“Heilung!?”

Bibel, Gottesdienst

War am Sonntag zum Predigen in einer Gemeinde in der Nähe von Marburg eingeladen. War ein toller und kreativer Gottesdienst in einer Schulaula. Am Ende des Gottesdienstes hat sich ein gemeinsames Essen angeschlossen und ein Mann in einem Rollstuhl sprach mich auf meine Predigt an. Wir unterhielten uns und er erzählte ein bisschen aus seinem Leben, seinem Unfall vor gut drei Jahren und die daraus resultierende Querschnittslähmung. Dann erzählte er mir, dass er den „Eindruck“ hat, dass Gott ihn dieses Jahr heilen wolle. Um Schritte im Glauben zu gehen und das auch zu bezeugen, hat er es in der Gemeinde und an seinem Arbeitsplatz erzählt. Jetzt wollte er wissen, was ich darüber denke. Ich empfand die Situation als echt schwierig. Ja, ich glaube daran und die Bibel bezeugt es an vielen Stellen, dass Gott die Macht & Kraft zum Heilen hat. Außerdem habe das selbst schon erlebt, dass Gott Menschen von ihren körperlichen Gebrechen geheilt wurden. Auf der anderen Seite gibt uns die Bibel keine Garantie für Heilung, wir können Gott darum bitten, aber wir können nicht über ihn verfügen, wir können nur bitten. Auch das habe ich erlebt, besonders in meiner Zeit als Gemeindepastor, dass Menschen, obwohl wir als Gemeinde „gefastet & gebetet“ haben, nicht geheilt wurden. Nun saß ich da und wollte weder die Hoffnung noch den Glauben des Mannes in Zweifel ziehen, auch wollte ich ihm keine falsche Hoffnung machen, denn es gibt m.E. keine Garantie und der Wille Gottes ist souverän. Mein Wunsch wäre seine Heilung, aber was ist das wert?

11 Comments

  1. Interessant – ich mach mir auch grade (wieder) vermehrt Gedanken über das Thema. Ich hab nen Mitbewohner mit nem Sprachfehler und einer hat sich am WE die Nase gebrochen… (ja, in ner 11erWG ist immer was los) und da hab ich gedacht: soll ich sie fragen ob ich für sie beten soll?? Oder soll ich das einfach so “für mich” machen ohne, dass sie es wissen? Was, wenn Gott sie NICHT heilt… Andererseits finde ich bei Jesus immer nur HEILUNGSgeschichten. Oder gibt es da auch Stories wo jemand mal NICHT geheilt wurde?? Hab ich was überlesen?

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  2. ebbelwain

    Puh, wer wäre da nicht ins Schwitzen gekommen. Zumal der gute Mann sich gedacht hat, vielleicht isses ja der Herr Faix, der das letztliche Heilungsgebet spricht… Kann deine ambivalenten Gefühle sehr gut nachvoll ziehen…

    @julia: ja es gibt nur Heilungsgeschichten, aber auch nur zwei Hände voll. Hätte Jesus in den drei Jahren jeden geheilt, der an ihn herangetreten ist, sähen die Evangelien anders aus. Und leider musste Paulus mit seinem “Übel” auch bis zuletzt leben.

    Bis heute bleibt der schwierige Spagat zwischen “nimm deine Matte und geh” und “nimm das Kreuz auf dich”… Christsein ist manchmal echt kompliziert… seufz

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  3. @julia. Ja gibt es auch. Markus 6,5. Heilung war auch damals kein Automatismus, auch wenn bei Jesus oftmals eine Berührung reichte. Aber auch seine Jünger mussten ja lernen, dass nicht alles automatisch geht.

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  4. @ebbelwain: Befürchte, dass wir genau in dieser Spannung leben müssen und genau das passt uns oft nicht und wir wollen diese Spannung aufheben und fallen dann links und rechts vom Pferd…

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  5. Volker

    Ich kenne auch keine Geschichte in der Bibel, wo Gott jemandem, der glaubte und darum bat, Heilung verweigert hat.

    @ebbelwain: Immerhin gibt es Bibelverse wie Lukas 6,19 “Und alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und er heilte sie ALLE.”

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  6. @volker: Wenn das so einfach auf heute zu übertragen ist, warum gibt es dann überhaupt noch Kranke? Ich kenne keinen Kranken, der nicht gesund werden möchte…

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  7. hast du ihm das auch so gesagt, wie du das geschrieben hast? Wie war seine Reaktion darauf?
    ich geb dir in deiner Argumentation voll Recht.

    Gruß Simon

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  8. Wir reden etwas aneinander vorbei. Ich sprach nicht generell von allen kranken Menschen, sondern von denen, die glauben und zu Jesus kommen. Und da berichtet uns die Bibel eben, dass Jesus all diese Leute heilte.

    Ich wei3, das ist ein sensibles Thema und die gegenwärtige Realität will uns oft etwas anderes lehren.

    Aber ich kann ja auch nichts dafür, dass es so in der Bibel steht. Letztlich möchte ich das glauben und erleben, was Gott in der Bibel sagt.

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  9. @volker: Das ist jetzt eine wichtige Frage: “Ich kann ja auch nichts dafür, dass es so in der Bibel steht..” Wie lesen und verstehen wir die Bibel. So wie du das schreibst klingt es so als müssten wir alles einfach nur wörtlich nehmen und glauben und dann geschieht es so. Ich denke, dass das nicht so ist und dass du das auch nicht so lebst. Sondern, dass du genau unterscheidest, was und wie und in welchem Zusammenhang und was für eine Gattung etc. das Geschriebene steht. Außerdem glaube ich gibt es noch einen großen Unterschied: Weder du noch ich sind Jesus. Heißt: Wir können nicht alles so tun wie er, die Schwerkraft der Sünde verhindert dies…

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  10. öööhm… es stimmt zwar, dass wir nicht jeden biblischen Text genau so lesen wie jeden anderen Text, aber während ich in Prosa oder Poesie Symbolik erwarte, erwarte ich in einer Biographie oder einer Wiedergabe von geschichtlichen Ereignissen keine Stellen, die ich “irgendwie” interpretieren soll, wenn dies nicht ausdrücklich daneben steht (e.g. wenn Jesus nicht sagt, dass es ein Gleichnis ist, dann ist es wohl auch kein Gleichnis). Volker hat, was diese Stelle der Bibel betrifft, in diesem Punkt recht. Hermeneutik lässt da keine “für mich bedeutet das” Aussage zu. Sonst begeben wir uns auf den gefährlichen Pfad des Relativismus, wo plötzlich alles so interpretiert wird, wie WIR das heute gerne hätten, und berauben der Bibel dann so ziemlich jeglicher Wahrheit und einem Grossteil der Power!

    Jesus tat die Wunder auch alle erst, nachdem Er mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Wenn sein Gott-sein der Grund für die Wunder war, dann hätten die Apostel keine Wunder vollbringen können dürfen. Jesus ist aber Gott, auch wenn er kein einziges Wunder getan hätte. Die Heilungen durch e.g. Paulus würde ich dem Heiligen Geist anrechnen. Und da wir als Christen den auch haben, würde ich mich wundern, wenn das heute nicht mehr so wäre. Immerhin ist Gott der selbe: Gestern, heute, und für immer, korrekt?

    Ich denke oft liegt es einfach nur daran, dass wir selbst Zweifel haben, dass Gott es tun wird. Dies wird in der Bibel ebenfalls angesprochen. Habe selbst schon Heilung erlebt und stand einfach nur total verdutzt da, weil ich nicht gedacht hätte, dass Gott sowas heute noch macht. Aber im Endeffekt war es mein kleiner Glaube, der es verhindert hat, dass Gott mal durch mich wirken konnte.

    In diesem Sinne: Wir sollten öfter mal beten und ernsthaft glauben, dass Gott eingreifen wird! Aber jede Heilung hat einen größeren Grund 🙂 Wenn die geheilte Person es nicht als Zeugnis verwenden würde, wird Gott vermutlich keine Heilung schenken. Aber wie gesagt: Wer bin ich, dass ich Gott berechnen oder einschätzen kann. Das geht gar nicht. Dennoch glaube ich fest an seine Zusagen – ohne sie zu relativieren!

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