“Gesucht: Der neue Mann Part 4”

Gemeinde

Der Mann in der Gemeinde. Nach dem ich letztes Mal schon festgestellt habe, dass sich einige wenige engagierte Männer in die Leitungsebene zurückgezogen haben und das Gro der Arbeit in Gemeinde und Mission an den Frauen hängt. Nach amerikanischen Umfragen (deutsche sind mir nicht bekannt) ist das Verhältnis eklatant: (Quelle Poldles, The church impotent, 1999)

85% derjenigen, die den Armen und Bedürftigen helfen sind Frauen

80% der Mitglieder von Gebetsgruppen in Gemeinden sind Frauen

75% von Mitgliedern in Bibelgruppen sind Frauen

60% von Mitarbeitern in der Jugendarbeit sind Frauen

Warum ist die Frage warum ist das so? Darauf gibt es natürlich keine einfache und schnelle Antwort, da ja auch die Spezies Männer sehr unterschiedlich ist, manches auch von der Persönlichkeit, Gaben & Charakter abhängt und trotzdem ist es auffällig, dass gewisse Entwicklungen gibt. Poldles spricht davon, dass die Feminisierung der Kirche schon seit Jahrzehnten, eigentlich Jahrhunderten im Gange ist und dass Gottesdienste, Bibelstunden und Gebetskreise vor allem auf die weiblichen Bedürfnisse abgestimmt sind wie Musikalität, Begegnung in Gruppen, Kommunikation etc. Für viele Männer scheinen die Gruppen, sowie ihre Verbindlichkeit und auch ihre Methode nicht ansprechend zu sein. Ein Beispiel, ich habe in meiner alten Gemeinde verschiedene Männer (Alter zwischen 30 und 40) durch Mentoring gefördert und dann in Hauskreise integriert. Erster Teil hat super geklappt, Einzelmentoring war super, doch dann begannen die Probleme, sie sind zwar in einen Hauskreis gegangen (mit ihren Frauen), aber ich hatte oft das Gefühl, dass es aus Vernunftgründen geschieht. Als guter Christ gehe ich ja in den Hauskreis, ich will ja geistlich wachsen (auch wenn ich verdammt noch mal lieber Champions League gucken möchte!). Jetzt bin ich nicht mehr in der Gemeinde und viele meiner „Männer“ nicht mehr in den Hauskreisen. Stattdessen treffen sie sich zum „Kickerbier“. Und das unglaubliche: regelmäßig, treu und pünktlich! Keiner muss sie schicken, keiner will früher gehen (obwohl morgen früh die Arbeit wartet) und überhaupt reden alle wie ein Wasserfall! Das ist doch unglaublich, oder? Was dort passiert? Ganz einfach: Kickern, Bier trinken und über aktuelle Probleme in Familie, Beruf, Gottesbeziehung etc. reden. Wo fängt Gemeinde an?

17 Comments

  1. Das Thema beschäftigt mich auch schon lange. Ich denke, zu viel unserer Verkündigung spricht (ok, ich karikiere…) Frauen an: Wir tadeln lieber Männersünden und bieten Frauenlösungen an. Und wir blenden Männerthemen wie Geld und Politik (um mal nicht von Sport zu reden!) aus, obwohl Jesus hochgradig politisch war und mindestens so viel über Geld wie über Ehe geredet hat. Stattdessen beschränken wir vieles aufs Private/Intime oder gerade noch das Soziale.

    Ich will jetzt auch kein peinliches Wilder-Mann-Pathos. Doch wenn erst mal zwei Drittel Frauen irgendwo sind, wird es für die Männer schwer. Das gilt natürlich auch umgekehrt, bloß haben unsere Gemeinden dieses Problem eben nur in der einen Richtung.

    Eine deutsche Statistik würde mich auch sehr interessieren. Mach’ doch mal 🙂

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  2. Ja, mit der Statistik würde mich auch sehr interessieren, könnte das über empirica auch fachlich machen, hast du einen Sponsor? 🙂

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  3. sehr gut, ne Champions-League-Gemeinde – da würde ich mitmachen, glaub dass dieser Aspekt echt überall fehlt. Geht viel in die Gedanken rein, dass Gemeinde nicht nur in den eigenen Räumen stattfindet, sondern überall, und sich eben nicht nur mit Bibellesen, Beten, Austausch, Tee und Birkenstock beschäftigt. Aus Amerika kommen die Gedanken von Free-Market-Gemeinde, einem Modell, dass sich Gemeinde überall ereignet, und eben ein festgelegtes Element (wie Gebet, Lobpreis, Input, o.a.) in einem Treffen stattfindet. Was in dem Treffen noch passiert, ist egal. Es läßt die Möglichkeit offen, Fußball zu schauen, zu spielen, zu tanzen, Selbsthilfegruppe zu machen etc.
    Und hier ein paar Männerangebote…(Was will man mehr…)

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  4. Also: Diese Diskussion und Fragestellung ist mir zu hoch 😉 Aber immerhin bin ich einer von 15%, die mit Armen arbeiten…

    Wollte auch nur einen Gruß zum HSV-Fan schicken: Freue mich, dass Bayern schon wieder verloren hat und dass der VFB auf dem Weg zum Double ist! Ich muss immer wieder an unsere Veh-Diskussion beim Kicken im August letztes Jahr denken ;-))

    Naja: Wenn du einen Fußballgemeinde nur für Männer gründest komme ich vielleicht wieder in die Heimat. Das entspricht meinem geistlichen und vielleicht auch geistigen Niveau. Lustige Grüße vom Matze

    P.S. Trinke jetzt anrüchigerweise ein Bier 😉

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  5. @matze: Also, ich will hiermit offentlich Buße tun, dass ich Armin Veh im August 2006 öffentlich nicht für das Amt als Trainer des VFB Stuttgart fähig gehalten habe! ES TUT MIT LEID! Un dich hoffe, dass der Vfb das Double holt!
    Mit der Fußballgemeinde wird es wohl eher nichts, aber ab und zu Fußball & Bier steht mir gut zu Gesicht!
    Auf die Freundschaft!

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  6. @daniel: Das lustige ist tatsächlich, als die “Kickerbier” Leute letzte Woche fragte, wie sie ihren Kreis einstufen würden, sagten sie: therapeutisch…

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  7. Ja, Gottesdienst als Mitte der Gemeinde, aber was ist dann außen herum? Gemeinde kommt ja von Gemeinschaft, das ist im Gottesdienst nur sehr begrenzt möglich, also sind KG doch notwendig, nur wie gestaötet man KG? Was muss darin vorkommen? Wie wird das gelebt? Was verändert sich dadurch?

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  8. vielleicht haben wir nur einfach zu viel.

    ich kann zum gottesdienst gehen oder counterstrike zocken. ich kann ne webpage schreiben oder zum gebetskreis gehen. ich kann ins kino gehen oder in meiner gemeinde die wc’s putzen.

    würde ich in einem land leben, in dem ich das nicht könnte und in dem ich nicht täglich von christen von umgeben wäre, würde ich jede minute auskosten, um mit anderen zusammen gottesdienst zu feiern.

    aber das hilf nicht weiter..
    was hilft uns?

    vielleicht das, was uns fehlt?
    familienersatz, ort zum “ausleben”, stetigkeit, ruhe, echte begegnung.

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  9. Ja, ich glaube, dass letzteres ein sehr guter Ansatz ist! Viele Menschen sehen sich nach einer verbindlichen Gemeinschaft, nach einem Ort der Ruhe und der Sicherheit, an dem man einfach nur Sein kann. Aber wir haben sehr viel “Aktionismus” in unseren Gemeinden und viele Männer schaffen das einfach nicht oder wollen das nicht. Stehen in der Arbeit und in der Familie unter Druck, was ihnen reicht…

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  10. Andreas

    Dem Hörensagen nach gab es früher, zumindest in Bayern, nach der katholischen Messe Blasmusik und Bier.
    Heute gibt es überall Kaffee und Kuchen.

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  11. Das Problem ist vielleicht nicht Kaffee oder Bier, sondern die Tatsache, dass man den Kaffee schnell im Stehen trinkt und sich einfach kaum noch Zeit für ganz normale Gespräche nimmt…

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  12. Muss nicht sein!

    Hab das mal in Dorsten NRW erlebt. Ich war im Praktikum. Dort treffen sich viele (natürlich nicht alles) im Anschluss nach dem Gottesdienst zu Kaffee und Kuchen. Aber so richtig mit Rumsitzen und Festlabern. Außerdem blaiben die Teens und Jugendlichen auch noch dort. Machen Faxen, haben Spaß und planen was gemeinsames. Fand ich sehr geil. Zumal mir Faxenmachen auch ein bisschen liegt…

    Ich denke, man muss den Anfang machen. Einfach mit ein zwei Leuten (oder Familien) beginnen und nach dem Godi nicht gehen =)
    Stur da bleiben reden, den Nachmittag planan und danach gegeinsam weg. Picknik, Freibad, Kino oder Kaffee und Kuchen halt.

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  13. Das klingt nach Amerika, dort bleibt die Gemeinde meist den ganzen Sonntag zusammen, essen, spielen, Hauskreis, Jugend etc.

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  14. etwas spät…
    Auf deine Frage, wo Gemeinde anfängt, antworte ich: Beim Kickerbier!!! ein Mann

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