Ein Interview mit Dietmar Roller, Leiter IJM Deutschland
Du bist Leiter von IJM Deutschland, warum braucht es so eine Organisation wie IJM die sich für Menschenrechte einsetzt überhaupt?
IJM setzt sich für arme und rechtlose Menschen auf der ganzen Welt ein. Arme Menschen haben oftmals keinen Zugang zum Rechtssystem ihres Landes und dadurch werden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Dadurch befinden sie sich in einem rechtslosen Zustand und genau das ist der Nährboden auf dem eine neue Art der Sklaverei, wie vor hunderten Jahren entsteht. Und wir als Christen sollen und können nicht zuschauen, wie Millionen von Menschen versklavt werden. Dieses Unrecht schreit tatsächlich zum Himmel
Wie sieht diese Sklaverei denn aus? Was sind momentan die größten Herausforderungen?
Sklaverei als eine Folge von Armut und eine Form von strukturierter Gewalt. Momentan haben wir weltweit etwa 35 Millionen Menschen in Sklaverei, ich persönlich denke, dass es mehr sind. Wir wollen als IJM einzelne befreien, aber durch diese Befreiung von Einzelnen werden Muster gesetzt durch die wir das ganze Rechtssystem reformieren wollen. Deshalb schulen wir Polizei, Staatsanwaltschaft etc. Studien belegen, dass dies tatsächlich etwas verändern kann, zum Beispiel in Ländern wie Kamtschatka, dort hat sich in den letzten zehn Jahren massiv was verändert, so dass Zwangsprostitution, Kinderhandel etc. sehr stark zurückgegangen sind. Aber dann müssen alle Kräfte zusammen spielen: Zivilgesellschaft, Regierung und NGOs wie IJM.
Am Studientag erscheint ein Buch mit dem Titel „Schrei nach Gerechtigkeit!“ das von dir mit herausgegeben wird. Braucht es einen Aufschrei in Deutschland über soviel Ungerechtigkeit?
Wir Christen haben viel zu lange geschwiegen und zugeschaut. Wir haben heute beim Thema Sklaverei Zustände wie zu Zeiten von Wilberforce. Dort war es die Sklaverei in den Kolonien, das Elend war weit weg und in Europa war man nicht direkt betroffen. Heute ist es ähnlich, wir sind erschüttert, wenn wir die Zahlen hören, aber es ist doch weit weg. Was hat das mit uns zu tun? Aber die Ungerechtigkeit der Menschen schreit zum Himmel und der Schrei nach Gerechtigkeit ist ein Auftrag an uns Christen. Grundlage der Sklaverei ist Rassismus – früher und heute. Andere Kulturen sind niedriger und weniger wert. Aber wir Christen sagen: Alle Menschen sind vor Gott gleich und haben die gleichen Rechte und deshalb auch die gleichen Zugänge zu Rechtssystemen oder auch Religionen. Deshalb: Wir müssen unsere Stimme erheben!
Was heißt das für unsere Situation in Deutschland?
Die jetzige Situation beängstigst mich, denn Parteien wie die AfD bekommen immer mehr Zulauf und ihre populistischen Parolen, wie zuletzt der Schießbefehl an den Grenzen tritt die gottgegeben Würde der Menschen mit Füßen. Wehret den Anfängen, denn hier wird Rassismus salonfähig gemacht. Hier braucht es eine klare Stimme der Christen und zwar für die Würde jedes Menschen, unabhängig seiner Herkunft oder Religion.
Du kommst als Hauptredner zum 9. Studientag Gesellschaftstransformation, was können gerade Christinnen und Christen zu dem Thema beitragen?
Der Studientag soll Mut machen, Antworten zu finden, wie wir Teil der Bewegung gegen Rassismus, Sklaverei und Menschenhandel werden können. Manchmal denken wir, wir können nichts machen, aber das stimmt nicht. Gemeinsam können wir uns für Menschen einsetzen und auf den „Schrei der Ungerechtigkeit“ reagieren. Ich freue mich sehr auf den Studientag.
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