„Teilen ist Leben – ein kurzer Rückblick“

Armut, Deutschland, Gerechtigkeit

An diesem Wochenende hat die Tagung „Teilen ist Leben“ stattgefunden oder wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer meinten, die „Armutskonferenz“. Beide Bezeichnungen geben die inhaltliche Vorgabe des Wochenendes gut wieder, denn beides ist eng miteinander verknüpft. Es gab verschiedene Grundsatzreferate zu biblisch-theologischen Themen von Rene Padilla aus Argentinien (einer meiner Jugendhelden), Joel Edwards (GB), Morompi Ole-Ronkei (Kenia), Harvey Carey (USA) und von deutscher Seite sprach Monika Deitenbeck-Goseberg und Johannes Reimer. Dazu gab es jede Menge Workshops und Seminare sowie eine sehr inspirierende Ausstellung verschiedener Hilfsorganisatoren (world vision, Kindernothilfe, compassion opportunity international, PAI etc.), diakonischer Projekte (stoffwechsel, EC, Seehaus etc.) bis zu akademischen angeboten (GBFE oder unser Studiengang Gesellschaftstransformation). Die Vorträge waren sehr herausfordernd und vor allem die Sichtweise des „Südens“ auf den „Norden“ war wichtig zu hören. Die Kirche des „Südens“ möchte gerne als gleichwertiger Partner anerkannt werden, zwar hat der „Norden“ immer noch den Reichtum, aber die wachsenden Kirchen kommen alle aus dem „Süden“. Warum hat sich bei uns (westlichen Christen) das Gesetz der Konsumgesellschaft durchgesetzt und nicht die Prinzipien des Reiches Gottes? Wie sehen unsere Erwartungen dieses Reiches aus? Das Reich Gottes zeigt sich besonders an den Armen, an ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft, an einer ganzheitlichen Versöhnung. Jesu Botschaft hatte deshalb immer auch eine politische Seite. Wir Christen sollen deshalb die prophetische Stimme in unserer Welt sein, dies ist unsere Aufgabe. Diese Stimme zeigt sich in Wort & Tat. Gott ist der Anwalt der Armen (Jerm 22,16) und wir sind seine Botschafter hier auf Erden, dadurch werden wir Gott besser kennen lernen. Wir sind Boschafter für Versöhnung und für die Befreiung der Armen aus ihrer „Gefangenschaft“. Deshalb hat die Kirche keine andere Wahl als sich ins Zentrum der globalen Veränderungen zu stürzen. Das Evangelium drängt uns geradezu dies zu tun. Gottes Welt ist unsere Welt. Wenn die Kirchen sich zu kulturellen Inseln entwickeln, entfremden wir uns von der Welt zu der wir berufen sind. Für viele war das Wochenende auch ein Weckruf aus der Bequemlichkeit unseres westlichen Christseins heraus. Mal sehen was nachhaltig passiert….

15 Comments

  1. Hallo Tobi,

    Du schreibst: „Warum hat sich bei uns (westlichen Christen) das Gesetz der Konsumgesellschaft durchgesetzt und nicht die Prinzipien des Reiches Gottes? Wie sehen unsere Erwartungen dieses Reiches aus?“

    Meine Frage wäre, welche Prinzipien Du meinst?

    Das Reich Gottes zeigt sich besonders an den Armen, an ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft, an einer ganzheitlichen Versöhnung. Jesu Botschaft hatte deshalb immer auch eine politische Seite. Wir Christen sollen deshalb die prophetische Stimme in unserer Welt sein, dies ist unsere Aufgabe. Diese Stimme zeigt sich in Wort & Tat. Gott ist der Anwalt der Armen (Jerm 22,16) und wir sind seine Botschafter hier auf Erden, dadurch werden wir Gott besser kennen lernen.

    Ist das so? Um welche „Armen“ geht es beispielsweise in Mt5,3? Geht es dabei um materielle Armut bzw. bedeutet das Reich Gottes gerecht verteilter „Wohlstand“ für die Menschen?

    Wir sind Boschafter für Versöhnung und für die Befreiung der Armen aus ihrer „Gefangenschaft“.

    Du spielst sicher auf 2Kor 5,20 an: „Laßt Euch versöhnen mit Gott.“ An welcher Stelle in der Schrift geht es um die Befreiung aus materieller Armut? Du wirst mir da sicher weiterhelfen können? Ich meinte, es ginge um die Befreiung aus der geistlichen Verlorenheit.

    Deshalb hat die Kirche keine andere Wahl als sich ins Zentrum der globalen Veränderungen zu stürzen. Das Evangelium drängt uns geradezu dies zu tun.

    Auch hier noch einmal die Frage: Wo tut dies das biblische Evangelium?

    Gottes Welt ist unsere Welt. Wenn die Kirchen sich zu kulturellen Inseln entwickeln, entfremden wir uns von der Welt zu der wir berufen sind. Für viele war das Wochenende auch ein Weckruf aus der Bequemlichkeit unseres westlichen Christseins heraus. Mal sehen was nachhaltig passiert….

    Auf dieser Konferenz nannte René Padilla die schlichte Predigt von der Liebe Gottes, ohne diese praktisch zu zeigen als “Irrlehre“. Damit wären dann also Christus und die Apostel „Irrlehrer“?
    Fragende Grüße
    apologet

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  2. Anonymous

    Lieber Apologet!

    Lese deinen letzten Absatz mit ganz vielen Fragezeichen. Christus und die Apostel haben doch Liebe in Wort und unglaublich vielen Taten gelehrt UND gelebt. Ich verstehe deine Anmerkung wirklich nicht.
    Herzliche Grüße, Christine Faix

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  3. Hallo Christine,
    mir geht es mit dem Artikel ebenso. An welcher Stelle haben sich Christus oder die Apostel für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen eingesetzt?

    Ich lese in der Schrift beispielsweise davon, daß das Reich Gottes nur der sieht, wer an Christus glaubt, bzw. aus einem anderen Reich herausgerettet wird.

    Aber Du wirst mir zeigen können, wo Christus oder die Apostel gelehrt haben, daß die Gemeinde beauftragt ist “Armut” zu bekämpfen.

    Versteh mich nicht falsch: Ein Kind Gottes wird dem zu essen geben der hungert…
    Aber das hat nichts mit einem “Auftrag” oder einem Bezug zur “Mission” zu tun, sondern mit der Liebe Gottes die wirksam ist (Mt5:45ff).
    Liebe Grüße
    Andreas

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  4. Apologet: Apg 2, 46ff. Quod erat demonstrandum. Aber Gottes Welt ist nicht unsere Welt, sondern unsere Welt muss zu Gottes Welt werden. Wäre sie das schon jetzt, wäre Gott ziemlich konsumgeil. Jesus geht aber niemals von Wohlstand aus, bzw. vom Materialismus (Mt 6). Ein reiner Aktionismus – von wegen die Reichen müssen ärmer und die Armen reicher werden – das wäre Sozialismus. Nein, das richtige Stichwort ist das richtige Maß.
    Grüße Simon

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  5. Hallo Simon:
    Du führst Apg 2, 46ff an um was zu beweisen… “ganzheitliche Mission”?

    Ich bin völlig einer Meinung, das “Maß

    Mir scheint, das nach der, auf der Konferenz oder auch hier vertretenen Theologie, Gott das Heft aus der Hand genommen werden soll. Entweder weil einem Gott zu ohnmächtig oder unwillig ist, oder, weil eine eher irdische geprägte Vorstellung des Reiches Gottes vorhanden ist.

    Ich bin absolut der Meinung, das “Maßhaltung” ein biblisch ableitbares Prinzip darstellt, aber sicher nicht mit der Argumentation René Padilla’s oder Prof. Reiners, welche eisegetisch die Schrift umdeuten.
    LG
    Andreas

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  6. Lieber Apologet. Deine Argumantation kann ich absolut nicht nachvollziehen. In der Bibel finden wir nicht die von Dir proklamierte Trennung von Wort und Tat. Der Glaube erstreckt sich nicht in Worten, sondern muss sich auch in der veränderten Lebensweise (Hinwedung zu den Armen, wie Jesus es Tat) erweisen. Unter anderem macht es Matth 25 sehr deutlich. In Jesus wurde das Wort Fleisch, erlebbar, sichtbar und anfassbar (1 Joh). Jesus hat seinen eigenen Dienst in Lukas 4 programmatisch als “Gute Nachricht für die Armen” bezeichnet und das mit dem Jubeljahr verbunden. Eine spiritualisierende Auslegung wird dem Text und der Botschaft Jesu nicht gerecht, auch wenn es einfacher wäre, weil wir dann die Armen sich selbst überlassen könnten. Nichts steht der biblischen Botschaft und Jesu Mission ferner als das. Noch einen kurzen Literatur hinweis: Christopher Wright in “The Mission of God: Unlocking the Bible’s Grand Narrative. Hier werden viele Deiner Bedenken exegetisch erläutert und in einem Zusammenhang zur Mission Jesu gestellt. (Aber Vorsicht, es könnte deine Theologie verändern!)

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  7. Hallo Gerhard,
    einer strikten “Trennung von Wort und Tat” rede ich keinesfalls das Wort, allerdings bestreite ich die behauptete Abhängigkeit des Wortes von der Tat. Insbesondere im Kontext der Mission.

    Weder “Zeichen und Wunder” wie die Charismatik es proklamiert, noch eine spezifische “Hinwendung zu den Armen” tut als Ergänzung zur schlichten Verkündigung (1Kor1:18ff) Not.

    Da ich es auch nicht so mit der pietistischen Frömmigkeit habe, folge ich theologisch auch nicht Deiner Forderung nach der Notwendigkeit einer “veränderten Lebensweise (Hinwedung zu den Armen, wie Jesus es Tat)”, als Erweis des Glaubens nicht.

    Ohne Zweifel ist ein Glaube ohne Werke tot (Jak2:20ff), allerdings würde mich die exegetische Beweisführung interessieren, die dies auf Armutsbekämpfung in Anwendung bringt.

    Wie bereits zuvor ausdrücklich betont, bestreite ich nicht, das Christen gefordert sind, alle Menschen zu “lieben” wie der Vater “liebt” (Mt:5), wobei es hier um die praktische Seite der Liebe, der Haltung gegenüber jedermann geht und soziales Engagement durchaus miteingeschloßen ist, aber eine Argumentation, dies wäre Teil des Evangeliums, also der Heilsbotschaft, findet sich so nicht in der Schrift wieder.

    Und die Aussage, “Wort ohne Tat” sei “Irrlehre” (René Padilla) nicht nur starker Tobak, sondern entspricht selbst dieser Behauptung.

    Bezüglich Luk4 wäre erstens zu fragen um welche “Armut” es sich handelt (ich meine es geht um die geistliche Armut s. Mt5:3) und zweitens von welchem “Evangelium” Christus spricht (ich meine keinesfalls einem sozialpolitischem…).

    Man mag ja vor einer – so wahrgenommenen – spiritualisierten Enge warnen, aber dabei die eschatologische Weite des Erscheinens und des Evangeliums Christi so völlig aus dem Blick zu verlieren erscheint mir doch sehr sozialromantisch und radikal…

    “Mission” (Sendung) hat genau eine Aufgabe, nämlich das zerstörte Gottesverhältnis des Menschen zu thematisieren und den Menschen durch die Verkündigung des Evangeliums zur Versöhnung zu rufen (2Kor2:12ff).

    Das die Liebe Gottes im Leben von versöhnten Menschen auch praktische Folgen u.a. Mitleid und Erbarmen für die Armen nach sich ziehen muß, ist nicht zu bestreiten, steht aber auf einem anderen Blatt.
    LG
    Andreas

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  8. Das Thema “Armut” ist ein theologisch äußerst komplexes Thema! Wenn wir beispielsweise das Thema geistliche Armut/materielle Armut geklärt hätten und besipieslweise bei der Meinung angekommen sind, das materielle Armut sehr gut sei (Mk 10,25 wörtlich genommen), dann kommt die Frage auf: Besitzlosigkeit oder Eigentumslosigkeit? Bei der Bibelstelle hab ich mich getäuscht @ Apologet, ich meinte natürlich Apg 2,45. Mit allen alles teilen. das dies so schwer ist, zeigt schon eine recht frühe Ordensregel, die Augustinusregel (Regula) an folgendem Beispiel:
    Die aber nichts besaßen, sollen im Kloster nicht das suchen, was sie sich draußen auch nicht leisten konnten. Dennoch soll man ihrer Mittellosigkeit entgegenkommen und ihnen alles geben, was sie nötig haben, selbst wenn sie zuvor so arm waren, dass sie nicht einmal über das Allernotwendigste verfügen konnten. Sie dürfen sich aber nicht schon deshalb glücklich schätzen, weil sie jetzt Nahrung und Kleidung bekommen, und das in einem Maß, wie sie es draußen nicht hätten erreichen können.
    Also, die einfache Behebung der Armut alleine genügt nicht, sondern die eigene Armut muss transzendiert werden, unter der Vorgabe, dass man genug zu Essen habe.

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  9. @apologet: Ich bin gerade in Südafrika und habe nur sehr eingeschränkt Internet, deshalb nur eine kurze Antwort und dann später mal mehr.

    Es ist sicher eine Frage der Hermeneutik, wie du die hunderten von Bibelstellen in denen es Gott um die Armen geht, alle nivellierst.

    Interessant scheint mir hier die Auslegung von Jesus selbst in Lukas 4 zu sein, wo er Jes 58 auslegt. Aber dies muss man dann sich “bultmännisch” lösen, oder?

    Die Frage nach der “Eisegese bei Reimer” hast du von Prof Stadelmann, oder? Deshalb würde ich dir die selbe Frage stellen wie ihm: Gibt es eine objektive Exegese?

    Schade, dass wir usn auf der Konferenz nicht getroffen haben, du warst doch da, oder? Vielleicht ergibt es sich ja auch mal einen Kaffee zusammen zu trinken, wäre sich spannend…

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  10. @apologet:
    Jesus sprach in Mt 28,18 ff. u.a.: “und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.”
    Was hat Jesus befohlen?
    Im Kern: das höchste Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.
    Die Apostel lehren darüber recht ausführlich. Z.B. in Gal 6,10b:
    “lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.”

    Frage:
    Wenn Jesus die Liebe lehrte und Er Seine Lehre im Missionsbefehl aufführt, können wir dann die gelebte Liebe, z.B. die Bekämpfung der Armut, zu den Menschen wirklich vom Evangelium trennen?
    Muss das denn nicht Bestandteil der Mission sein?

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  11. Anonymous

    Generelle Anfrage:

    Gibt es zur betreffenden Konferenz handfeste Ergebnisse in Papierform, die man irgendwo nachlesen kann? Damit meine ich auch u.a. die schriftlichen Ausarbeitungen der Redner.

    Gnade und Frieden
    in Jesus

    OllyRau

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