Ein Blick hinein. Laut grölende Fußballfans liegen sich in den Armen. Es wird gesungen, getanzt, gejubelt. Wildfremde Menschen umarmen sich enthusiastisch. Eine fantastische Stimmung, hier an der Bushaltestelle Frankfurter Straße in Marburg. Fußball bringt die Menschen zusammen, überwindet soziale Herkunft und Hautfarbe. Die Stunden nach den deutschen Siegen werden laut und gemeinschaftlich gefeiert. Ein neues Wir-Gefühl entsteht und ist in ein schwarz-rot-goldenes Farbenmeer getränkt.
Ein Blick zurück. Kurz vor der Weltmeisterschaft, dieselbe Bushaltestelle, es ist kurz vor Mitternacht, laute Schreie um Hilfe, wildes Gebrüll, ich offene das Schlafzimmerfenster und sehe wir vier Jugendlichen auf einen jungen Mann einprügeln. An der Bushaltestelle stehen etwa zehn Personen, die alle zuschauen oder wegschauen, ein Bus kommt, 15 Leute steigen aus, schauen auf die schreienden Jugendlichen und gehen weiter. Ich brülle jetzt auch, vom Fenster runter, steige auf die Fensterbank und lehne mich hinaus, drohe die Polizei zu rufen und winke drohend mit meinem Handy. Endlich dreht sich einer der Jugendlichen um und sagt: Keine Polizei. Ich gebe ihm zehn Sekunden, bevor ich anrufe, er dreht sich zu seinen Kumpanen und sie rennen weg. Der junge Mann erhebt sich blutend und bevor ich was sagen kann, läuft er in die andere Richtung. Ich schaue die Leute an der Bushaltestelle an, sie gucken weg. Ich schließe das Fenster. Es ist vorbei.
Ein Blick voraus. Was geht in uns Menschen vor? Schauen die gleichen Leute weg, die jetzt miteinander feiern? Fußball als Momentaufnahme ohne Nachwirkungen? Oder ändert sich wirklich was? Ich kann es kaum glauben, leider. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
ich getraue mich ja fast nicht mit irgendetwas banalem deine posts zu kommentieren. soviel theologisches…… und die predigen ja richtig bei dir.
bring deinen geist heim- lass los-und entspann dich
Ist doch schön, wenn was los ist. Außerdem gibt es ja unterschiedliche Wichtigkeitsgrade und da stehst deine posts bei mir immer ganz oben !:)