Zwischen Schon jetzt und Noch nicht.
Zwischen einst und hier.
Zwischen Erfahrung & Hoffnung.
Zwischen Alten und Neuen
Reich Gottes heißt: Fest der Begegnung. Gott begegnet Menschen. Auf neue und alte Art: in Feier und Trauer, in Worten und Taten, in Musik und Gebete.
Reich Gottes heiß: Neues bricht auf, mitten im Alten.
Vor einiger Zeit hatte ich am Rande eines Elternabends meiner Tochter ein anregendes Gespräch mit zwei anderen Vätern. Sie hatten nichts mit Glauben und Kirche zu tun und waren etwas erstaunt, als ich „Theologe“ auf ihre Frage nach meinem Beruf erwiderte. Sie hatten aus ihrer Sicht wohl nicht so gute Erfahrungen mit Christen und Kirche gemacht, denn sie gaben mir zu „Protokoll“, dass Kirche ja wohl eher ein Ort von ‚Losern‘ sei, von Menschen, die im Leben nicht alleine klar kommen und ernsthaft Hilfe bräuchten. Christen seien schon etwas komisch, ich solle das jetzt nicht persönlich nehmen, aber die meisten Christen bringen es doch zu nichts, weil sie sich ständig um andere kümmern müssen. Sie streben nach etwas was man nicht sieht und dafür geben sie dann alles. Die beiden Männer hatten sichtlich Spaß an ihrer Analyse und warteten mit einem Lächeln auf meine Verteidigungsrede. Ich schaute sie an und meinte nur: Ja, ihr habt ganz gut getroffen, was Kirche und Christsein ist. Vielleicht würde ich manches anders ausdrücken, aber ja, Die Kirche ist besonders für die Menschen die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, ist ein Platz für besondere Menschen, in jeglichem Sinne. Es stimmt, das ganze Leben auf etwas auszurichten, was man nicht sehen kann, nämlich Gott, finde ich selbst manchmal etwas merkwürdig, das möchte ich gar nicht leugnen. Und, ich finde es nicht schlimm, wenn es Menschen gibt, die sich nicht nur um sich selbst drehen und immer zuerst an sich denken. Und mal ehrlich: Mit wem arbeitet ihr den lieber zusammen? Wir hatten noch ein langes Gespräch und haben uns dann „auf ein Bier“ verabredet“.
Als ich am Abend über diese Begegnung nachdachte, kam mir das Gleichnis vom „Schatz im Acker“ in den Sinn, in dem Jesus seinen Jüngern versucht zu erklären, warum es in seinem neuen Reich geht oder wie wir heute sagen würden: Um was es im Christsein überhaupt geht. Er erklärte ihnen dies mit nur zwei Sätzen: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war und von einem Mann entdeckt wurde. Der Mann freute sich so sehr, dass er, nachdem er den Schatz wieder vergraben hatte, alles verkaufte, was er besaß, und dafür den Acker kaufte.“ (Mt 13,44)
Das Gleichnis vom ‚Schatz im Acker’, wo der Finder des Schatzes alles was er besitzt verkauft, um eben diesen Schatz zu bekommen. Für den Finder ist in diesem Moment alles loslassen ein Gewinn, weil er genau weiß, dass er was Größeres und Wertvolleres bekommen wird. Das hat er zwar noch nicht, aber es bestimmt jetzt schon sein Denken, Glauben und Handeln. Wer den Schatz hingegen nicht sieht, wird nur den eigenen Verlust sehen und diesen beklagen. Der Schatz ist das Ziel. Bis man ans Ziel kommt, verändert sich die Gegenwart. Nur wenn es einen kostbaren Schatz gibt, lohnt sich auch der eigene Verzicht. Das Himmelreich selbst beschreibt wiederum die Beziehung zu Gott selbst, darin liegt der Schatz verborgen, in der Gemeinschaft, in der Nähe zu ihm. Obwohl dies erst in der Ewigkeit bei Gott selbst richtig zu verstehen und zu leben ist, beginnt es hier auf Erden. Durch den Heiligen Geist können wir schon jetzt etwas von der wunderbaren Gemeinschaft mit Gott erleben. Und es verändert unser Leben, weil sich die Perspektive verändert. Christen wissen, dass da noch was kommt, auch wenn uns hier auf Erden der Schatz noch gar nicht gehört. Der Tübinger Theologe Hans-Joachim Eckstein hat dies Mal wunderbar ausgedrückt: „Eine Hoffnung, die unsere Gegenwart nicht tiefgreifend verändert, ist nicht wirklich aus der Zukunft bei uns angekommen. Denn da wo Hoffnung einkehrt, verwandelt sich die Gegenwart.“ Also, die Hoffnung beginnt jetzt und verändert unser Sicht auf das Leben, den Alltag und das was wirklich wichtig ist.
Was für eine wunderbare Begebenheit! Ich musste richtig lächeln und daran denken, was Philip Yancey in “Whats so amazing about Grace” erzählt von dem Professor, der Christ war, und einen atheistischen Studenten empfing im Büro. Der Student sagte: “Ich glaube nicht an Gott.”
Und der Professor erwiderte: “Erzählen sie mir, an welchen Gott sie nicht glauben, vielleicht habe ich mit dem auch nicht viel am Hut.”
Die Kirche als ein Ort derjenigen, die nicht alleine klarkommen ist eine großartige Zusammenfassung – dann wäre das Evangelium das Anerkennen, nicht alleine klarzukommen, und das Erbeten der Hilfe dessen, der alleine klarkommt (Gott)? 🙂
Lieber Gruß,
RE
Danke, ja ich mag Yancey! 😉