Immer wieder werde ich gefragt, warum ich einen blog schreibe. Seit dem unsäglichen dran Artikel sowieso und vermehrt („Warum kannst du nicht zu uns für eine Schulung kommen? Verstehe ich nicht, blog schreiben und dann uns absagen!“). In der Zeit, die ich mit Schreiben verbrauche, könnte man doch viele Menschen zum Glauben führen und überhaupt das Reich Gottes vorantreiben, so ein evangelikaler Zeitgenosse. Ja, das mag wohl sein. Meine Konsequenz, gar nicht mehr am Reich Gottes mitarbeiten, da dies ja schon die tausende „Nicht-blog-Schreiber“ tun werden. Möchte ihnen ja nicht die Arbeit wegnehmen. 🙂
Anyway, es gibt auch andere ganz und gar nicht christliche Gründe (sic!) für einen blog: Ich schreibe gerne! Vielleicht nicht gut, aber ich erhole mich beim Schreiben. Dies mag für den einen oder die andere Zeitgenossin vielleicht nicht nachvollziehbar sein, aber es entspricht meiner Wahrheit. Wenn es mir schlecht geht, wenn ich gestresst bin, wenn es abends spät geworden ist und ich noch kurz abschalten möchte – dann schreibe ich. Nicht immer sinnvoll, nicht immer poetisch, sonder einfach reinigend. Schreiben um des Schreibens willen. Meine Gedanken, Erlebnisse, Verzweiflungen, egal – irgendwas. Manches davon landet seit einiger Zeit in diesem blog, manches wird aufgehoben und später weiterverarbeitet, anderes verschwindet in den Tiefen des Nichts auf nimmer wieder sehn. Einige Leute freuen sich über meinen blog, andere nicht. Das ist in Ordnung. Manche finden ich schreibe zu viel familiäres, andere zu viel theologisches, anderen bin ich zu affektiv, anderen zu oberflächlich, anderen zu ehrlich. Das ist gut so. Ich schreibe nicht in erster Linie für jemand bestimmtes (sorry), möchte niemanden belehren oder zufrieden stellen. Lesen und Schreiben ist ein Vorrecht, etwas Subjektives und Schönes, etwas Kreatives und Kommunikatives. Lesen ermöglicht einem die Beschränkungen des Alltäglichen auf wunderbar einfache Weise zu durchbrechen. Die Öffnung des Horizontes in unbekannte Gebiete und Welten gibt einem das Gefühl der Freiheit, was so oft im gehetzt sein des Lebens verloren geht. Lesen ist ein mitgenommen werden. Bücher nehmen einem an der Hand und begeben sich mit einem an einen bekannten oder unbekannten Ort. Aktiv gewollt und passiv erlebt. Schreiben ermöglicht einem die aktive Rolle kontrolliert einzunehmen. Die Gesetze des Lesens außer Kraft zu setzen, doch nun passiert es aktiv, nicht man wird bei der Hand genommen, sondern man nimmt es selbst in die Hand.
8 Comments
Leave a comment
das kann ich durchaus nachvollziehen. für mich ist schreiben mehr eine disziplin, aber auch eine der ich mich gerne unterziehe.
seltsam: ich bin noch nie gefragt worden wieso ich blogge.
Wahrscheinlich kennst du nette postmoderne Leute die dich lieben! 😉
Hey. Habe gerade deinen Beitrag gelesen und kann alles unterschreiben und nachvollziehen. Ich habe nun auch ein Blog eröffnet – zusammen mit meiner Frau. Und es macht unglaublich viel Spass und tut gut, Dinge die einen beschäftigen einfach zu “Papier” zu bringen…So geht manches ganz einfach eine Ebene tiefer…
Und übrigens: ich lese Dein Blog sehr gerne. Eben gerade weil es persönlich ist! Also: nur weiter so und nicht beirren lassen… 😉
;]
sehr cooler post!
ich fass das mal aus meiner perspektive zusammen:
schreiben ist geil!
lesen ist geil!
amen.
Kann mich den anderen nur anschließen.
Ich mecker nie über einen anderen Blog, ausser der Blogger ruft zum Meckern ergo Feedback auf. Wenn mir nicht gefällt, was ich lese, dann ignorier ich den Blog einfach. Basta. Aus dem Feedreader aus dem Sinn. Ich seh nicht so ganz, wieso das für viele so schwer zu verstehen ist 😉
Ich find deinen Blog super, auch gut ausgewogen, manchmal perlen, manchmal – ganz subjektiv jetzt – Müll (ganz selten ;-)), so wie auf jedem anderen Blog auch. Super, was will man mehr. Also, bleib dran.
Lieber Tobias,
ich lese seit etwa einem halben Jahr deinen Blog und mag ihn sehr. Es gibt Blogs, die intellektueller sind (für dran-Redakteurinnen), es gibt solche, die theologischer sind, es gibt bestimmt auch welche, die auf irgendeine andere Art und Weise “besser” sind. Ganz egal, ich mag das, was du machst und freue mich, dich und deine Welt so kennenlernen und begleiten zu dürfen – danke. Mein absoluter Favorit sind die Vater-Töchter-Dialoge. Ich möchte dich ermutigen, auch in Zukunft viel Zeit mit den beiden zu verbringen (natürlich nicht nur wegen des Blog-Outputs). Was du über das Bloggen als Schreiben sagst, empfinde ich ganz ähnlich.
wunderbarer post – kann ich gut nachvollziehen.
ich lese deinen blog sehr gerne da er sehr abwechslungsreich ist eben nicht nur theologisches