Eine dritte Quelle der Theologie der Radikalen Evangelikalen (RE) stellt die Theologie des Social Gospel dar, wie sie in den USA Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte. Es betonte besonders die Tatseite des Evangeliums und wendete sich an die Menschen, die aus dem sozialen Netz gefallen sind (Armut, Alkoholismus, Kriminalität, ethnische Konflikte etc.). Ein wichtiger Vertreter war der baptistischen Theologen Walter Rauschenbusch. Sein 1917 erschienenes Buch „A Theology of theSocial Gospel“ ist das Hauptwerk der Bewegung. Darin unterstreicht Rauschenbusch die soziale Seite des Evangeliums und versucht die zentralen Lehren des Evangeliums sozial zu interpretieren. Sowohl Sünde als auch Erlösung werden sozio-strukturell begriffen und das Reich Gottes in der Herstellung einer gerechten sozialen Ordnung gesehen. Die RE nehmen Rauschenbuschs Forderung nach einem sozialen Verständnis der Sünde und Erlösung auf, ohne jedoch die persönliche Dimension fallen zu lassen. Sider begrüßt beispielsweise die Korrektur der im individuellethischen stecken gebliebenen Theologie der Evangelikalen durch Social Gospel, fordert aber zugleich eine ganzheitliche Theologie, die sowohl die persönliche als auch soziale bzw. strukturelle Sünde, sowohl die Bekehrung als auch soziale Veränderung ernst nimmt. Aus dem social gospel sind auch einige Irrungen hervorgegangen wie die Meinung, dass die Wiederkunft Jesu erst geschieht, wenn die Menschen alle sozialen Probleme beseitigt haben.
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Irgendwie fällt mir dazu gerade das ein, was ich neulich über eine weitere krasse Aktion von Günter Wallraff gelesen habe (http://kulturgut.erf.de/?p=462) – auch wenn der gute Mann sich sicher nicth zu Vertretern des “Social Gospel” zählen würde… 😉