Der ehemalige Präsident von Südafrika, Thabo Mbeki, hat einen nachdenkenswerten Artikel in der letzten Zeit zum Umgang mit dem Libyenkonflikt geschrieben: „Die Kolonialisten kehren zurück.“ Der jetzige Leiter des African Leadership Institute an der Universität von Südafrika beklagt darin, dass der Westen Afrika noch immer keine Mitsprache in der Lösung des Libyenkonflikt zubilligt, ja noch schlimmer, während die Afrikanische Union eine diplomatische Lösung des Konflikt mit Gaddafi ausgehandelt hat, greifen die westlichen Alliierten militärisch ein. Sicherlich, ein schwieriges Thema in dem es keine einfache Lösung gibt, aber es zeigt mal wieder, dass die postkolonialistische Zeit noch längst nicht vorbei ist und der Westen weiter lernen muss, die afrikanischen Staaten als Partner zu akzeptieren.
“Einst wird in den Geschichtsbüchern stehen, dass der Westen über den UN- Sicherheitsrat das Konzept »Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme« verworfen hat. Weil man Afrika das Recht verweigert, seine Probleme selbst zu lösen, wird es unvermeidlich zu einem Opfer immerwährender Konflikte. Wird ausgerechnet der Volksaufstand in Libyen, der eine willkommene demokratische Transformation einleitet, den Traum von der afrikanischen Renaissance ersticken?”
Habe den Artikel schon bei Erscheinen gelesen. Meine Antwort ähnelt der auf deinen Köhler-Beitrag. Hast du unter dem Mbeki-Artikel auch die Kommentare #3 und #5 gelesen? Verdeutlichen das Problem…
Vielleicht ist das ehrlichste und effektivste, mit den afrikanischen Staaten einfach Geschäfte zu machen und sich um moralische Standards nicht weiter zu kümmern, wie es zurzeit – gut kapitalistisch – China vormacht.
Und das ist jetzt sogar nur teilweise zynisch gemeint…
Ich finde das … zwiespältig. Der Gegensatz ist mir zu plump – Afrika groß und die libyschen Rebellen wollten ja ausdrücklich Hilfe vom Westen. Und bei Gaddafis berühmter Wahrhaftigkeit, wer kann sagen, ob die angebliche “afrikanische” Lösung funktioniert hätte.
Wichtiger aber: Der Kolonialismus (und Antikolonialismus) ist doch erst dann überwunden, wenn wir nicht mehr um “westliche” oder “afrikanische” Lösungen streiten, sondern über friedliche, nachhaltige, demokratische und gerechte Lösungen nachdenken
@daniel: die Kommentare sind auf alle Fälle sehr interessant und ich denke, dass sie genau aufzeigen, dass es noch eine Menge Arbeit gibt, auf beiden Seiten. Sie zeigen aber auch deutlich, dass es noch keine “Partnerschaft im Denken” gibt, sondern, dass man zum Bsp. Korruption in Afrika als “Grundübel” sieht udn bei uns im Westen als “legitimen Teil” unseres Wirtschaftssystem. Natürlich bringen gegenseitige Vorwürfe nichts, aber genau deshalb muss der Dialog gefördert werden…
@peter: klar ist ein “Gegensatz” keine Lösung, aber er entsteht doch meistens da, wo eine Partei nicht gehört wird (oder dies zumindest so wahrnimmt). Und die westliche Berichterstattung ist sehr einseitig und für ein einigermaßen ausgeglichenes Bild brauchen wir auch die Stimmen aus dem Kontinent selbst. Und natürlich weiß niemand wie und ob die Lösung der AU ausgesehen hätte, aber die jetzige Vorgehensweise ist mehr als problematisch.
Ach ja, wie gut die Kommunikation zwischen Afrika udn Europa klappen kann, sieht man an den Rüstungsexporten (jüngst Saudi-Arabien), da sind alle Partner zufrieden….
In Saudi-Arabien will der Westen doch nur Frieden schaffen mit deutschen Waffen…
Die Heuchelei wird eben deutlich wenn man in Libyen für Frieden appelliert und den Despoten in Saudi Arabien (die bestimmt auch gegen die eigene Bevölkerung schießen würden) 200 Panzer verkauft… –
yep, so war es auch gemeint!