„Wort und Tat: Wie wichtig ist Evangelisation?“

Christsein, Theologie
In den letzten Monaten wurde ich vermehrt darauf angesprochen, wie ich zum Thema Evangelisation stehe und im letzten Post habe ich dazu ja schon ein paar Gedanken geschrieben. In den Gesprächen wurde ich immer wieder gefragt, warum viele junge Christinnen und Christen sich mit dem Wort Evangelisation so schwer tun würden, ja sogar dagegen seien. Dies ist eine durchaus berechtigte und interessante Frage, die meines Erachtens damit zu tun hat, was man unter dem Wort Evangelisation überhaupt versteht. Evangelisation muss meiner Meinung nach immer in einer Spannung zwischen dem jeweiligen gelebten Kontext (und seinen Menschen) und dem verkündeten Evangelium stehen, nur wenn diese Spannung aufrechterhalten wird, wenn die Angesprochenen auch die gute Botschaft von Gottes Heil, Versöhnung und Gerechtigkeit verstehen können, dann macht Evangelisation Sinn. Da können wir sehr viel von interkultureller Mission lernen, wo es keine Mission ohne Kontextualisierung des Evangeliums gibt. Außerdem muss geklärt werden, was überhaupt unter dem Wort „Evangelisation“ verstanden wird. Eine Definition, die mir gut gefällt, stammt vom Missionswissenschaftler David Bosch:

„Evangelisation kann definiert werden als diejenige Dimension und Aktivität der Mission der Kirche, die versucht jeder Person, an jedem Ort, eine wirkliche Gelegenheit anzubieten, um unmittelbar durch das Evangelium zum expliziten Glauben herausgefordert zu werden. Das schließt die Perspektive ein, ihn (Christus) als Retter anzunehmen, ein lebendiges Glied seiner Gemeinde zu werden und in den Dienst der Versöhnung, des Friedens und der Gerechtigkeit auf Erden aufgenommen zu werden.“ (Bosch 2012, 626)

Mission umfasst dagegen weit mehr, wie etwa das Einsetzen für soziale Gerechtigkeit, den interreligiösen Dialog oder der Einsatz gegen strukturelle Ungerechtigkeit. Während Evangelisation den Einzelnen sieht, umfasst Mission auch ganze Gruppen (zum Beispiel Volksstämme und Ethnien vgl. Mt 28). Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Integration von Evangelisation in die Kirche selbst, noch mal Bosch: „Die missionarische Kirche ist zunächst und vor allem die örtliche Gemeinde an jedem Ort der Welt“ (Bosch, 2012, 466). Aber in den letzten Jahrzehnten war dies für manche Kirchen und Gemeinden eine Schwierigkeit und evangelistische Veranstaltungen waren eher einer missionarischen Identität hinderlich, da man dachte, dass man dies durch Evangelisationen, die man alle paar Jahre durchführt, „abgehakt“ hat. Dies hat wiederum historische Gründe, da das Wort Evangelisation in Deutschland sehr stark von Billy Graham und seinen Massenevangelisationen (und den daraus entstandenen deutschen Veranstaltungen wie ProChrist oder JesusHouse) geprägt wurde, so dass viele junge Christinnen und Christen damit aufgewachsen sind, dass in ihrer Gemeinde alle paar Jahre eine „Großevangelisation“ in der jeweiligen Stadthalle (oder ähnlichem) stattfand in der ein mehr oder weniger bekannter Evangelist (kaum Evangelistinnen oder eben eine Übertragung), mehr oder weniger erfolgreich eine Woche (manchmal auch zwei) predigte und die Menschen aufrief nach vorne zu kommen, um ihr Leben Jesus ganz zur  Verfügung zu stellen. Ob dann Leute nach vorne kamen, hing natürlich an vielen Dingen, aber vor allem daran, ob die Leute aus der Gemeinde ihre nicht frommen Nachbarn und Kollegen zu der Veranstaltung mitgebracht hatten, sofern sie denn welche hatten. Und damit wurde das Thema Evangelisation für die nächsten Jahre wieder ad acta gelegt. Es geht gar nicht darum, diese Art von Evangelisation jetzt als richtig oder falsch darzustellen, dies müsste man im Einzellfall prüfen, sondern festzuhalten, dass insgesamt oftmals eine Verengung des Begriffs Evangelisation stattgefunden hat. Eine weitere sehr verbreitete Form von Evangelisation wird häufig mit dem Wort „Freundschaftsevangelisation“ beschrieben. Jürgen Mette hat dies zu recht mal als Unwort des Jahres bezeichnet, weil es Menschen zu „Missionsobjekten“ degradiert. Es geht also nicht darum nicht zu evangelisieren, sondern eher nach dem theologischen Verständnis und der methodischen Umsetzung zu fragen. Viele gute, umfassendere und frische Evangelisationsansätze und Diskussionen um dieses Thema gibt es beispielsweise bei der agje (Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation) oder der amd(Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Kirchen). Eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema gibt es übrigens ab September in Band 5 unserer Reihe Transformationsstudien von Johannes Reimer mit dem Titel: Leben. Rufen. Verändern: Chancen und Herausforderungen gesellschaftstransformatorischer Evangelisation heute.

17 Comments

  1. “Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits.
    Der Kampf geht seit eh und je um das arbeitsfreie Einkommen, das die Zinsbezieher einstreichen, indem sie den Arbeitsertrag der Werktätigen kürzen. Dass die erste Gruppe bisher immer siegreich war, braucht nicht erst erwähnt zu werden. Zahlenmäßig ist die Gruppe der Sieger verschwindend klein.
    Die unterlegenen Werktätigen hat ihre riesenhafte Überzahl bisher nichts geholfen, sie blieben in allen Ländern erfolglos, und sie waren es auch, die in Wirklichkeit alle Kriege und Revolutionen “verloren” haben. Sie erkannten nie die zwei Fronten (hier Monopol, hier Arbeit), die sich in Politik und Wirtschaft seit jeher unversöhnlich gegenüber standen, einfach deshalb nicht, weil sie dem optischen Eindruck erlagen und im Privatbesitz der Produktionsmittel die Ursache der Ausbeutung und im Unternehmer den Ausbeuter sahen; sie ließen sich verleiten, die Politik zum Tummelplatz der so genannten “Weltanschauungen” und “Gesinnungen” (konservativ-liberal, … bürgerlich-proletarisch, links-rechts, usw.) zu machen, anstatt sich auf die wirtschaftlichen Realitäten zu beschränken und den Kern des Problems, die Monopole, anzugehen. Die Folge: Ihre heillose wirtschaftspolitische Verwirrung und ihr Misserfolg.”

    Otto Valentin (“Warum alle bisherige Politik versagen musste”, 1949)

    Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wer “politisch” denkt, hat noch gar nicht angefangen zu denken:

    (Lutherbibel 1984 / Genesis_3,6) Und die Frau (Finanzkapital) sah, dass von dem Baum (Geldverleih) gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht (Urzins) und aß und gab ihrem Mann (Sachkapital), der bei ihr war, auch davon und er aß.

    Silvio Gesell: Die Übertragung des Urzinses auf das Sachkapital
    http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/5_4.htm

    Alle elementaren volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, die mit genialen, archetypischen Bildern und Metaphern in Genesis_1,1-11,9 exakt umschrieben sind, wurden durch die Überdeckung mit gegenständlich-naiven Fehlinterpretationen (so genannte Exegese der Priesterschaft) über Jahrtausende aus dem Begriffsvermögen der halbwegs zivilisierten Menschheit vollständig ausgeblendet. Da es egal ist, welchen Unsinn die jeweilige Priesterschaft redet, solange die eigentliche, makroökonomische Bedeutung im Verborgenen bleibt, erfüllen die Priester noch heute ihre Aufgabe, auch wenn sie schon lange nicht mehr wissen, was sie tun (etwa seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert).

    Heute muss man darum nicht nur sprichwörtlich sondern tatsächlich bei Adam und Eva anfangen, um an Hochschulen indoktrinierten “Wirtschaftsexperten” oder von der Masse gewählten “Spitzenpolitikern” die Marktwirtschaft zu erklären:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

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  2. Hi Tobi, coole Reihe.
    Meine 2 Cent: Ich halte Mission für extrem wichtig, da müssen wir meines Erachtens starten (Thema: missional).
    Evangelisation erlebe ich oft als eine Verengung oder Verkürzung von Mission. Wir sind gesandt und berufen, Jünger zu machen. Scott McKnight schreibt so genial “We have created a ‘salvation culture’ and mistakenly assumed it is a ‘gospel culture.'” We are not really evangelical in the sense of the apostolic gospel, but instead we are soterians.” in: The King Jesus Gospel.

    Beim Focus auf Mission und zu Jüngern machen passiert das nicht so schnell. Wir mögen vielleicht viele Bekehrte in unseren Kirchen haben, aber wie viele Jünger wir haben, die den Auftrag eines Jüngers aufnehmen, kann sich jeder selbst denken.
    Ich mag David Watsons Ansatz: We disciple to conversion, not: we convert to disciple.
    Das Thema “Freundschaftsevangelisation” habe ich aus anderen Gründen ad acta gelegt, siehe mein Post dazu.
    Aus anderen Gründen als du beschreibst (Missionsopfer ist für mich eine Verkürzung), aber nevertheless nicht weniger hilfreich.
    LG aus Hamburg!
    David

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  3. Danke, interessante Gedanken (hier und auf deinem blog), zum Thema MIssion bzw missional komme ich noch! 😉

    Zwei FRagen/Anmerkungen:
    a) Ist die „apostolischen“ Beziehung nicht doch wieder Freundschaftsevangelisation durch die Hintertür?
    b) Wie kann man nicht Jünger sein, wenn man bekehrt ist? Das verstehe ich nicht so ganz, es gibt sicherlich unterschiedliche Definitionen von Jüngerschaft und auch Intensitäten, aber gar nicht…

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  4. meine zwei Scherflein:
    @David
    “We disciple to conversion, not: we convert to disciple”.
    Eingängiger Satz, nur leider nicht in Einklang mit der biblischen Reihenfolge.
    Überall in modernen christlichen Kreisen hören wir Warnungen vor “individual-soteriologischer” Verkürzung oder Verstümmelung des Evangeliums, als hätte Christus nicht gesagt:
    “Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur!” und: “Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes!”
    Was die Welt mehr als alles andere (d. h. noch mehr als gesellschaftliche Transformation und soziale Gerechtigkeit) braucht, ist eine klare Ansage, wie die Menschen gerettet werden und dem kommenden Zorn entfliehen können.
    Alles andere ist Folge.
    Grüße ebenfalls aus Hamburg

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  5. Hallo Toby,
    danke für die Blumen.
    Zu deinen Fragen:
    a) apostolische Beziehungen sind ziemlich upfront. Da ist von vornherein klar, warum ich da bin.
    Ich frage meist in der dritten oder vierten Frage, ob es irgendetwas gibt, für das ich beten kann?
    In solchen Situation bin ich ganz klar “Gesandter” (und nur deshalb rede ich von “apostolisch”, es geht mir null um diesen obercharismatischen Bull… ala “ich bin hier der Chef”.

    b)Das stimmt, das muss man etwas erklären. In einer Hinsicht gebe ich dir Recht. Alle Christen sind irgendwie Jünger (Schüler,Nachfolger) Jesu.
    Aber mir geht es um diesen Akzent: Ein Jünger setzt die Dinge von Jesus um, setzt sich aktiv dafür ein, dass eine neue Generation von Jüngern durch ihn entsteht, macht zu Jüngern.
    Ich habe “Christen” kennengelernt, die 10-20 Jahre “Christen” sind, aber immer noch keine Ahnung davon haben, was es bedeutet, Jesu Stimme zu hören, gewinnbringend die Bibel zu lesen, ganz zu schweigen davon, dass sie aktiv für Kranke beten, Dämonen austreiben etc.
    Ein Christ ist ein Jünger, wenn er Jünger macht.
    Das ist hier wirklich sehr verkürzt (muss gleich die Kids in den Kiga bringen), aber es geht darum, dass Jünger mehr ist als allein “gerechtfertigt aus Glauben”.
    Ein bisschen in die Richtung von Fan or Follower?

    Macht Sinn?
    LG!
    David
    PS: Gibt es auf Blogger eine Möglichkeit, sich bei neuen Kommentaren per Email benachrichtigen zu lassen?

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  6. @Hans-Christian:
    Da du glaube ich der bist, der endlose Kommentardebatten auf Tobys Blog führt, kündige ich vorher an: Ich werde einen Kommentar machen, aber nur einen. Meine Zeit ist darüberhinaus einfach zu knapp.

    Die Reihenfolge ist absolut biblisch: Jesus forderte in Mat 28 die Jünger auf, Menschen zu Jüngern zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass man nur Christen zu Jüngern machen kann, weil man erst jemanden bekehren muss (oder er/sie sich bekehren muss), damit man ihn zu einem Jünger machen kann, dann hätten die Jünger nicht viel zu tun gehabt.
    Jünger machen (hier fehlt uns ein gutes deutsches Wort, to disciple ist viel besser) fängt aber schon dann an, wenn Leute noch gar nicht begriffen haben, wer Jesus ist. Wann haben sich zum Beispiel die 12 bekehrt? Sicher nicht ganz am Anfang.

    Zur Verkürzung des Evangeliums, hier ein weiterer köstlicher Auszug aus The King Jesus Gospel:

    John Piper, one of America’s most influential pastors and authors — and deservedly so — at a big conference in April of 2010 asked this question: “Did Jesus preach Paul’s gospel?”
    Isn’t the more important question about whether Paul preached Jesus’ gospel? Moreover, there’s another problem: Piper’s assumption is that justification is the gospel.
    The Calvinist crowd in the USA — and Piper is the leading influencer in the resurgence of Calvinist thinking among evangelicals — has
    defined the gospel in the short formula “justification by faith.” But we have to ask whether the apostles defined the gospel this way.
    At an airport, I bumped into a pastor I recognized, and he offered a more extreme version of what we saw in Exhibit B. He asked me what I was writing, and I replied, “A book about the meaning of gospel.” “That’s easy,” he said, “justification by faith.” After
    hearing that quick-and-easy answer, I decided to push further, so I asked him Piper’s question: “Did Jesus preach the gospel?” His answer made me gulp. “Nope,” he said, “Jesus couldn’t have. No one understood the gospel until Paul. No one could understand the gospel until after the cross and resurrection and Pentecost.” “Not even Jesus?” I asked. “Nope. Not possible,” he affirmed. I wanted to add an old cheeky line I’ve often used: “Poor Jesus, born on the wrong side of the cross, didn’t get to preach the gospel.
    For this pastor, the word gospel means “justification by faith,” and since Jesus really didn’t talk in
    those terms, he flat out didn’t preach the gospel. Few will admit this as bluntly as that preacher did, but I’m glad some do. This view is wrong and wrongheaded.

    Einfach großartig.

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  7. David,

    ja, einfach großartig! (zumal ich laut deinem Eingangssatz ab sofort keinen Widerspruch mehr von dir fürchten muss;-)).

    Zum einen predigte Christus Zeit Lebens das Evangelium, das auch Paulus predigte.

    Besser noch: er predigte später durch Paulus.

    Selbst Johannes der Täufer hat schon dieses Evangelium gepredigt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!“.

    Und die Predigt an Nikodemus: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ war doch wohl eine klare Ansage.

    Obendrein hat Christus angekündigt, dass er noch mehr zu sagen hätte, dies jedoch später mit Hilfe anderer durch die Kraft des Heiligen Geistes tun würde, weil die Leute es noch nicht verstehen würden:

    „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden.“

    Wenn deine Zeit es erlaubt, kannst du uns mal erklären, wie du, bzw. Mr. Mcknight, darauf kommen, dass Jesus nicht dasselbe Evangelium gepredigt habe wie Paulus.

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  8. p.s.
    Dazu passt, dass der auferstandene Christus zu Ananias von Paulus sagt: “Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen.”

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  9. @David
    Hallo, ich wiederholen Dich noch mal:

    “Wir mögen vielleicht viele Bekehrte in unseren Kirchen haben, aber wie viele Jünger wir haben, die den Auftrag eines Jüngers aufnehmen, kann sich jeder selbst denken.”

    Ja, wo kommen die “vielen Bekehrten” nur alle her, die nicht wissen, was es heißt, ein Jünger zu sein, weil es so wenige predigen?

    Das liegt an einer allzu niederschwelligen und mieslehrigen Bekehrungspraxis (z.B. JesusHouse), die weder echte Buße fordert noch klar macht, wie viel mit dieser Entscheidung auf dem Spiel steht – Himmel oder Hölle! Von einer engen Pforte gar nicht zu reden.
    Wer aber biblisch predigt, der hat vielleicht nicht so “viele Bekehrte”, aber dafür (wenige) echte Jünger, die wissen, “worum” es geht.

    Vor Antiochia gab es noch keine “Christen” – nur Jünger – den Namen »bekamen« sie ja erst da.

    Mister Benedikt Peters hatte mal (in etwa) ganz treffend formuliert, dass er Jüngerschaft nicht so explizit ausführen will, weil jeder echte Christ ein Jünger ist, dass sollte keine Frage sein. Man kann das nicht trennen, denn Jüngerschaft ist Teil der Rettung.

    Aber wo die klare Lehre fehlt, da kommt raus, was rauskommen muss.

    Deswegen darf man aber die Bekehrung als solche nicht geringschätzen oder gar unbiblisch abtun (a la Watson)

    Zu fragen, wann die 12 sich “bekehrt” haben, ist allerdings auch eine Frage, die »vor« Pfingsten gestellt wird. Die Wiedergeburt wird wohl “erst” Pfingsten passiert sein.
    Genauso wie die ganze Zeit der Apostel nicht ohne weiteres nach heute übertragbar ist, weil sie absolut einzigartig ist und sie es so nie wieder geben kann.

    Nach Pfingsten kann man schon besser was dazu sagen – Petrus Pfingstpredigt mit den Tausenden, Cornelius, Kerkermeister
    … . Da gab es sehr klare Bekehrungen und von Paulus heißt es in der Apg 14,21 Und als sie jener Stadt das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und Ikonion und Antiochia zurück. .
    Ist schon sehr klar, oder?

    Nicht nur Jesus predigte die Buße, was definitiv einen markanten Wendepunkt darstellt.

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  10. Noch ein Wort zu den „endlosen Kommentardebatten“:

    Tobias bearbeitet in seinem Blog anspruchsvolle und relevante Themen, die nicht mit einem „like it“ oder „Super, Toby, du hast mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, weiter so!“ todgelobt zu werden wollen, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung verdienen.

    Lieber Toby,

    Ich stimme dir in deinem Einwand/Frage an David zu: Jedes Kind Gottes zeigt ein gewisses Maß an Familienähnlichkeit und lässt das Wesen und die Art Christi in seinem neuen Leben sichtbar werden; also: keine Antithese von Christsein und Jüngerschaft.

    Lieber David,

    Ich stimme dir ebenfalls darin zu, dass Christen in der Gefahr stehen, „den Geist zu dämpfen“, mit anderen Worten, das im christlichen Sinne „natürliche“ Ausleben des neuen Lebens, sei es durch Angst oder durch falsche Lehren, zu unterdrücken, so dass eine Diskrepanz zwischen ihrem Christsein und ihrer Jüngerschaft besteht.
    Das geschieht zum Beispiel im Bereich der Geistesgaben, oder auch im Bereich gesellschaftsrelevanten Handelns.
    Ganze Generationen von Christen waren, nicht zuletzt durch die Lehren John Nelson Darbys, der Auffassung, gesellschaftsrelevantes Handeln, Einmischung der Christen in die Politik etc. sei unbiblisch und daher tabu, und das Mandat der Christen beschränke sich darauf, Einzelne „wie ein Brand aus dem Feuer zu reißen“.

    Ich will lediglich sagen: Das calvinistische System bildet die theologische Grundlage, all die wichtigen Aspekte des Christseins und des Glaubens in ihrer Symmetrie und ihrer Funktion zu halten, ohne sie auf Kosten anderer Aspekte exklusiv hervorzuheben und so zum „Markenzeichen“ von Bewegungen und Denominationen zu machen.

    Antworten
  11. @david: Danke für deine Antworten.
    Ich kann das mit dem “Jüngersein” gut verstehen, ich würde vielleicht von geistlicher Reife oder Charakterentwicklung sprechen, geht aber wohl in dieselbe Richtung. BEi der “apostolischen Beziehung” habe ich immer noch ein Unwohlsein, vielleicht verstehe ich es noch nicht richtig. Es hat nichts mit Freundschaft zu tun, sondern sucht sehr offen und direkt das evangelistische Gespräch, oder?

    Leider gibt es kein Emailabo für Kommentare (oder????).

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  12. Hi Toby,

    gern. Ich bin mir nicht sicher, was du mit geistlicher Reife oder Charakterentwicklung meinst, von daher weiß ich nicht, ob wir dasselbe meinen.
    Bei allen Disciple Making Movements, die dann auch CPMs zur Folge haben, ist ein Punkt zentral: obedience based discipleship.
    Im Prinzip: Nicht derjenige ist reif, der viele Dinge “weiß”, sondern derjenige, der das TUT, was Jesus gesagt hat (zB Joh 14,15.21.23).
    In meinem Post Zum Ungehorsam trainiert? schreibe ich dazu mehr.
    Das ist für mich auch wohl die größte Systemkritik an dem klassischen gottesdienstzentrierten Kirchensystem.
    Ich würde sogar soweit gehen, dass selbst die beste “richtigste” Predigt nicht hilft, weil in unseren Köpfen eben ist, dass ich jetzt wieder was Neues “gelernt” habe, dabei es aber völlig egal ist (oder dem Zufall überlassen wird), ob ich das Gehörte auch in die Praxis umsetze.
    In obedience based disciplemaking movements (gehorsamorientierten Jüngermachbewegungen) kann man zum Beispiel sehen, wie selbst frische Jünger, sich sofort in andere noch jüngere Christen investieren.

    Vielleicht hilft mein persönliches Mission Statement, um zu erklären, was ich sehen möchte:
    Ich setze alles mir mögliche dafür ein, dass das Evangelium in Wort und Tat verkündet wird, zum Glauben gekommene Menschen zu Jüngern gemacht und so Gemeinden gegründet werden, die sich multiplizieren. Glaubensanfänger sollen dabei auf so eine Art trainiert werden, dass sie nach einem Jahr bereits andere Menschen darin trainieren, das Evangelium an andere weiter zu geben.

    Zu den apostolischen Beziehungen: Ja, das trifft es in etwa. Nächste Woche kommt mein Post zum Thema “Heilen & Predigen” in der aktuellen Reihe, das erklärt es vielleicht nochmal, was in diesen gesandten Situationen passiert.

    LG aus Hamburg!
    David

    Antworten
  13. Aus einem Vortrag von Francis A. Schaeffer (Transcript von mir):

    “There is no use of evangelicalism seeming to get larger and larger, if at the same time an appreciable part of evangelicalism are getting soft at that which is the centre core, namely the scriptures. There is no use having greater numbers, if the whole thing is polluted. Our holding to a strong view of scripture, or not holding it, is the watershed of the evangelical world.”

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