Als kleiner Junge wird man von Erzieherinnen im Kindergarten erzogen, zuhause kümmert sich vorwiegend die Mutter um einen, „Vater ist bei der Arbeit“. Auch in der Grundschule sind die meisten Lehrer weiblich und als christlich sozialisiertes Kind sind auch die Mitarbeiter im Kindergottesdienst Frauen. Dann beginnt das Teenageralter und endlich werden Frauen interessant. Da haben die meisten aber schon einen deutlichen Frauenüberschuss in ihrem Leben gehabt. Was für Konsequenzen hat das für die Entwicklung der heranreifenden Männer? Was für Ausprägungen auf ihr Gottesbild? Wie soll ein Mann ein Mann werden unter lauter Frauen?
Aber damit ist die Entwicklung ja nicht abgeschlossen, Männer haben sich in der Gemeinde weitgehend auf die Leitungsebene zurückgezogen. Die Arbeit an der Basis machen die Frauen. Dies gilt sowohl in den Gemeinden in Deutschland als auch in der Mission weltweit. Zweidrittel alle Missionare sind Frauen, ähnlich sieht es bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Gemeinde aus. Wir könnten ja mal eine Umfrage starten und jeder Blogleser/in zählt alle ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Gemeinde, ich bin sicher, dass die Empirie meine Aussagen stützen würde.
Warum ist das so? Warum wollen Männer nicht so gerne in der Gemeinde mitarbeiten? Haben sie keine Zeit? Haben sie keine Lust? Können sie es nicht? Wollen sie nicht? Fühlen sie sich nicht wohl? Wird nicht ihre Sprache gesprochen? Ihre Methoden angewendet? Ihre Lieder gesungen? Gibt es zu wenig Bier und zu viele Gespräche?
Ja, es gibt zu wenig Bier. Das liegt aber daran, dass die Männer, die zur Gemeinde gehen so tun, als wäre das eine ganz andere Welt. Bier und Gemeinde riecht schon verdächtig =)
Aber zu den wichtigeren Sachen. Ich denke, es gibt tatsächlich mehr Frauen als Männer in den Gemeinden. Aber ob darin das Problem liegt?
Früher gingen Mann und Frau zur Kirche, weil das dazu gehörte. Heute existiert dieser soziale Faktor nicht mehr. Ausser vielleicht zu Weihnachten in einem kleinen Dorf.
Daher muss man sich fragen was bringt Männer in die Gemeinde/Kirche? Das Ausbleiben der Männer hängt dabei vlt. mehr vom “Cocooning” als von den vielen Frauen ab.
In traditionellen Gemeinden und Gemeinschaften gibt es doch gar nicht so viel “Gerede”. Oder? (Ich bin da etwas unsicher, weil ich nicht aus traditionellem Hintergrund komme.)
Vielleicht besteht die Gefaht einer “Überweiblichung” (Sorry für den miesen Ausdruck) eher in modernen Gemeindenformen und die Emerging Churches. In diesen Gemeindeformen liegt aber auch riesiges Potential für Männer. Fußballspielen und schauen. Mit Bier natürlich ^^. Für junge Männer vielleicht eine LAN-Party bzw. ein Tournier.
Damit hat aber noch keine Mitarbeiter. Da hilft vlt. mit den paar Männern die da sind anfangen und was “cooles” machen. Am besten extra für Jungs. ^^ Erlebnistour in Rumänien. In der ersten Woche saniert man ein Waisenhaus und in der zweiten Woche stapft man erlebnispädagogisch durch die Pampa.
Ach so.. und viel Kicker spielen. Männer lieben die Herausforderung. =)
hm, also in meiner Gemeinde gab es LAN Partys (das Verhältnis Jungs – mädels war aber sogar ausgeglichen!), wir spielen viel Kicker, es gibt traditionell zum Frauenfrühstück ein Männerabend mit grillen, bier und der gleichen Referentin (wenn ich waählen könnte würde ich das auch lieber machen, als dsa Frauenfrühstück 😉 …
und dennoch haben wir vor allem weibliche Mitarbeiter und bei uns geht das sogar bis in die Leitungsebene hinauf. Wenn ich Männer versuche zur Mitarbeit zu motivieren, höre ich immer das gleiche Argument: Sie sind so fertig von der Arbeit, dass sie nicht mehr mitarbeiten können. Das war ich erst mal gar nicht zu bezweifeln, sie arbeiten wirklich viel.
Dennoch kommt für mich die Frage warum Frauen das anscheinend öfters hinbekommen als Männer selbst wenn sie sogar berufstätig sind (von den “Haushaltsmanagerinnen” mal ganz zu schweigen…;-)) Sind Frauen belastbarer und spüren sie einfach mehr, dass sie gebraucht werden? Wollen sich männer vielleicht gar nicht so auf die Gemeinde emotional einlassen? Ich habe oft auch das Gefühl, dass sich Männer auf das “Gemeindeleben” nicht so einlassen wollen. Es ist eine andere Welt für sie, die sie nur besuchen….
@manfred: Das sind alles gute Ideen, die für mich erste Schritte sind. Aber es gibt ja noch die Kernprobleme: Gottesdienst, Kleingruppe (Hauskreis) und Mitarbeit. Wie sieht es da aus mit der Feminisierung? Ist vielleicht mal eine Dekonstruktion nötig!?
@sandra. Du legst gleich die Finger in die Wunden! 🙂 Männer sind weniger belastbar und identifizieren sich nicht mit der Gemeinde. Ich bringe es einfach mal so auf den Punkt., weil ich glaube, dass an beiden Punkten was dran ist, die Frage ist nur: Was steckt dahinter? Wie hängen sie zusammen? Und was können wir dagegen tun?
Wir haben das Problem/Phänomen, dass in den letzten 10 Jahren viele verheiratete Frauen in unsere Gemeinde gekommen sind, sich in Hauskreisen und Gottesdiensten wohlfühlen… Doch ihre Männer kommen vielleicht mal an Weihnachten mit, halten vom “Glauben” wenig bis gar nichts und haben mühsam und meist unwillig die Veränderungen bei ihren Frauen akzeptiert. Wir beten seit Jahren für Veränderung aber bisher tat sich nichts – vielleicht weil wir nichts tun … aber was sollen wir tun??
In unserem Kirchenvorstand sind mehrheitlich Frauen, was sie selbst als unbefriedigend empfinden…
Oh sorry, hier gings ja um Erkenntnisse die weiterhelfen und nicht um mitheulen … wenn ich nur Ideen hätt….
@ebbelwain: Nein, es geht auch um eine ehrliche Bestandsaufnahme!! Das kommt nämlich meist zu kurz, deshalb ist dein Beitrag echt gut. Der erste Fehler vieler Gemeinden ist doch, dass sie sich die Probleme gar nicht eingestehen und dann wird alles “geistlich zugekleistert”!
@Toby
Stimmt auf so einen Hauskreis ala “jetzt sagt jeder wie’s im geht und dann reden wir über Probleme” hätte und habe ich keinen Bock.
Männer verstehen sich halt so gut. Die müssen nicht viel “verbal kommunizieren”. Oder sie können sich nicht ab und reden auch nicht viel =)
Vielleicht BRAUCHEN Männer einfacht was zu tun. Vielleicht muss man “zielorintierter” zur Mitarbeit einladen. Nicht “Wer macht Jungschar?”, sondern “Wer ist hier der große Bruder, der den Kids beim Großwerden hilft?”
Vielleicht hilft aber auch die Sache über die Identifikation. Wenn der eigene Schweiß drin steckt, wird das Projekt interessant.
Vielleicht hilft auch “Großdenken”. Was ist Gemeinde? Die olle Kirch oder der langweilige Hauskreis? Warum nicht eine Firma gründen, um so der Arbeitslosigkeit in der Region Paroli zu bieten. Das aber bewusst von ein paar Männern als Gemeindepojekt laufen zu lassen. Oder sich konkret für Ortsdinge einzusetzen. Was weiß ich: Ein paar Männer aus der Gemeinde machen Abends noch eine Tour und sprechen herumstreunende “Problemjugendlich” an und verbringen ein bisschen Zeit mit ihnen. Dabei sinkt die Kriminalität und die Männer machen was cooles, weil sie mit den “bösen Jungs” rumhängen. Ich denke, es könnte helfen, visionär zu denken. Männer retten doch gern die Welt – oder? Also könnte “moderenes Rittertum” helfen…
Wenn Mann erst mal Lunte gerochen hat, ein Held zu sein, dann wird das echte Leben viel cooler als CSI in der Glotze =)
@manfred
find ich ne gute Idee, v.a. das mit um rumziehen und die ProblemJugendlichen aufsammeln…
aber vllt liegt da auch ein weiteres Problem. Die Männer fühlen sich oft pädagogisch nicht der Anforderung gewachsen. Ich sage hier bewusst fühlen, denn ich denke viele sind es. Aber sie trauen es sich nicht zu! Kann es sein, dass Männer in dieser Richtung weniger Selbstbewusstsein haben?? wo kann man da ansetzen?
@sandra
Wer keinen Erzieher hatte, ist unsicher als Erzieher. Obwohl ich den besten Pädagogikdozenten ever hatte (der Vater eines gewissen Toby), war/bin ich selber in der Praxis unsicher.
Das merke ich dann, wenn ich mal auf Kinder von Freunden aufpasse, mit meinem Neffen spiele oder Kinderprogramm mache.
Gleichzeitig schiebt man(n) es schnell gern auf eine Frau ab. Man(n) hatte ja immer Erzieherinnen. Die müssen das doch können…
@Manfred: ich versteh deinen Ansatz. Und denke auch, dass es an diesen speziellen Männerangeboten mangelt. Dieser wir verbringen Freizeit miteinander-Gedanke lässt auch mit mich nicht los (à la Männerarbeit der Elia-Gemeinschaft Erlangen). Irgendwas in dieser Richtung werden wir wohl ausprobieren.
Aber es ist schon interessant, dass es vielen Gemeinden ähnlich geht. Und letztlich hat weder die Gesellschaft noch wir die richtige Antwort auf den in seiner Rolle verunsicherten Mann… Vielleicht werden uns die heute 15jährigen in 10 Jahren sagen, wie es geht – denn die wachsen ja damit auf.
@ ebbelwain
Bei den Jesus Freaks in Eppingen haben wir halt den Vorteil, dass wir vom StartUp her Freunde waren. Außerdem ist manches organisch gewachsen. So hat z.B. einer der Jugendlichen angefangen Donnerstags zu kochen. Manchmal jammen wir auch ein bisschen. Wir haben ein Basketballkorb in der Gemeinde und manchmal machen wir irgendwelche Aktionen. Da ist “automatisch” was für Frauen und Männer dabei.
@manfred/sandra: Ich glaube auch, dass es nicht an den pädagogischen Fähigkeiten liegt, die kann man lernen udn trainieren, sondern am Mut Vorbild für Kids zu sein und es ist einfach nicht angesagt, dass Männer z.B. Kinderarbeit in der Gemeinde machen…
Vielleicht ist Männern Freundschaft wichtiger als Gemeinschaft???
Genau das Bier … ne Quatsch.
Is echt nicht einfach.
Ich bin voll dankbar, dass ich im Moment recht gut verfügbar für meine kleine neue Familie. Unterricht is morgens … der Rest läuft zuhause.
Hat auch seine Herausforderungen … gerade wenn man sich noch in alles reinfindet … aber wir genießen das Vorrecht …
Mal sehn wie wir das später managen. Is aber auf jeden Fall n wichtiges Ding
@toby erklär mal für ne Frau wo der Unterschied zwischen Freundschaft und Gemeinschaft liegt, bedingt sich das nicht? Also ich habe mit meinen Freunden gemeinschaft und wenn ich mit meinen bekannten Gemeinschaft habe, wächst für mich Freundschaft….
@sandra: Ich glaube, dass es vielen Männer schwer fällt “Smalltalk” zu halten, Themen finden und alles was größer ist als zwei Leute ist manchmal schon zu viel. Außerdem ist der Rahmen in einer Freundschaft oft, dass man zusammen was macht, Sport, Kneipe etc. Ein Hauskreis ist schon wieder verbindlich im Rahmen und inhaltlich nicht selbst gestaltbar, macht mann halt, weil es dazu gehört. Gemeinschaft als frommes Prinzip.
Ich denke es ist einfach so , dass bei vielen Veranstaltungen die Bedürfnisse von Männern einfach nicht vorkommen. Es gibt halt nunmal wenig Männer die gern singen.
Gemeinschaft und dabei auch ernsthaft über ein Thema nachdenken, das funktioniert denke ich mehr als ein Gottesdienst. Zumindest erlebe ich das in meiner Gemeinde (traditionelle evangelische Gemeinde) , da kommen zum Männervesper (da kommt dann ein Referent zu einem Thema , aber es gibt eben auch Bier, lecker Essen, Späße und sowas) mehr “außenstehende” Männer als zu nem Gottesdienst.
Wenn es um junge Männer geht, dann finde ich persönlich (und die meisten der Männer in dem Alter die ich kenne) die “normalen” Programme als zu enggefasst.
Wir wollen einfach nur abhängen und vor allem auch mal Unsinn reden dürfen.
Ist es ein Vorurteil oder ist es wirklich so dass die meisten Frauen auf Unsinn reden keine Lust haben udn stattdessen immerzu “tiefe” Gespräche wollen (“was denkst du gerade ? ” und so ein mist) .
Naja etwas wirr, sorry !
Die Frage ist, was sind die Bedürfnisse von Männern? Wie verschieden sind sie und gibt es da so was wie einen Querschnitt. Jeder Mann denkt ja, dass er nicht den Klischees entspricht, oder?
gute fragen. ich glaube dass unsere gemeinden immer noch zu wenig speziell für uns männer anbieten und wir finden wie unseren platz nicht.
wir wollen nicht das gleich machen wie im alltag und alles andere scheint von frauen dominiert zu sein oder wird innerlich (ab) gewertet (klassisches beispiel wie auch von dir hier schon oft erwähnt die kinderarnbeit). eine gabenorientierung und die sicht von uns, dass alles was wir machen, die gleiche wertigkeit hat und ein sichtbar machen des reiches gottes ist, fehlt häufig.
Ich finds in dem Zusammenhang ja ganz interessant, sich mal die von Männern dominierten Gemeinden anzuschauen (nein, ich nenne jetzt keine spezielle Gemeindeform ;))… Da müssen sich die Männer ums Konzept kümmern und keiner kann sich damit entschuldigen, dass die Frauen das Programm bestimmen. Und? Ist das Programm das manngerechter?
uHallo co
Mir würde zum Weiterdenken aber eine konkrete Gemeindeform helfen. Ich habe schließlich auch nur einen begrenzten Einblick.
Meinst Du konservative Brüdergemeinden, die Römisch Katholische Kirche? Die sind ja (meist) männerdominiert. Aber ich denke da muss man wieder ganz anderes ran gehen. Da spielen zu viele andere Faktoren rein.
Mir hilft dieser ganze Blogeintrag sehr. Ich denke dann erst mal an “meine Gemeinde” (sehr egoistisch) und schaue, wo man da noch was gewinnen kann bzw. die gleichen Probleme hat.
@co: Genau das glaube ich nicht, der Rückzug der Männer in die LEitung bedeutet erstens nicht, dass sie alles bestimmen und zweitens, dass sie das Programm gestalten, vieleicht im gottesdienst, aber nicht in den ganzen Mitarbeitersachen…
Also, wenn ich an meine Sonntagschulzeit zurückdenke, fallen mir spontan fast nur Männer ein. (Brüdergemeinde) In meiner jetzigen Gemeinde (CVJM+EG) wird der Kindergottesdienst interessanterweise auch ausschließlich von Männern gestaltet.
Aber ich verstehe das Problem ja – das Genannte ist eher die Ausnahme.
Aus meiner Zeit als aktives Jugendkreis-Mitglied kenne ich das Phänomen: Viele engagierte junge Mädels, die ordentlich was reißen wollen und Jungs, die sich zurück lehnen und ausschließlich konsumieren. Und das in einem Alter, wo sie sich definitiv noch nicht mit beruflicher Auslastung entschuldigen können.
Woran liegt das? Ziehen Männer sich generell gerne zurück, wenn Frauen da sind, die bereit sind, Aufgaben zu übernehmen??
@co: ERstmal muss ich sagen, das ich es super finde, wenn Männer sich in der Gemeinde engaggieren und wenn das in der Kinderarbeit ist, respekt. Aber das sind leider die Ausnahmen, da hast du recht, das Thema “Rückzug” ist ein zentrales in den GEmeinden. Wann zieht man(n) sich zurück? Wenn man unsicher ist?Wenn man sich mit der Sache nicht identifiziert? Wenn man sich nicht durchsetzen kan? Wenn es nicht so läuft wie man sich das vorstellt?…
Zu wenig Bier …