„Gebet als spiritueller Widerstand“

Kultur & Glaube
Meine Frau hat in den Sommerferien von Walter Wink „Verwandlungder Mächte: Eine Theologie der Gewaltfreiheit“ gelesen und ist ganz begeistert. Davon angesteckt habe ich am Wochenende auch mal wieder darin gelesen und habe einen Aspekt entdeckt, der mir beim früheren Lesen nicht so aufgefallen ist und der gerade mitten in meine Situation passt: „Gebet als spiritueller Widerstand“. In Zeiten von ISIS, Boko Haram und Ebola weiß ich oftmals nicht mehr was ich beten soll, fehlt mir der Glaube und Wille. Und da mitten hinein ermutigt mich Wink mit seinen frischen Gedanken über Fürbitte. Das Gebet und die Gewalten, wir beten im Namen dessen, der am Kreuz die Mächte dieser Welt besiegt hat und treten im Gebet in das Wirkungsfeld Gottes ein.
Fürbitte imaginiert eine alternative Zukunft, anders als die, welche vom Schicksal durch das Zusammenwirken gegenwärtiger Kräfte bestimmt zu sein. Das Gebet lässt die Luft einer kommenden Zeit in die erstickende Atmosphäre der Gegenwart hineinwehen. Die Geschichte gehört den Fürbittern, die durch ihren Glauben die Zukunft heraufführen. Das ist nicht nur eine religiöse Aussage. Sie gilt genauso für Kommunisten oder Kapitalisten oder Anarchisten. Die Zukunft gehört jedem, der die Vision einer neuen und erstrebenswerten Möglichkeit heraufbeschwören kann, einer Möglichkeit, die durch Glauben aufgegriffen und als unvermeidlich festgehalten wird. Die Gestaltgeber der Zukunft sind die Fürbitter, die die ersehnte neue Gegenwart aus der Zukunft hervorrufen. Wir sind beim Beten eher eingebunden in einen gemeinsamen Schöpfungsakt, in dem ein kleines Segment des Universums sich erhebt und lichtdurchlässig, glühend wird, zu einem vibrierenden Kraftzentrum, das die Macht des Universums ausstrahlt. (aus: „Verwandlung der Mächte: Eine Theologie der Gewaltfreiheit“ )

14 Comments

  1. Was Sexualethik (Wink weiß von keiner spezifisch biblischen) betrifft, gewiss, doch bei Gebetsverständnis und -definition scheint es Schnittmengen zu geben.
    “…Fürbitter, die durch ihren Glauben die Zukunft heraufführen”, “…die Vision einer neuen und erstrebenswerten Möglichkeit heraufbeschwören”, “… gemeinsamer Schöpfungsakt”, “…die Macht des Universums…”

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  2. Ja, das klingt vielleicht missverständlich, wenn man nicht den Kontext des Buches kennt, Wink geht es im Gegensatz Haggin oder Osten nicht um das persönliche und individuelle Wohlbefinden, sondern um das große Bild und den “Kampf der Mächte”. Deshalb auch meine Beziehung auf die Christenverfolgung….

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  3. Ja, kann ich verstehen, und ist auch ein wirklich schwieriges Thema (Dilemmasituation), aber ich glaube, dass es ein Trugschluss ist, wenn wir denken, dass Gewalt Gewalt löst…

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  4. Lieber Hans-Christian halt mal den Ball flach! Was uns doch vereint ist, dass wir beide im friedlichen D sitzen und nicht aktiv unseren Geschwistern im Nordirak oder Syrien helfen. Was uns noch vereint ist, dass uns das vorgehen der ISIS schockt, abstößt, ja auf das tiefste empört. Dazwischen versuchen wir auf ganz unterschiedliche Art Einfluss zu nehmen, von Gebet, Aufmerksamkeit erzeugen, Lobbyarbeit etc.

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