“Sich von Bonhoeffer herausfordern lassen…”

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Lese zur Zeit (mal wieder) Bonhoeffers „Nachfolge“ und bin (mal wieder) begeistert und bewegt. In einer immer mehr auf Konsum ausgerichteten Spiritualität tut es gut, sich von Bonhoeffers Worten herausfordern zu lassen, zum Beispiel seine Unterscheidung von „billiger und teurer Gnade“. Freudiger Enthusiasmus ohne tätiges Engagement führt zur „billigen Gnade“, wie Bonhoeffer es sagen würde und dann schreibt er:
Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost. Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe als christliche Gottesidee.
Teuer ist die Gnade, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft, teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt, teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt.
(Aus: Nachfolge, Seite 29ff)
Dazu passt diese Strophe aus dem letzten Gedicht Bonhoeffers, das er kurz vor seiner Hinrichtung schrieb:

Nicht das Beliebige, sondern
das Rechte tun und wagen
nicht im Möglichen schweben,
das Wirkliche tapfer ergreifen
nicht in der Flucht der Gedanken,
allein in der Tat ist die Freiheit.
Tritt aus ängstlichem Zögern
hinaus in den Sturm des Geschehens,
nur von Gottes Gebot
und deinem Glauben getragen,
und die Freiheit wird deinen Geist
jauchzend empfangen.

(Aus: Stationen auf dem Weg zu Freiheit)

3 Comments

  1. Es lohnt sich wirklich immer wieder mal Bonhoeffer zu lesen.

    Kleine Anmerkung: Das letzte Gedicht aus seiner Hand ist ‘Von guten Mächten’. Das Gedicht ‘Stationen auf dem Wege zur Freiheit’ stammt aus dem Juli 44.

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