„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson

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Mit diesem wunderbaren Titel beginnt die vergnügte und kurzweilige Lebensgeschichte von Allan Karsson, der mit seinen hundert Jahren noch mal ein großes Abenteuer erlebt, in dem er aus Versehen auf seiner „Flucht“ aus dem Altenheim einen Koffer mit 50 Millionen Kronen stiehlt und auf den 71jährigen Gelegenheitsganoven Julius trifft. Wer jetzt denkt, dass es hier um einen Seniorenroman handelt, der irrt, denn die Geschichte entwickelt sich zu einer irrwitzigen Verfolgungsjagd erster Güte, in dem die zwei die kuriosesten Typen treffen und die Fluchtgruppe dadurch immer größer und interessanter wird (vom Rockerchef Per-Gunnar über den ewigen Studenten Benny bis zur Schönen Frau mit ihrer Elefantendame Elsa). Dies ist die eine, die aktuelle Geschichte, die Jonas Jonasson mit viel Liebe und Witz erzählt, dazwischen wird eine zweite Geschichte erzählt, die unglaubliche Lebensgeschichte von Allan Karsson. Zwar interessiert sich Allan Karsson nicht sonderlich für Politik, doch hat er die wichtigsten politischen Ereignisse der letzten 100 Jahre maßgeblich mit beeinflusst. Forrest Gump würde vor dieser Lebensgeschichte vor Neid erblassen und staunend anerkennen, wie Allan den Amerikanern zur Atombombe verholfen hat, den kalten Krieg und die Abrüstungsverhandlungen gelenkt, mit Mao gefrühstückt und mit Trueman gesoffen hat. Auf Bali zusammen mit Herbert Einstein (dem dummen Bruder von Albert) gelebt und die 68er Revolution in Frankreich beendet hat. Und dies ist nur ein kurzer Ausschnitt aus dem reichhaltigen Abenteuer von Allan Karssons langem Leben. Denn in hundert Jahren kann man allerlei erleben. Am Ende laufen die zwei Geschichten in einen Plot zusammen und die lustige Truppe endet gemeinsam auf Bali. Jonas Jonasson nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf einen wilden und aberwitzigen Trip durch die Geschichte der letzten hundert Jahre und der geneigte Leser kann es kaum erwarten zu erfahren, was in dem verrückten Leben des alten Mannes alles passierte und weiter passieren wird. Dabei erzählt Jonas Jonasson seine Geschichte mit einer lakonischen Selbstverständlichkeit, die so unglaubwürdig erscheint, dass es schon wieder Spaß macht.
„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist ein kurzweiliges Buch und ein wunderbares Lesevergnügen mit zwei kleinen Einschränkungen. Zum einen werden die skurrilen Abenteuer des Allan nach 300 Seiten etwas vorhersehbar und dadurch verliert das Buch etwas an drive, weil auch die sprachlichen Fähigkeiten limitiert sind und zum anderen hat mich manchmal die Beschreibungen der Menschen in den verschiedenen Ländern, die Allan durchkreuzt, gestört, wie auf Bali, die vor allem dumm und bestechlich sind. Nichts desto trotz ist Jonasson ein guter, sicher kein großartiger, Roman gelungen, der einem großes Lesevergnügen beschert.

2 Comments

  1. Da stimme ich doch mal zu. Ein unterhaltsames, sympathisches Buch, mit einigen schönen Lachern zwischendrin. Vieles in den 100 Jahren wiederholte sich dann aber doch. Auf mich wirkte es wie eine Mischung aus Knocking On Heaven’s Door und Forrest Gump.

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