„Brauchen wir eine Kindertheologie? Wo sind die Männer?“

Theologie

Ich habe mich gefreut, dass es auf meinen letzten Blog zum Thema Kindertheologie so viele positive Reaktionen gab und ich bin motiviert diesem Thema weiter nachzugehen. Zwei interessante Quellen habe ich schon mal für alle, die sich tiefer mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Zum einen die Dissertation von Isabel Schneider-Wölfinger zum Thema „Höre beim Reden! Zu Perspektivwechsel und kompetenzorientiertem Lehrerhandeln in der Kindertheologie“ und zum anderen die empirischen Forschung „Chancen und Grenzen kindertheologischer Zugänge“. Beides sehr interessant. Mein empirischer Zugang zur Arbeit mit Kinder im Kontext der Gemeinde ist vor allem geprägt von einem Mangel an Männern. Interessant ist, dass gerade Männer sich mit der Auseinandersetzung mit Kindern oftmals schwer tun. Warum? Zu viel Arbeit? Geprägte Rollenbilder? Mangelndes Verantwortungsbewusstsein? Zu wenig Anerkennung? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass es für mich fast jedes Mal eine gute Erfahrung ist, wenn die Kinder mich und meinen Glauben positiv herausfordern. Als Theologe ist es eine tolle Herausforderungen biblische Wahrheiten, Geschichten und Prinzipien so zu erzählen, umzusetzen und zu gestalten, dass die Kinder sie nicht nur verstehen, sondern ein biblisches und gesundes Bild von Gott und der Bibel bekommen, was sie in ihrem Glauben und Leben prägt. Denn ich bin überzeugt, dass eine gute Arbeit mit Kindern im Kontext der Gemeinde viel Seelsorge im späteren Leben erspart. Die andere Seite ist das Lernen von der Kindern, die, vielleicht gerade einem Theologen, das Reich Gottes neu erklären, die Schönheit und Einfachheit des Evangeliums neu vor Augen geführt zu bekommen. Außerdem halte ich es für sehr wichtig, dass Kinder auch Männer erleben, die biblische Geschichten erklären. Wir reden in unseren Gemeinden oftmals von Gott, dem Vater und unsere Kinder wachsen mit lauter Frauen auf, die sie geistlich prägen. Ein gutes Vorbild ist Dietrich Bonhoeffer, der die Arbeit mit Kinder in der Gemeinde sehr ernst nahm und sowohl Kindergottesdienst als auch Jungschar in Berlin und Barcelona machte, was oftmals nicht so wahrgenommen wird. Also, Männer, ran…

10 Comments

  1. Hey,
    interessant – mir ist der Begriff “Kindertheologie” eben zum ersten Mal untergekommen.
    Ja, Männer ran! Ich stimme zu, wir sollten uns da um ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis in der gemeindlichen Kinderarbeit bemühen!
    Allerdings finde ich die Begründung guter Kinderarbeit, nämlich dass ihnen (den Kindern) so viel Seelsorge im späteren Leben erspart bleiben könnte, etwas fragwürdig. Seit wann geht es denn um geistliche Angebote als Präventivmaßnahmen, um zu verhindern, dass Menschen ein Fall für die Seelsorge werden?
    Dennoch – wie gesagt – ein interessanter Impuls zu einem neuen Thema – “Kindertheologie”!

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  2. Ah, war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt, ich denke, dass es durch schlechte Theologie in der Kinderarbeit “Schäden” fürs Leben geben kann! Deshalb ist eine gute Theologie in der Arbeit mit Kindern so wichtig. Ich habe oft den Eindruck, dass bei der Frage wer predigen darf riesige Ansprüche gestellt werden und bei Kindern, darf dann jede/r mal ran. Dabei sollte es eher umgekehrt sein!!

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  3. Gegenfragen:
    Brauchen wir eine Männertheologie? Wo sind die Frauen? 😉

    Und zum Thema:
    Ich bin nun wahrlich kein Experte für Kindertheologie, aber wenn ich mir anschaue, wie heftig hier um Fragen der Postmoderne, emergente Bewegung, Gesellschaftstransformation, etc. gerungen wird, erscheinen mir Sätze wie “Als Theologe ist es eine tolle Herausforderungen biblische Wahrheiten, Geschichten und Prinzipien so zu erzählen, umzusetzen und zu gestalten, dass die Kinder sie nicht nur verstehen, sondern ein biblisches und gesundes Bild von Gott und der Bibel bekommen […]” doch etwas unterkomplex und schlicht.

    Was ist ein biblisches Bild? Was ist ein gesundes Bild?

    Ist das nur ein falscher Eindruck, oder steckt das Reflexionsniveau in der Kindertheologie, vorsichtig ausgedrückt, noch in den Kinderschuhen?
    Bzw. ist es vielleicht diese heimelig-gutmenschelnde und jeden Widerspruch im Keim erstickende “den Kindern halt etwas Gutes tun”-Einstellung, die Männer eher abschreckt?

    Fragen über Fragen…

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  4. Ja, gute Fragen, aber das was du als “schlicht” bezeichnest ist voller “theologischen Sprengstoff”, schau dir mal die Diskussion beim Blogeintrag zu “Die verändernde Kraft des Evangeliums”. ICh weiß, was du meinst und die Semantik ist vielleicht auch nicht so glücklich, und doch denke, ich, dass es gerade die Herausforderung ist, mit den Kindern “Theologie zu treiben”. Für mich ist im Kindergottesdienst die schönste Zeit, wenn wir gemeinsam mit den KIds nach dem Thema (Geschichte) auf dem Boden sitzen, Essen und über das Reden, was die Kids beschäftigt, wenn sie ganz ungeschminkt ihre Fragen stellen und nach Antworten suchen. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch…

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  5. "Moruti" Lutz

    wenn man die Einsichten befreiungstheologischer Ansaetze mit einbezieht, d.h. wenn man etwas daraus gelernt hat, sollte man bei der Entwicklung einer Kindertheologie von Anfang an darauf achten, dass man nicht nur “Thelogie fuer Kinder” (“from above”) macht – sondern eben auch “Theologie von Kindern” (“from below”). Damit entstehen viele Fragen: wie kann man das tun, ohne aus Kindern “kleine Erwachsene” zu machen? D.h. wie kann man Kinder, ihre Meinung und Weltsicht ins eigene theologisieren miteinbeziehen und dabei ihren (geistigen) Entwicklungsstand mit beruecksichtigen? Koennten dabei Ansaetze, wie sie Prof Gerald West (Pietermarizburg) fuer kontextuelles Bibelstudium entwickelt hat (kritisches und prae-kritisches Bibellesen ergaenzen einander) sinnvoll uebertragen werden?

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