mit Fakten noch mit inneren Zusammenhängen die er als Ursache der Hungerkatastophe in Somalia etc. sieht. Auf alle Fälle ist sie nachdenkenswert. Denn wenn Zehntausende zu sterben drohen, dürfen wir nicht einfach wegschauen….

Die vollständige Rede von Jean Ziegler

Lesenwert auch der Bericht der „Zeit“ zur Rede und der Diskussion in den Kommentaren!

6 Comments

  1. beeindruckende rede, danke für den hinweis! da stellt sich mir auch die frage, wieviel ich selbst mit dem hunger und überhaupt mit afrika zu tun habe. ob ich jetzt z.b. geld spenden soll, und wenn ja, an wen und ganz generell ob der fairtrade-kaffee einen unterschied macht oder der verzicht auf das auto…
    plötzlich sind ökologische themen mit denen der gerechtigkeit verstrickt, das ist auch irgendwie krass. jedenfalls gibt es viele riesengroße fragenzeichen und ich fühle mich damit sehr, sehr klein und auch zu unrecht verwöhnt. 🙁

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  2. Ja, du beschreibst das ethische Dilemma ganz gut, es gibt sicherlich keine einfache Lösung, gerade in Somalia, da spielen so viele Gründe hinein und neben der aktuellen ökologischen Katastrophe gibt es viele weitere, dass es von “außen” kaum noch durchschaubar ist. Ein ganz guter aktueller Artikel von heute (FAZ):
    http://www.faz.net/artikel/C30106/afrika-hunger-in-somalia-30476441.html

    Einen guten Einblick gibt oftmals “Welt-Sichten”, das Magazin für für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit, welches ich sehr schätze, da es oft von “vor Ort berichtet”, wie auch zu Somalia:
    http://www.welt-sichten.org/artikel/art-08-011/trauer-mitleid-und-wut.html

    Aber die Frage von Ziegler an die Politik bleibt sicher bestehen, wo die Prioritäten gesetzt werden. UNd die Frage an meinen Lebensstil bleibt auch, ganz unabhängig von Somalia… 🙂

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  3. danke für die links! ich habe am wochenende eine frau kennengelernt, die lange jahre in afrika gelebt hat und erst kürzlich nochmal für ein jahr mit ärzte ohne grenzen dort war. auf die frage, ob und an wen man spenden soll wegen des hungers, und ob das geld auch tatsächlich richtig ankomme, meinte sie, das meiste käme wirklich an, vor allem wenn man an renomierte hilfsorganisationen spendete. heute hab ich noch die seite http://www.aktion-deutschland-hilft.de entdeckt, die macht auch mut, sich zu engagieren.

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  4. eine wirklich beeindruckende Rede – ein wirklich beeindruckender Mann. Ich beschäftige mich in letzter Zeit viel mit der deutschen Geschichte und der Zeit der 68er. Diese Bewegungen haben sicherlich ihre Schattenseiten, was zum Beispiel die RAF in den 90ern schließlich einsah. Was mich aber beeindruckt, ist, dass die Menschen auf die Straßen gegangen sind um zu demonstieren (ohne Gewalt) und versucht haben der Politik einen Spiegel vorzuhalten. Fairtrade, Spenden usw. hat alles seine Berechtigung, aber ist es nicht an der Zeit wieder auf die Straße zu gehen?
    Und eine andere Frage:
    Wie blockiere ich den eines der Unternehmen, das wie Ziegler sagt 52% der Bruttoinlandsprodukte der Welt inne hat?
    Ich fühle mich machtlos. Ich habe seit Wochen bei den Nachrichten vom Horn von Afrika weggeschaut, weil ich es nicht sehen konnte – die Rede von Ziegler war nicht zu überhören…

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