„Jesusmuslime – wenn Muslime an Jesus glauben“

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Der letzte Blogeintrag hat eine interessante Diskussion losgetreten, was gemeinsame Gottesdienste zwischen Christen und Muslimen betrifft, bzw. was im religiösen Dialog möglich ist und was nicht. Während der Diskussion musste ich an einen Freund denken der als christlicher Entwicklungshelfer in Nordafrika arbeitet und mir von einer Erweckung unter Berbern erzählt hat. Zehntausende haben auf unterschiedliche Weise zum Glauben an Jesus gefunden, das Besondere ist, dass sie trotzdem in ihrer muslimischen Religion bleiben. Dies hört sich erstmals  irritierend und fast unmöglich an, aber in der Praxis gibt es dies und offensichtlich nicht nur bei den Berbern sondern in viele Muslimen Staaten Afrikas und Asiens. In der Missionswissenschaft werden diese Menschen „Jesusmuslime“ genannt und es gibt eine große Diskussion ob sie jetzt Christen sind oder Musilime und ob das überhaupt so geht. Der Amerikaner John Travis hat einen interessanten Ansatz entwicklet, in dem er dieses Phänomen systematisch einordnet. Wie jede Kategorisierung hat dies Vor und Nachteile, aber es hilft, sich einen Überblick zu machen. Travis führt sechs Kategorien ein, die von C1 bis C6 gehen. Wobei das C für “Christ-centred communities” steht.  Dabei steht C1 für das am weitesten an die christliche Welt  und C5 für das am weitesten an die islamische Kultur adoptierte Modell. Die C1 Konvertiten aus dem Islam nennen sich bewusst Christen, die C5 lehnen es ab Christen genannt zu werden und bezeichnen sich als Muslime, die Jesus nachfolgen.
Hier ein kurzer Überblick: (nach Reimer, GBFE Jahrbuch 2011)
Die C1 Gemeinschaft der MBBs (Muslim Background Believers) orientiert sich an ihren christlichen Vorbildern und benutzt sogar die Sprache der Missionare (oft Englisch).
C2 bedient sich bewusst der Sprache des Volkes aus dem die Konvertiten gewonnen wurden. Im Inhalt und Form stellen aber beide Modelle eine weitgehende Adaption an christliche Vorbilder dar.
C3 nutzt dagegen auch religiös-neutrale Formen der Kultur für die Gestaltung des religiösen Lebens der MBB. Allerdings wird dabei jede Form, die an die islamische Verehrung Gottes erinnert, vermieden. Hier werden nur eindeutig als kulturell eingestuften Formen übernommen.
Die C4 Gemeinden gehen einen Schritt weiter und übernehmen auch religiöse Symbole und die Sprache des Islam. So werden islamische Begriffe für Gott (Allah), Moses (Musa), Jesus (Isa), oder Gebet (Salat), das Neue Testament (Injil), u.a., bewusst übernommen. Feste, wie Ramadan werden gefeiert. Rituale (zB Beschneidung, oder Beerdigungsformen), die Gebetshaltung usw. werden in die Glaubenspraxis der Christen integriert. Allerdings distanzieren sich die C4 MBBs deutlich vom Islam. Sie verstehen sich eindeutig als Christen, auch wenn sie gegebenenfalls den Begriff selbst vermeiden würden.
Die C5 MBBs verstehen sich dagegen als “messianische Muslime” oder “Jesusmuslime”. Sie bleiben bewusst in der islamischen Gemeinschaft, besuchen die Moschee und nehmen an den meisten muslimischen religiösen Handlungen teil, es sei denn diese wiedersprechen eindeutig der von den C5 angenommenen biblischen Wahrheit. Man spricht bei C5 auch von einer “Insider-Bewegung” und da, wo diese Gemeinden ihre besonderen Treffen abhalten von einer “Isa Moschee”.
Die C6 schließlich leben viele MBBs im tiefen Untergrund und können sich in keinster Weise zu ihrem Glauben an Jesus bekennen ohne zugleich ihr Leben zu gefährden. Travis spricht an dieser Stelle von den C6 Gemeinden. 
Man kann sich auch mal einen Spaß machen und die eigene Gemeinde in diese Kategorisierung einordnen…

18 Comments

  1. Interessant. Weißt du etwas darüber. In welchen Punkten sich die Jesusmuslime von den normalen Muslimen abgrenzen? Und wie sie von den anderen Muslimen gesehen werden? Jesus verehren die ja auch, zumindest als Prophet.

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  2. @rolf:

    Es gibt eine interessante empirische Studie 1998 von Phil Parshall, die in 66 muslimischen Dörfern mit einem hohen Anteil an Jesusmuslimen Interviews durchführte. Die 72 befragten Leiter, die 4500 C5 Jesusmuslimen repräsentierten, gaben mit 97% an, dass für sie Isa der Erlöser sei und man durch ihn und nicht durch die Gebete Mohammads erlöst werden würde. 76% der Befragten gaben an, sich immer wieder mit anderen Jesusmuslimen im geheimen zu treffen um die Bibel zu studieren, gemeinsam Gottesdienst zu feiern und Gemeinschaft zu pflegen.
    Aber oft ist das gerade nicht möglich, weil das Umfeld ihren Glauben nicht akzeptiert und wenn es rauskommt, werden sie verfolgt und “rutschen” oftmals in C6 und müssen in den Untergrund. Die ganze Sache ist äußerst kompliziert, sowohl praktisch als auch theologisch! 😉

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  3. Anonymous

    Aber wie sieht das mit dieser “Einteilung” in Deutschland aus? Gibts irgendwelche konkreten Beispiele?
    Ich will nicht in Schubladen stecken – aber hilfreich ist es schon irgendwie…

    Maren

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  4. Anonymous

    Hm. Gibt’s irgendwo Jesusmuslime in deutschen Gemeinden??? Eine Zusammenarbeit oder so???
    Maren

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  5. (NHC II,3,21) Diejenigen, die sagen: “Der Herr ist zuerst gestorben und dann auferstanden”, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und dann gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben.

    1. Jeder, der die Auferstehung aus dem geistigen Tod noch nicht durchlaufen hat, ist religiös, unabhängig von “Glaube” (Cargo-Kult) oder “Unglaube” (Ignoranz).
    2. Alle religiösen Menschen sind wahnsinnig.
    3. Der Wahnsinn ist umso größer, je höher die “gesellschaftliche Position”.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

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  6. Freund von Jesus

    Für mich ist es wichtig festzuhalten, dass diese Einteilung nicht eine Laune der Konvertiten ist, sondern auf dem massiven Druck der islamischen Umar und der Familie zu solchen Abstufungen kommt.
    Ich hab in den letzen 7 Jahren sehr viel Kontakt mit Muslimen gehabt im Mittleren Osten und auch hier in Deutschland.
    Ich kenne persönlich einige Leute, die unter Muslimen ihren Glauben authentisch leben und so immer wieder Muslime zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus führen.
    Ich habe in den letzten 3 Jahren über 50 Muslimen Jesus vorstellen dürfen durch mein Leben, davon haben sich inzwischen über 20 Personen für ein Leben mit Jesus entschieden und einige von ihnen konnten wir taufen.
    Es ist aber selbst in Deutschland eine sehr gefährliche Sache dies zu tun, und davon öffentlich zu berichten.
    Todes Drohungen sind für alle Beteiligten nicht die Ausnahme !
    Nach Scharia ist es für den Konvertit und für uns als Christen, die ihnen Jesus vorgestellt haben, ein Todesurteil!
    Deshalb möchte ich hier auch ohne nur als ” Freund von Jesus ” aufgelistet werden.

    Ich stehe für einen orientalisches Christentum, dass die Werte des westlichen / kapitalistischen Christentums nicht vermitteln will.
    Evangelium ohne Osterhasen und Weihnachtsbaum ! Gott hat sich in allen Kulturen geoffenbart und in jede Werte gelegt die im ReichGottes nicht fehlen darf.
    Deshalb darf eine ex-muslimischer Christ Teile seiner Kultur mit einbringen in sein Glaubensleben, die nicht unter dem Druck der Islamischen Gesellschaft stehen und keine Unterwerfung unter einen Anderen Herren (z.B. Muhammed) darstellen.

    Es ist aber eine typisch westlich theologische rosa Wolke zu glauben diese C5-C6 Christen täten dies aus freien Stücken!
    Christ zu werden und zu bleiben kosten in der islamischen Welt mitunter das ganze Leben! Wer das nicht glauben will oder weiter auf einer verblendeten Sicht beharren will sollte sich diesen Link mal anschauen !

    http://www.katholisches.info/2012/06/05/zum-christentum-konvertierter-moslem-vor-laufender-kamera-rituell-enthauptet-horrorvideo/

    Salmen meine Brüder und Brüderinnen 🙂
    Dein Freund von Jesus

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    • An Freund von Jesus

      Hallo Freund von Jesus,

      an ähnlicher Stelle stehend mit demselben Anliegen würde ich mich über einen Austausch freuen. Ich selbst lebe in Deutschland in einem muslimischen Umfeld und betrachte das Evangelium im Zusammenhang mit Kultur. An dieser Stelle fühle ich mich richtig und von Gott inspiriert. In großer Sympathie zu meinem Umfeld, stehe ich am Anfang weiterer Schritte. Bitte um eine kurze Antwort, so sende ich gerne weitere Infos und meine Kontaktdaten. Herzliche Grüße und Dank

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  7. Freund von Jesus

    Es lebt von den Werten der Kulturen des Orients, die da sind Freundlichkeit, Gastfreundschaft, Brüderlichkeit und emotionale Nähe!
    Wir können als Christen in Europa sehr viel davon noch gebrauchen und hinken ebenso wie sie auf einem Bein, wenn wir unsere Ergänzungsbedürftigkeit nicht erkennen!
    Viele Ereignisse des NT lassen sich vor dem Orientalischen Kulturhintergrund neu einordne und begreifen.

    Manche Handlunge des Islams, wie die Anbetung in ihrer Form, lassen sich auch mit einer neuen Ausrichtung auf den Sohn Gottes fülle.
    Doch von den mir bekannten Konvertiten ist die Abwendung vom Islam so radikal, dass sie das nicht wollen.
    Und doch müssen sie nicht so werden wie wir!

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  8. Anonymous

    Wie kann es dann multikulturelle Gemeinde geben, bzw. konkret gebaut werden, wenn doch eh jeder seine Kultur leben sollte und mit Jesus auch kann und darf? (Ich geh von Deutschland aus, nicht von muslimisch geprägten Ländern…)

    Maren

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  9. “Ihr habt alle Dinge verstanden, die ich euch gesagt habe, und ihr habt sie im Glauben angenommen. Wenn ihr sie erkannt habt, dann sind sie die Eurigen. Wenn nicht, dann sind sie nicht die Eurigen.”

    Jesus von Nazareth (Nag Hammadi Library / Dialog des Erlösers)

    Weil die halbwegs zivilisierte Menschheit an wahrer Nächstenliebe nicht interessiert war, wurde die originale Heilige Schrift des Urchristentums (Gnosis = Wissen) von der “heiligen katholischen Kirche” im vierten Jahrhundert verbrannt. Das folgende Zitat aus dem “neuen Testament” ist so ziemlich das einzige, dessen ursprüngliche Bedeutung noch erkennbar ist,…

    “Ihr habt gehört, dass gesagt ist: “Auge um Auge, Zahn um Zahn.” Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.”

    …wenn wir es mit dem folgenden Zitat des bedeutendsten Ökonomen der Neuzeit vergleichen:

    “Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, dass der Besitz der Produktionsmittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muss, dessen Ausdruck eben der Mehrwert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass das heute auf Seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitzlosen (Arbeiter) übergehen kann, dass man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut.”

    Silvio Gesell (Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld, 1916)

    Solange das Wissen noch nicht zur Verfügung stand, um das Geld an den Menschen anzupassen, musste der Kulturmensch an ein darum bis heute fehlerhaftes Geld angepasst werden. Das war (und ist noch) der einzige Zweck der Religion:

    http://www.deweles.de/files/apokalypse.pdf

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  10. Ferund von Jesus

    @Maren
    Multikulturelle Gemeinde soll gebaut werden ! ABER WIR SIND AUCH NUR EIN TEIL! Nicht mehr und nicht wenniger.

    Gott hat uns und unserer Kultur einniges mitgegeben, aber halt auch all den Anderen !!!

    Wir haben das Christentum nicht erfunden auch, wenn machner heute davon aus geht Jesus war “evangelisch” + “westlich” + ” . . .” pünktlich und und und ???

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