“Warum die Jahreslosung 2015 nichts mit christlicher Sozialromantik zu tun hat. Herausfordernde Gedanken für ein mutiges Miteinander im neuen Jahr.”

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Eine tolle Jahreslosung, keine Frage: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Röm 15,7) Das singt man gerne und vergibt auch seiner/m Schwester/Bruder in der Sitzreihe vor einem bereitwillig, wenn es um eine unterschiedliche Sichtweise von Musikstilen oder der richtigen Bekleidung für den Gottesdienst geht. Aber wie ist das, wenn es über die ‚emotionale Befindlichkeiten’ einer gut bürgerlichen Gemeinde hinausgeht? Im Kontext der Jahreslosung von Römer 14 und 15 geht es Paulus um das Zusammenleben der Gemeinde und der Umgang mit einer der großen theologischen Streitfragen des 1. Jahrhunderts zwischen Judenchristen und Heidenchristen mit der Frage, ob das mosaische Gesetz für alle weiter bindend ist (zum Beispiel in Speisevorschriften oder dem Sabbatgebot, auch in 1. Kor 8-10; Gal 4, Eph 5; Apg 15). Paulus regiert auf diesen Streit klar und schreibt: „Denn im Reich Gottes geht es nicht um Fragen des Essens und Trinkens, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude.“ Aber er weiß auch, dass es für Einzelne zur Sünde werden kann und dass deshalb die Starken (die zum Beispiel Götzenopferfleisch essen können) auf die Schwachen (für die das Essen von Götzenopferfleisch zur Sünde wird) Rücksicht nehmen sollen. Mit diesem Hintergrund geht es dann auch in Kapitel 15 (und die Fragen werden nicht einfacher) um Mission und nicht zuletzt um die Verfolgungssituation der ersten Gemeinden. Also sehr ernsthafte und existenzielle Themen der Gemeinde in Rom und der gesamten damaligen Christenheit. In diesem Kontext geht es nun um die gegenseitige Annahme der Christen, damals und auch heute. Es geht um die Schwestern und Brüder, die mir ernsthafte Mühe machen, mich um meinen Schlaf bringen und denen ich manchmal am liebsten das Christsein absprechen würde. Und das macht es so herausfordernd. Unser Glaube ist sichtbar, erkennbar und verletzlich, auch gerade durch innerhalb einer christliche Gemeinschaft. Dies war für mich im Jahr 2014, in dem wir die Ergebnisse unserer Studie ‚Warumich nicht mehr glaube’ veröffentlichten, besonders schmerzlich zu erleben. Denn dort haben wir mit Christinnen und Christen gesprochen, die oftmals genau von dieser Gemeinschaft verletzt, ausgegrenzt und ausgestoßen wurden. Sie haben dieses ‚angenommen sein’ nicht erlebt, weil sie angeblich ‚zu viel gezweifelt haben’, ‚moralisch falsch gelebt’ oder eine theologisch nicht ‚annehmbare Position’ vertreten haben. Und ich war oft sprachlos über das, was mitten unter uns, in unseren Kirchen und Gemeinden, lautlos von statten geht. Der von mir sehr geschätzte amerikanische Autor und Journalist Philip Yancey hat dazu gerade ein Interview (zu seinem neuen Buch) gegeben, in dem er das aufgreift und den Christen vorwirft in ihrem Umgang und ihrer Rhetorik oft gnadenlos zu sein. Oder wie eine Interviewte anmerkte: „Christen sind nicht, was sie singen.“ Von Gnade reden und sie leben, sind oftmals zwei Paar Schuhe. Für andere kann ich das oftmals leicht erkennen, aber Paulus ruft gerade mir zu, dass dieser Text mir gilt im Umgang mit genau diesen Geschwistern, die ich so schwierig finde. Dies wird auch klar, wenn wir uns das Ziel der Jahreslosung anschauen: Die (neu entstandene) Gemeinschaft soll Gott loben, das ‚wie’ ist begründend zu verstehen, erst durch die Annahme Christi können wir die anderen annehmen. Dies wird auch durch die beiden ‚Schlüsselwörter’ deutlich: ‚nehmt einander an’ ist ein Imperativ und ‚wie Christus euch angenommen’ hat ist ein  Indikativ. Diese scheinbaren Kleinigkeiten machen aber einen riesigen Unterschied aus, denn durch das angenommen sein durch Christus (Singular, Aorist: eine Form, die es im Deutschen so gar nicht gibt und die kein Anfang und kein Ende hat) entsteht der Anspruch, die anderen anzunehmen (Plural, Präsens; jemanden bei sich aufnehmen, durchaus ganz praktisch in seinem Haus). Dadurch wird klar, wenn alle durch Christus angenommen sind und einen gemeinsamen Leib bilden (1. Kor 12, Röm 12), können sich die einzelnen Glieder, auch in ihrer Unterschiedlichkeit, annehmen. Es geht hier also nicht um einen Harmonisierungsversuch, sondern um eine theologische Klärung für grundsätzliche Unterschiede, die damals auch über Jahrzehnte nicht gelöst wurden. Theologische ‚Wahrheiten’ und Liebe sind keine Gegensätze, sondern bedingen sich. Die Liebe Gottes ist dabei für Paulus kein ‚Hilfsverb’, sondern eine eigene ernst zu nehmende Kategorie (Röm 13; 1. Kor 13) die, wie die oben genannten Gerechtigkeit, Frieden und Freude vom Heiligen Geist Veränderungsprozesse bewirken, die sich gerade im Bezug auf unser soziales Miteinander zeigen, wie die Frucht des Geistes in Gal 5,22+23 zeigt (Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung). Lauter empirisch erlebbare Erkennungszeichen von Christen. Dies sollte uns Mut geben, bei unterschiedlichen Meinungen nicht gleich Grundsatzfragen zu stellen und nach der ‚objektiven Wahrheit’ zu suchen und Geschwistern den Glauben abzusprechen. Wir kommen alle aus derselben Gnade, das sollten wir nicht vergessen. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Und wie hat Christus uns angenommen? Er hat dich angenommen – Indikativ. Punkt. Seine Gnade hat keine Grenze. Seine Liebe gilt allen Menschen gleich, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrer sexuellen Identität. Jesus hat sich den Menschen immer zugewandt, den Reichen, den Armen, den Verletzten, den Kranken, den Sündern oder den Gerechten. Jesus bietet Versöhnung und Veränderung an, dabei sind seine Gnade und Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit keine Gegensätze, sondern gehören zusammen. Kein punktuelles Erleben, sondern ein lebenslanger Prozess aus dem wir leben und aus dem die Annahme unter uns erst erwächst. Die Jahreslosung spiegelt eine christliche Haltung wider, die Christus in uns hineinlegt und die wir in dieser Welt leben sollen. Das will ich erleben und leben und das ist meine Hoffnung für das Jahr 2015, für mich und für uns, auf das die Welt erkenne, dass wir Gottes Kinder sind.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen gesegneten Start ins Jahr 2015!

39 Comments

  1. Anonymous

    Danke für den kurzen Impuls. Ich finde das sehr lesenswert.
    Ich muss für mich aber feststellen, dass ich die Menschen oft nicht einfach so annehmen kann, gerade dann, wenn sie meine Grenzen missachten und mich verletzen. Weg

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  2. Anonymous

    Danke für deine Gedanken dazu. Es fehlen aber ein paar wichtige Dinge: Was ist mit Irrlehren, vor denen gerade in den Briefen immer wieder eindringlich gewarnt wird? Und wo ist die Grenze zwischen Meinungsverschiedenheit und Irrlehre? Und wieso sprichst du gerade die “sexuelle Identität ” so explizit an?

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  3. Guido Baltes

    Lieber Toby, danke für diesen guten Impuls zum Jahresanfang. Da haben wir ja gleich wieder Anlass für eine kollegiale und diskursive Tasse Kaffee…

    Denn bei den “Starken” und den “Schwachen” geht es ja natürlich nicht darum, dass jeder, je nachdem wie skrupulös (“schwach”)oder skrupellos (“stark”) er ist, selbst für sich entscheidet, was für ihn erlaubt und verboten ist.
    Deswegen ist für Paulus (wie für andere jüdische Lehrer seiner Zeit), in 1. Kor 8-10 das Essen von Götzenfleisch für alle verboten (sofern man denn weiß, dass es welches ist). Und in Röm 14-15 sind bestimmte Speisen für alle Juden verboten, während sie für alle Nichtjuden erlaubt sind.

    “Einander annehmen” heißt also in diesem Kontext nicht, dass jeder sich seine eigenen Regeln aussucht und wir das dann gegenseitig annehmen, sondern dass Gott in der Bibel unterschiedlichen Menschen (z.B. Juden und Nichtjuden) unterschiedliche Gebote gibt, und wir diese Unterschiedlichkeit annehmen. indem wir uns an die, jeweils für uns geltenden, Gebote halten.

    Unabhängig von dieser kleinen exegetischen Spitzfindigkeit stimme ich aber deinen Auslegungen und Ermahnungen aus vollem Herzen zu und freue mich auf “ein mutiges Miteinander im neuen Jahr” 😉

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  4. @Guido: na, da freue ich mich auf den Kaffee, dann fängt das neue Jahr gut an! 😉

    Rückfrage: Wie kommst du darauf, dass in 1. Kor 8-10 das Essen von Götzenfleisch für alle verboten ist? Das sehe ich nicht so, ist es nicht eher so, dass Paulus es grundsätzlich nicht als Sünde sieht, aber wenn das Gewissen einen verurteilt, es dann (individuell) zur Sünde werden kann? Und bevor dies geschieht sollen diejenigen dann ganz verzichten.

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  5. @anonym: ja, gute Frage, in diesem Text geht es nicht um Irrlehre, deshalb gehe ich auch nicht darauf ein. Bei den neutestamentlichen Warnungen geht es ja meist darum, dass Gemeindemitglieder vom Glauben weggebracht werden. Für die Nennung der ‘sexualen Identität’ gibt es keine ‘textlichen’ Gründe, sondern ich wollte zwei aktuell diskutierte Marker nehmen…

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  6. Guido Baltes

    @Toby: Ebenfalls Rückfrage. Die Frage muss doch andersrum lauten: Wie kommt jemand darauf, dass das Essen für irgendjemanden erlaubt ist (wenn er sich “stark genug” fühlt)? Das müsste Paulus doch irgendwo sagen.

    Ich lese in 1. Kor 8 nur eine einzige Handlungsanweisung, und die steht in V.12-13: “Nicht essen, denn essen wäre Sünde.” Diese gilt für alle seine Leser gleichermaßen, egal ob sie “stark” oder “schwach” sind. Die Begründung sieht Paulus zwar nicht bei den Götzen (die gibt es ja nicht), sondern bei dem anderen, dem man damit schadet. Die Handlungsanweisung bleibt aber für alle Leser die gleiche. Oder siehst du in den vorangehenden Versen irgendwo eine Aussage “Essen ist erlaubt”?

    Gleiches gilt für 1. Kor 10: Zwar ein anderes Thema, aber die gleiche Handlungsanweisung (für alle): Solange du nicht weißt, woher das Fleisch kommt, darsft du es essen (egal wie “stark” oder “schwach” du bist). Wenn du aber weißt, dass es Götzenfleisch ist, darfst du es nicht essen (egal wie “stark” oder “schwach” du bist). Die Begründung liegt auch hier nicht im Fleisch selbst: das ist an sich “ungefährlich”. Die Begründung liegt vielmehr auch hier in dem Schaden, den ich anderen zufüge. Die Handlungsanweisung “nicht Essen!” gilt aber auch hier für alle. Oder sieht du in 1. Kor 10 (abgesehen von dem Slogan in V. 23) einen Hiwnweis darauf, dass das Essen für manche Leute erlaubt sein könnte?

    Und wo steht in diesen Kapiteln etwas davon, dass ein Handeln erst dadurch, dass mein Gewissen mich verurteilt, zur Sünde werden kann? Ich weiß, dass viele Paulus so deuten, ich habe es aber im Text selbst noch nicht entdecken können.

    Meine Vermutung ist eher, dass hier eine neuzeitliche Gewissemsethik nachträglich in die Paulusbriefe hineingetragen wird.

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  7. @Guido Baltes:

    Welche Übersetzung nutzt du? Wenn ich z.b. die NGÜ lese, sehe ich da nichts von “Nicht essen, denn essen wäre Sünde.”. Und Vers 9 spricht doch nun mal eindeutig von der “Freiheit, die man für sich in Anspruch nimmt” – also auch die Freiheit, Götzenfleisch zu essen.

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  8. @Guido: Antwort zu deiner ersten Frage: Gleich in Römer 14,2 schriebt Paulus: “Der eine glaubt, er dürfe alles essen; wer aber schwach ist, der isst kein Fleisch.” Daraus schließe ich, dass es beide Parteiungen gab und im laufe der Argumentation finde ich nirgends die Aussage von Paulus, dass das Essen von Götzenopferfleisch grundsätzlich verboten sei.

    Und zum “Gewissen”, das steht in meinem Text tatsächlich drin, 1. kor 10:

    23 Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf. 24 Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient. 25 Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esst und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen nicht beschwert. 26 Denn »die Erde ist des Herrn und was darinnen ist« (Psalm 24,1). 27 Wenn euch einer von den Ungläubigen einlädt und ihr wollt hingehen, so esst alles, was euch vorgesetzt wird, und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen nicht beschwert. 28 Wenn aber jemand zu euch sagen würde: Das ist Opferfleisch, so esst nicht davon, um dessentwillen, der es euch gesagt hat, und damit ihr das Gewissen nicht beschwert. 29 Ich rede aber nicht von deinem eigenen Gewissen, sondern von dem des andern. Denn warum sollte ich das Gewissen eines andern über meine Freiheit urteilen lassen? 30 Wenn ich’s mit Danksagung genieße, was soll ich mich dann wegen etwas verlästern lassen, wofür ich danke? 31 Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre. 32 Erregt keinen Anstoß, weder bei den Juden noch bei den Griechen noch bei der Gemeinde Gottes, 33 so wie auch ich jedermann in allem zu Gefallen lebe und suche nicht, was mir, sondern was vielen dient, damit sie gerettet werden.

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  9. Guido Baltes

    @ riepichiep: Touché! NGÜ ist wirklich auf Toby’s Seite. Ich hatte da eher im Griechischen Original gelesen 😉

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  10. Guido Baltes

    @Toby:
    Ebenfalls touché. In Römer 14 ist das Essen tatsächlich erlaubt (es geht ja dort nur um ganz normales Fleisch). In 1. Kor 8-10 ist es verboten (da gehts um Götzenopferfleisch).

    Und dass etwas, das eigentlich keine Sünde ist, erst durch mein schlechtes Gewissen zur Sünde wird, kann ich in dem zitierten Text immer noch nicht entdecken.

    Bitte verzeih meine exegetische Kampfeslust am Eingang des neuen Jahres. Wer uns beide kennt, weiß ja, dass wir gerne freundschaftlich die Klingen kreuzen, ohne deshalb verbissen zu werden…

    Also bitte alles mit einem zwinkernden Auge lesen 😉

    Und eigentlich wolltest du ja auch zum “einander annehmen” ermutigen, nicht zum Essen von Götzenopferfleisch…

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  11. ja, in 1. Kor 8-10 geht es um Götzenopferfleisch und wo steht da, dass das essen dieses Fleisches verboten ist? Schau doch mal in deinem griechischen Text, vielleicht hast du ja schon Nestle/Aland 28. Auflage, ich finde es bei mir nicht! 😉

    “Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.”

    Genau das werde ich jetzt tun! 😉

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  12. Guido Baltes

    @Toby: Du hast (wie so oft) Recht: Von “verboten” steht nichts da.

    Nur, dass wir uns versündigen an unsern Geschsitern und an Christus, wenn wir es essen (1. Kor. 8,12). Und dass auch unsere Geschwister dadurch in Sünde geraten (Vers 13). Sünde ist es also für beide: Für die mit dem guten Gewissen und für die mit dem schlechten.

    Dass sündigen für Paulus verboten ist, hatte ich aus dem geschlossen, was sich sonst so von Paulus weiß. Aber du hast natürlich recht: hier steht es nicht ausdrücklich.

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  13. Guido Baltes

    PS: In 1. Kor 10,28 steht auch nur: “Esst nicht davon”, aber nicht, dass es verboten wäre. Recht hast du also auch hier.

    Es ist nur eine ethische Weisung des Paulus, kein Gebot. Aber diese Weisung gilt für alle, ganz gleich ob gutes oder schlechtes Gewissen.

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  14. Ok, ich möchte ja nicht spitzfindig sein, aber nach 1. Kor 10 darf man sehr wohl götzenopferfleisch essen, bei einer Einladung zum Beispiel 10,27 und wenn es jemand was ausmacht und er/sie Probleme damit hat, dann ändert es sich und da s Essen wird tatsächlich zur Sünde.

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  15. Guido Baltes

    Spitzfindig kann ich auch 😉

    Das Fleisch, das man essen darf (in 10,27), ist Fleisch unbekannter Herkunft, aber nicht Götzenopferfleisch. Man muss auch nicht versuchen, herauszufinden, ob es Götzenfleisch ist.

    Sobald man aber erfährt, dass es Götzenopferfleisch ist (10,28), darf man nicht mehr davon essen.

    Ob jemand “ein Problem damit hat” oder es jemandem “was ausmacht”, darüber wird im Text nichts gesagt. Schon gar nicht darüber, dass etwas dadurch zur Sünde werden kann, dass jemand anders ein Problem damit hat.

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  16. WOW – Hallo Tobias, das ist ja eine tolle Entdeckung, auf die ich durch eine Bekannte “gestoßen” wurde! Werde mich umgehend mit all den bereits geäußerten Gedanken auseinandersetzen. Hier nur schon mal eine Frage: Wer hat die Eingangs-Graphik entworfen – und welchen Sinn hat es, dass die Richtung der Licht- und Farbstrahlen für ein Prisma – sagen wir mal – etwas ungewöhnlich ist? Ansonsten: Gottes Segen fürs neue Jahr! Harald

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  17. @Guido: ok, Spitzfindigkeit hochzwei: Du schreibst: “Das Fleisch, das man essen darf (in 10,27), ist Fleisch unbekannter Herkunft, aber nicht Götzenopferfleisch. Man muss auch nicht versuchen, herauszufinden, ob es Götzenfleisch ist.” Richtig ist aber, dass auch unbekanntes Fleisch durchaus Götzenopferfleisch sein kann, deshalb ist es ja unbekannt! 😉 Erst nachdem, man sich informiert hat oder wurde und es erfährt, dass es Götzenopferfleisch ist, ist es verboten. 🙂

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  18. @Harald: Hallo Harald! Schön von dir zu hören.
    Das Bild habe ich zufällig bei Facebook gesehen und dacht, dass das ganz gut zu dem Inhalt des Posts passt, also keinen tieferen Sinn…

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  19. Minotop

    …zur laufenden Diskussion: Ich lese Paulus auch so, dass das schlechte Gewissen Indikator dafür ist, etwas besser nicht zu tun.

    Ich kann das Bedauern, über die Umgangsformen unter Glaubensgeschwistern nachvollziehen. Es ist bedauernswert, mit welcher Schärfe gegeneinander angegangen wird, ohne sich danach zu versöhnen und den anderen für sich abzuurteilen. Hartherzigkeit all over the place.

    Zu der Ausführung des Verbalaspekts des Aorist: Evtl. hab ich das falsch abgespeichert, aber ich meine der Aorist drückt i.d.R. eine einmalige Sache aus und am häufigsten, ingressiv verwendet, Beginn einer Handlung. Er besagt aber nichts über die Dauer einer Handlung. Auch mit den anderen Verbalaspekten. effektiv (Ende), komplexiv (Zusammenfassung) kommts nicht hin. Als letztes bleibt ja nur gnomisch für allgemeine Wahrheiten, Redensarten usw. aber es kommt mir nicht so vor, als sei es dort so verwendet worden.
    Inhaltlich seh ich auch eine Allgemeingültigkeit dieser Annahme durch ein historisches einziartiges Annehmen, das in die Gegenwart strahlt, aber wie das grammatikalisch bestärkt wird, ist mir unklar.

    Weiter würde mich stark interessieren, wie du 1. Kor 5 in den Kontext deines Beitrags einordnen würdest. Dort soll ja ein Glied (temporär) verstoßen werden und zusammenfassend fragt Paulus am Ende “Richtet ihr nicht, die drinnen sind?” Daher finde ich die angeklungene Anfrage auch wichtig: bis wohin ist es nur eine Meinung?

    Weiter führend kann man ergänzen, dass diese Annahme durch Jesus ja nie bedingungslos ist, sondern immer an eine Umkehr gebunden bleibt. Eine Akzentuierung in diesem Bereich bewahrt definitiv vor einer sozial-romantischen Verklärung der Perikope. Auch wenn damit freilich nicht gemeint ist, die Annahme bestehe nur bei Meinungsassimilation fort; in dem Blogeintrag geht die Interpretation ja ohnehin in eine andere Richtung.

    Bestärkend für den Blogeintrag und gleichwohl entromantisierend in meinen Augen ist ein Verweis auf Mt 18,21-35. Dem Bruder soll im Prinzip unendlich oft vergeben werden, weil in Christus durch die Annahme auch ewig vergeben ist, während sich aber über die Zuwiderhandelnden Gottes Zorn ergießt. Eine überdeutliche Ansage ans Nichtannehmen unter Geschwistern.

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  20. Vielen Dank, Tobias, für diese guten Worte. Habe auch vor zwei Tagen über die Jahreslosung gepredigt und bin vor allem hängengeblieben am “aufnehmen”, das viel mehr ist als nur “annehmen”, viel verbindlicher, viel stärker. Aufnehmen in den inneren Kreis des eigenen Herzens.
    ABER es gibt eine Frage diesbezüglich, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Homosexuell empfindende Christen, die in fester Partnerschaft leben. Ich kenne mehrere, habe mit ihnen gesprochen, schätze sie und spüre eine echte Jesusbeziehung, erlebe sie als AUFGENOMMENE. So habe ich mich auf den Weg gemacht, ihren Weg theologisch zu verteidigen, es ist mir fast gelungen – aber dann schlussendlich habe ich gemerkt, nach wirklich langer Forschung und vielen Dokumenten – dass es ethisch nicht zu rechtfertigen ist, oder einfacher gesagt: Es ist und bleibt falsch. Wie kann eine AUFNAHME dieser Gruppe in der Gemeinde geschehen, ohne die Spannung aufzulösen, ohne die Schrift zu verbiegen? Rein exegetisch sehe ich keine Möglichkeit, obwohl ich nach dieser gesucht habe, lange Zeit.
    Noch ein Anliegen: Ich halte im IGW Thinktank in zwei Wochen ein Referat zum Thema: Missionale Eschatologie in praktisch-theologischer Perspektive. Ich finde dazu praktisch keine Literatur, bzw. Dokumente. Hast du da irgendetwas?
    Liebe Grüße Jens Kaldewey, http://www.jenskaldewey.ch

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  21. @Minotop: Danke für die vielen guten Anmerkungen. Ja, du hast natürlich recht, der Aorist wird meint punktuell verwendet, aber gerade ingressiv gebraucht, hat einen punktuellen Beginn und kann ein offenes Ende haben, so habe ich es zumindest in Erinnerung, muss aber auch mal nachschlagen. 🙂

    Ja, 1. Kor 5 ist eine interessante Stelle, die zum einen aussagt, dass sündiges Verhalten nicht einfach hingenommen werden kann und zum anderen auch aufzeigt, dass eine Gemeinde “blind” gegenüber dem eigenen Verhalten und geduldenden Verhalten werden kann. Und dies gilt ja gleich für eine ganze Menge Beispiele: “unmoralisches Leben führt oder geldgierig ist, Götzen anbetet, Verleumdungen verbreitet, ein Trinker ist oder andere beraubt”.
    Finde, das das gut zur Jahreslosung passt, den anderen anzunehmen, wozu eben auch eine aktive Auseinandersetzung gehört, gerade bei Geschwistern…

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  22. Christian

    “nicht gleich Grundsatzfragen stellen” … keine “objektive Wahrheit” suchen … “sexuelle Identität” … das war mir von vornherein klar, dass ihr diese Jahreslosung vor euren Wagen spannen würdet. Als ob der Römerbrief nicht schon ein paar Kapitel vorher hätte, die eben diese “Grundsatzfragen” klären und erläutern, wer angenommen ist und wer wen unter welchen Umständen anzunehmen hat, und wo die Grenzen sind. Tut mir leid, Tobias, aber das ist reine Nützlichkeitsexegese.

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  23. Lieber Christian: Wer ist “ihr”?

    Und es wird dich jetzt völlig überraschen, aber ich habe sogar die Kapitel davor gelesen! 😉

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  24. Christian

    ah, sorry! mit “ihr” meinte ich emergente Theologen. Die Kapitel vorher erlauben keine allzu große “Vielfalt sexueller Identitäten” und beschreiben sehr genau, was Christus für wen getan hat, bzw. was wir als allgemeingültige, verbindliche (“objektive”) Wahrheit annehmen dürfen und müssen. Sie ermahnen obendrein zur Einmütigkeit im Glauben und propagieren keine “Vielfalt der Meinungen” über zentrale Themen. (Post-)moderne “Vielfalt” ist dem paulinischen Denken demnach fremd.

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  25. Tja, was und wer auch immer ’emergente Theologen’ sind….

    Und Paulus kennt keine Vielfalt? Also in meiner Bibel schreibt er da eine ganze Menge, siehe bspw. Römer 12 und da steht auch gleich ganz praktisch wie sich diese im Alltag zeigt:

    Die angemessene Antwort auf Gottes Erbarmen
    1 Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.1 2 Richtet euch nicht länger nach ´den Maßstäben` dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und2 beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist3.
    Vielfalt der Gaben und Aufgaben in der Gemeinde
    3 Ich rufe daher aufgrund der Vollmacht, die Gott mir in seiner Gnade gegeben hat4, jeden Einzelnen von euch zu nüchterner Selbsteinschätzung auf. Keiner soll mehr von sich halten, als angemessen ist. Maßstab für die richtige Selbsteinschätzung ist der Glaube, den Gott jedem in einem bestimmten Maß zugeteilt hat5. 4 Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat. 5 Genauso sind wir alle – wie viele ´und wie unterschiedlich` wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen. 6 Denn die Gaben, die Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, sind verschieden.6 Wenn jemand die Gabe des prophetischen Redens hat, ist es seine Aufgabe, sie in Übereinstimmung mit dem Glauben zu gebrauchen. 7 Wenn jemand die Gabe hat, einen praktischen Dienst auszuüben, soll er diese Gabe einsetzen. Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, ist es seine Aufgabe, zu lehren. 8 Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, soll er anderen seelsorgerlich helfen. Wer andere materiell unterstützt, soll es uneigennützig tun.7 Wer für andere Verantwortung trägt, soll es nicht an der nötigen Hingabe fehlen lassen.8 Wer sich um die kümmert, die in Not sind, soll es mit fröhlichem Herzen tun.
    Das Leben in der Gemeinde. Das Verhalten gegenüber Nichtchristen
    9 Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt. Verabscheut das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute. 10 Lasst im Umgang miteinander Herzlichkeit und geschwisterliche Liebe zum Ausdruck kommen. Übertrefft euch gegenseitig darin, einander Achtung zu erweisen.9 11 Lasst in eurem Eifer nicht nach, sondern lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch immer stärker werden10. Dient dem Herrn.11 12 Freut euch über die Hoffnung, die ihr habt.12 Wenn Nöte kommen, haltet durch. Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen. 13 Helft Gläubigen, die sich in einer Notlage befinden; lasst sie mit ihrer Not nicht allein.13 Macht es euch zur Aufgabe, gastfreundlich zu sein. 14 Segnet die, die euch verfolgen; segnet sie, verflucht sie nicht14. 15 Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen. 16 Lasst euch im Umgang miteinander davon bestimmen, dass ihr ein gemeinsames Ziel habt.15 Seid nicht überheblich, sondern sucht die Gemeinschaft mit denen, die unscheinbar und unbedeutend sind.16 Haltet euch nicht selbst für klug. 17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Bemüht euch um ein vorbildliches Verhalten gegenüber jedermann17. 18 Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, liebe Freunde, sondern überlasst die Rache dem Zorn ´Gottes`. Denn es heißt in der Schrift: »´Das Unrecht` zu rächen ist meine Sache, sagt der Herr; ich werde Vergeltung üben.«18 20 Mehr noch: »Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Ein solches Verhalten wird ihn zutiefst beschämen.19« 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem.

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  26. Christian

    Da steht nichts von “Vielfalt der Schriftverständnisse”, “Vielfalt der Wahrheiten” (“meine Wahrheit – deine Wahrheit”) und auch nicht “Vielfalt sexueller Identitäten” – auf solche Ideen würde Paulus gar nicht erst kommen. Im Gegenteil: Einmütigkeit, eines Sinnes, einer Meinung, ein Verständnis, Gemeinschaft im Licht und in der Wahrheit, kein anderes Evangelium, die Lehre der Apostel, KEINE Duldung der Lehre der Nikolaiten (o.k., das sagt nicht Paulus, sondern Jesus selbst), etc.

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  27. ja ich verstehe und mit der einen Wahrheit ist natürlich deine gemeint und wer von deiner Wahrheit, die selbstverständlich identisch ist mit der von Paulus, abweicht, so wie ich, der ist eben – was eigentlich?

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  28. Christian

    “Wahrheit” ist ein Schimpfwort geworden, das solche Reflexe auslöst. Nein, nicht mein Schriftverständnis, meine Wahrheit. Ich bin auf der Suche, auf dem Weg. Ich bestehe nur darauf: Es gibt sie, die Suche lohnt sich. Was du leugnest und mit solchen Reflexantworten ad absurdum führst.

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  29. Christian

    Einigkeit in Ratlosigkeit? 😉 Nun, ganz so ignorant und ratlos, wie mein letztes Posting klang, bin ich im Übrigen nicht: Ich bin der festen Überzeugung und weiß mich darin im Einklang mit Jesus, Paulus, Petrus, Johannes und dem gesamten AT, dass der rote Faden der Bibel von Genesis bis Offenbarung das stellvertretende Sühneopfer Christi für sein Volk ist. Da das von emergenter Seite energisch und kategorisch verneint wird, wird es so etwas wie ein gemeinsames “Freuen an der Wahrheit” (1.Kor. 13,6) wohl bis auf weiteres nicht geben.

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  30. naja, für eine christologische Auslegung wäre ich ja zu haben! 😉

    Wie wäre das als Rahmengeschichte: Gott ist Schöpfer und der Handelnde der Geschichte durch das AT über das NT bis heute.

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  31. Christian

    Gewiss, aber als Metastory zu dünn, um das Heilsgeschehen plausibel zu machen. Dazu würde laut Apg. 17 unverzichtbar der Sündenfall, Repräsentation im Bundeshaupt Adam, sowie Gericht, Buße und Erlösung durch das Haupt des Neuen Bundes, Christus gehören. Ohne diese Parameter wird es schwierig bis unmöglich zu begründen sein, weshalb wir Christus brauchen.

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