„Vom ‚Weihnachtsmanngott’ und dem ‚Kuhhandelgott’ oder: Wofür Gott in unserem Leben alles herhalten muss“

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Ich habe zwischen den Jahren mal wieder Miroslavs Volfs wunderbares Buch „Umsonst Geben und Vergeben ineiner gnadenlosen Kultur“ zur Hand genommen und war wieder so fasziniert wie beim ersten Mal. Ein tiefgründiges und aktuelles Buch, in dem es um gelebte Gnade, empfangene Vergebung und verändernde Versöhnung geht. Bildhaft und anschaulich erzählt Volf erstaunlich viel aus seinem eigenen Leben und nimmt die LeserInnen mitten hinein in die Herausforderungen des alltäglichen Lebens und zieht sie doch immer wieder heraus und hinein in tiefgehende biblisch-theologische Reflektionen. Zu Beginn beschreibt er zwei sich hartnäckig haltende Gottesbildern, die mir auch immer wieder begegnen und die er wie folgt erklärt:
„Es sind vor allem zwei Gottesbilder, die auf viele von uns (in der Regel unbewusst) eine schier unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben. Das erste möchte ich den Kuhhandelgott nennen, den zweiten den Weihnachtsmanngott. Beide sind so konzipiert, dass sie unseren Interessen dienen, aber ansonsten sind sie das Gegenteil voneinander. Mit dem einen Gott möchten wir  Deals abschließen, die für uns vorteilhaft sind, der andere Gott hat uns warm anzulächeln und mit Bonbons und allen erdenklichen Annehmlichkeiten bei Laune zu halten. Wir rennen fleißig hin und her zwischen diesen Gottesbildern. Manche ihrer Eigenschaften erinnern vage an den Gott Jesu Christi, doch im Großen und Ganzen sind die das Produkt zweier kultureller Strömungen, in denen wir schwimmen: der Strömung der harten, gnadenlosen ökonomischen Realitäten, in der wir Güter austauschen, um möglichst viel Nutzen zu haben, und der Strömung der weichen, ja infantilen Wünsche und Sehnsüchte, in der wir, einfach weil es uns gibt, pausenlos mit Geschenken überhäuft werden möchten.“
Beim Kuhhandelgott machen wir Gott Angebote, wir tun etwas für ihn und Gott revanchiert sich dann mit einer Gegenleistung. Oder: Gott verlangt etwas von uns, und wenn wir ihm gehorchen, gibt er uns eine Belohnung. Wir lesen in der Bibel, gehen regelmäßig in den Gottesdienst, spenden unser Geld, helfen unseren Nächsten, verbringen mehr Zeit in der Anbetung oder was auch immer, wir erwarten, natürlich nur ein wenig und insgeheim, dass Gott uns dann dafür belohnt. So stellen wir uns Gott vor: als jemand, mit dem man einen Handel machen kann. Volf bringt diese Gedanken mit unserer Konsumgesellschaft in Verbindung und schreibt:
„Manche Forscher, die sich mit der Volksreligion beschäftigen, beschreiben den Weihnachtsmann als einen Gott des Konsummaterialismus, dessen einziges Ziel das Beschenken ist, und viele Menschen stellen sich Gott auf diese Art vor, als einen ins Göttliche vergrößerten Weihnachtsmann. Gott ist der große Geschenkemacher, unendlich reich, immer da und immer großzügig. So sollte ein anständiger Gott jedenfalls sein. Gott gibt ohne Bedingungen und ohne etwas von uns zu fordern. So wie die Sonne scheint und eine Quelle fließt, gibt Gott; er löst unsere Probleme, erfüllt unsere Wünsche und macht uns rundherum glücklich. Ein Weihnachtsmanngott stellt keine Ansprüche an uns. Der göttliche Weihnachtsmann, das ist die nie versiegende Quelle von allem, was wir haben und noch kriegen werden. Nun ist es ja wahr: Gott ist die unerschöpfliche Quelle von allem. Aber heißt das auch, dass er keine Ansprüche an uns stellt? Wie könnte Jesus uns dann in der Bergpredigt dazu auffordern, so vollkommen zu werden wie Gott es ist? Folgendes passiert, wenn wir einen Weihnachtsmanngott anbeten: Wir glauben gerne, dass Gott die unendliche Quelle alles Guten ist, aber übersehen geflissentlich, dass er uns zu seinem Bilde erschaffen hat, also als Wesen, die so sein sollen wie er – nein, nicht göttlich wie er, denn wir sind Menschen, aber wie er „in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Epheser 4,24) und in der Liebe zu unseren Feinden (Matthäus 5,44). Als Mensch richtig leben bedeutet in Übereinstimmung damit leben, wer Gott ist und wie Gott handelt.“
Das Buch gibt es gerade zum Sonderpreis für 5,99€! Wenn du dir also was Gutes am Anfang des Jahres gönnen möchtest, dann kaufe und lese „Umsonst“ und du wirst beschenkt.

3 Comments

  1. Dass ein Buch mit dem Titel Geld kostet 😉

    Im Ernst, danke für den Tipp – ich habe es mir gerade bestellt und werde es mir dann wohl im Laufe der nächsten Zeit mal zu Gemüte führen. Wann ich dazu komme, weiß ich nicht – aber bei dem Preis kann auch mal “Kaufe jetzt, lese später” gelten …

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