„Exklusivitätsallergie, das Missverständnis Pluralismus und die Hoffnung auf Pfingsten“

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Am Wochenende feiern wir Pfingsten und blicken auf die erste Gemeinde in Jerusalem und den Geist Gottes und sehnen uns nach Sprachfähigkeit und der Überwindung von kulturellen Grenzen. Und auch an diesem Pfingstfest können wir beides gut gebrauchen. Ich habe aus vielen Gesprächen den Eindruck, dass viele Gemeinden in Deutschland über die tatsächlichen Auswirkungen von einem Kulturwandel hin zu einer „Postmoderne“ überrascht sind. Man hat dutzende Bücher über die Auswirkung des Postmoderne oder des Pluralismus gelesen, Vorträge gehört und diskutiert, hat dies aber stets auf der Metaebene getan. Natürlich merkte man, dass Beziehungen eine gesteigerte Aufmerksam im Kontext der Gemeinde brauchen, dass die Verbindlichkeit nachlässt und die Generation 19plus sich aus dem Gemeindeleben zurückzieht und dafür ist man auch bereit methodisch etwas zu tun, neue Musikstile, neue Namen, neue kreative Elemente, aber die Theologie bleibt gleich. Der Anstrich hat sich verändert, schimmert postmodern, aber der Inhalt ist gleich geblieben. Jetzt stellen wir in Deutschland fest, dass viele Menschen sich aber von dem „postmodernen Farbanstrich“ nicht beeindrucken lassen, sondern den Inhalt kritisieren, ja geradezu allergisch reagieren, wenn sie den vereinnahmenden Exklusivismusanspruch in manchen Gesprächen hören und sie wollen sich nicht einfach von „der einen Wahrheit“ überzeugen lassen. Aber auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten reicht ein neuer Anstrich nicht aus, da geht es auch um Inhalte und plötzlich merkt man, dass der Inhalt eine „exklusivistische Theologie“ ist, die kaum dialogfähig ist und auf einem modernen Wahrheitsbegriff ruht, der objektiv über allen anderen steht. Dazu kommt, dass sich Menschen durch zu viele Wahlmöglichkeiten verunsichern lassen und sich an den Rändern sammeln. Dies gilt sowohl für den „linken Rand“, der idealisierend die Welt verbessern möchte und dadurch selbst radikalisiert wird (sozusagen ein “exklusivistischer Pluralismus”, der aussagt, dass es nur noch die eine pluralistische Wahrheit gibt) als auch für den „rechten Rand“, der sich in einer unsicher gewordenen Zeit verzweifelt an die „alte objektive Wahrheit“ klammert. So verhärten sich mitten in einer ach so pluralistisch lebenden Gesellschaft die äußeren Ränder, was manche Christinnen und Christen noch mehr verwundert, da man doch gerade dachte, die Postmoderne und den Pluralismus verstanden zu haben (schön zu sehen bei Diskussionen wie Inklusion oder Homosexualität). Inhaltlich wird dies am Thema „Mission“ sehr deutlich. Zwar hat sich der Begriff „missional“ in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt, aber die Konsequenz was dies im Leben zwischen Familie, Beruf und Kirche heißt, ist schwer umzusetzen. So versucht man die „Tat“ gegenüber dem „Wort“ aufzuwerten und die Grenzen zwischen „Kirche und Welt“ zu überwinden, aber wenn konkrete Anfragen kommen, verfällt man zu leicht wieder in die „Rhetorik“ zurück. Und dann spricht man wieder davon, dass es nun Mal nur eine Wahrheit gibt und die für alle gilt, da könne man ja schließlich auch nichts machen. Dies wird besonders im interreligiösen Dialog deutlich. Andere Religionen werden von manchen Christinnen und Christen immer noch angstbesetzt gesehen und somit als „Feind“ deklariert, was besonders für den Islam gilt. Mit dieser Deutung ist aber kaum ein Dialog möglich. Die Folge ist, dass man nach ähnlichen Methoden sucht (außer militante), die man selbst am Islam ablehnt. Ein Dialog kann aber nur auf einer Basis des Respekts und der Achtung des Anderen gelingen und auf der Grundlage eines demokratischen Kontextes. Letzteres haben wir in Deutschland, nur beim erstgenannten hapert es noch, dabei schließen sich Dialog und Mission keinesfalls aus wie David Bosch schon vor 20 Jahren eindrucksvoll belegt hat. Und ich höre sie schon die Widerrede: „Ja, aber, was ist, wenn der Andere mich nicht mit Respekt behandelt und selbst eine exklusivistische Meinung vertritt? Dann sind all die schönen Worte nicht wert!“ Stimmt: Dann gilt das alte Jesuswort: Behandelt dich der andere schlecht, dann darfst du das bitte auch. Gleiches Recht für alle.“  Oder war es doch eher so: „Handelt den Menschen gegenüber in allem so, wie ihr es von ihnen euch gegenüber erwartet.“ (Mt 7,12) Es ist die Haltung mit der wir das Wort Mission neben allen inhaltlichen Diskussionen füllen müssen, die Haltung wie ich dem Anderen begegne und ihm meine Wahrheit erzähle und ihm zuhöre, was er zu sagen hat oder wie Hemmerle es mal schön ausrückte: „Lass mich dich lernen, Dein Denken und Sprechen, Dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich Dir zu überliefern habe.“ Dann kann Pfingsten werden, weil wir vielleicht tatsächlich anfangen uns wieder zu verstehen…

45 Comments

  1. Anonymous

    Auf welchem “modernen Wahrheitsbegriff” ruht denn die “exklusivistische Theologie”, die an eine absolute Wahrheit glaubt? Denjenigen Kants? Oder Hegels? Oder Heideggers?

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  2. es geht hier nicht um einen einzelnen philosophischen Diskurs (obwohl Hegel hier ganz vorne wer ;)), sondern um den Zugang zum Wahrheitsbegriff, hier gab es eine grundsätzliche Verschiebung von einem eher deduktiven Zugang zu einem eher induktiven Zugang. Auf diesen großen Linien könnte man nun viele einzelne Diskurse einordnen…

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  3. Die moderne Philosophie seit Descartes ist es doch gerade, die eine “absoluten Wahrheit” nicht gelten lässt. Wahrheit liegt zunehmend im Auge des Betrachters. “Meine Wahrheit”, “deine Wahrheit”, Begriffe, mit denen du operierst und mit deren Hilfe du den “Dialog” führen möchtest, sind erst möglich geworden durch die Verabsolutierung des epistemolgischen Subjekts durch Kants Kritik der reinen Vernunft. Also frage ich dich: Wer von uns beiden vertritt einen “modernen Wahrheitsbegriff”, du oder ich?

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  4. ja und nein, ich glaube, dass wir hier unterscheiden müssen, zwischen einem philosophischen Diskurs und einem soziologischen Diskurs, ich habe es eher von der beobachtenden Seite beschrieben. Ich weiß, du liebst den philosophischen Diskurs mehr, aber darum ging es mir in diesem Fall nicht in erster Linie…

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  5. Ich liebe nicht den philosophischen Diskurs, sondern versuche zu verstehen, was du mit deinem ganzen postmodernen Neusprech von “alter, objektiver Wahrheit”, an die ein “rechter Rand” sich “verzweifelt klammert”, und “exklusivistische Theologie”, die den Dialog blockiert, eigentlich wirklich sagst, und vor allem: Was das mit Pfingsten zu tun hat?
    Petrus weist in seiner Pfingstpredigt anhand der Propheten nach, dass “dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.” Als dann die Leute verzweifelt fragten “Ihr Männer, was sollen wir tun?”, konnte er den Schlüssel in das Schlüsselloch der Herzen stecken und langsam aufschließen: “Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen wird”.
    Mit anderen Worten: Petus proklamiert, vom Geist Gottes geleitet, eine “objektive Wahrheit”, die für alle verbindlich ist und ihre Reaktion erfordert. Und: Dreitausend Leute bekehrten sich aufeinen Schlag.

    Zudem hast du noch nicht ausgeführt, was an dem “Wahrheitsbegriff” einer “absoluten”, für alle Menschen aller Zeiten und Kulturen verbindlichen Wahrheit “modern” ist.

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  6. Wenn du schreibst: „Aber auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten reicht ein neuer Anstrich nicht aus, da geht es auch um Inhalte“, was wäre denn ein „neuer Inhalt“, den du als hilfreich und dialogfähig ansähst? Hast du mal ein Beispiel, wo das gut gelungen ist oder wo ich besser verstehen kann, worauf du hinaus willst.

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  7. Zum InhalT: Ich fürchte, du tappst da in die Falle, die Frage nach “Respekt und Achtung” mit der Frage nach der Wahrheit zu vermischen…
    Ich halte daran fest, dass Jesus “der Weg, die Wahrheit und das Leben” ist. Und die Muslime, mit denen ich mich unterhalte – in gegenseitigem Respekt und Achtung, wissen es zu schätzen, dass ich hier einen klaren Standpunkt habe und nicht so wischiwaschi bin wie der Großteil der westlichen Bevölkerung.

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  8. ich versuche Mal so gut es geht zu antworten:
    Zuerst nehme ich die Bibel mit Johannes 14,6: “Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich” sehr ernst und lese hier eine relationales Wahrheitsverständnis heraus: Die Person Jesu ist die Wahrheit und in der gelebten Beziehung zu ihm werden wir Wahrheit verstehen. Das bedeutet, dass Wahrheit kein Besitz ist, über den ich einfach verfügen kann. Deshalb glaube ich tatsächlich, dass es keine Falle ist, “die Frage nach “Respekt und Achtung” mit der Frage nach der Wahrheit zu vermischen”, sondern, dass sich beides bedingt, in einer Spannung zueinander steht, die nicht einfach aufgelöst werden kann. Gerade hier vermischen sich Inhalt und Haltung, weil die biblische Wahrheit eben keine ontologische Philosophie ist und auch der Wunsch nach einem “Alltagspositivismus”, der endlich alles klar und objektiv und für immer klärt, ist nach meinem Verständnis in der Bibel so nicht zu finden.
    Das gilt meines Erachtens auch für die Pfingstpredigt des Petrus. Nicht eine objektive Wahrheit hat die Menschen gerettet, sondern der Heilige Geist hat sie in eine Beziehung mit Christus geführt.

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  9. Anonymous

    Toby, wenn, wie du nahelegst, Christus nicht objektiv verbindliche Wahrheit, sondern erst bei Herstellung einer Beziehung subjektive Wahrheit wird, wie kann er dann (1) der Richter der Welt sein, und (2) wie kann dann unser Unglaube an ihn weit reichende juristische Folgen für uns haben?

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  10. Danke, das ist ein gutes Beispiel: Für dich ist “Jesus der Richter” deine objektive Wahrheit an die du (exklusivistisch) glaubst, jetzt triffst du aber Menschen in deinem Umfeld, die das nicht glauben und jetzt beginnt das Gespräch miteinander. Dein Gegenüber ist auch zutiefst überzeugt, dass sein Glaube objektiv richtig ist. Auf diesem Feld müsst ihr euch jetzt dialogisch begebenen oder eben gegenseitig vorwerfen, dass der Andere Unrecht hat…

    Die zweite Frage verstehe ich nicht…

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  11. Sorry, aber du verstehst die erste Frage auch nicht: Beide Fragen hatten den Sinn aufzuzeigen, dass Christus, sein Wort, sein Maßstab etc. “objektiv” bindende Bedeutung für alle Menschen aller Zeiten hat. Das heißt für die evangelische Verkündigung, dass sie weniger “Dialog” als vielmehr Proklamation und verbindliche Einladung (“Lasst euch mit Gott versöhnen!”) ist. Für Rückfragen stehen wir zur Verfügung, doch ist es nicht im Sinne neutestamentlicher Verkündigung, sämtliche Irrtümer der Welt gleichberechtigt “dialogisch” zu verhandeln (das wäre ja auch, wie du selbst im Post schreibst, eine Mogelpackung) 😉

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  12. Sorry, du verstehst meine Antwort nicht. 🙂

    Im ernst, eine Antwort, die du für objektiv hältst muss ja für andere nicht auch objektiv oder richtig sein. Umgekehrt ist das ja auch so. Dass dein biblisches Verständnis dabei für sich die Wahrheit beansprucht ist ja (fast) selbstredend…

    Du kannst ja deine Wahrheit sehr gerne proklamieren, das ist sicher auch eine wichtige Seite des Evangeliums, aber es gibt eben noch viele andere Seiten und Werte des Evangeliums, die wichtig sind…

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  13. Meine Argumente haben dich bisher noch nie noch überzeugt! Entweder du verstehst sie nicht oder du willst sie nicht verstehen. Deshalb bringt eine Diskussion auch selten etwas…

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  14. Anonymous

    Duzende Bücher sind mir sympathisch. Schließlich sind Bücher laut Jean Paul ” nur dickere Briefe an Freunde”. 😉

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  15. Anonymous

    Hallo Toby,
    ich hab dich verstanden! Und ich hätte dich, wenn wir uns mal begegnet wären, genau auf diese Fragen angesprochen. Witzig, dass in den Kommentaren ständig das passiert, was Du im Blogeintrag beschreibst.
    Und interessant auch, dass Du über rechte UND linke Ränder schreibst…das hat Hans-Christian wohl überlesen.

    Ich schätze Deinen Mut, über die Ränder der “Mitte” hinauszudenken und lese aus Deinen Einträgen eine große Liebe zu Jesus und zu Gemeinde heraus.
    Und ich bin überzeugt: Die Lösung für uns ist nicht, sich hinter Kirchenmauern abzuschotten, sondern uns mit der Welt, in der wir leben, auseinanderzusetzen.
    Die Erfahrung zeigt: Es gibt immer noch Menschen, die Sehnsucht nach Gott haben, es gibt Menschen (in Deutschland!), die mit 30 Jahren ihre erste Bibel in der Hand halten und darauf geiern, sie zu lesen und zu verstehen, was dort steht. Ich möchte nicht Schuld daran sein, wenn meine Gewohnheiten, Gemeindetradition oder Theologie sie davon abhalten, Jesus kennenzulernen…

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  16. Anonymous

    Hey Anonym, ich habe den gesamten Text gelesen. Und dennoch bleibe ich bei meinen Einwänden. Was ist rettender Glaube überhaupt? Ist er ein psycho-soziales Phänomen? Oder ist er ein unumkehrbares Eingreifen Gottes? Dieses ganze Reden, wie wir die “Entkehrung” unserer Mitmenschen verhindern oder umkehren können, geht, unwissentlich sicherlich, vollends an dem souveränen Gott der Bibel vorbei. Ich bleibe dabei: “Ein Mensch muss von Neuem geboren sein.”
    Viele Grüße, Christian

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  17. Benni Thull

    Hallo Toby, ich verfolge mit Interesse deinen Blog und finde in vielen deiner Beiträge Fragen/Themen wieder, die mich selber beschäftigen – so auch in diesem Beitrag. Mich würde sehr interessieren, was du unter einer Theologie verstehst, die nicht nur oberflächlich, sondern auch inhaltlich postmodern ausgestaltet ist. Dir scheint es ja nicht nur um eine respektvollere/demütigere Dialog-Haltung mit Andersdenkenden zu gehen, sondern um konkrete Inhalte. Ein solche Haltung lässt sich meiner Erfahrung nach auch mit einem exklusiven Wahrheitsanspruch verknüpfen; hier macht dann der Ton die Musik.
    Des Weiteren frage ich mich, inwiefern Jesu Anspruch Platz lässt für einen “nicht-exklusivistischen Pluralismus”. Ist er der eine Weg, die eine Wahrheit und das Leben etc. oder nicht? Was denkst du/ihr dazu? Insgesasmt finde ich es sehr herausfordernd, wie viele unterschiedliche “Wahrheiten” allein schon unter Christen vertreten werden und frage mich des öfteren, warum gerade mein Ansatz, welcher der Theologie XY folgt, der richtige sein soll. Andererseits kann ich mir Christus-Nachfolge ohne ein Mindestmaß an (exklusiven) Grundüberzeugungen, für die ich eintreten möchte, nicht vorstellen. Freue mich auf anregende Antworten 😉
    Grüße Benni

    PS: Interessant finde ich, dass unsere Gesellschaft nur selektiv postmodern ist. In manchen Bereichen wie Physik, Mathematik etc. wird nach wie vor wie selbstverständlich ein “moderner Wahrheitsbegriff” verwendet, zumindest ist das mein Eindruck.

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  18. @Hans-Christian: Ich freue mich für dich, dass du die Wahrheit hast und bitte dich, dass du mit denen die sie nicht haben barmherzig bist….

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  19. @benni: Danke für deinen Beitrag und die Fragen, ich versuche Mal darauf einzugehen: Ja, ich glaube dass sich Theologie immer wieder verändert, dies sehen wir schon in der Bibel (AT: Exil, Propheten etc; NT: Jesus, Paulus etc.) und dann in der Kirchengeschichte haben sich theologische Begriffe immer wieder verändert, sei es Taufe, Sünde oder Nachfolge. Oder schauen wir heute in globale Welt, in der theologisch immer wieder unterschiedliche Meinungen vertreten werden.
    Wenn es nicht so wäre, dann gäbe es wohl auch keine theologischen Diskussionen mehr. 🙂

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  20. Meine Argumente zählen bei dir ja nicht, wie du in deinen Kommentaren eindrucksvoll aufgezeigt hast, so lassen wir es gut sein….

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  21. Entschuldigung, ich hatte offenbar den Entkehrungs- und den Exklusivisstrang vermengt. Kein Wunder, dass du mich nicht verstanden hattest.
    Ich bin wohl in zu vielen Blogs gleichzeitig 😉

    Noch mal zur Wahrheit: Du schreibst: “Christus ist die Wahrheit, und in der Beziehung zu ihm verstehen wir Wahrheit”.
    Ganz recht. Mein Einwand war: Auch wenn wir die Wahrheit nicht verstehen, weil wir nicht “in gelebte Beziehung zu Christus treten”, hat sie Anspruch auf uns, und wir werden durch sie gerichtet.

    Das nannte ich “objektiv gültige Wahrheit”. Deshalb ist ja auch der allgemeine, äußere Ruf des Evangeliums (“Viele sind berufen”) kein sinnloses In-die-Luft-Pusten, solange er nicht angenommen, bzw. nicht vom inneren, unwiderstehbaren Ruf des Geistes an die Herzen begleitet wird.

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  22. Ja, das kann ich verstehen und habe auch gar kein Problem damit, nur diejenigen, die “deine objektive Wahrheit” eben nicht anerkennen, weil sie eben nicht an Gott glauben, für die bleibt es “deine objektive Wahrheit” und nicht ihre. Da kannst du es “objektiv gültige Wahrheit” nennen oder wie auch immer, für den Anderen ist es das eben nicht. Und du kannst deine Überzeugung eben niemanden aufzwingen…

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  23. Anonymous

    Aber ich muss sie ihm sagen. Und sie ist für ihn verbindlich und wird eine Wirkung auf ihn haben, entweder in die eine, oder in die andere Richtung, je nachdem, ob er glaubt oder nicht. Wir Petrus schreibt:

    “Darum steht in der Schrift: “Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden.” Euch nun, die ihr glaubt, ist er köstlich; den Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßens und ein Fels des Ärgernisses; denn sie stoßen sich an dem Wort und glauben nicht daran, wozu sie auch gesetzt sind.”

    Oder, wie Jesus im Gleichnis von den bösen Weingärtnern sägt:

    “Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen. “

    Mit anderen Worten: Jesus ist die Wahrheit, dieser Stein, und zwar, ob wir an ihn Glauben oder nicht.
    Das meinte ich mit “objektiver Wahrheit”.

    Gruß, Christian

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  24. Anonymous

    Die Frage, die sich daraus ergibt, ist: Waren nicht sowohl Jesus, als auch Petrus und Paulus viel zu exklusivistisch in ihrem Heilsverständnis und in ihren Predigten?

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  25. Ja klar, aber darum ging es ja gerade! 🙂 Du diskutierst mit Menschen die weder an Jesus noch an die Bibel glauben, die ein ganz anderes Weltbild haben als du, wie begegnest du ihnen? das war mein Ausgangspunkt. Die Frage nach der Wahrheit ist “innerbiblisch” sicherlich einfacher zu beantworten, aber in meinem Umfeld gibt es viele Menschen, die davon eben nicht ausgehen….

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  26. Ah, darum ging es!
    Nun, die Antwort liegt auf der Hand: Die einzig angemessene Weise, die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden, ist, die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden, in Liebe und Achtung vor dem Nächsten und unter Berücksichtigung seines geistigen und kulturellen Hintergrundes, aber dennoch so anstößig und “exklusivistisch”, wie diese Wahrheit nun mal ist.
    Den Rest müssen wir dem Geist Gottes überlassen.
    Bitten wir den “narürlichen” Menschen, die Wahrheit des Evangeliums nach seinen Denkvoraussetzungen zu beurteilen, fordern wir ihn dadurch implizit auf, das Evangelium abzulehnen.
    Denn ein Evangelium, das mit seiner Logik und seiner Vorstellung von Würde und Autonomie vereinbar wäre, wäre nicht das Evangelium der Bibel. Wir verkündigen das Evangelium somit voraussetzungs-orientiert (womit wir uns naturgemäß den Vorwurf der Zirkelschlüssigkeit zuziehen), gleichzeitig wissend, dass unser Gesprächspartner unsere Denkvoraussetzungen nicht akzeptiert.
    Ihn zu überzeugen, ist Gottes Aufgabe. Wir können es eh nicht. Wir könnten es nur erschweren oder verhindern, indem wir uns des Evangeliums unwürdig verhalten (“anderen predigend selbst verwerflich werden”).

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  27. Yep, da haben wir doch Mal was gefunden, wo wir einer Meinung sind:

    “Ihn zu überzeugen, ist Gottes Aufgabe. Wir können es eh nicht. Wir könnten es nur erschweren oder verhindern, indem wir uns des Evangeliums unwürdig verhalten”

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  28. Ich hoffe, du bist auch mit den Prämissen (i.e. auserwählter, köstlicher Eckstein in Zion – “objektive”, für alle Menschen verbindliche Wahrheit – für Nichtchristen anstößiges, “exklusivistisches” Evangelium – voraussetzungs-orientierte Verkündigung – Notwendigkeit geistlicher Neugeburt) einverstanden, ohne die die Konklusion in der Luft hängt.

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  29. ok, dann war es eine kurze Freude! 😉

    für den Rest gilt, jaein, weil die dogmatischen Bestimmungen zwar schön sind, die Wirklichkeit aber vielfältiger und die Größe Gottes sogar beides übersteigt…

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  30. dogmatische Bestimmungen? Alle 5 Punkte meiner Auflistung stammen unmittelbar aus den Evangelien, die sowohl wirklichkeitsnah als auch deckungsgleich mit der Liebe und Größe Gottes sind.

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  31. gutes Beispiel: sie kommen in deinem Verständnis des Evangeliums vor und sind deckungsgleich mit deiner Vorstellung von der Größe Gottes. und das ist ja auch völlig in Ordnung….

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  32. Würdest du mit diesen “meine Wahrheit-deine Wahrheit”-Relativierspielchen aufhören, wenn ich meine Aussagen mit Jesus-Zitaten belegen würde?

    Vermutlich nicht …

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  33. Zitat Toby: “Du diskutierst mit Menschen die weder an Jesus noch an die Bibel glauben, die ein ganz anderes Weltbild haben als du, wie begegnest du ihnen?”

    Nun ja – mit welchen Menschen haben denn Petrus, Paulus oder Jesus diskutiert?

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  34. ja, zumindest Paulus und Petrus haben das auch und das ist sicher sehr interessant wie man zum Beispiel in Apg 17 nachlesen kann…

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  35. Benni Thull

    Hallo Toby,
    vielen Dank für deine Antwort. Allerdings muss ich sagen, dass ich jetzt nur bedingt schlauer bin, was eine inhaltlich postmoderne Theologie ausmacht. Ist es lediglich das Eingeständnis, dass sich Theologie in den letzten 2000 Jahren gewandelt hat und sich auch heute noch wandelt? Könntest du das evtl. noch ein bisschen konkretisieren (interessiert mich wirklich) oder mir ein gutes Buch/Aufsatz nennen, in dem das Thema postmoderne Theologie näher ausgeführt wird? Danke schon einmal im Voraus

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