„Keine leichten Antworten. Buchpräsentation beim Willow Kongress.“

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Diese Woche war ich beim Willow Kongress in Leipzig und dort wurde unter anderem mein neues Buch „Warum ich nicht mehr glaube“vorgestellt, das ich mit meinem Kollegen Tobias Künkler und Martin Hofmann geschrieben habe. Es gab eine tolle Präsentation und ein paar interessante Interviews zum Thema (Danke an Jürgen Mette, Silke Gabrisch und Jordan Asshoff). Aber neben all dem Schönen waren es vor allem die vielen Gespräche, die mich bewegt haben. Besonders viele Eltern kamen auf uns zu und haben ihre Geschichte erzählt, die Geschichte von der Entkehrung ihrer Kinder. Und so schwer die Geschichten der „Kinder“ in unserem Buch waren, so schwer war es auch für die Eltern. Und auf die immer wieder gestellte Frage, was man jetzt am besten tun kann, gibt es eben genau kein Patentrezept. Und die versuchten Antworten klingen fast banal, aber bedingungslose Annahme, Dialogbereitschaft und Respekt vor der Entscheidung sind die Grundvoraussetzung für alles andere. Wie sagte Jürgen Mette dazu:

„Wer sich von diesen – zum Teil dramatischen – Zeugnissen den Spiegel vorhalten lässt, wer sich als Rad im Getriebe der Entkehrung anderer erkennt, der wird vorsichtig im Urteil über Ex-Fromme. Diese Lektüre kann nur zur Buße und zu neuer Empathie mit denen führen, die auf der Strecke geblieben sind, aber vielleicht freier sind als wir, dichter an Gott selbst und seinem Wort. Wir lernen zu verstehen und werden still, ganz still. Und dann setzt vielleicht ein fruchtbarer Lernprozess ein, der im schönsten Fall zu einem versöhnten Treffen der Bekehrten mit den Entkehrten führt.“

12 Comments

  1. “Deswegen sollen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abgleiten.” (Hebr. 2,1)

    Diese Gefahr ist sehr real. Die Folgen der Sünde hat jeder von uns im Blut. Es fällt uns leicht, wertlose Dinge zu achten, doch das, was mit Gott zu tun hat, vergessen wir schnell. Die Schuld liegt bei uns, indem wir nicht ” auf das achten, was wir gehört haben”. Es sei denn, dass wir es “behalten” (1.Kor. 15,2), und es sei denn, dass wir umfassend darüber informiert sind, entgleitet es uns, wie Wasser aus einem undichten Gefäß.

    “… Damit wir nicht abgleiten”. Dies ist die erste von mehreren Warnungen im Hebräerbrief gegen Abtrünnigkeit (euphemistisch: “Entkehrung”). Parallelverse sind 3,14; 4,1; 12,25.

    Beständigkeit im Glauben, Bleiben im Wort sind Grundvoraussetzung für Jüngerschaft (siehe Joh. 8,31; Kol. 1,23). Viele, die mal von geistlichen Dingen gehört haben und interessiert schienen, haben “am Glauben Schiffbruch erlitten”. (1. Tim. 1,19).

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  2. Sehr richtig und sehr gutes Zitat!

    Und, lieber Christian, hast du den Artikel und das Zitat von Jürgen Mette nicht gelesen? Oder nicht verstanden? Oder findest du es falsch? Das lässt sich nicht so ganz erkennen.

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  3. Lieber Rolf, weshalb Leute, die “sich entkehrt” haben, “vielleicht freier sind als wir, dichter an Gott selbst und seinem Wort”, bleibt allerdings verborgen, wenn sie doch gerade dieses Wort nicht mehr glauben.

    “Entkehrung” vorrangig aus der psycho-soziologischen Perspektive zu betrachten, verfehlt m.E. das Thema, denn Bekehrung ist im Kern kein psycho-soziologisches, sondern ein geistliches Geschehen.

    Daher ist relevant, was die Bibel dazu sagt. Sie nennt es “abgleiten” bzw. “etwas entgleiten lassen” (Hebr. 2,1) und kennt nur ein Gegenmittel: “Darauf achten”, “wahrnehmen”, was wir gehört haben.

    Gewiss gilt ebenfalls, dass gerade junge Christen eine gute Gemeinschaft brauchen, die sie trägt und stärkt, damit nicht “der Arge kommt und wegreißt, was ins Herz gesät war.”

    Aber bei aller Verantwortung älterer Christen, Lehrer, Pastoren und Seelsorger, trägt jeder, der “einmal erleuchtet ist und geschmeckt hat die himmlische Gabe und teilhaftig geworden ist des heiligen Geistes” (Hebr. 6,4) auch selbst volle Verantwortung dafür, wie er mit dem Erfahrenen umgeht.

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  4. Anonymous

    Glaube an den Herrn Jesus Christus so wirst Du und Dein Haus seelig (Apostelgeschichte 16.31) Das ist für mich als 3fache Mutter in diesem Zusammenhang ein starker Anker. Meine Aufgabe ist es meine Kinder zu lieben, zu segnen und an ihre Rettung zu glauben, ganz egal wie hoch die Wellen zwischenzeitlich schlagen mögen.

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  5. “Du und dein Haus”, das ist auch meine Hoffnung für meine Kinder. Der souveräne Gott kann Menschen “willig machen am Tage seiner Macht”, und seine Bundes-Zusagen sind verlässlich. Wäre das nicht so, könnte man schon ab und zu verzweifeln.

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  6. @Hans-Christian: Über Gottes letztendlichen Ratschluss können wir ja beide keine Aussagen machen, also bleibt die Interpretation der Bibel, was ja schon reichlich gemacht wurde oder die empirische Aufnahme von dem was Menschen erleben, verstehen, interpretieren. Dies scheint mir doch zumindest interessant und lässt einige Rückschlüsse auf die “Gemeinschaft der Heiligen” zu.

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  7. Anonymous

    @Hans-Christian: Danke für die Antwort. Ich will eben gerade nicht verzweifeln, weil das unnötig wäre. Ich bete dafür, dass meine Kinder Gott lieben und das schon seit Jahren. Meine älteste Tochter ist Erzieherin in einem christlichen Kindergarten und besucht einen Glaubenskurs. Sie hat aber von vornherein klar gemacht, dass sie sich nicht taufen lässt um die unbefristete Stelle zu bekommen und ich bin stolz auf sie. Taufe würde mich freuen, aber nur wenn der Grund stimmt. Meine mittlere Tochter hat sich taufen lassen, ist aber in der Pubertät und hinterfragt oft schmerzhaft. Ich lass sie. Der 10jährige möchte sich taufen lassen. Ihn lasse ich auch und freue mich. Ich glaube, dass Gottes Liebe größer ist als wir uns in unserem Menschsein vorstellen können. Wenn Gott eines Tages alle Tränen trocknen wird gehe ich auch aufgrund anderer Bibelstellen davon aus, dass ich keins meiner Kinder vermissen muss, weil alle in der Nähe sein werden. Das schenkt mir Ruhe und Gelassenheit.

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  8. Wenigstens hast du offensichtlich eine Gemeinde, was sehr gut ist! Meine 10-jährige Tochter wurde als kleines Kind in unserem Wohnzimmer von einem reformierten Pfarrer getauft. Sie hat noch nie (!) eine Gemeinde von innen gesehen, was schlecht und absolut subnormal ist. Die 4 erwachsenen Kinder waren als Teenies immer in Gemeinden und haben heute allesamt nicht-christliche Partner, würden sich aber, soweit ich weiß, selbst als gläubig bezeichnen.
    In gelegentlichen Gesprächen finde ich das bestätigt.
    Ich fürchte, es ist ein wenig, wie Brecht sagt: “Die Verhältnisse – sie sind nicht so.”

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  9. Anonymous

    @ Hans-Christian: Irgendwie haben wir doch alle eine Gemeinde in der Christenheit. Das ist ein Trost. Ich habe mich gemeinsam mit der Tochter taufen lassen (ev. Landeskirche). Die zwei jüngeren Kinder besuch(t)en die Christenlehre. Die Älteste war in einem Kinderclub gewesen (Baptisten). Der Freund meiner nicht getauften Tochter ist getauft, ist aber vor Jahren aus der Kirche “ausgetreten”. Ihr Glaubenskurs im Rahmen ihrer Erziehertätigkeit findet in der kath. Kirche statt. Mein Mann ist Atheist. Ich gehe in einen Bibelkreis in dem sich ehemalige Baptisten und Landeskirchler (wie ich) treffen. Was soll man sagen … . Die irdischen Verhältnisse sind so aber die Hoffnung ist überirdisch. 😉 Danke für die Unterhaltung und die Möglichkeit dazu hier auf der Seite.

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  10. Anonymous

    Lieber Tobias,

    ich lese deinen Blog schon eine ganze Weile und jetzt möchte ich mich auch mal zu Wort melden, weil mich die Tatsache, dass du dieses Buch geschrieben hast sehr berührt. Ich habe es (noch) nicht gelesen, habe aber selbst viele Freunde, die früher einmal Christen waren und jetzt von großen Zweifeln oder Problemen mit ihrem Glauben stehen und nicht mehr glauben können. Mir selbst ging und geht es zum Teil ähnlich. Trotzdem halte ich mich an Gott fest, mein Glaube ist mir unglaublich wertvoll und ich will ihn nicht kampflos aufgeben. In der Gemeinde habe ich mich wenig getraut zu öffnen und hatte das Gefühl eher auf wenig Verständnis für lang anhaltende Zweifel und Glaubensschwierigkeiten zu bekommen. Anscheinend kennen nicht alle Christen diesen existentiellen Kampf um den Glauben. Ich bin sehr dankbar, dass ihr das Thema angesprochen habt und in die Diskussion bringt! Gerade in Freikirchen glänzen ja nicht alle Gemeinden mit Einfühlungsvermögen und ehrlichen Anstrengungen des verstehen-wollens und annehmens. Ich habe die Hoffnung, dass das Sprechen über Entkehrungen auch Gespräche über den Glauben ehrlicher und nachsichtiger werden lassen, damit Raum entsteht, Gott zu entdecken und im Glauben erwachsen zu werden. Danke! Es tut meiner verletzten Seele gut.

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