“Was ist das Evangelium?”

Evangelium, Theologie

Diese Frage haben sich Walter Färber und Peter Aschoff im 2. Band der “Einfach Emergent Reihe” gestellt und haben ein spannendes kleines Buch geschrieben, was ich sehr empfehle. Es liest sich leicht und geht doch tief, wenn es von Gottes langem Marsch durch seine Welt erzählt. Ausgehend von Jesus, durch die wichtigsten Stationen der Kirchengeschichte bis heute wird das Evangelium in seinem jeweiligen kulturellen Verständnis und seiner Wirkung beschrieben: Eine spannende Geschichte… Hier die Einleitung:

Menschen sind die Worte, mit denen Gott seine Geschichte erzählt. (Edward Schillebeeckx) Die Frage, was das Evangelium denn sei, ist immer wieder verhandelt worden – oft auch sehr hitzig und kontrovers. Man hat versucht, es zum Zweck schnellerer Verbreitung in möglichst griffige Formeln und zum Zweck scharfer Abgrenzung in möglichst wasserdichte Bekenntnisse zu gießen. Interessant bleibt jedoch die Beobachtung, dass in der Heiligen Schrift ganz unterschiedliche Formulierungen des Evangeliums nebeneinander stehen und gut miteinander auskommen. Das liegt daran, dass es als Geschichte und Bewegung verstanden wird. In dieser Geschichte geht es um das Kommen Gottes in seine Welt: Er kommt in seiner Verheißung an Abraham und als Stimme aus dem brennenden Busch, in den Hoffnungs- und Klageliedern der Propheten. Er kommt in Jesus von Nazareth zu den „Sündern“ und den Armen und wird vom Establishment hingerichtet, von seinen Freunden verlassen. Er kommt in seinem Geist und setzt eine Bewegung in Gang, die bis an die Enden der Erde und das Ende der Zeit reichen soll. Diese Bewegung nachzuzeichnen und bei aller Vielfalt den inneren Zusammenhängen nachzuspüren haben wir hier versucht. Auf sehr begrenztem Raum – wusste doch schon der Evangelist Johannes: „Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste“. Aber eben nicht reduziert auf Lehrsätze, Prinzipien oder abstrakte Definitionen. Unsere Skizze ist eine Einladung an alle Leser, selbst Teil dieser Geschichte von Gottes langem Marsch durch seine Welt zu werden, und sie mit dem eigenen Leben weiterzuerzählen – in diesem doppelten Sinn: Dass sie durch und mit uns weitergeht und wir sie zugleich anderen mitteilen. Denn Gottes Wort kommt zu uns durch die Individualität von Menschen mit ihrer einmaligen Geschichte hindurch. Und ohne dich ist die Geschichte noch nicht vollständig.

52 Comments

  1. Wenn in der Bibel vom Evangelium die Rede ist, heißt es immer „das Evangelium“ mit unterschiedlichen Zusätzen, wie „… vom Reich Gottes“, „… von Jesus Christus“, „ des Friedens“, oder „… von der Gnade“, jedoch wird immer dasselbe Evangelium beschrieben, das diese Eigenschaften hat.
    Von „Geschichte und Bewegung“ wird nur insofern gesprochen, als dass dieses Evangelium an einem bestimmten, genau definierten Zeitpunkt („als die Zeit erfüllt war“) und nach Gottes ewigem Plan, in die Geschichte hineingekommen und in ihr ultimativ, ein für allemal offenbart worden ist.
    Seitdem findet eine stete, konzentrische Ausdehnung dieses Evangeliums („bis ans Ende der Welt“) statt.
    Inhaltliches Zentrum dieses Evangeliums ist eine Tat, das stellvertretende Sühneopfer („das Wort vom Kreuz“, “Friede durch sein Blut”) der zweiten Person des dreieinen Gottes.
    Dieses Evangelium befindet sich keineswegs im heraklidschen Sinne in geschichts- und kulturrelativer „Bewegung“, im Gegenteil: sein Inhalt ist für alle Zeiten und Kulturen festgeschrieben:
    „So jemand euch Evangelium predigt anders, denn das ihr empfangen habt, der sei verflucht!“

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  2. aller guten Dinge sind drei, deshalb noch ein letztes p.s.:

    “… und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu Fabeln kehren.”

    “… und nicht achten auf die jüdischen Fabeln und Gebote von Menschen, welche sich von der Wahrheit abwenden.”

    “… und nicht acht hätten auf die Fabeln und Geschlechtsregister, die kein Ende haben und Fragen aufbringen mehr denn Besserung zu Gott im Glauben”.

    “Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen”

    … soweit zur These des einen der beiden Autoren, dass in der Bibel Geschichten erzählt werden, die mit Karius und Baktus vergleichbar wären.

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  3. @hans-christian: die ersten beiden Einträge sind Interessant, den dritten hättest du dir sparen können. 🙂

    Also, die Frage nach dem “Evangelium” kann sicher von verschiedenen Seiten angeschaut und diskutiert werden, einmal, und da gebe ich dir recht, von der semantischen Weise , heißt, wie schauen uns lexikalisch die einzelnen Stellen des Wortes “euangelium” an. Eine andere wäre, dass man sich fragt, wie “die gute Nachricht” im jeweiligen Kontext verstanden wurde und was wir daraus lernen können. Darum geht es in diesem kleinen Büchlein vorrangig. Vielleicht war da meine Überschrift für dich irreführend, aber es gibt ja nicht nur da “refomierte” Verständnis des Evangeliums 🙂

    Dann würde ich beim Evangelium nie “Kreuz und Auferstehung” trennen, beides gehört für mich untrennbar zusammen und spiegelt die Mitte des Evangeliums wider.

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  4. Tobias,

    ja, vielleicht hätte ich mir Nr. 3 sparen können. Nur: der Punkt sagt einiges über die Hermeneutik dieses Autoren aus, was nicht ganz unerheblich ist. Du weißt sicherlich, was ich meine 😉

    Das wird auch schon aus den Formulierungen der Einleitung erkenntlich:

    Die permanent wiederholte Antithese des historischen, in Bekenntnissen, Grundsatzschriften und Dogmen artikulierten Christentums (in “griffige Formeln und zum Zweck scharfer Abgrenzung in möglichst wasserdichte Bekenntnisse” gegossen und “reduziert auf Lehrsätze, Prinzipien oder abstrakte Definitionen”) einerseits und des subjektiven Erlebens, verknüpft mit gesellschafts-transformatorischem Aktionismus anderseits – mit anderen Worten, die permanent beschworene Antithese von Religion und Ethik – ist für meinen Geschmack purer Humanismus.

    Walter Färber räumt ja wenigstens ein, dass es sich bei der emergent-missionalen Neuorientierung um eine „kopernikanische Wende“ größeren Ausmaßes handelt. Wenn ich auch eher eine „Wende“ von 360 Grad darin sehe, die mit Hilfe von Kants Kritiken, Hegels Dialektik und Kierkegaards Irrationalismus de- und neukonstruiert, so zeugt die Auffassung doch zumindest von ein wenig Einfühlvermögen, dass konservativen „Fundamentalisten“ bei solch halsbrecherischen Manövern schwindlig werden kann.

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  5. Naja, wenn es eine Wende um 360° ist, dann sind wir ja wieder am Ausgangspunkt! 🙂 Nein, im ernst, du würdest doch hoffentlich auch einen Unterschied zwischen der Bibel und den Interpretationen und Verständnissen der verschiedenen Bekenntnisse und dogmatischen Entwürfe machen, oder?

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  6. Natürlich.
    Unser credo-feindliches Zeitalter (obwohl ich ja mal die “Dogmen der modernen Theologie” gepostet hatte;)) sieht in ihnen Maßnahmen, sich einen Stammesgott, ein “Mas-Gottchen” zu zimmern.
    Berechtigung und Notwendigkeit der Bekenntnisse und Grundsatzschriften bestehen jedoch gerade darin, Gottes Offenbarung, den viel-geschmähten “biblischen Befund”, vor Fehldeutungen und Vereinnahmungen zu schützen.

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  7. “… wenn es eine Wende um 360° ist, dann sind wir ja wieder am Ausgangspunkt!”

    Genau! Wieder bei Kants epistemologischem Subjekt.

    Und wieder bei den drei Dingen, die der emergente Theologe sicher weiß:
    1) dass sich über Gott nichts Genaues sagen lässt.
    2) dass die postmoderne Theologie Recht hat
    3) dass der christliche Theismus orthodox- “fundamentalistischer” Prägung Unrecht hat.

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  8. Interessant.

    Jetzt sagt doch mal, Ihr “Emergenten”:

    Vertretet Ihr das wirklich?
    Dass sich über Gott NICHTS [das steht da ja wirklich!] Genaues sagen lässt?

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  9. äh, verstehe ich nicht, wer hat das denn gesagt?

    Schon in der Einleitung in diesem Büchlein, wird ja allerhand über Gott ausgesagt:
    In dieser Geschichte geht es um das Kommen Gottes in seine Welt: Er kommt in seiner Verheißung an Abraham und als Stimme aus dem brennenden Busch, in den Hoffnungs- und Klageliedern der Propheten. Er kommt in Jesus von Nazareth zu den „Sündern“ und den Armen und wird vom Establishment hingerichtet, von seinen Freunden verlassen. Er kommt in seinem Geist und setzt eine Bewegung in Gang, die bis an die Enden der Erde und das Ende der Zeit reichen soll. Diese Bewegung nachzuzeichnen und bei aller Vielfalt den inneren Zusammenhängen nachzuspüren haben wir hier versucht. Auf sehr begrenztem Raum – wusste doch schon der Evangelist Johannes: „Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste“

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  10. Sönke,

    wenigstens stimmst du Punkt 2 und 3 zu;)

    Ich behaupte Punkt 1 aus folgendem Grund:

    Emergente Theologen verstehen es, orthodoxe Terminologie mit gegensätzlicher inhaltlicher Füllung anzuwenden.

    Sie werden nicht müde zu betonen, dass Gott sich nicht durch konkrete, gar systematische Aussagen einsperren lässt, dass sich über diesen „Gott an sich“ nichts sagen lässt, weil er „frei“ sein muss.

    Eine Aussage über Gott ist falsch, weil es eine Aussage über Gott ist, über den man laut Bonhoeffer, in Anlehnung an Kierkegaard, nur schweigen kann.

    Seine Beziehung in Christus zur Schöpfung, insbesondere zum Menschen, ist das einzig Relevante. Selbst auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Die Christozentrizität postmoderner Theologie ist in Wahrheit anthropozentrisch.

    Die wahren Feinde Gottes sehen emergente Theologen nicht in den Gottlosen, sondern in den „beati possidentes“, denen, die meinen, die „alleinige Wahrheit“ zu besitzen, weil es über Gott keine alleinige Wahrheit geben kann, denn Wahrheit ist relativ, sie entsteht, wie Kunst, im Auge des Betrachters.

    Wir haben es weder in der Schöpfungsgeschichte, noch in der Heilsgeschichte mit historischen Ereignissen zu tun, sondern mit Metaphern (der erste Adam für unser altes, niederes, zum Bösen geneigtes Wesen, der zweite Adam, Christus, für unser höheres, ideales Wesen) und Geschichten, die dann sinnvoll und wahr sind, wenn sie etwas bewirken (siehe Karius & Baktus; auch Deweys Utilitätsdenken hat seine Duftmarke in diesem hybriden Mix moderner Philosophie hinterlassen).

    Und natürlich ist Gott nicht nur der Unbekannte, Ferne, andernfalls wäre er ja völlig irrevant, sondern er wandelt sich, der Dialektik sei Dank, in sein Gegenteil und ist gleichzeitig der ganz Vertraute und Nahe.

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  11. Da ich kein “emergenter Theologe” bin, kann ich Deine Punkte 2) und 3) nicht beurteilen – und von daher auch nicht zustimmen.

    Jedenfalls stellst Du schon wieder ganz schön steile Behauptungen auf, und mich interessiert halt einfach, ob diejenigen, denen Du diese Ansichten zuschreibst, sie bestätigen können.

    Deshalb meine Fragen.

    Du schreibst:

    Die “Emergenten” verträten, dass wir es in der Heilsgeschichte nicht mit historischen Ereignissenzu tun haben.

    Und ich frage erneut: Ist das so?

    Nach meiner Beobachtung – auf diesem Blog und anderswo – werden beispielsweise die Menschwerdung und die Auferstehung als historische Ereignisse stets vorausgesetzt.

    Oder sehe ich das falsch?

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  12. Lieber Hans-Christian, du wirst auch nicht Müde immer wieder dasselbe zu wiederholen, aber dadurch wird es leider nicht richtiger und schon gar nicht wahrer! natürlich findest du für alle deine Aussagen irgendeinen Theologen auf den das zutrifft. Aber schon der Terminus “emergente Theologen” ist irreführend, da ich zumindest keinen kenne. Du liebst Verallgemeinerungen, aber ich glaube, dass sie hier nicht hilfreich und zielführend sind. Ich kann hier auch nur für mich sprechen, aber ich habe weder dich zum “Feind”, noch irgendeinen, der behauptet, dass er oder sie die alleine Wahrheit besitzt. Ich stimme dieser Person einfach nicht zu und dies mit guten Grund, aber deshalb würde ich sie niemals als Feind benennen!

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  13. P.S. Noch was konstruktives zum ursprünglichen Thema! 🙂

    Das “Evangelium” wird im NT ja sehr vielfältig gebraucht und schon da ist eine große Dynamik zu spüren, es wird sowohl auf seinen Sender (Gott, Jesus Christus), der Überbringer (Evangelisten), dem Adressaten (für Alle), als auch seinem Inhalt (vom Reich Gottes) näher beschrieben. Genau darum geht es dann auch in dem Buch….

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  14. Lieber Toby,

    die emergente Bewegung ist programmatisch dezentral und uneinheitlich.
    Zitiert oder skizziert man einen, sagen die anderen: “Da hinten läuft er, das war ich nicht”,
    oder: “Das sagt keiner, den ich kenne, und wenn schon, ist das unbedeutend, weil es ‘den emergenten Theologen’ nicht gibt.”

    Lieber Sönke,

    ich habe gleichzeitig geschrieben, dass emergente Theologen die Sprache der Orthodoxie wohl noch benutzen, doch die Inhalte anders füllen: Menschwerdung, Kreuzestod, Sühneopfer, Auferstehung … alle diese Begriffe stehen zur Umdeutung zur Disposition.

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  15. Ja, Hans-Christian, geschrieben hast Du das wohl.

    Es ist aber zu befürchten, dass eine direkte Nachfrage an die Adresse der “Emergenten” dasselbe Ergebnis brächte wie die bisherigen zwei:

    Fehlanzeige.

    Die Emergenten finden sich in dem, was Du andauernd über sie behauptest, also offenbar überhaupt nicht wieder.

    Gibt Dir das wirklich kein bisschen zu denken?

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  16. Lieber Sönke,

    Was ich über „die Emergenten“ schreibe, entnehme ich ihren eigenen Verlautbarungen.
    Ich habe nur das getan, was emergente Denker täglich tun, nämlich versucht, den Kontext, in diesem Fall denjenigen zeitgenössischer Philosophie, herzustellen.

    Und mit emergenter „Umdeutung“ der Begriffe meine ich auch nicht das Bemühen, analog zu Gottes geschriebener Offenbarung zu einer exakteren Interpretation des Heilsgeschehens zu gelangen, sondern vielmehr Anpassung an die kognitiven Fähigkeiten und Bedürfnisse post-moderner Menschen, deren existentialistisches Daseinsverständnis nun mal mit bestimmten Konzepten, wie punktueller Schöpfung, Erbsünde, stellvertretendem Sühneopfer, geschweige denn, „Folterhölle“ überhaupt nichts mehr anfangen kann.

    So wahrt man ihre existentialistische Autonomie und vermittelt gleichzeitig das dialektische Prinzip Hoffnung, dass in Christus „irgendwie“ die gesamte Schöpfung umfassend erlöst ist und am Ende „die Liebe“ den Sieg davonträgt.

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  17. Nein, eben leider nicht.

    “Ihre eigenen Verlautbarungen” sind dem, was Du schreibst, ja ganz entgegengesetzt – wie die Fragen und Antworten hier gezeigt haben.

    So bleibt leider die Erkenntnis:

    Doch nur wieder die übliche Leier “wer die Dinge anders sieht als WIR, ist ein Verfälscher des Evangeliums”.

    Schade eigentlich.

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  18. Einmal in die Runde fragen und alle (eigentlich nur einer) zuckt die Achseln, kann man ja wohl kaum als solide Recherche bezeichnen. 😉

    Ich meinerseits lese seit Jahren emergente Blogs (Dosi, Toby’s, Aschoffs und Rolf Krügers etc.), sehe Interviews (mit Bell, Wright, Willard u ä.), beteilige mich intensiv an Endlosdebatten und versuche der Sache näher zu kommen, und du redest von “alter Leier”?
    Wo bleibt denn da die Sachebene?

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  19. Naja..

    Toby macht hier Werbung für ein Buch, in dem sich verschiedene Christen Gedanken machen über das Wesen des Evangeliums..

    und eines der ersten Dinge, die Dir dazu einfallen, klingt so:


    “… und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu Fabeln kehren.”

    “… und nicht achten auf die jüdischen Fabeln und Gebote von Menschen, welche sich von der Wahrheit abwenden.”

    “… und nicht acht hätten auf die Fabeln und Geschlechtsregister, die kein Ende haben und Fragen aufbringen mehr denn Besserung zu Gott im Glauben”.

    “Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen”

    … soweit zur These des einen der beiden Autoren, dass in der Bibel Geschichten erzählt werden, die mit Karius und Baktus vergleichbar wären.”

    Wo genau war da jetzt nochmal die Sachebene? 😉

    Im Übrigen:
    Ich fühle mich nicht berufen, die “emergente Szene” hier in Schutz zu nehmen.
    Dafür kenne ich sie viel zu wenig.

    Und einiges [etwas die Rede vom “postmodernen Menschen”] liegt mir auch nicht besonders nahe.

    Was mich bei Dir nur stört, ist dass die Urteile immer schon fertig sind – schnell, quadratisch, praktisch.

    ZUHÖREN scheint irgendwie nicht mehr sonderlich wichtig zu sein:

    Der Bibel nicht – denn egal, wer mit den von Dir zitierten Aussagen ursprünglich gemeint war und was die Autoren eigentlich sagen wollten, wir schreiben es hier einfach mal hin, klingt ja gut!

    Und anderen irgendwie auch nicht wirklich:

    Das habe ich spätestens gemerkt, als Du mir mal eben zwischendurch eröffnet hast, dass ich “eigentlich auf der Seite der Ungläubigen” stehe.

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  20. Zu deinem Zitat meines Zitats:

    Du hast mich leider missverstanden:
    Ich habe die 4 Bibelverse als Argument gegen Aschoffs These angeführt, dass wir es in der Bibel mit Geschichten (“Fabeln”) zu tun haben, deren Wahrheitsgehalt sich an ihrer Wirksamkeit bzw. Nützlichkeit misst, wie die Geschichten von Karius und Baktus.

    Und dass ich dir vorwarf, “auf Seiten der Ungläubigen” zu stehen, war absolut nicht persönlich gemeint. Es bezog sich lediglich auf eine Schwachstelle deiner Argumentation, die dir nicht bewusst war. Tut mir leid. Ich halte dich für einen absolut ernsthaften Christen.

    Und was die Quadrathaftigkeit meiner Argumente betrifft:
    Blogs eignen sich m. E. nicht für seitenweise Ausführungen, sondern leben durch prägnante Kürze und Klarheit. Deshalb häufig mein Stenogrammstil.

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  21. p.s. Das Problem ist doch folgendes:

    Wenn du dem (post-)modernen Menschen nicht konsequent die Absurdität und Irrationalität seines Denkens vor Augenm führst und den christlichen Theismus als einzig viel versprechende Alternative und Herausforderung dagegen setzt, wird er sagen:

    “Vielen Dank, dass du mir so nett und einfühlsam entgegenkommst, meine Prämissen und mein Verständnis vom Gesetz der Kontradiktion zu übernehmen. Danke auch, dass du für mich anstößige Konzepte aus deinem Repertoire streichst.
    … nur eines kann ich nicht erkennen: Wozu sollte ich Jesus brauchen?”

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  22. sorry, nochmal p.s.
    und wenn die Unterhaltung an dem Punkt angelangt ist, hast du nichts mehr zu bieten, denn du hast dem (post)modernen Menschen bereits Recht gegeben.
    Da nützt auch kein Hinweis auf gesellschafts-transfortorische Erfolge, denn in seinem Denken sind die Humanisten eh die besseren Menschen.

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  23. Tja, schon wieder so etwas.

    Was “der postmoderne Mensch” nicht so alles tut und denkt.

    Nur:

    Wo sind die denn bloß alle??
    Die können doch nicht alle unterirdisch leben, in irgendwelchen Gängen, oder?!

    Ich würde einfach gerne mal jemanden hören, der das bestätigt, “ja, der Hans-Christian hat recht, so sehen wir das – und wir stehen dazu!”

    Stattdessen geht es mir so, dass ich gelegentlich in “emergenten” Dingen herumstöbere..manches gut finde, manches anders sehe..aber nur (!) bei Dir lese, dass sie im Grunde genommen alles Historische aus dem Christentum herausstreichen, lediglich die christlichen Vokabeln benutzen und mit dem stellvertretenden Sühneopfer Jesu nichts anzufangen wissen.

    Was ich lese und höre, bestätigt diese Behauptungen einfach nicht.

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  24. Hallo Sönke,

    ich verstehe den Hans-Christian schon und würde viel unterstreichen, was er sagt.
    Aber es ist auch wahr, dass der Herr Aschoff meines Erachtens kaum ernst über das Evangelium schreiben kann, wenn er die ersten 11 Kapitel der Bibel für Mythen hält (Wenn ich ihn da richtig verstanden habe- Auf seinem Blog unter “Karius und Baktus+Kommentare). Streicht man die nämlich weg, dann wird Jesus ebenfalls unglaubwürdig, weil er einige eigene Aussagen mit Aussagen aus eben diesem Teil der Bibel unterstreicht und belegt. Auch der Hebräerbrief läßt wenig Interpretation für Mythen, sondern berichtet von historischer Geschichte und historischen Personen.
    Ich frage mich dann schon, wie das zusammen passt – die Bibel anzweifeln und sich dann mit dem Herzstück von ihr zu beschäftigen. Wer die Bibel ernsthaft als Gottes Wort anerkennt, der steht unter Ihr und wird sich hüten, selbst zu beurteilen, was “sinnig” und “stimmig” am Worte Gottes ist. Der Teufel hat damit weniger ein Problem und wir tun gut, jenem in uns keinen Raum durch ein “sollte Gott gesagt haben” zu geben.

    Antworten
  25. Hallo Hanex,

    bestimmte Texte in ihrer literarischen Form zu bestimmen (“Mythen”), bedeutet ja keinesfalls, “die Bibel anzuzweifeln”.

    Ganz im Gegenteil:

    Schwierig wird es eher, wenn man sie gegen ihre Intention zu Tatsachenberichten umfunktioniert, weil so oft ihre tatsächlichen Anliegen nicht so zur Geltung kommen, wie sie eigentlich sollten.

    Man kann das übrigens an den Texten selber sehr schön nachweisen:

    Ein Bericht hat bestimt Merkmale, eine Erzählung wieder andere – und eine Sage eben noch einmal andere.

    Um so etwas festzustellen, muss man allerdings weder “emergent” sein noch ein Verfälscher des Evangeliums.

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  26. Die Genesisgeschichte “gegen ihre Intention zu Tatsachenberichten umfunktioniert” haben dann, nach Jesus, auch Petrus (2.Pet 2,5 “…bewahrte Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, selbacht und führte die Sintflut über die Welt der Gottlosen”), Paulus (Röm 5,14-19; 1Tim 2,13) und der Schreiber des Hebräerbriefes (die Glaubenshelden Abel, Henoch …).

    Wären sie schon mit den kritischen Methoden der Aufklärung vertraut gewesen, hätte ihre Argumentation gewiss anders augesehen.

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  27. “… so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen.”

    “… also auch durch eines Gehorsam werden viele Gerechte.”

    Nehmen wir Römer 5 die Argumentationsgrundlage, so sollten wir konsequenterweise auch auf die Schlussfolgerungen verzichten, die ja nun in der Luft hängen.

    Ist die linke Seite der Gleichung ein nicht-historischer Mythos, so gilt dies auch für die rechte Seite der Gleichung.

    Wir sollten uns bewusst werden, nicht nur was, sondern auch, an wen wir etwas aus der Hand geben und welches die Konsequenzen sind.

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  28. Das verstehe ich nicht.

    Warum ist der Sündenfall ein “nicht-historischer Mythos”, nur weil ihn 1.Mose 3 in der Sprache und Vorstelungswelt seiner Zeit schildert??

    Und die Frage des richtigen Verständnisses von Texten muss sich schon an den Texten selber entscheiden und nicht an späteren Notizen an anderer Stelle (in diesem Falle im NT).

    Es geht letztlich einfach darum, der AUSSAGEABSICHT von Texten gerecht zu werden!

    Und das geht nicht gut, wenn man nicht ihre literarische Form berücksichtigt.

    Ein einfaches Beispiel:

    Aufgrund von Matth. 7,14 “schmal ist der Weg, der zum Leben führt und wenige sind, die ihn finden” wurde verschiedentlich behauptet, dass die Bibel lehre, dass nur (verhältnismäßig) wenige Menschen gerettet werden.

    In Wahrheit handelt es sich allerdings um einen prophetischen Weckruf, mit dem Jesus die Menschen wachrütteln will!

    Die Aussageabsicht dieses Textes ist es nicht, zu informieren, sondern wachzurütteln und zur Umkehr zu bewegen!

    Wenn man diesen Text nun aber gegen seine Abischt zu einer reinen Information macht, verkehrt man seine Aussage geradezu in sein genaues Gegenteil!

    Vergleiche mit der Geschichte von Jona:

    “Noch vierzig Tage und Ninive wird zerstört!” war die Botschaft, aber ihr Sinn lag eben gerade darin, dass Ninive NICHT zerstört werden musste!

    Genauso sagt Jesus “nur wenige werden gerettet”, damit eben NICHT nur wenige gerettet werden!

    An solchen Stellen zeigt sich immer wieder, wie sehr ein scheinbar “wörtliches” Verständnis von Bibeltexten danebengehen kann, wenn es nicht die jeweiligen Sprachformen berücksichtigt!

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  29. “Und die Frage des richtigen Verständnisses von Texten muss sich schon an den Texten selber entscheiden und nicht an späteren Notizen an anderer Stelle” (Sönke)

    Möchtest du damit andeuten, dass die mosaischen Schriften sich selbst als eindeutig mythologisch identifizieren?
    Wenn die Texte selbst die Frage nicht eindeutig beantworten, legt die Schrift sich selbst durch Analogstellen aus.

    Im Fall von Ninive war die Vernichtung konditional angekündigt worden: “Vierzig Tage” steht für Gottes Langmut, die zur Umkehr führen sollen und in diesem Fall auch führte.

    Das gilt nicht für Mt 7,14. Gewiss wollte Christus auch warnen, doch es wird ein Gericht mit “Böcken und Schafen” geben, und es wird eine Ernte mit Weizen und Unkraut geben, und es wird viele geben, die die Warnung in den Wind schlagen werden.

    Es wird “eine große Schar aus allen Völkern und Nationen” errettet werden.

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  30. “Wären sie schon mit den kritischen Methoden der Aufklärung vertraut gewesen, hätte ihre Argumentation gewiss anders augesehen.”

    q.e.d.
    😉

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  31. hmmm … in ceterum censeo:

    Bewiesen wäre lediglich, dass (viele) emergente Theologen ihre “kopernikanische Revolution” nur bewerkstelligen können, indem sie sich fröhlich im Markt der Möglichkeiten moderner Philosophie bedienen und mit beiden Füßen fest auf dem Boden Kants stehend, kritischer und rationaler sind als Kant (und Semler und Bultmann), dialektischer als Hegel (und Barth), historisch bewusster als Gadamer und Dilthey (und Ritschl), irrationaler als Kierkegaard.
    Ihre kopernikanische Wende verläuft deshalb umgekehrt, als sie von ihnen propagiert wird:

    Die Sonne ultimativen Bezuges menschlicher Aussage dreht sich nicht mehr um die geschriebene Offenbarung Gottes, sondern um den geschichts- und kulturrelativen, kritischen, autonomen Verstand des Menschen.

    ∎ q.e.d. 😉

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  32. Ich muss ja zustimmen, dass in unseren Breiten emergentes Gedankengut augenblicklich die Lufthoheit hält. War es nicht schon immer so mit den verschiedenen “Winden der Lehre”?

    p.s. die Worterkennung ist: madmanC
    Was soll ich denn davon halten? 😉

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  33. Kurzer Disclaimer vorneweg: Ich glaube, dass das Evangelium mehr ist als nur die Botschaft von individueller Eretttung, sondern Gottes rettendes, versöhnendes und neu-schaffendes Handeln an seiner Schöpfung umfasst. Und ich möchte auch keinen “Ketzer-Lackmustest” herumreichen. Aber was würdest Du jemandem antworten, Tobi, der Dich fragt: “Was muss ich tun, um erettet zu werden?”

    Daniel

    Antworten
  34. Ach, da würde mich noch einiges mehr interessieren.
    Z. B. Erlösung wovon eigentlich?
    Wie wird sie bewerkstelligt?
    Und wieso muss ich überhaupt was tun, wenn Rob Bell doch sagt, dass die Liebe auf alle Fälle immer gewinnt?

    Antworten
  35. @db: ist natürlich jetzt eine theoretische Frage, weil es natürlich darauf ankommt, wer diese Person ist, was sie ausmacht und wo sie herkommt. Aber so ad hoc würde ich dieser Person die große Geschichte Gottes mit den Menschen erklären, von den Stammvätern, dem Volk Israel, den Propheten und dann von Jesus, dem Sohn Gottes, der Mensch geworden ist um die Beziehung zum Vater wieder herzustellen, der dies auf Erden gelebt hat bis zum Tod und dort selbst den Tod überwunden hat und Auferstanden ist. IN dieser Auferstehungskraft können wir heute leben und erleben wir Versöhnung zwischen Gott und den Menschen möglich ist. Ja, so ähnlich würde ich es ihm erzählen udn mit ihm gehen und erklären, dass es sich lohnt diesem Jesus nachzufolgen….

    Antworten
  36. @ Tobias: Danke für Deine Antwort! Vielleicht haben wir ja demnächst noch gelegenheit das im “Echtleben” zu vertiefen – ich habe vor, auf die Tagung in Herrenberg Anfang Januar zu kommen (könntest Du hier ja auch mal bewerben 🙂

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  37. Anonymous

    Ich fände als Überschrift: “Die Sanfte umdeutung des Evangeliums” angebrachter.

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