„Wir brauchen eure Hilfe nicht! Oder: Warum Fairtrade mehr ist als einkaufen.”

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Ich bin auf einer internationalen Konferenz und es geht um das Thema Entwicklungszusammenarbeit & Mission. Es gibt viel zu tun, wichtige Leute treffen, Vorträge hören und Seminare halten. Alles läuft zufriedenstellend. Die Leute sind interessiert und die Rednerinnen und Redner berichten aus ihrem jeweiligen Kontext Interessantes zum Thema. Dann steht plötzlich in einer Podiumsdiskussion ein junger Mann auf, er stellt sich als Joseph vor, kommt aus dem Kongo und setzt sich für die Versöhnungsarbeit zwischen den ethnischen Gruppen seines Volkes ein. Er spricht klar und sein Blick richtet sich vor allem an die Europäer im Raum: „Wir brauchen eure Hilfe nicht.“ Stille. Dann redet er weiter und erzählt von seinem Land, der Schönheit, den Menschen, den Bodenschätzen und den Zukunftsmöglichkeiten. Aber auch von den Problemen und den zahllosen Versuchen des Westens dem Land und den Menschen zu helfen. Sie wollen aber keine Hilfe mehr vom Westen, keine Missionare und auch kein Geld. Pause. Eine zögerliche Frage aus dem Publikum: Was sie denn wollen? Und Joseph erzählt von seinen Vorstellungen: „Wir wollen mit euch zusammenarbeiten, wir wollen, dass wir uns gegenseitig kennen lernen und überlegen, was wir uns zu geben haben, was wir voneinander lernen können: Eine Partnerschaft auf Augenhöhe“. Joseph hebt seine Hände hoch und erklärt den erstaunten Zuhörern anschaulich die Gesten des Gebens und des Empfangens. Dann reicht er seinem Nachbarn die Hände, beide schauen sich an – auf Augenhöhe. Joseph lacht, er spürt wohl die Unsicherheit und erzählt von der Möglichkeit des fairen Handels als eine dieser Partnerschaften, die sicher nicht alle Probleme löst, aber langfristig faire Handelsbedingungen schaffen, für die für Arbeiter und Arbeiterinnen Mindestlöhne garantierten sowie verbesserte Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die fairen Preise decken die Produktionskosten und helfen Armut strukturell zu überwinden. Ausbeuterische Kinderarbeit und gesundheitsschädliche Praktiken sind verboten. Dazu gibt es Fairtrade-Prämie, die Investitionen in soziale Projekte, wie Schulen, medizinische Versorgung oder Bildung ermöglichen. Joseph setzt sich und es beginnt eine anregende Diskussion wie die Anregungen ernst genommen und umsetzen werden können, um mehr Dialog, Respekt und Transparenz in die Handelspartnerschaft zu bringen.
Die Konferenz liegt mittlerweile schon ein paar Monate zurück, aber Josephs Worte klingen immer noch nach und helfen mir in der ‚Schwerkraft des Alltags’ die Notwendigkeit des fairen Handels nicht zu vergessen. Und dies ist nur eine Möglichkeit sich gegenseitig zu helfen. Ich bin Joseph dankbar für seine offnen Worte und merke, dass ich noch viel lernen darf…

2 Comments

  1. Oh, ich hätte Joseph sehr gerne kennengelernt 🙂
    Und diesen Blog-Beitrag mag ich besonders 🙂

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