“Glauben zwischen politischem Pluralismus und religiösem Exklusivismus”

Kultur & Glaube

Der zweite Tag unserer Marburger Studientage Gesellschaftstransformation ist vorbei und ich bin dankbar und inspiriert nach Hause gekommen. Miroslav Volf hat das Thema vom gestrigen Tag aufgenommen und konsequent weitergeführt, indem er sagte, dass der biblisch-theologische Auftrag des christlichen Glaubens in einem Wort zusammenzufassen ist: Versöhnung. Vier Stichworte umschreiben diesen zentralen Begriff seiner Meinung dabei:
  1. 1.     Erinnern: Sich richtig zu erinnern: Jede Versöhnung startet mit der richtigen Erinnerung, falsche und verzerrte Erinnerungsbilder schaden oder hindern Versöhnung.
  2. 2.     Vergebung: Vergebung ist eine Geschenk, dass man dem Gegenüber macht. Wie gehen wir mit dem Geschenk um? Öffnen? Ablehnen?
  3. 3.     Umkehr: Oder auch Buße ist das drittes Element: Mir tut es leid, mit Mund und Herz dem Anderen zeigen, dass der eingeschlagene Weg zu verändern ist. Eigene Schuld anerkennen, wenn nötig sogar öffentlich…
  4. 4.     Wiedergutmachung: Würde, die in Frage gestellt wurde kann so wieder hergestellt werden.

Diese Elemente sind wichtig, dass der Prozess der Versöhnung vorankommt und dies ist eine wichtige Rolle für die öffentliche Wirkung des Evangeliums. Aber wie sieht das in einer zunehmend pluralistischen Welt aus? Volf nennt zuerst zwei Grundvoraussetzung, die wichtig sind:
  1. 1.     Religionsfreiheit als allen Glaubens in der Öffentlichkeit, dafür stehen auch Christen ein, egal für welche Religion.
  2. 2.     Die „Goldene Regel“ (Mt 7,12): Daraus leiten sich die Verhaltensregel unseres Lebens ab. Liebe Gott und deinen Nächsten wird in der goldenen Regel zusammengefasst.

Beides gilt für alle zu jeder Zeit. Jesus sagt: In allem was du tust, behandle die Menschen so, wie du von ihnen behandelst werden willst. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen, zum einen ein politischer Pluralismus den wir in der westlichen Welt als gesellschaftliche Form anerkennen müssen und der für die Freiheit von Religionen und Weltanschauungen eintritt und ein religiöser Exklusivismus, der die eigene Religionsüberzeugung vertritt. Dabei betont Volf, dass gerade zu Beginn des Christentums der christliche Glaube immer aus den „Rändern“ der Gesellschaft kam und so einen großen Einfluss haben konnte, ohne sich in der „Machtfalle“ zwischen Religion und Macht zu verstricken. Um aber zwischen politischem Pluralismus und religiösem Exklusivismus leben zu können, muss die Frage der eigenen (religiösen) Identität geklärt sein. Jede Identität braucht dabei Grenzen (was sie auch wieder exklusiv macht) und ist dabei herausgefordert nicht ausgrenzend zu sein. Dies ist ein feiner Balanceakt, der immer wieder überprüft werden müsse. Orientieren können wir uns dabei an Christus, wenn er die Mitte unserer Identität ist, dann ist unsere Identität auch immer offen für andere.
Nach diesem Vortrag gab es eine Menge zu diskutieren und Volf stellte sich geduldig allen Fragen, die aus dem Publikum gestellt wurden. Am Nachmittag gab es wieder zwölf vertiefendes Seminare und abgeschlossen wurden die Studientage mit einem Diskussionspanal, in dem es darum ging, die vielen aufgeworfenen Fragen und Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Dies taten neben Volf auf exzellente Weise Dagmar Begemann, Harald Sommerfeld und Johannes Reimer. Ihre reflektierte Praxiserfahrung war nicht nur mutmachend, sondern half auch, das Gehörte noch mal neu einzuordnen.
Umrahmt wurden die Studientage musikalisch von der MBS Band und Mischa Marin (stadtklangfluss), was den Tagen eine tolle musikalische Note und inhaltliche Vertiefung gab. Danke.
Danke, an alle Beteiligten dieser Studientage, von den Referentinnen und Referenten, den Ausstellern und Praxisbeispielen, den Partnern des Studientags und den Studierenden des mbs, die durch ihren Einsatz das Ganze erst möglich gemacht haben.


Bilder von: timjudi photography, Danke!

3 Comments

  1. Hey!

    Konnte diesmal nicht dabei sein. Gibt es eine Möglichkeit die Vorträge und/oder die Seminare anzuhören oder Skripte zu kriegen?

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  2. Anonymous

    Es ist ein Fehler zu behaupten, dass Christen und Muslime den gleichen Gott anbeten, wie ein Interviewter behauptet. Der Allah des Islam fordert die Tötung von Christen und von Juden. Da Gott sich nicht widerspricht, können wir davon ausgehen, dass es sich nicht um die selbe Person handelt. Dies erkennt man auch an den Christenverfolgungen in muslimischen Ländern:

    http://de.statista.com/statistik/daten/studie/169746/umfrage/verfolgung-von-christen-weltweit/

    An Christus gläubig gewordene Muslime distanzieren sich in der Regel immer vom Islam:

    http://mit-jesus-unterwegs.blog.de/2013/03/18/mutig-total-verrueckt-ex-moslem-riskiert-leben-beim-uebertritt-christentum-15640607/

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