“Jesus. Drei Perspektiven – drei Bücher. Teil 3”

Buch, emerging church, Jesus, McLaren, Rezension

In Amerika heiß umstritten zählt Brian McLaren laut Time Magazin zu den 25 einflussreichsten Evangelikalen Amerikas. Der „Mitbegründer der emerging church Bewegung ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Nun ist sein erstes Buch auf deutsch erschienen, das Jesusbuch: „Die geheime Botschaft von Jesus. Die Wahrheit, die alles verändern könnte“. Vom reißerischen Titel sollte man sich nicht gleich abschrecken lassen und stattdessen gleich zum Lesen kommen. McLaren von Haus aus kein Theologe, was man wissen muss wenn man das Buch richtig bewerten möchte, schreibt kein klassisches Jesusbuch, wie Papst Benedikt, der uns mit seiner Weisheit auf den neusten Stand der Forschung und den rechten Weg des Glaubens bringt möchte, auch kein Berger, der eine Abrechnung mit der klassischen Universitätstheologie betreibt und seine Leser den mystischen Jesus vor Augen stellt. McLaren hat auch nicht den Anspruch, das Leben Jesu systematisch zu untersuchen, sondern er möchte zurück zu einer möglichst ursprünglichen Interpretation, weg von allen traditionsgeschichtlichen Ballast. Darüber hinaus sucht McLaren nach neuen Begriffen, die seine Interpretationen von Jesus neu und motivierend in unsere Welt transportieren, mitten hinein in eine sich verändernde (postmoderne) Welt. Das ist erfrischend, weil da viele anregende Gedanken sind, aber auch bekannte und keineswegs aufregende Entdeckungen sind dabei. Jesus wird immer wieder in Kontext des Judentums im 1. Jahrhundert gestellt und die Erkenntnisse werden gut lesbar dem interessierten Leser vermittelt. Dabei wird die Botschaft Jesu ganzheitlich und diesseitig interpretiert, die nicht nur eine geistliche, sondern auch eine soziale und politische Ausrichtung hat. Besonders gut hat mir das Kapitel über Gleichnisse gefallen. Deshalb daraus ein Originalzitat:

Und das ist vielleicht das Genialste an einem Gleichnis: Es packt Sie nicht am Kragen und brüllt Ihnen ins Gesicht: „Jetzt bekehre dich endlich, du schmutziger Sünder! Bekehre dich oder fahre zur Hölle!“ Nein, es wirkt auf feine, zurückhaltende, indirekte Art. Es respektiert ihre Würde. Es prügelt Sie nicht in die Unterwerfung, sondern lässt Ihnen die Freiheit, Ihre eigenen Entdeckungen zu machen und ihre eigene Entscheidung zu treffen.“

So schreibt McLaren direkt, eloquent und erfrischend. Theologisch sicher keine Revolution, aber gerade für Theologen und christlich sozialisierte Mitmenschen ein anderer Blick auf Jesus. Ein fragender und ein suchender Blick, der manchmal schön, aber manchmal auch unbequem in seinen Fragen ist.

Biographische Anmerkungen: McLaren kommt aus konservativen evangelikalen Kreisen und versucht Jesus vor allem für Menschen neu zu lesen, die auch aus diesem Hintergrund kommen. Das Jesusbuch soll ihnen helfen, seine Reise in ein neues Paradigma nachzuvollziehen. McLaren ist ein (Quer-)Denker, ein Schriftsteller und ein Visionär und kein Dogmatiker, dies merkt man beim Lesen und dass macht das Buch so besonders.

Fazit: Von allen drei Jesusbüchern, dass narrativste und am leichtesten zu lesende Buch. Eine „geheime Botschaft“ habe ich nicht gefunden, aber eine Menge an neuen Bilder und Herausforderungen für mein oftmals schon „eingefahrenes Jesusbild“.

Wer McLaren live erleben will, kann dies tun: Möglichkeiten bestehen in Hamburg, Marburg oder Erlangen.

Eine Zusammenfassung des Buches schreibt gerade DoSi.

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