Vor gut 30 Jahren habe ich in der badischen Landeskirche mein erstes Abendmahl am Gründonnerstag zu mir genommen und ich habe nicht die allerbesten Erinnerungen daran, ich habe es eher bedrückend und beschwerlich empfunden. Krampfhaft habe ich versucht, um die Vergebung meiner Sünden zu bitten und nur keine zu vergessen. Seitdem habe ich in vielen unterschiedlichen Formen und Kirchen das Abendmahl zu mir genommen und eine richtig befreiende Atmosphäre war eher selten dabei. Dabei ist genau dies ein zentraler Punkt beim Abendmahl. Es ist interessant, dass die Einsetzung des Abendmahls im Neuen Testament (Lukas 22,7-23) nicht auf das jüdische Versöhnungsfest fällt (Jom Kippur), sondern auf das Fest der Befreiung aus der Sklaverei (Passa). Wir teilen Brot und den Wein mit allen, die zusammen gekommen sind, werden gestärkt und dann ausgesandt. Das Abendmahl ist dabei ein Bild des Teilens, das ganz einfach und praktisch Menschen einlädt, sich an Gottes großem Tisch zu versammeln. Dort ist für sie alles bereit, was sie zum Leben brauchen: Brot und Wein, Sinnbild für Christus, der uns durch seine Auferstehung aus dem alten Muster des Todes in ein Leben der Erneuerung führt. Dieses befreien und Teilen bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens. Es sind genügend Ressourcen auf der Erde vorhanden und es ist unsere Aufgabe, sie gerecht zu verteilen. Unser Auftrag umfasst geistliche und materielle und geistige Güter, die wir mit Menschen teilen. Alles, was wir haben, teilen wir, so wie Christus seinen Leib für alle gegeben hat. Das Abendmahl ist kein individualistisches Mahl, sondern ein Gemeinschaftsmahl mit globalem Ausmaß der Gemeinde Christi weltweit. Bei diesem Gemeinschaftsmahl komme ich selbst nicht zu kurz, da ich ja Teil des Gebens und Nehmens bin.
Was bitte soll ein “jüdisches Versöhnungsmahl” sein. Jom Kippur kenne ich. Da wird gefastet, und zwar 25 Stunden.
Vor kurzem habe ich eine theologische Doktorarbeit gelesen. Daraus ergab sich, daß die Datierung von der Einsetzung des Abendmahls durchaus kontrovers diskutiert wird und umstritten ist, inwieweit das mit Pessach was zu tun hat.
danke, Verschreiber, muss tatsächlich “Versöhnungsfest” heißen! Ja, habe auch davon gelesen,
Ja, habe auch davon gelesen, welche Arbeit war das?
aaalso, ganz optimal wäare Versöhnungstag. “Fest” klingt bei einem Fastentag irgendwie schräg 🙂
Die Arbeit entstand an der kath. Fakultät der FU Berlin zu Passah-Feiern in evang. Kirchengemeinden in Bereich der EKBO.
Das Jesus-Ikea-Buch hat übrigens noch nicht seinen Weg zu mir gefunden. Ich hatte die Adresse an die Instituts-eMail geschickt.
Kannst du die Adresse noch mal an tobias.faix@m-b-s.org schicken? Die empirica info adresse macht gerade ärger und kommt bei mri nicht an…
Hallo! Vielen Dank Toby für diesen guten Beitrag. Kleine Anmerkung zum Thema “Datierung”: Dass das letzte Abendmahl etwas “mit Passa zu tun hat”, ist soweit ich das sehe, auch in der kritischen Forschung unumstritten, da es ja zumindest in unmittelbarer Nähe zum Passafest stattfand. Umstritten ist, ob es ein “echtes” Passamahl war oder nicht. Manche Kommentatoren gehen davon aus, dass ein “normales” Abendessen Jesu von den neutestamentlichen Verfassern erst nachträglich zu einem “Passamahl” umstilisiert wurde (Grundmann, Lührmann, Gnilka). Andere glauben, dass Jesus sich mit einer “Anti-Feier” ganz bewusst vom jüdischen Passafest absetzen wollte (Schniewind, Rengstorf, Ernst). Es gibt aber m.E. gute historische Gründe, den Berichten der Evangelien zu trauen: Diese beschreiben das letzte Abendmahl ganz offensichtlich und übereinstimmend als ein echtes Passamahl (ohne “Anti-Charakter”), auch wenn es möglicherweise einen Tag früher gefeiert wurde, als es der offizielle Kalender vorschrieb. Mehr dazu <a href=”http://books.google.de/books?id=a_kKgpyzc8UC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA493#v=onepage&q&f=false>hier</a> 😉
Danke!
Das Buch kenn ich! 🙂